Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Ein Impfbus gegen die Coronavirus-Krankheit (COVID-19) ist in Riga zu sehen. Foto: epa/Valda Kalnina
Ein Impfbus gegen die Coronavirus-Krankheit (COVID-19) ist in Riga zu sehen. Foto: epa/Valda Kalnina

Hohe Corona-Zahlen: Lettland geht erneut in Lockdown

RIGA: Lettland zieht die Notbremse - und geht erneut in den Lockdown: Angesichts rapide steigender Corona-Infektionszahlen fährt die Regierung in Riga das öffentliche Leben in dem baltischen EU-Land für vier Wochen stark zurück. Das Kabinett verhängte am Mittwoch umfassende Beschränkungen und ein nächtliche Ausgangssperre zum 15. November. Damit sollen die Infektionsketten unterbrochen und die «furchtbare Überlastung» des Gesundheitswesens reduziert werden, sagte Ministerpräsident Krisjanis Karins nach der Regierungssitzung.

Um die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen, dürfen von 21. Oktober nur Geschäfte für den täglichen Bedarf offen bleiben. Auch Freizeit-, Kultur-, Unterhaltungs- und Sportstätten bleiben zu, gastronomische Betriebe dürfen nur noch außer Haus verkaufen. Veranstaltungen und Versammlungen sind untersagt. Zudem dürfen die Bürger ihre Wohnung von 20.00 Uhr bis 5.00 Uhr nur mit triftigem Grund verlassen. Für die meisten Arbeitnehmer gilt eine Homeoffice-Pflicht, der Schulbetrieb wird auf Fernunterricht umgestellt.

In Lettland hat sich die Corona-Lage trotz neuer Beschränkungen zuletzt zugespitzt. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Riga vom Mittwoch wurden in den letzten 14 Tagen 1400,8 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert - ein Höchststand seit Beginn der Pandemie. Landesweit seien in mehreren Krankenhäusern die Intensivbetten zur Behandlung schwerkranker Corona-Patienten bereits vollständig belegt, sagte Gesundheitsminister Daniels Pavluts.

In Lettland ist nur etwas mehr als die Hälfte der 1,9 Millionen Einwohner vollständig gegen Corona geimpft. Die Regierung bemüht sich seit Monaten mit nur mäßigem Erfolg, die geringe Impfbereitschaft der Bevölkerung zu erhöhen. Mediziner und Epidemiologen äußerten sich teils skeptisch über den Lockdown - er komme zu spät und sei nur kurzfristig eine Antwort auf die hohen Infektionszahlen.


Von der Leyen: Sollten uns auf wechselnde Karrierewege einstellen

BRÜSSEL: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollten sich nach Ansicht von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen angesichts eines grünen und digitalen Wandels der Wirtschaft auf wechselnde Karrierewege einstellen. «Die Menschen brauchen die richtigen Qualifikationen, um sich an veränderte Karrierewege anzupassen und neue Arbeitsplätze auf einem sich wandelnden Arbeitsmarkt zu finden», sagte von der Leyen am Mittwoch nach einer Videokonferenz mit Gewerkschaftlern, Arbeitgebervertretern und anderen EU-Institutionen. EU-Ratspräsident Charles Michel betonte, man müsse in Qualifikationen investieren und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen umsetzen.

Der Europäische Gewerkschaftsbund ETUC betonte, dass für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft nach der Corona-Krise die Schuldenregeln der EU reformiert und an soziale Bedürfnisse angepasst werden müssten.

Die EU-Staaten haben während der Corona-Pandemie Rekordschulden aufgenommen, die zurückgezahlt werden müssen. Vor diesem Hintergrund hat die EU-Kommission am Dienstag eine Debatte zur Reform der EU-Haushaltsregeln gestartet. Der im vergangenen Jahr wegen der Pandemie ausgesetzte Stabilitäts- und Wachstumspakt sieht eigentlich konkrete Grenzen vor, wie viele Schulden ein EU-Land aufnehmen darf.

