Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Foto: Freepik
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Kanadier müssen für Flug- und Bahnreisen künftig geimpft sein

OTTAWA: Die meisten Reisenden in Kanada müssen künftig vollständig gegen das Coronavirus geimpft sein. Ab dem 30. Oktober gelte die Impfpflicht für alle, die Maschinen von kanadischen Flughäfen nehmen oder mit den öffentlichen Zügen im Land fahren, teilte Ministerpräsident Justin Trudeau am Mittwoch mit. Auch an einer entsprechenden Vorschrift für Reisende auf Kreuzfahrtschiffen werde gearbeitet. Ähnliche Regelungen gibt es auch schon in anderen Ländern - in Deutschland aber bislang nicht.

Die neuen Regeln sind Teil einer Strategie der kanadischen Regierung, die Zahl der Geimpften weiter hochzutreiben. Dazu gehört auch die am Mittwoch ebenfalls verkündete Pflicht für öffentliche Angestellte, darunter auch Polizisten, bis Ende Oktober nachzuweisen, ein Vakzin erhalten zu haben. Ansonsten würden sie ab Mitte November vom Dienst entbunden und nicht mehr bezahlt.

Firmen im Transportsektor müssten ebenfalls sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter ihren Impfstatus nachweisen. Bisher sind 72 Prozent der 38 Millionen Kanadier komplett geimpft. Die verhältnismäßig erfolgreiche Kampagne war zuletzt ins Stocken geraten.


UN: Kollaps der afghanischen Wirtschaft möglicherweise binnen Wochen

KABUL: Nach der Machtübernahme durch die Taliban steht die Wirtschaft Afghanistans nach Einschätzung der Vereinten Nationen kurz vor dem Kollaps. Die weit verbreitete humanitäre Not, steigende Preise, eingefrorene Vermögen und eingestellte Entwicklungsprojekte hätten zu einer Liquiditätskrise mit ungenügenden Mitteln an Bargeld geführt. Das sagte die Afghanistan-Beauftragte der Welternährungsorganisation WFP, Mary-Ellen McGroarty, am Mittwoch. Es könne sich nur noch um Wochen handeln, bis die Ökonomie des Landes zusammenbreche.

Eine Dürre in dem Land und der anstehende harte Winter mit steigenden Treibstoffpreisen würden die Situation weiter verschärfen. «Die Menschen werden Schwierigkeiten haben, sich selbst zu ernähren und sich warm zu halten. Ich bin schon lange bei der WFP, und es ist das erste Mal, dass ich eine Krise so schnell eskalieren sehe wie diese», so McGroarty weiter. Mitte August hatten die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan die Macht übernommen. Seitdem hat sich die wirtschaftliche Lage des Landes immer weiter verschlechtert. Jeder dritte Afghane ist vom Hunger bedroht.


Auffrischimpfung auch für Pflegepersonal angeraten

PARIS: Frankreichs oberste Gesundheitsbehörde hat eine Corona-Auffrischimpfung für Pflegepersonal empfohlen. Auch im Krankentransport und in weiteren medizinischen Diensten sollen Menschen der Empfehlung vom Mittwoch zufolge eine dritte Impfung gegen das Coronavirus erhalten können. Laut dem Schreiben könnten somit weitere 3,5 Millionen Menschen nach sechs Monaten eine weitere Impfdosis erhalten. Im September hatte Frankreich Auffrischimpfungen für Menschen in Altersheimen, mit Vorerkrankung und über 65 Jahren freigegeben.

Die Gesundheitsbehörde empfahl zudem, erwachsene Menschen im direkten Umfeld von Immungeschwächten mit einer dritten Impfdosis zu versorgen. So könnten die besonders gefährdeten Menschen besser geschützt werden, weil ihre eigene Immunantwort auf die Impfung oft eingeschränkt sei. Die Behörde geht davon aus, dass für eine solche Impfung etwa 350.000 bis 400.000 Menschen infrage kommen.

Dennoch betonte die Behörde, dass vorrangig die Impfung der Gesamtbevölkerung voranschreiten müsse. Besonders wichtig sei die Impfung älterer Menschen. Die Impfrate bei den über 80-Jährigen bleibe mit 84 Prozent unzureichend. In Frankreich sind knapp 73 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft.

