Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Drei Phiolen des
Drei Phiolen des "Moderna COVID-19 Vaccine" stehen im neuen Coronavirus-COVID-19-Impfzentrum im Berliner "Velodrom". Foto: epa/Michael Sohn

Moderna will Produktionskapazitäten für Corona-Impfstoff ausbauen

CAMBRIDGE: Das US-Unternehmen Moderna will die Produktionskapazitäten für seinen Corona-Impfstoff ausbauen. Im kommenden Jahr solle so die Produktion von 1,4 Milliarden Impfdosen à 100 Mikrogramm möglich sein, teilte das Unternehmen mit Sitz in Cambridge im US-Bundesstaat Massachusetts am Mittwoch mit. In diesem Jahr könne die geplante Produktion von 600 Millionen Dosen um 100 Millionen Dosen aufgestockt und möglicherweise noch weiter ausgebaut werden.

Zudem teilte das Unternehmen mit, dass es einen speziell auf die südafrikanische Coronavirus-Variante angepassten Impfstoff-Kandidat für klinische Studien an die US-Gesundheitsbehörde NIH geliefert habe. Ersten Erkenntnissen zufolge, wirke der bisher unter anderem in den USA und der EU zugelassene Impfstoff aber auch gegen die Varianten.


US-Regierung will Millionen kostenlose Masken verteilen

WASHINGTON: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie will die US-Regierung mehr als 25 Millionen Gesichtsmasken an einkommensschwache Bürger verteilen. Die Masken sollten im März an 60.000 Essensausgaben und 1300 Gesundheitszentren in Kommunen im ganzen Land geliefert werden, sagte der Corona-Koordinator des Weißen Hauses, Jeff Zients, am Mittwoch.

Dort könnten Menschen, die eine Maske bräuchten, diese kostenlos bekommen. Sie seien aus Stoff, könnten also gewaschen und wiederverwendet werden. Zients sagte, in einkommensschwachen Haushalten fehle es mitunter an Masken. Dagegen wolle man angehen. Die Chefin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky, betonte, eine Maske zu tragen, sei einer der wirkungsvollsten Schritte gegen die Pandemie.

Die USA sind in absoluten Zahlen weltweit das Land, das am stärksten von der Corona-Krise betroffen ist. Nach Daten der amerikanischen Johns-Hopkins-Universität wurden bislang mehr als 28,2 Millionen Infektionen mit dem Virus gemeldet. Mehr als eine halbe Million Menschen starben im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion.


Mailänder Schauen: Nächster Modewinter wird politisch und bequem

MAILAND: Bequeme Mode ist der Mega-Trend, der durch die Corona-Zeit noch verstärkt wird. Doch auch die Beziehung zwischen Kleidung und politischen Aussagen spielt im nächsten Winter eine Rolle, wie bei der Damenmodemesse in Mailand am Mittwoch zu sehen war.

Dort zeigten mehrere italienische Designer mit afrikanischen Wurzeln eine Gruppenpräsentation ihrer Kreationen für Herbst und Winter 2021/2022 unter dem Titel «Black Lives Matter in Italian Fashion». Das Motto, übersetzt etwa «Schwarze Leben zählen in Italiens Mode», bezieht sich auf die Bewegung gegen Diskriminierung und Gewalt mit Ursprung in den USA. Gezeigt bei dem digitalen Event wurden weite Hosen und Flatterjacken, aber auch Rüschen und auffällige Drucke.

Angela Missoni als einer der großen Namen der Landes unterstrich die Rolle der Wohlfühlkleidung: «Freizeitmode wird der stärkste Trend des neuen Jahrhunderts sein», sagte die Kreativchefin der Marke Missoni.

Dazu passen nach ihrer Meinung Wollkaftans, Kaschmir-Stickmäntel und kleine Ponchos mit Jogginghosen. Die digitalen Präsentationen der Designer in der Metropole der Lombardei, wegen der Pandemie in der Regel ohne Gäste, laufen noch bis zum 1. März.