Der Wirtschaftsverband BusinessEurope betonte, dass steigende Energie- und Rohstoffpreise, Engpässe bei Mikrochips, Fachkräftemangel angegangen werden müssten. «Leider wird nicht genug Wert darauf gelegt, die notwendigen Reformen für eine dauerhafte Erholung voranzubringen», kritisierte der Verband.


Corona: New York erlässt Impf-Pflicht für städtische Angestellte

NEW YORK: Die Millionenmetropole New York erlässt in der Corona-Pandemie eine Impfpflicht für ihre städtischen Angestellten. Bis zum 1. November müssten rund 160.000 betroffene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter etwa Polizisten und Mitarbeiter von Behörden und der Feuerwehr, mindestens eine erste Impfdosis nachweisen, teilte Bürgermeister Bill de Blasio am Mittwoch mit. Wer das nicht tut, wird ohne Gehalt freigestellt, bis er eine Impfung nachweisen kann.

Für rund die Hälfte der etwa 300.000 städtischen Angestellten, darunter Lehrer, besteht bereits seit einigen Wochen eine Impfpflicht. Von den restlichen nun betroffenen rund 160.000 Mitarbeitern sind städtischen Angaben zufolge rund 46.000 noch ungeimpft. Wenn sie bis zum 29. Oktober mindestens eine Impfdosis nachweisen, bekommen sie eine Prämie von 500 Dollar. Mehrere Verbände, beispielsweise die Gewerkschaft der Feuerwehr, haben Widerstand gegen die Verordnung angekündigt.

Bereits im Juli hatte de Blasio angeordnet, dass alle städtischen Mitarbeiter sich entweder impfen lassen oder wöchentlich testen lassen müssen. Die Test-Option entfällt nun. Ausnahmen von der Impfpflicht aus religiösen oder medizinischen Gründen sollen aber nach Prüfung möglich sein. In anderen US-Städten gibt es bereits ähnliche Regelungen.


Südafrika beginnt Corona-Impfung von Kindern ab 12 Jahren

Kapstadt (dpa ) - Südafrika hat am Mittwoch als erstes afrikanisches Land südlich der Sahara begonnen, Kinder im Alter ab zwölf Jahren gegen das Coronavirus zu impfen. Man wolle bis Januar 2022 mindestens 3,25 Millionen Mädchen und Jungen impfen, die Hälfte aller Kinder in der Altersgruppe, teilte das Gesundheitsministerium mit. Minderjährige erhalten in Südafrika zunächst nur eine Dosis des Präparats von Pfizer. Bislang sind rund 11 Millionen der knapp 60 Millionen Südafrikaner vollständig geimpft worden.

Südafrika ist mit knapp drei Millionen gemeldeten Infektionen das von der Corona-Pandemie am schwersten betroffene Land des Kontinents. Insgesamt wurden in Afrika nach Angaben der panafrikanischen Gesundheitsorganisation Africa CDC gut 8,4 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 216.000 tödlich waren.


Tschechien führt Maskenpflicht am Arbeitsplatz wieder ein

PRAG: Tschechien reagiert auf steigende Infektionszahlen mit einer Verschärfung der Corona-Regeln. Von kommender Woche an muss an allen Arbeitsplätzen in Innenräumen eine FFP2-Maske getragen werden, wie Gesundheitsminister Adam Vojtech nach einer Kabinettssitzung am Mittwoch bekanntgab. Ausgenommen sind Angestellte, die allein im Büro sitzen. Über die Wiedereinführung der Maskenpflicht in Klassenzimmern wurde sich die scheidende Regierung indes nicht einig.