Politische Entscheidungen treffen kann die Behörde nicht. In der Regel folgt die französische Regierung aber ihren Empfehlungen.


WHO: 1,6 Millionen Corona-Impfungen in Afghanistan drohen abzulaufen

KABUL: In Afghanistan drohen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 1,6 Millionen Corona-Impfdosen demnächst abzulaufen. Sie müssten dringend verabreicht werden, teilte die WHO am Mittwoch über Twitter mit. Seit August werde in Afghanistan deutlich weniger auf das Coronavirus getestet und geimpft. Genauen Zahlen nannte die Organisation nicht. Die WHO arbeite mit Partnern in mindestens 16 Provinzen zusammen, um die Zahl der Tests und Impfungen zu erhöhen.

Neun von 37 Covid-Kliniken mussten nach Informationen der WHO im September schließen. Tausende von Mitarbeitern des Gesundheitswesens im ganzen Land seien monatelang unbezahlt geblieben. Nach Angaben des lokalen Fernsehsenders Tolo-News vom Dienstag haben sich seit Beginn der Pandemie mehr als 151.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, rund 7000 starben.

Mitte August hatten die militant-islamistischen Taliban in Afghanistan die Macht übernommen. Die WHO hatte Ende September mitgeteilt, man sehe das Gesundheitssystem in Afghanistan vor dem Kollaps.


Falschnachrichten über Impfungen: Geldstrafe für religiösen TV-Sender

LONDON: Wegen der Verbreitung von Falschnachrichten zum Coronavirus hat die britische Medienaufsicht dem religiösen TV-Sender Loveworld eine Geldstrafe von 25.000 Pfund (knapp 30.000 Euro) auferlegt. Die Moderatoren hätten in zwei Sendungen am 11. und 12. Februar «eine Reihe von nicht belegten, irreführenden und potenziell schädlichen Aussagen» zur Corona-Pandemie und zu Impfstoffen gemacht, teilte die Behörde Office of Communications (Ofcom) am Mittwoch in London mit. So nannten sie etwa falsche Behauptungen zu Nebenwirkungen und medizinischen Komplikationen der Impfungen.

Es sei legitim, dass Sender die Reaktion der Regierung auf die Pandemie sowie mögliche Nebenwirkungen diskutierten und überprüften, so Ofcom. «Die Darstellung irreführender Behauptungen von Loveworld ohne ausreichende Hinterfragung oder Kontext birgt jedoch die Gefahr, dass den Zuschauern ernsthafte potenzielle Schäden zugefügt werden, zu einer Zeit, in der es besonders wahrscheinlich war, dass die Zuschauer nach zuverlässigen Informationen über das britische Impfprogramm suchen.»

Es ist bereits das dritte Mal in diesem Jahr, dass Ofcom gegen den Sender vorgeht, der in Großbritannien über Satellit empfangen werden kann und von einer evangelikalen Gemeinde mit einem weltweiten Kirchennetzwerk ausgestrahlt wird. Erst im März hatte die Behörde eine Strafe von 125.000 Pfund ausgesprochen.


Schweden und Dänemark setzen Moderna-Einsatz bei Jüngeren aus

STOCKHOLM: Der Corona-Impfstoff von Moderna wird in Schweden vorerst keinen Menschen unter 30 Jahren mehr verabreicht, in Dänemark zudem niemandem unter 18. Die schwedische Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten hat beschlossen, den Einsatz des Präparats des US-Unternehmens für die Jahrgänge 1991 und jünger vorsichtshalber vorläufig bis zum 1. Dezember auszusetzen. Grund dafür sind Anzeichen eines erhöhten Risikos von Nebenwirkungen wie die Entzündung des Herzmuskels (Myokarditis) oder Herzbeutels (Perikarditis), wie die Behörde am Mittwoch mitteilte.

Das Risiko, davon betroffen zu sein, sei jedoch äußerst gering. Die betroffene Altersgruppe sollte stattdessen den Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten, empfahl die Behörde. Die Impfung gegen Covid-19 wird in Schweden allen Menschen über zwölf Jahre angeboten. Bislang haben 84 Prozent aller Bürgerinnen und Bürger über 16 Jahre in dem EU-Land mindestens eine Impfdosis erhalten, knapp 78 Prozent auch schon eine zweite.

