Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Foto: Freepik
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Nachspiel von Nerz-Massentötung für Regierungschefin

KOPENHAGEN: Die Massentötung von Millionen Nerzen aus Corona-Sorgen holt die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen ein Jahr später wieder ein. Wie eine zur Untersuchung des Vorgehens eingesetzte Kommission am Mittwoch verschiedenen dänischen Medien mitteilte, hat man vergebens versucht, bestimmte SMS-Nachrichten aus der Zeit zu erhalten, in der die Entscheidung zum Keulen der Pelztiere getroffen wurde. Der Grund: Frederiksen und drei ihrer engsten Mitarbeiter hatten ihre Telefone demnach so eingestellt, dass SMS automatisch nach 30 Tagen gelöscht wurden.

Die Nerz-Kommission wurde eingesetzt, um zu untersuchen, was im November 2020 in dem auch international aufsehenerregenden Fall genau passierte. Damals hatte Frederiksen verkündet, dass sämtliche Zuchtnerze im Land getötet werden sollen - diese Tiere wurden bis dahin in Dänemark für die Herstellung von Pelzen gezüchtet. Es handelte sich um etwa 15 Millionen Tiere. Als Grund für den rigorosen Schritt war angeführt worden, dass das Coronavirus in den Nerzen mutiert sei und sich auf den Menschen übertragen habe.

Wie sich später herausstellte, fehlte für die Maßnahme aber die rechtliche Grundlage. Diese wurde erst im Nachhinein geschaffen. Der damals zuständige Lebensmittelminister Mogens Jensen trat im Zuge der Kontroverse zurück.

Bei ihren Untersuchungen hatte die Kommission auch um den Nachrichtenverlauf zentraler Personen aus dem Zeitraum September bis Dezember 2020 gebeten. Gegenüber führenden dänischen Medien wie den Sendern DR und TV2 unterstrich die Staatskanzlei nun, dass die SMS nicht zielgerichtet gelöscht worden seien und auch gegen keine Regeln verstoßen worden sei. Die Nerz-Kommission will demnach dennoch sehen, dass die Nachrichten wiederhergestellt werden. Frederiksen soll planmäßig am 9. Dezember von der Kommission befragt werden.


Großbritannien senkt Steuern auf Bier und viele alkoholische Getränke

LONDON: Gute Nachrichten für Pub-Besucher und Biertrinker in Großbritannien: Die Regierung senkt die Steuern auf Fassbier, Cider und Schaumweine. Damit will Finanzminister Rishi Sunak die Gastrobranche nach der Corona-Pandemie neu beleben, wie er am Mittwoch im Parlament in London ankündigte. Der Durchschnittspreis für ein Pint Bier sinke um 3 Pence.

Eine geplante Steuererhöhung für Bier, Whisky, Wein und Cider wurde zudem gestoppt. Dies entspreche einer Steuersenkung von drei Milliarden Pfund (3,55 Mrd Euro), sagte Sunak bei der Vorstellung des Haushalts. Hingegen soll die Steuer auf Getränke mit mehr Alkoholgehalt steigen. Die Branche begrüßte die Ankündigung. Sie beschwert sich regelmäßig darüber, dass die Alkoholsteuer in Großbritannien deutlich höher sei als in vielen anderen Ländern.


Regierung rät von Familienbesuchen zu Allerheiligen ab

VILNIUS: Der litauische Gesundheitsminister Arunas Dulkys hat die Bevölkerung aufgerufen, von Familientreffen am anstehenden langen Wochenende abzusehen. In dem katholisch geprägten Baltenstaat besuchen viele Menschen an den Feiertagen Allerheiligen (1. November) und Allerseelen (2. November) traditionell ihre Familiengräber und Angehörigen. Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen sollten die Litauer soziale Kontakte besser unterlassen, mahnte Dulkys am Mittwoche in Vilnius.