Die Gültigkeitsdauer von Antigen- und PCR-Tests wird auf einen beziehungsweise drei Tage verkürzt, um mehr Anreize fürs Impfen zu schaffen. «Das Testen ist keine Lösung», sagte Vojtech. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für die Tests bei Erwachsenen künftig nur noch auf ärztliche Empfehlung. Die Opposition, die bei der Parlamentswahl vor anderthalb Wochen eine Mehrheit erzielt hat, kündigte an, ein eigenes Corona-Beraterteam aufzustellen.

Innerhalb von sieben Tagen steckten sich in Tschechien 117 Menschen je 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus an. Innerhalb von 24 Stunden wurden 3246 Neuinfektionen registriert - so viele an einem Tag wie zuletzt Mitte April. Auch in der benachbarten Slowakei verschlechterte sich die Lage. Dort überstieg die Zahl der im Krankenhaus behandelten Covid-19-Patienten inzwischen die Tausendermarke.


Schwere Vorwürfe gegen Bolsonaro wegen Corona-Politik

BRASÍLIA: In Brasilien hat ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss zur Corona-Politik schwere Vorwürfe gegen Präsident Jair Bolsonaro erhoben und eine Anklage empfohlen. Im Abschlussbericht, den Senator Renan Calheiros am Mittwoch einreichte, werden Bolsonaro neun teilweise schwere Verbrechen während der Corona-Pandemie zu Last gelegt. Insgesamt sollen laut der Empfehlung weitere 65 Personen und Geschäftsleute sowie zwei Unternehmen zur Verantwortung gezogen werden.

Der Untersuchungsausschuss hatte auf dem Höhepunkt einer außer Kontrolle geratenen Corona-Pandemie im April seine Arbeit aufgenommen, um die Handlungen und Unterlassungen der brasilianischen Regierung in der Pandemie zu beleuchten. Nach den USA und Indien verzeichnet Brasilien mit fast 22 Millionen Fällen die meisten Corona-Infektionen. Zuletzt überschritt das größte Land in Lateinamerika die Marke von 600.000 Corona-Toten.

Rechtspopulist Bolsonaro verharmlost das Coronavirus trotzdem seit Beginn der Pandemie und lehnt Schutzmaßnahmen sowie Einschränkungen ab. Auch den Sinn von Impfungen zieht er in Zweifel. Er hat mehrmals betont, dass er selbst noch nicht gegen das Coronavirus geimpft sei.


Weißes Haus: Regierung bereit für Impfung von Fünf- bis Elfjährigen

WASHINGTON: Die US-Regierung hat nach eigenen Angaben die nötigen Vorbereitung für die Corona-Impfung von Kindern im Alter von fünf bis einschließlich elf Jahren getroffen. Mit den Impfungen solle begonnen werden, sobald in den kommenden Wochen die Zulassung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für diese Altersgruppe vorliege, sagte der Corona-Koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, am Mittwoch. Es gehe dabei um rund 28 Millionen Kinder in den USA.

Ein Gremium der Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA soll am kommenden Dienstag über eine mögliche Zulassung beraten, die Experten der Gesundheitsbehörde CDC in der Folgewoche. Damit könnte die Impfung der Kinder dieser Altersgruppe womöglich schon im kommenden Monat beginnen. Die Fünf- bis Elfjährigen bekämen im Fall der Zulassung einen spezifischen Impfstoff, der unter anderem eine geringere Dosis des Wirkstoffs aufweist als jener für Ältere.

Die Regierung werde innerhalb weniger Tage nach der Zulassung 15 Millionen Dosen Impfstoff an Kinderärzte, Kliniken und Apotheken ausliefern, um die Impfkampagne zu starten, erklärte das Weiße Haus. Auch das nötige Zubehör, etwa kleinere Spritzen, würden direkt mit ausgeliefert. Der Impfstoff könne bis zu zehn Wochen bei normaler Kühlschranktemperatur gelagert werden, hieß es. Zients betonte: «Wir werden genügend Nachschub haben.»