Restaurants und Kneipen sollen um 20.30 Uhr schließen

STOCKHOLM: Restaurants, Kneipen und Cafés bleiben in Schweden zwar weiterhin geöffnet, sollen aber wegen einer beunruhigenden Corona-Lage künftig um 20.30 Uhr schließen. Die Begrenzung solle ab dem 1. März und unabhängig davon gelten, ob das Lokal Alkohol ausschenkt oder nicht, sagte der Generaldirektor der schwedischen Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten, Johan Carlson, am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Stockholm. Der Vorschlag wird nun zur behördlichen Überprüfung geschickt.

«Die Lage in Schweden ist ernst. Wir haben eine hohe Infektionsausbreitung. Und sie nimmt weiter zu», machte Regierungschef Stefan Löfven klar. Es bestehe das Risiko einer dritten Corona-Welle. Das effektivste Mittel gegen die Virus-Ausbreitung sei es, Abstand zueinander zu halten und keine Menschen außer seine nahen Angehörigen zu treffen.

Geschäfte werden nach Angaben der Gesundheitsbehörde ab Montag zudem angehalten, ihre Kunden dazu zu ermahnen, alleine statt zusammen mit Angehörigen einzukaufen. Die Behörde will auch die Besucherzahl in Läden, Einkaufspassagen und Fitnessstudios begrenzen. Wettkampfveranstaltungen mit Ausnahme des Spitzensports und Partien von Kinder und Jugendlichen, die 2005 oder später geboren sind, sollen darüber hinaus nicht mehr zugelassen sein, sagte Carlson.


Sieben-Tage-Inzidenz gestiegen

Luxemburg (dpa/lrs) - In Luxemburg ist die Zahl der Corona-Infektionen erneut gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz, also die Anzahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen, wuchs in der Woche vom 15. bis zum 21. Februar im Vergleich zur Vorwoche von 176 auf 200, wie das luxemburgische Gesundheitsministerium am Mittwoch in seinem Wochenbericht mitteilte.

Das nationale Gesundheitslabor habe in den vergangenen Wochen ein Sequenzierungssystem entwickelt, das Angaben über die Verbreitung der Corona-Mutationen liefere. Demnach habe eine repräsentative Stichprobe von 132 Infektionen für die Woche vom 8. bis zum 14. Februar ergeben, dass die britische Variante B.1.1.7 in 57,6 Prozent der Fälle vorlag. Die südafrikanische Mutante B.1.351 traf bei 4,5 Prozent der Proben zu.

In der vergangenen Woche hatte das luxemburgische Parlament eine Verlängerung der Corona-Maßnahmen bis zum 14. März beschlossen. Die Gastronomie in Luxemburg ist geschlossen, es gibt eine nächtliche Ausgangsbeschränkung von 23.00 Uhr bis 6.00 Uhr. Bei den Kontakten gilt: Maximal zwei Personen aus einem anderen Haushalt dürfen zu Besuch kommen.

Der Einzelhandel ist seit dem 11. Januar unter strengen Auflagen geöffnet. Auch Kultureinrichtungen und Sportstätten sind mit Einschränkungen offen, in den Schulen war am Montag wieder Präsenzunterricht gestartet.


US-Behörde stellt Impfstoff von Johnson & Johnson gutes Zeugnis aus

SILVER SPRING: Wenige Tage vor der erwarteten Entscheidung über eine Notfallzulassung in den USA hat die US-Arzneimittelbehörde FDA dem Corona-Impfstoff des US-Konzerns Johnson & Johnson ein erstes gutes Zeugnis ausgestellt. Der Impfstoff erfülle die Kriterien für eine Notfallzulassung, hieß es in einem am Mittwoch von der FDA veröffentlichten Dokument. Rund vier Wochen nach Verabreichung biete der Impfstoff einen rund 66-prozentigen Schutz vor mittleren oder schweren Covid-19-Krankheitsverläufen. Größere Sicherheitsbedenken gebe es keine.

Am Freitag will sich ein Berater-Komitee der FDA mit dem Anfang Februar eingereichten Antrag auf Notfallzulassung befassen, eine Entscheidung wird kurz danach erwartet. Es wäre - nach den Impfstoffen vom Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech und seinem US-Partner Pfizer und vom US-Pharma-Unternehmen Moderna - der dritte in den USA bedingt zugelassene Corona-Impfstoff - und der erste, der nur einmal gespritzt werden muss.