«Wir pflegen unsere Gräber sehr gewissenhaft, aber wir sollten keine neuen Gräber anlegen», sagte Dulkys einem Rundfunkbericht zufolge. «Wer auch nur kleinste Krankheitssymptome verspürt, sollte auf Friedhofs- und Verwandtenbesuche verzichten, seine sozialen Kontakte einschränken.» Das Gesundheitsministerium veröffentlichte zudem eine Liste mit Empfehlungen für das Allerheiligen-Wochenende, nach welchem im Vorjahr die zweite Corona-Welle in Litauen an Fahrt aufnahm.

In Litauen sind die Corona-Zahlen zuletzt deutlich gestiegen. Nach offiziellen Angaben wurden in den vergangenen 14 Tagen rund 1365 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert. In dem baltischen EU-Land mit knapp drei Millionen Einwohnern sind etwa 71 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft oder davon genesen.


Schweden weitet Auffrischimpfungen auf alle über 65 aus

STOCKHOLM: Schweden will weiteren Bevölkerungsgruppen eine dritte Dosis zur Auffrischung des Corona-Impfschutzes anbieten. Allen geimpften Schwedinnen und Schweden über 65 Jahre sowie Pflegekräften - insgesamt rund 1,5 Millionen Menschen - werde eine solche Auffrischdosis empfohlen, sagte Gesundheitsministerin Lena Hallengren am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Stockholm. Diese dritte Impfdosis könne man frühestens sechs Monate nach der zweiten erhalten.

Der Leiter der Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten, Johan Carlson, ergänzte, dass weitere Bevölkerungsgruppen in der kommenden Zeit ebenfalls an der Reihe sein werden - zunächst die älteren, dann nach und nach die jüngeren Altersgruppen. Bisher war eine solche Booster-Impfung in Schweden nur einigen Risikogruppen wie Menschen über 80 und Pflegebedürftigen angeboten worden.

Schweden hat vor knapp einem Monat die allermeisten im Land geltenden Corona-Beschränkungen aufgehoben. Hallengren unterstrich, dass die hohen Impfzahlen der Grund dafür seien, dass man heute ein möglichst normales Leben führen könne. Carlson merkte jedoch an, dass die Pandemie trotzdem noch immer nicht vorbei sei.

Corona-Impfungen werden im Zehn-Millionen-Einwohner-Land Schweden allen Bürgern im Alter von über zwölf Jahren angeboten. Mehr als 80 Prozent aller Einwohner über 16 Jahre sind in dem skandinavischen EU-Land bislang vollständig geimpft worden.


Coronavirus breitet sich in Baltenstaaten weiter rasant aus

RIGA/TALLINN/VILNIUS: In den baltischen Staaten breitet sich das Coronavirus weiter rasant aus: Trotz neuer Einschränkungen erreichte in Lettland und Estland die Zahl an Neuinfektionen mit 3206 und 2025 Fällen binnen 24 Stunden am Mittwoch den jeweils höchsten Wert seit Beginn der Pandemie. Auch in Litauen gehen die Infektionszahlen weiter nach oben. Nach Angaben der nationalen Gesundheitsbehörden wurden in Lettland in den vergangenen 14 Tagen rund 1737 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert, in Estland waren es 1408 und in Litauen 1365. Die EU-Gesundheitsbehörde ECDC weist für die drei Ostseestaaten aktuell die höchsten Infektionsraten in Europa aus.

Zur Eindämmung der Pandemie haben die Regierungen in Riga und Tallinn zuletzt strikte Corona-Schutzmaßnahmen verhängt. In Lettland gilt bis zum 15. November ein Lockdown mit umfassenden Beschränkungen und einer nächtlichen Ausgangssperren, in Estland seit dem 25. Oktober in vielen Bereichen die 2G-Regel und eine verschärfte Maskenpflicht. Damit soll auch die Überlastung des Gesundheitsweisen reduziert werden: Die Krankenhäuser stoßen bereits an ihren Grenzen und werden mit der Versorgung der steil anwachsenden Zahl von Covid-19-Patienten kaum noch fertig. Lettland bemüht sich deshalb bereits um internationale Hilfe.