Der Impfstoff der Hersteller Biontech und Pfizer ist in den USA bereits für Kinder ab zwölf Jahren und für Erwachsene zugelassen. Die Wirkstoffe von Moderna sowie von Johnson & Johnson sind bislang nur für den Einsatz bei Erwachsenen zugelassen.


Frankreich will schneller Auffrischimpfungen verabreichen

PARIS: Frankreich will mehr Schwung in die Verteilung von Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus bringen. Derzeit seien nur 2,1 Millionen der etwa 6 Millionen Berechtigten mit einer zusätzlichen Dosis geimpft, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Dienstag in Paris. Das seien zu wenige. «Seine Auffrischimpfung hinauszuschieben, bedeutet, sich unnötig (dem Virus) auszusetzen.» Attal bat um mehr Sensibilisierung durch Fachpersonal und im Privaten.

Auf Nachfragen zu möglichen Änderungen an der derzeitigen Nachweispflicht, deren Rechtsgrundlage Mitte November ausläuft, sagte Attal, er sehe nicht, wie eine Anpassung zu diesem Zeitpunkt kommen könne. Die Regierung bemüht sich derzeit darum, den Rechtsrahmen bis zum Sommer zu verlängern.

Die Corona-Situation spannte sich in Frankreich zuletzt wieder etwas an. Die 7-Tages-Inzidenz stieg leicht. Zuletzt steckten sich landesweit innerhalb einer Woche auf 100.000 Menschen etwa 48 an. Knapp 74 Prozent der Bevölkerung sind vollständig gegen das Coronavirus geimpft.


Proteste gegen 3G-Regel

SOFIA: In Bulgarien haben trotz steigender Corona-Zahlen Gegner der geplanten 3G-Regel gegen die Einführung von Corona-Zertifikaten als Zutrittsberechtigung protestiert. Die neuen Maßnahmen seien diskriminierend für Menschen ohne «grüne Zertifikate», erklärten Demonstranten vor dem Gesundheitsministerium in Sofia. Die Interims-Minister für Gesundheit und für Bildung, Stojtscho Kazarow und Nikolaj Denkow, wurden vor dem Regierungssitz von Demonstranten umzingelt. Proteste gab es auch in anderen Städten wie etwa Warna und Burgas am Schwarzen Meer. Demonstranten sowie mehrere Parteien forderten den Rücktritt von Gesundheitsminister Kazarow.

Wegen der steigenden Zahl an Corona-Neuinfektionen soll in dem EU-Land ab Donnerstag die 3G-Regel für den Besuch etwa von Restaurants, Fitnesszentren, Einkaufsmalls, Kinos und Museen gelten. Der Zutritt wird dann nur mit Zertifikaten für Geimpfte, Getestete und von Covid-19 Genesene möglich sein. Der Verband der Gaststättenbetreiber kündigte einen Boykott der 3G-Regel sowie Proteste an, weil Lokale massenhaft pleite gehen würden.

Nach Bekanntgabe der 3G-Regel bildete sich vor einem großen Krankenhaus der Hauptstadt Sofia eine lange Warteschlange von Impf-Willigen. Mit rund 20 Prozent vollständig gegen Covid-19 Geimpften ist Bulgarien Schlusslicht in der EU. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg am Mittwoch auf 329,9 pro 100.000 Menschen. In Deutschland lag sie bundesweit bei 80,4. Zuletzt wurden in dem südosteuropäischen Land mit 6,9 Millionen Einwohnern 4957 Corona-Neuinfektionen nachgewiesen.


Polens Gesundheitsminister warnt vor «Explosion» der Pandemie

WARSCHAU: Polens Gesundheitsminister Adam Niedzielski hat vor einer «eigentümlichen Explosion» der Corona-Pandemie in seinem Land gewarnt. Die Zahl der registrierten Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden habe sich am Mittwoch im Vergleich zur Woche davor um hundert Prozent gesteigert, am Dienstag habe der Wert bei 85 Prozent im Vergleich zur Vorwoche gelegen, sagte Niedzielski in Warschau.