Mitte Februar hatte Johnson & Johnson auch einen Antrag auf Notfallzulassung bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA gestellt. Die EMA erklärte, man werde das Vakzin der Johnson & Johnson-Tochter Janssen-Cilag International N.V. in einem beschleunigten Verfahren prüfen. Der zuständige Ausschuss könnte seine Bewertung Mitte März abgeben.


Ärzte-Protest : Streik trotz Corona-Krise gegen Gesetz

LA PAZ: Inmitten der Corona-Krise und eines Ärztestreiks sind Mediziner und anderes Personal im Gesundheitswesen in Bolivien gegen ein umstrittenes Gesetz auf die Straße gegangen. Wie die bolivianische Zeitung «La Razón» berichtete, wurden sie bei ihrem Marsch am Regierungssitz in La Paz am Dienstagabend vom «Nationalen Komitee zur Verteidigung der Demokratie» (Conade) unterstützt.

Das Conade war Teil der Proteste, die zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Evo Morales im November 2019 führten. Die Regierung von Morales' Nachfolger Luis Arce lehnt die Ärzte-Forderungen weiter ab.

Die Ärzte waren am Freitag zunächst bis zum 28. Februar in den Streik getreten und hatten die Aufhebung des Gesetzes gefordert. Notfälle und Patienten mit Verdacht auf Covid-19 sollten weiterbehandelt werden. Die linke Arce-Regierung hatte ein Gesundheitsnotstandsgesetz verabschiedet, ohne mit dem Nationalen Gesundheitsrat, der Ärzte und anderes Gesundheitspersonal zusammenbringt, über den Inhalt übereingekommen zu sein. Die Ärzte lehnen vor allem einen Artikel ab, durch den sie ihr Demonstrations- und Streikrecht eingeschränkt sehen.

In Bolivien, einem Staat mit etwa 11 Millionen Einwohnern, haben sich mehr als 244.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert; rund 11.500 Infizierte sind gestorben. Wegen Streiks gegen das Gesetz war zeitweise bereits der Betrieb der Friedhöfe zusammengebrochen.


EU-Sondergipfel berät über Corona-Impfungen und Grenzstreit

BRÜSSEL: Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen beraten am Donnerstag (15.00 Uhr) bei einem Videogipfel, wie die Corona-Impfungen beschleunigt und die gefürchteten Virusvarianten bekämpft werden können. Thema werden dabei auch die verschärften Kontrollen an den deutschen Grenzen zu Tschechien, der Slowakei und Österreich, die bei einigen EU-Nachbarn und der EU-Kommission auf Kritik stoßen. Sie befürchten, dass Pendler und wichtige Waren an den Grenzen aufgehalten werden und der Binnenmarkt leidet.

Die Impfungen gegen das Corona-Virus gehen in der Europäischen Union langsamer voran als etwa in Großbritannien, den USA oder Israel. Ein Grund ist Impfstoffmangel. Nun wollen die EU-Staaten unter anderem über eine schnellere Zulassung der Mittel in der EU beraten. Die Produktion und die Lieferungen sollen gesteigert werden. Von den Herstellern erwarte man verlässliche Lieferungen und die Erfüllung von Zusagen, schrieb Ratschef Charles Michel in seinem Einladungsbrief zum Gipfel.

Die EU-Staats- und Regierungschefs sprechen sich etwa einmal im Monat über die Zusammenarbeit in der Corona-Krise ab. Für Freitag ist eine weitere Gipfel-Videokonferenz zu außen- und sicherheitspolitischen Themen angesetzt.


Schulschließungen wegen Corona: Millionen Kinder werden nicht satt

ROM: Für Millionen Kinder weltweit ist die Schule der zentrale Ort, um einmal am Tag satt zu werden. Deshalb schlägt das UN-Welternährungsprogramm WFP Alarm wegen der Schulschließungen infolge der Corona-Krise. Auf einem Höhepunkt der ersten Covid-Welle hätten im April 2020 fast 200 Länder ihre Schulen dichtgemacht, stellen die Fachleute der UN-Behörde in einem Bericht fest. Dadurch hätten 370 Millionen Kinder ihre Schulmahlzeiten verloren, heißt es in dem am Mittwoch in Rom vorgelegten Report.