Als ein Grund für die steigenden Fallzahlen gelten die geringen Impfraten: Nur gut die Hälfte der Bevölkerung ist in Lettland und Estland jeweils vollständig gegen Corona geimpft, in Litauen sind es rund 60 Prozent. Die Regierungen der drei EU-Länder bemühen sich seit Monaten mit nur mäßigem Erfolg, die geringe Impfbereitschaft zu erhöhen. Besonders die Gesundheitsminister stehen dafür in der Kritik - gegen sie wurden bereits wiederholt Rücktrittsforderungen laut.


Fake-Impfzertifikat für «Adolf Hitler» als echt ausgewiesen

BERLIN: Im Internet ist ein gefälschtes digitales Impfzertifikat aufgetaucht, das auf den Namen «Adolf Hitler» ausgestellt wurde und als gültiger europäischer Impfpass akzeptiert wird.

Unklar blieb am Mittwoch, ob für das Fake-Zertifikat geheim gehaltene Digitalschlüssel einer Ausgabestelle entwendet wurden. Das italienische Portal zerozone.it verwies in einem ersten Bericht über die Fälschung auf einen Tweet des Twitter-Anwenders «reversebrain», mit dem ein entsprechender QR-Code veröffentlicht wurde.

In Italien stehen die Impfnachweise im Zentrum einer hitzig geführten politischen Debatte. Der «Grüne Pass» - ein Corona-Pass mit ausdruckbaren oder digitalen Nachweisen einer Corona-Impfung - ist nach einem Beschluss der Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi seit Mitte Oktober notwendig, um zur Arbeit gehen zu dürfen. Der nun aufgetauchte Fake-Impfpass wurde aber nicht nur von dem System des italienischen «Grünen Passes» als gültig angezeigt, sondern auch von der offiziellen deutschen App «CovPass Check».

Die Metadaten des gefälschten Impfpasses für «Adolf Hitler» mit einem Geburtsdatum 1.1.1900 führen aber nicht nach Italien, sondern nach Frankreich, da das Zertifikat angeblich von der französischen Sozialversicherung CNAM (Caisse Nationale d'Assurance Maladie) ausgestellt wurde. Neben einem Leck bei der Zertifikatsstelle wäre nach Experteneinschätzung auch denkbar, dass eine berechtigte Person den Fake-Ausweis ausgestellt hat.


Dritte Impfdosis im Vatikan verteilt - Papst wohl auch dabei

ROM: Der Vatikan hat damit begonnen, Personen über 60 Jahren oder mit angeschlagenen Immunsystemen eine dritte Impfdosis gegen das Coronavirus zu verabreichen.

Das teilte der Heilige Stuhl am Mittwoch als Reaktion auf Anfragen mit, ob Papst Franziskus schon zum dritten Mal geimpft sei. Vatikan-Sprecher Matteo Bruni bestätigte das zwar nicht direkt. Dem Vernehmen nach ist aber davon auszugehen, dass der 84 Jahre alte Argentinier die dritte Dosis des Vakzins erhalten hat. Der Mitteilung zufolge wurde im Kirchenstaat «in der zweiten Hälfte des Oktobers» mit der dritten Impfrunde gegen Covid-19 begonnen.


Merkel besorgt über Anstieg der Corona-Zahlen

BERLIN: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich besorgt über deutlich steigende Corona-Zahlen gezeigt und zu weiter nötigen Schutzvorgaben gemahnt.

Für die Kanzlerin stelle sich die Frage, ab welchem Warnwert etwa bei der Krankenhausbelegung auch über zusätzliche Maßnahmen zu beraten wäre, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Auch die nun noch geschäftsführende Bundesregierung wäre in einem solchen Fall einer weiteren Zuspitzung der Lage jederzeit bereit, darüber mit den Ländern zu sprechen.

