Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Foto: Freepik
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EU-Impfnachweise in immer mehr Ländern gültig

BRÜSSEL: In immer mehr Ländern können frische Corona-Tests, Impfungen und Genesungen mit den digitalen EU-Corona-Zertifikaten nachgewiesen werden.

Wie die EU-Kommission am Mittwoch mitteilte, sind nun Albanien, Andorra, die Färöer Inseln, Israel, Monaco, Marokko und Panama an die notwendige Technik angeschlossen. Auch die dort ausgestellten Zertifikate werden den Angaben zufolge in der EU anerkannt. Diese gegenseitigen Anerkennungen gelten nun für insgesamt 15 Länder außerhalb der EU. «Seit Juni wurden mehr als 420 Millionen EU-Zertifikate ausgestellt», teilte EU-Justizkommissar Didier Reynders mit. «Ich begrüße daher, dass sich immer mehr Länder außerhalb der EU unserem erfolgreichen System anschließen.».


Sterblichkeit in der EU weiter höher als durchschnittlich vor Corona

LUXEMBURG: Noch immer liegt die Zahl der Todesfälle in der Europäischen Union über dem Durchschnittsniveau der Jahre zuvor - aber nur noch knapp. Im Juli dieses Jahres starben gut vier Prozent mehr Menschen als im Vergleichszeitraum der Jahre vor der Corona-Pandemie, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Daten des Statistikamts Eurostat mit Sitz in Luxemburg hervorgeht. Wie viele Menschen tatsächlich an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben sind, zeigt die Auswertung nicht. Die Daten unterscheiden keine Todesursachen und differenzieren nicht nach Geschlecht oder Alter.

In Deutschland entwickelten sich die Zahlen der Auswertung zufolge ähnlich wie in der EU, wobei die Übersterblichkeit hier tendenziell unter dem Schnitt der Europäischen Union lag. So habe diese im Juli 2021 bei gut zwei Prozent gelegen. Der Höhepunkt mit 30 Prozent über den Vergleichswerten wurde hierzulande den Informationen zufolge im Dezember 2020 erreicht.

EU-weit sinkt derzeit laut Eurostat die Übersterblichkeit. Der höchste Wert seit Pandemiebeginn wurde demnach im November 2020 mit 40 Prozent verzeichnet. Er sank dann bis Februar auf knapp sechs Prozent, bevor es im Frühjahr wieder zu einem Anstieg kam. Der höchste Wert in dieses Jahres wurde im April mit gut 20 Prozent erreicht. Seitdem sinken die Zahlen in der EU bemerkbar, wie aus den Ergebnissen der Statistiker hervorgeht.


«Keine Unbekannten»: Minister verteidigt maskenlose Abgeordnete

LONDON: Dass im britischen Parlament trotz der Corona-Pandemie fast alle Abgeordneten der regierenden Konservativen Partei keine Masken mehr tragen, hat für scharfe Kritik sowie Spott gesorgt. Nun hat Gesundheitsminister Sajid Javid seine Parteifreunde verteidigt. Sie seien untereinander ja «keine Unbekannten», sagte er am Mittwoch dem Sender Sky News. Deshalb stimme das Verhalten völlig mit dem Rat der Regierung überein. «Wir haben dazu geraten, dass die Leute erwägen, Maske zu tragen, wenn sie an überfüllten Orten mit Unbekannten zusammen sind, mit Leuten, mit denen sie normalerweise keine Zeit verbringen», sagte Javid.

Im britischen Unterhaus gibt es 363 konservative Abgeordnete. Seitdem das Parlament aus der Sommerpause zurück ist, sitzen auch Javid, Premierminister Boris Johnson und alle Minister wieder eng an eng und maskenlos auf den berühmten grünen Bänken des Unterhauses. Zahlreiche Mitglieder der Oppositionsparteien tragen hingegen Mund-Nase-Bedeckungen. Parlamentspräsident Lindsay Hoyle hat wiederholt betont, dass er die Abgeordneten nicht zum Maskentragen zwingen könne. Mitarbeiter und Referenten müssen hingegen Mund und Nase bedecken.


Von der Leyen: Eine Pandemie ist ein Marathon, kein Sprint

STRAßBURG: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat die Bewältigung der Corona-Pandemie in der EU als Erfolg gewürdigt - zugleich jedoch zu weiteren Anstrengungen aufgerufen. Mit mehr als 70 Prozent vollständig Geimpften unter der erwachsenen Bevölkerung sei die EU allen Kritikern zum Trotz unter den weltweit führenden, sagte von der Leyen am Mittwoch in Straßburg in ihrer Rede zur Lage der Europäischen Union. Zudem habe die EU als einzige Region weltweit mehr als 700 Millionen Impfstoffdosen an mehr als 130 Länder weltweit weitergegeben. «Wir haben es richtig gemacht, weil wir es auf die europäische Weise gemacht haben.»