Kurz darauf meldeten sich auch die Dänen zu Wort. Wie die dänische Gesundheitsverwaltung mitteilte, werden Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren im nördlichsten deutschen Nachbarland von nun an nur noch mit Biontech/Pfizer geimpft. Auch hier war von einer Vorsichtsmaßnahme die Rede. Man komme weiterhin zu der Einschätzung, dass auch das Moderna-Präparat ein besonders effektiver Impfstoff sei, der einen wichtigen Platz in der Impfkampagne des Landes einnehme. In Dänemark haben bislang 76 Prozent aller Bürger eine erste Impfdosis erhalten, fast 75 Prozent auch schon ihre zweite.


Experten schlagen Öffnung von Italiens Diskotheken vor

ROM: Nach 20 Monaten Zwangspause sollen Italiens Diskotheken bald wieder öffnen dürfen. Das schlug die Corona-Expertenkommission von Ministerpräsident Mario Draghi nach Beratungen am Dienstagabend vor.

Demnach sollen Diskotheken im Innenbereich 35 Prozent der Kapazität erlaubt werden - im Open-Air-Bereich 50 Prozent. Als Voraussetzung für einen Eintritt wird der «Grüne Pass» als Nachweis einer Impfung, Genesung oder eines Covid-Tests vorgeschrieben. Außerdem sollen - außer auf den Tanzflächen - Masken getragen werden.

Dieser Plan wird der Regierung vorgelegt, die dann entscheiden muss, ob die Diskotheken als eine der letzten wegen der Pandemie noch geschlossenen Einrichtungen öffnen dürfen. Die Experten unterstrichen bei ihrer Einschätzung aber, dass von Clubs, Diskos und Tanzlokalen die größte Gefahr ausgehe, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Wann eine Wiedereröffnung angestrebt wird, das müsse die Regierung entscheiden.

Die Diskobetreiber sind mit den Vorschlägen nicht zufrieden. «Wichtig ist, dass wieder geöffnet wird, aber unter den Voraussetzungen ist uns nicht geholfen, denn die Kosten sind zu hoch», sagte Maurizio Pasca von der zuständigen Gewerkschaft Silb. Außerdem ist mit der Meinung der Experten ein Neustart nicht automatisch beschlossene Sache: Schon im Juni hatten sie eine Wiederaufnahme des Disko-Betriebs vorgeschlagen, aber damit die Regierungskoalition von Draghi nicht überzeugt.


Parlamentswahl beginnt für Menschen in Quarantäne

PRAG: Für Menschen in Corona-Quarantäne hat die Parlamentswahl in Tschechien zwei Tage früher begonnen. Sie konnten ihre Stimme bereits im Laufe des Mittwochs an 82 sogenannten Drive-in-Wahllokalen abgeben, ohne ihr Auto zu verlassen. Es zeichnete sich ein geringes Interesse ab. Die Zahl der aktuell an Corona Erkrankten liegt nach Behördenangaben bei knapp 8000. Für die restlichen mehr als acht Millionen Berechtigten öffnen die Wahllokale erst am Freitag. Die Bürger des EU-Mitgliedstaats können ihren Stimmzettel auch noch am Samstag in die Urne werfen.

Letzten Umfragen zufolge geht die populistische ANO von Ministerpräsident Andrej Babis als Favorit in die Wahl zum Abgeordnetenhaus, der wichtigeren der beiden Parlamentskammern. Sie könnte nach Einschätzung der Meinungsforschungsagentur Stem auf 27,3 Prozent der Stimmen kommen. Die Umfragen berücksichtigen indes noch nicht, dass die jüngsten Veröffentlichungen in den sogenannten «Pandora Papers» den Regierungschef unter Druck gesetzt haben.

Dem Recherche-Netzwerk ICIJ zufolge soll Babis im Jahr 2009 über intransparente Briefkastenfirmen für 15 Millionen Euro ein Anwesen in Frankreich gekauft haben. Es sei skandalös, ihn der Geldwäsche zu bezichtigen, entgegnete der Regierungschef und Multimilliardär. Die Mittel seien ordnungsgemäß versteuert gewesen. Babis war als selbst ernannter Korruptionsbekämpfer mit dem Versprechen in die Politik gegangen, «nicht wie andere Politiker» zu sein.

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