Am Mittwoch meldete das staatliche Robert Koch-Institut (RKI) 23.212 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages. Die Sieben-Tage-Inzidenz schnellte auf 118,0 empor. Anfang Juli lag sie bei unter 5,0.


Bill Gates appelliert an Deutschland: Entwicklungshilfe nicht kürzen

BERLIN: Der Microsoft-Gründer und Philanthrop Bill Gates hat an die künftige Bundesregierung appelliert, weiter in Entwicklungshilfe zu investieren. «Ich hoffe, dass der recht kleine Anteil an den Ausgaben nicht zugunsten des Verteidigungs-, Klima-, Infrastruktur- oder Forschungsetats gekürzt wird», sagte Gates im Gespräch mit «Zeit Online» während eines Deutschland-Besuchs. Deutschland habe nach vielen Jahren das Ziel der reichen Länder erreicht, 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung für Entwicklungshilfe auszugeben. «Ich setze da auf die deutsche Verlässlichkeit.»

Gates gründete mit seiner Ex-Frau vor mehr als 20 Jahren die Bill-and-Melinda-Gates-Foundation - inzwischen gilt sie als die größte private Stiftung der Welt. Der Milliardär betonte, dass Philanthropie sich auf Maßnahmen mit großer Wirkung, zum Beispiel die Ausrottung einer Krankheit, konzentrieren solle. Für andere Aufgaben seien die Staaten verantwortlich. «Um ein Gesundheits- oder Bildungssystem zu finanzieren, erhöht man am besten lokal die Steuern», meinte Gates.

Beim Kampf gegen die Corona-Pandemie räumte Gates Versäumnisse der reichen Länder ein. Zwar seien Entwicklungsländer wegen ihres hohen Anteils junger Menschen in der Regel nicht stärker durch Corona gefährdet als die wohlhabenden Gesellschaften. Aber: «Keine junge Person hätte den Impfstoff bekommen sollen, bevor ältere Menschen in Brasilien, Südafrika oder im Rest von Afrika geimpft wurden.» Die Patente der Hersteller auf die Impfstoffe verteidigte Gates: «Wir werden Mitte 2022 in Impfstoff schwimmen.» Mit der Aussetzung von Patenten würde nur der «Erfindergeist in der Pharmabranche» abgewürgt.


Ausschuss: Britisches Corona-Testprogramm hat Ziel nicht erreicht

LONDON: Ein Ausschuss des britischen Parlaments hat Großbritanniens Corona-Testprogramm ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. «Dem nationalen Test- und Kontaktverfolgungssystem wurden mitten in einer weltweiten Gesundheits- und Wirtschaftskrise atemberaubende Summen an Steuergeldern zur Verfügung gestellt», sagte die Vorsitzende des Ausschusses, Meg Hillier, einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zufolge. «Es hatte große Ambitionen, aber ist trotz der hohen investierten Summen daran gescheitert, sie zu erreichen.»

Bereits wenige Monate nach Ausbruch der Pandemie hatte es massive Probleme im britischen Testsystem gegeben. So mussten Menschen, die einen Test machen wollten oder mussten, zeitweise lange Strecken zurücklegen, um überhaupt ein Testzentrum mit Kapazitäten zu erreichen. Auch bei der Auswertung der Tests gab es über die Dauer der Pandemie immer wieder Probleme und Pannen. Auch teure Verträge mit externen Dienstleistern wurden kritisiert.

Die Tests hätten helfen sollen, den Bürgern wieder zu einem normaleren Leben zurückzukehren. Es sei aber nicht erkennbar, dass das Programm maßgeblich dazu beigetragen habe, die Verbreitung des Virus zu reduzieren, heißt es in dem Bericht. In das System sind in den vergangenen zwei Jahren 37 Milliarden Pfund (knapp 44 Milliarden Euro) geflossen - das entspricht dem Bericht zufolge einem Fünftel des gesamten Budgets des Gesundheitsdienstes.