Demnach verdoppelt sich die Zahl der Neuinfektionen von Woche zu Woche. «Wenn diese Situation anhält, durchbricht sie alle Prognosen, die uns bislang vorliege», so Niedzielski.

Nach Angaben des Gesundheitministeriums von Mittwoch gab es 5559 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, im gleichen Zeitraum starben 75 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner.

Niedzielski sagte weiter, ein Drittel der Neuerkrankungen seien in den Woiwodschaften Lublin und Podlachien im Osten und Südosten des Landes registriert worden. Er führte dies darauf zurück, dass diese Regionen von zurückliegenden Wellen der Pandemie weniger stark betroffen waren.


Griechischer Corona-Krisenstab: Dank Impfung 8400 Covid-Tote weniger

ATHEN: In einem eindringlichen Appell hat der Chef des griechischen Corona-Krisenstabs ungeimpfte Menschen dazu aufgerufen, sich für das Vakzin zu entscheiden. Dank der Impfungen habe es in Griechenland bis zum 11. Oktober statistisch gesehen 8400 weniger Todesfälle durch Covid gegeben, zudem seien die Intensivstationen um 5660 schwere Krankheitsverläufe entlastet worden, sagte Sotiris Tsiodras am Mittwoch im griechischen Staatsfernsehen.

Die Gefahr, an den Folgen von Covid zu sterben, habe sich durch die Impfung um 91 Prozent verringert - die Impfung sei sicher und hochwirksam, versicherte der Mediziner. In Griechenland war die Impfkampagne in den vergangenen Monaten stark ins Stocken gekommen. Derzeit sind gut 6,5 Millionen der rund 11 Millionen Einwohner Griechenlands vollständig geimpft, mithin weniger als 60 Prozent.

Die Impfungen stagnieren trotz staatlicher Maßnahmen wie einer Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitssektor und umfassender Lockerungen für Geimpfte im Freizeitbereich.

Vor allem in Nordgriechenland ist die Impfquote niedrig, die Zahl der Neuinfektionen hingegen hoch. Von Dienstag auf Mittwoch registrierte die griechische Gesundheitsbehörde 3739 Neuinfektionen binnen 24 Stunden, knapp 600 davon in der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki.


Britische Mediziner fordern sofortige Rückkehr zu Corona-Maßnahmen

LONDON: Vertreter des britischen Gesundheitsdienstes haben nach einem starken Anstieg der Corona-Zahlen eine sofortige Einführung von Gegenmaßnahmen gefordert. «Die Regierung sollte nicht nur ankündigen, dass wir auf Plan B setzen, sondern es sollte Plan B Plus sein», sagte Matthew Taylor, der Chef des Mitgliederverbands National Health Service Confederation, dem «Guardian» zufolge.

Der von der Regierung vor einigen Wochen vorgestellte Plan B sieht eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen sowie den Ratschlag, von zu Hause zu arbeiten, vor. Außerdem könnten Impfnachweise bei größeren Veranstaltungen eingeführt werden. Der bislang verfolgte Plan A sieht vor, sich lediglich auf die Wirkung der Impfungen zu verlassen. Knapp 79 Prozent der impfberechtigten Bürgerinnen und Bürger ab zwölf Jahren sind vollständig immunisiert.

«Wir stehen auf Messers Schneide - und es ist Mitte Oktober. Wir bräuchten riesiges Glück, um uns in den nächsten drei Monaten nicht in einer ernsthaften Krise wiederzufinden», sagte Taylor. Die Bürgerinnen und Bürger sollten über die Plan-B-Maßnahmen hinaus aufgerufen werden, riskantes Verhalten im Blick auf Corona möglichst zu vermeiden. Wirtschaftsminister Kwasi Kwarteng schloss am Mittwochmorgen bei Sky News einen weiteren Corona-Lockdown aus. Die Regierung sei bislang nicht der Meinung, dass es «Zeit für Plan B» sei, fügte er in einem BBC-Interview hinzu.