Zugleich verwies von der Leyen mit Blick auf die Impfquoten auf weltweite Ungerechtigkeit. Priorität müsse sein, das Impfen weltweit zu beschleunigen. Das Ausmaß an Ungerechtigkeit sei offensichtlich. Die deutsche Politikerin kündigte an, die EU werde bis Mitte 2022 weitere 200 Millionen Impfstoff-Dosen spenden. «Corona-Zeiten sind nicht vorbei», sagte von der Leyen. «Eine Pandemie ist ein Marathon, kein Sprint.»

Um sicherzustellen, dass ein Virus künftig nicht mehr zur Pandemie werde, schlug von der Leyen vor, in den kommenden sechs Jahren 50 Milliarden Euro in die Gesundheitsvorsorge der gesamten EU zu investieren.


WHO fordert mehr Gerechtigkeit bei Impfstoff-Verteilung

GENF: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat mehr Gerechtigkeit bei der Verteilung der Impfstoffe im Kampf gegen die Corona-Pandemie angemahnt und dabei vor allem auf Versorgungslücken in Afrika hingewiesen. «Weltweit wurden mehr als 5,7 Milliarden Dosen verabreicht, aber nur 2 Prozent davon in Afrika», sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag. Das schade nicht nur den Menschen in Afrika, sondern allen.

Tedros sagte weiter: «Je länger die Ungleichheit bei den Impfstoffen anhält, desto mehr wird das Virus weiter zirkulieren und sich verändern, desto länger werden die sozialen und wirtschaftlichen Verwerfungen andauern und desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Varianten auftauchen, die die Wirksamkeit der Impfstoffe beeinträchtigen.»

Die schlimmste Pandemie der letzten hundert Jahre werde erst dann beendet sein, wenn es eine echte globale Zusammenarbeit bei der Versorgung mit und dem Zugang zu Impfstoffen gebe, hieß es weiter. Impfziel der WHO sei weiter, dass bis Mitte 2022 70 Prozent der Bevölkerung aller Länder geimpft sein sollten.


Corona-Welle weitet sich aus

PEKING: Die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich in der südostchinesischen Provinz Fujian weiter aus. Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten, wurden in der Provinz 50 weitere Infektionen entdeckt. Seit dem Ausbruch der Delta-Variante am vergangenen Freitag gab es damit 152 Infizierte. In zwei Großstädten der Provinz, Putian und Xiamen, war daraufhin ein Lockdown angeordnet worden.

Die chinesische Regierung verfolgt eine «Null-Covid-Strategie». Mit Ausgangssperren, Massentests, Kontaktverfolgung, Quarantäne und strengen Einreisebeschränkungen hat das Land das Coronavirus weitgehend im Griff. Zuletzt hatte es jedoch trotz strenger Maßnahmen eine Häufung lokaler Ausbrüche der Delta-Variante gegeben.

Der aktuelle Ausbruch hatte seinen Ursprung in Putian. Es wurde vermutet, dass ein Familienvater nach seiner Rückkehr aus Singapur das Virus eingeschleppt hat. Der Mann war am 4. August zurück nach China gereist, verbrachte 21 Tage in Quarantäne und war neun Mal negativ auf das Virus getestet worden. Am vergangenen Freitag fiel ein Test dann aber positiv aus.


Auch Werkzeugmaschinen-Messe Emo will sich für Debatten öffnen

HANNOVER: Für den Maschinenbau als deutsche Kernbranche ist die Fachmesse Emo ein wichtiges Treffen. Bis zur nächsten Auflage in Hannover dauert es noch etwas - die Organisatoren wollen die Corona-Erfahrungen und Klimadebatte aber schon jetzt für einige Neuerungen nutzen.

Die Macher der Emo wollen die Leitmesse für Werkzeugmaschinen in Hannover für breitere Diskussionen rund um Energieeffizienz, CO2-Einsparung und Wandel der Arbeitswelt öffnen. «Bisher ging es vor allem um Kundenbedürfnisse wie Zuverlässigkeit und Qualität der Anlagen», sagte der Verbandsvertreter und Emo-Generalkommissar Carl Martin Welcker. «Diese Themen werden jetzt ergänzt durch einen gesellschaftspolitischen Teil: Wie bringen wir uns als Branche ein in die Nachhaltigkeit, wie reden wir mit bei der Zukunft der Arbeit und der Digitalisierung in der Produktion?»

Die Emo wird alle zwei Jahre in der niedersächsischen Landeshauptstadt veranstaltet, die nächste Auflage ist für Mitte September 2023 geplant. Ein überarbeitetes Konzept sieht neben der Präsenzschau einen umfangreichen Online-Auftritt davor und danach vor. Ähnlich verfährt die Messebranche derzeit bei etlichen anderen Ausstellungen, vor allem nach den vielen Ausfällen klassischer Messen in der Corona-Zeit. So fiel im vorigen Jahr etwa die weltgrößte Industrieschau, die Hannover Messe, pandemiebedingt ins Wasser.