Erholung der Reisebranche lässt auf sich warten - Lichtblick Sommer

BERLIN: Die Corona-Krise hat die Reisebranche das zweite Jahr in Folge fest im Griff. Nach einem erneuten Umsatzeinbruch im zu Ende gehenden Tourismusjahr rechnen Veranstalter und Reisebüros damit, frühestens 2023 in etwa das Vorkrisenniveau zu erreichen. «Wir stellen uns auf ein weiteres schwieriges Jahr ein», sagte der Präsident des Reiseverbandes DRV, Norbert Fiebig, am Mittwoch anlässlich der DRV-Jahrestagung. «Ein Umsatzniveau annähernd wie vor der Pandemie wird sich wohl frühestens 2023 einstellen.»

Für das Ende Oktober auslaufende Reisejahr 2020/2021 rechnet der DRV mit einem Umsatzrückgang gegenüber dem Vor-Corona-Jahr 2019 von 69 Prozent oder fast zwölf Milliarden Euro bei Veranstalterreisen. Zwar zog das Geschäft nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen und dem Ende der Reisewarnungen für viele beliebte Ziele rund um das Mittelmeer im Sommer an. Doch der Pandemiebedingte annähernde Totalausfall der Wintersaison zwischen November 2020 und April 2021 riss tiefe Löcher in die Bilanz.

Die Branche erwartet, dass Urlauberinnen und Urlauber generell die während der Pandemie aufgeschobenen oder ausgefallenen Reisen im nächsten Jahr nachholen werden. Die Konsumlaune der Menschen in Deutschland ist zuletzt gestiegen und die Sparneigung gesunken. Davon hofft die Branche zu profitieren. Die Reisesehnsucht sei vorhanden, konstatierte Fiebig. «Aber sowohl die Entwicklung der Pandemie als auch politische Entscheidungen wie etwa Quarantäneregelungen beeinflussen das Buchungsverhalten maßgeblich.»

Sorgen bereitet der Branche zudem der Fachkräftemangel. Dieser hat sich nach einer aktuellen DRV-Umfrage in der Pandemie verschärft. Dies sehen 70 Prozent der mehr als 550 befragten Unternehmen so.


Kritik an Impfversprechen vor der COP26 - Briten nennen keine Zahlen

LONDON: Vor Beginn der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow gibt es Kritik am Gastgeberland Großbritannien, sein Impfversprechen an Teilnehmer aus benachteiligten Ländern nicht eingehalten zu haben. «Die britische Regierung hat versprochene Corona-Impfstoffe nicht rechtzeitig an Delegierte aus dem globalen Süden geliefert», sagte die Klimaaktivistin Dipti Bhatnagar aus Mosambik der Deutschen Presse-Agentur.

Großbritannien hatte als COP-Gastgeber zugesagt, Impfstoffe für alle Delegierten bereitzustellen, die nicht in ihrem Heimatländern gegen Corona geimpft werden können. Die Logistik und Impfung sollte in Kooperation mit den Vereinten Nationen erfolgen.

Die britische Regierung wollte wenige Tage vor Beginn der Konferenz auf dpa-Anfrage nicht preisgeben, wie viele Interessierte sich auf das Angebot beworben haben und wie viele Impfungen verabreicht worden sind. Man habe Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus mehr als 70 Ländern geholfen, vollständig geimpft zu werden, für die dies anderweitig nicht möglich gewesen sei, hieß es lediglich. Außerdem habe man auch verspätete Bewerbungen akzeptiert.