Die Zahl der täglichen Corona-Todesfälle stieg in Großbritannien mit 223 Fällen am Dienstag auf den höchsten Stand seit März. Anfang der Woche wurden knapp 50.000 neue Corona-Fälle im Land gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz lag zuletzt bei 435. In England sind eine Maskenpflicht in Innenräumen oder Nachweisregeln über Impfungen oder Tests seit dem «Freedom Day» im Juli eher die Ausnahme.


Starker Anstieg der Corona-Zahlen

BERLIN: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland ist wieder deutlich gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich am Mittwoch laut Robert Koch-Institut (RKI) auf 80,4, nach 75,1 am Vortag. Sie stieg damit den siebten Tag in Folge.

Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 17.015 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.52 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 11.903 Ansteckungen gelegen.

Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden 92 Todesfälle verzeichnet. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.401 631 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Zahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Dienstag mit 2,13 (Montag 1,92) an. Ein deutschlandweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.


Australien erreicht Impfquote von 70 Prozent

SYDNEY: Australien hat einen Impf-Meilenstein erreicht: Seit Mittwoch sind mehr als 70 Prozent der Bevölkerung über 16 Jahre vollständig gegen das Coronavirus geimpft. «Um genau zu sein, sind es 70,007 Prozent der Australier. Das ist eine beachtliche Zahl», sagte Gesundheitsminister Greg Hunt. «Das ermöglicht es uns zu überlegen, was wir sonst noch tun können, um hier in Australien zu einer Art von Covid-Normalität zurückzukehren», erklärte der Gesundheitsberater der Regierung, Paul Kelly.

Die Regierung hatte zuletzt angekündigt, mit dem Fortschreiten der Impfungen auch schrittweise wieder die internationalen Grenzen des Landes öffnen zu wollen, die seit März 2020 geschlossen sind. Zunächst sollen vollständig geimpfte australische Staatsbürger und Menschen mit Wohnsitz in Australien wieder freier reisen dürfen. Wann Touristen wieder nach Down Under dürfen, ist noch unklar.

Die Behörden hatten das Land vor rund eineinhalb Jahren weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet. Seither konnten viele Australier nicht mehr in die Heimat reisen, weil die Kosten für Flüge und Quarantäne extrem hoch und die Genehmigungen schwer zu bekommen waren. Umgekehrt sitzen die rund 25 Millionen Einwohner Australiens weitgehend im Land fest.

Zudem wurden in den vergangenen Monaten immer wieder extrem strenge Lockdowns schon bei wenigen Fällen verhängt. Diese würden nun immer unwahrscheinlicher werden, so die Regierung. Die Impfkampagne in Australien war zunächst sehr schleppend angelaufen, gewann dann aber schnell an Fahrt.


US-Heimatschutzminister trotz Impfung positiv auf Corona getestet

WASHINGTON: US-Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas ist nach Angaben seines Ministeriums trotz vollständiger Impfung positiv auf eine Coronavirus-Infektion getestet worden. Mayorkas habe sich am Dienstag routinemäßig vor einer Reise einem Test unterzogen, teilte seine Sprecherin auf Twitter mit. Der Minister leide nur unter milden Symptomen. Er werde sich auf Basis der Richtlinien der Gesundheitsbehörde CDC isolieren und von zu Hause arbeiten. Aus der US-Regierung hieß es, führende Mitarbeiter des Weißen Hauses seien in den 48 Stunden vor dem Test nicht in engem Kontakt mit Mayorkas gewesen.

Am Montag war der frühere US-Außenminister Colin Powell trotz vollständiger Impfung an Komplikationen nach einer Corona-Infektion gestorben. Powell hatte Medienberichten zufolge seit längerem gesundheitliche Probleme und soll an Blutkrebs erkrankt gewesen sein.

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