Nötig sei eine stärkere Beteiligung des allgemeinen Publikums, erklärte Welcker - das war etwa auch Ziel der Automesse IAA Mobility, die gerade in München zu Ende ging. Die Energiebilanz verschiedener Produktionstechnologien spiele heute in allen Industriezweigen eine wesentliche Rolle in der Debatte. «Wir sind verpflichtet, für diese Themen Antworten zu finden.» Gleiches gelte für Auseinandersetzungen darüber, wie sich Arbeit durch Maschinen-Vernetzung in der «Industrie 4.0» verändere. Daher sollen über die Fachbesucher hinaus Vertreter gesellschaftlicher Gruppen künftig mehr in die Emo einbezogen werden.


Impfpflicht gilt nun für bestimmte Berufsgruppen

PARIS: In Frankreich gilt seit Mittwoch für bestimmte Berufsgruppen eine Impfpflicht gegen das Coronavirus, insgesamt geht es um rund 2,7 Millionen Beschäftigte. Bei Missachtung droht eine Suspendierung ohne Fortzahlung des Lohns. Mindestens eine erste Impfung müssen nun Beschäftigte nachweisen, die im Krankenhaus- und Pflegebereich arbeiten, aber auch Feuerwehrleute, Beschäftigte des Zivilschutzes sowie die Beamten der Gendarmerie. Wer bislang nur die erste Impfdosis erhalten hat, muss zudem einen negativen Test auf der Arbeit vorlegen, bis er einen vollständigen Impfschutz hat. Ihre Impftermine dürfen die Beschäftigten ausdrücklich in die Arbeitszeit legen, um die Impfung zu erleichtern, hieß es.

Die verschärften Corona-Regeln, zu denen auch die Impfpflicht für bestimmte Berufe gehört, hatten in Frankreich seit dem Sommer großen Protest ausgelöst, auch am vergangenen Wochenende gingen Zehntausende auf die Straße. Aufschub von der Suspendierung können Betroffene erhalten, wenn sie freie Tage oder Urlaub nehmen. Sobald sie die Impfung erhalten haben, endet auch die Sanktion, betonten die Behörden. Eine Entlassung wegen einer fehlenden Corona-Impfung sei nicht möglich, hieß es.

Die Quote der vollständig Geimpften im Gesundheitsbereich lag in der vergangenen Woche bereits zwischen 84 und 91 Prozent. Wie Regierungssprecher Gabriel Attal am Mittwoch sagte, seien inzwischen mehr als neun von zehn Beschäftigten im Gesundheitswesen geimpft. «Wir stigmatisieren niemanden, wir rufen alle zur Verantwortung auf», sagte er. Zwar solle die Impfpflicht strikt befolgt werden, in ohnehin belasteten Kliniken solle aber pragmatisch und mit Nachsicht vorgegangen werden.

Die Zeitung «Le Monde» berichtete unter Verweis auf die Direktionen etlicher großer Kliniken, dort sei eine Impfquote von 95 Prozent bereits erreicht. Dennoch werden Probleme befürchtet, wenn angesichts der ohnehin angespannten Personaldecke Krankenhauspersonal wegen einer fehlenden Impfung nach Hause geschickt werden muss. In bestimmten Funktionen sei es sehr schwierig, Personal zu ersetzen, erklärte der Verband der Universitätskliniken in Frankreich. Auch der Gewerkschaftsbund, der gegen die Impfpflicht ist, befürchte Schwierigkeiten beim Betrieb der Kliniken, schrieb «Le Monde».


Stabile Infektionszahlen: Experte warnt vor Wiederanstieg

BERLIN: Trotz einer seit mehreren Tagen stabilen Infektionslage in Deutschland warnt ein Experte vor voreiligen Schlüssen. Der Saarbrücker Experte für Corona-Prognosen Thorsten Lehr hält die Stagnation bei den Neuinfektionen nicht für das Ende der vierten Welle und einen sprunghaften Wiederanstieg der Corona-Zahlen für möglich. «Dieses Verhalten der Inzidenzkurve haben wir fast auf den Tag genau im letzten Jahr beobachten können», sagte Lehr der Deutschen Presse-Agentur.

Auch vor einem Jahr sei die Inzidenz leicht abgesunken und auf konstantem, etwas niedrigerem Niveau wie jetzt verharrt, bevor sie Ende September wieder stark angestiegen sei. «Bei der aktuellen Impfsituation und den gelockerten Kontaktbeschränkungen ist ein ähnlicher Anstieg Ende September, Anfang Oktober wieder erwartbar», warnte Lehr.

Die Stagnation der Infektionszahlen begründete Lehr mit der abebbenden Zahl der Reiserückkehrer und durch sie eingeschleppter Infektionen. Zudem seien in vielen Bundesländern nach den Sommerferien zunächst die Infektionszahlen bei Schülern explosionsartig angestiegen. Durch das kontinuierliche Testen und Quarantänemaßnahmen bei Kontaktpersonen komme es vielerorts ein bis zwei Wochen nach dem Schulstart aber zu einer Stagnation oder sogar Abnahme der Zahlen in dieser Altersgruppe.

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Leserkommentare

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