«Großbritannien ist dabei, die ausschließendste und ungerechteste COP aller Zeiten zu veranstalten», sagte Aktivistin Bhatnagar. Die Regierung bringe durch viele Hürden die Legitimität des Gipfels in Gefahr. Auch Reisebeschränkungen, Test- und Quarantänevorschriften sowie hohe Übernachtungskosten stellen für viele Interessierte unüberwindbare Hürden für eine Teilnahme dar. «Die Ergebnisse der COP werden nicht fair und gerecht sein, wenn nicht alle, die bei den Verhandlungen und auf den Straßen dabei sein müssen, dort sind.»


Corona-Zahlen weiter stark steigend

BERLIN: Die Zahl der Corona-Infektionen ist in Deutschland erneut stark angestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Sieben-Tage-Inzidenz am Mittwochmorgen mit 118,0 an. Vor einer Woche hatte der Wert bei 80,4 gelegen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 23.212 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.28 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche waren es 17.015.

Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 114 Todesfälle verzeichnet. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.506 415 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Dienstag mit 2,95 an (Montag: 2,77). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit 2020 bei rund 15,5.


Corona-Untersuchungsausschuss für Anklage von Präsident Bolsonaro

BRASÍLIA: Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zur Corona-Politik der brasilianischen Regierung hat Staatspräsident Jair Bolsonaro teils schwere Straftaten zugeschrieben und eine Anklage empfohlen. Nach sechs Monaten Arbeit verabschiedete der Ausschuss den Abschlussbericht von Senator Renan Calheiros am Dienstag (Ortszeit) mit sieben zu vier Stimmen. Demnach wird Bolsonaro für mindestens neun Verbrechen verantwortlich gemacht - von Täuschung der Öffentlichkeit über Anstiftung zu Straftaten bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Bolsonaro verharmlost das Coronavirus seit Beginn der Pandemie und lehnt Schutzmaßnahmen sowie Einschränkungen ab. Auch den Sinn von Impfungen zieht er in Zweifel. Ihm wird vorgeworfen, den Erwerb von Corona-Impfstoffen ausgeschlagen und verschleppt zu haben. Nach den USA und Indien verzeichnet Brasilien mit fast 22 Millionen Fällen die meisten Corona-Infektionen. Zuletzt überschritt das größte Land in Lateinamerika die Marke von 600.000 Corona-Toten. Die Zustimmung für Bolsonaro ist im Laufe der Pandemie immer weiter gesunken.

Insgesamt sollen laut dem 1289-seitigen Bericht außer Bolsonaro 79 weitere Personen zur Verantwortung gezogen werden, darunter drei Söhne des Präsidenten, weitere Politiker und Geschäftsleute sowie zwei Unternehmen. Welche Folgen der Bericht haben wird und ob die Empfehlungen auch zu Anklagen führen werden, war zunächst unklar.

In einem ersten Schritt wollen Mitglieder des Untersuchungsausschusses den Bericht an Generalstaatsanwalt Augusto Aras übergeben, der von Bolsonaro ernannt wurde und den Präsidenten in der Vergangenheit oftmals protegiert hat. Befürchtet wird, dass die Arbeit von sechs Monaten im Sande verlaufen könnte. Der Untersuchungsausschuss hatte auf dem Höhepunkt einer außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie im April seine Arbeit aufgenommen.


Bessere Impfstoffverteilung und Patentfreigabe durch G20 gefordert

ROM: Entwicklungsorganisationen haben die reichen Industrienationen zu mehr Impfgerechtigkeit in der Pandemie aufgefordert. Vor dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs der Gruppe der führenden Wirtschaftsnationen (G20) am Wochenende in Rom wurde besonders eine Freigabe der Impfstoffpatente gefordert und eine gerechtere Verteilung von Präparaten gegen das Coronavirus in der Welt. «Um endlich die Pandemie zu beenden, brauchen wir jetzt Impfstoffgerechtigkeit und einen transparenten Fahrplan, wann und wie Impfdosen geteilt werden», sagte am Mittwoch Friederike Röder von der Bewegung Global Citizen.

Erst 1,8 Prozent der Bevölkerung in armen Nationen seien geimpft - gegenüber 63 Prozent in reichen Ländern, stellte Oxfam fest. «Niemand ist sicher, solange nicht alle sicher sind», habe es am Anfang der Pandemie geheißen. Das Versprechen, für eine faire Verteilung der Impfstoffe zu sorgen, sei aber nicht eingehalten worden. Die Mehrheit der G20-Staaten, angeführt von Südafrika und Indien, sei für eine Aussetzung der Patente, während vor allem Deutschland, die Europäische Union und Großbritannien die Vorschläge blockierten.

Um das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ausgerufene Ziel zu erreichen, bis Mitte 2022 mindestens 70 Prozent der Weltbevölkerung mit Covid-19-Impfstoff zu versorgen, «muss weit mehr getan werden als bisher», sagte Fiona Uellendahl von World Vision. Das 40-Prozent-Ziel bis Jahresende erscheine schon jetzt «kaum noch realistisch». Impfstoffe seien «trotz großmundiger Solidaritätsbekundungen noch immer ungerecht verteilt». Der weitaus größte Teil sei wohlhabenden Ländern vorbehalten, beklagte Uellendahl, die von «Impfstoffnationalismus» sprach.

Auch die Organisation One warnte, dass das 70-Prozent-Ziel bei dem jetzigen Tempo «krachend verfehlt» werde. Ohne eine Kurskorrektur blieben zwei Milliarden Menschen bis September 2022 ohne Impfung.


Einkaufen wird für Ungeimpfte kompliziert

MELBOURNE: Das Leben in Australien wird für Ungeimpfte immer komplizierter. In der Metropole Melbourne und dem Rest des Bundesstaats Victoria gilt künftig: Sobald dort 90 Prozent der Bürger vollständig geimpft sind, dürfen Ungeimpfte nur noch Geschäfte betreten, die unverzichtbar fürs tägliche Leben sind - also etwa Supermärkte und Drogerien. Der Covid-19-Beauftragte der Region, Jeroen Weimar, erklärte am Mittwoch, es werde aber noch einige Wochen dauern, bis diese Regel in Kraft trete. Den Plänen der Regierung zufolge soll am 24. November die 90-Prozent-Marke erreicht sein.

«Damit hat jeder der wenigen Hunderttausend Menschen, die sich impfen lassen können, es aber noch nicht getan haben, die Möglichkeit, heute den Prozess zu starten und am 24. November vollständig geimpft zu sein», sagte Weimar. «Wir senden ein sehr klares Signal aus, das besagt, dass Sie sich impfen lassen müssen, wenn Sie demnächst noch in solchen Einzelhandelsgeschäften verkehren wollen.» Dabei sei es den Inhabern der Geschäfte vorbehalten, für die Einhaltung der Regel zu sorgen.

Australien plant generell sehr strenge Auflagen für Menschen ohne Corona-Impfpass. So sollen in Zukunft nur zweifach Geimpfte das Land ohne Genehmigung verlassen und ohne strikte zweiwöchige Quarantäne einreisen können. Noch immer gibt es Diskussionen darüber, ob etwa ungeimpfte Tennisprofis, die im kommenden Jahr an den Australian Open in Melbourne teilnehmen wollen, überhaupt ins Land dürfen.


RKI registriert 23.212 Corona-Neuinfektionen - Inzidenz bei 118,0

BERLIN: Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist deutlich angestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Mittwochmorgen mit 118,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 113,0 gelegen, vor einer Woche bei 80,4. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 23.212 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.28 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 17.015 Ansteckungen gelegen.

Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 114 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 92 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.506 415 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Den Hospitalisierungs-Wert, also die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, gab das RKI am Mittwoch mit 3,07 an (Dienstag: 2,95). Der Wert gilt als wichtigster Parameter für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen. Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.

Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.237 100 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 95.359.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.