«Diese eine Mahlzeit am Tag ist oft der Grund, warum hungrige Kinder überhaupt zur Schule gehen», erläuterte WFP-Chef David Beasley in einer Mitteilung. Der Bericht mit dem englischen Titel «State of School Feeding Worldwide» (Zur weltweiten Lage von Schulmahlzeiten) zeigt, dass vor der Pandemie rund 388 Millionen Kinder - die meisten zwischen sechs und zwölf Jahre alt - täglich eine Schulmahlzeit erhielten. Das sei eine deutliche Steigerung zu früheren Untersuchungen. Das WFP, das 2020 den Friedensnobelpreis für seine Entwicklungsarbeit in armen Ländern erhielt, fördert den Ausbau solcher Schulprogramme.

Die Pandemie habe für die kostenlosen Schulspeisungen einen herben Rückschlag gebracht, stellen die Experten fest. Nach der Corona-Krise werde es umso wichtiger, die Kinder wieder in die Klassenzimmer zu holen. «Wir müssen diese Programme wieder zum Laufen bringen - sogar besser als zuvor, um zu verhindern, dass Covid die Zukunft von Millionen der bedürftigsten Kinder der Welt zerstört», mahnte WFP-Chef Beasley.

Zwischen 2013 und 2020 stieg die Zahl der Kinder, die Schulessen erhalten, laut WFP in Ländern mit niedrigem Einkommen um 36 Prozent. «Je länger die Kinder nicht zur Schule gehen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sie wiederkommen», erläuterte WFP-Abteilungsleiterin Carmen Burbano. Sie befürchtet, dass 24 Millionen Kinder in Gefahr seien, weil sie nie mehr zur Schule kämen.


RKI: Über die Hälfte der Bevölkerung mit erhöhtem Risiko bei Covid-19

BERLIN: Vor allem wegen Alter und Vorerkrankungen ist laut einer Studie mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland über 15 Jahre der Risikogruppe für schwere Covid-19-Verläufe zuzurechnen. Wissenschaftler des Robert Koch-Instituts (RKI) gehen in dieser Bevölkerungsgruppe von 36,5 Millionen Menschen mit erhöhtem Risiko aus, davon sehen sie 21,6 Millionen Menschen als Hochrisikogruppe. Das geht aus einer am Mittwoch veröffentlichten RKI-Studie hervor.

Als stark erhöht werten die Autoren das Corona-Risiko bei Menschen, die über 65 Jahre alt sind oder bestimmte Vorerkrankungen aufweisen (Diabetes mellitus, chronische Nierenbeschwerden, schwerste Form von Adipositas). Erhöhtes Risiko wird in der Studie bei Betroffenen mit einer Reihe weiterer Vorerkrankungen gesehen (darunter Bluthochdruck, Asthma sowie Herzinfarkt und Schlaganfall oder chronischen Folgebeschwerden). Zudem war der Hilfebedarf im Alltag ein Kriterium. Als Hauptrisikofaktor gelte mittlerweile ein höheres Lebensalter, schreiben die Autoren.

Die Risiken sind der Studie zufolge ungleich verteilt. «Im Saarland und in den ostdeutschen Bundesländern leben anteilig die meisten Menschen mit einem erhöhten Risiko», hieß es. Auch sind laut der Studie unter Menschen mit geringer Bildung größere Anteile der Risiko- und Hochrisikogruppe zuzurechnen als bei mittel und höher Gebildeten.

Die Auswertung beruht auf einer Studie, für die rund 23.000 deutschsprachige Menschen ab 15 zwischen April 2019 und Oktober 2020 telefonisch befragt wurden.


Dänemark verlängert Reisebeschränkungen bis einschließlich Ostern

KOPENHAGEN: Dänemark verlängert seine coronabedingten Einreisebeschränkungen bis einschließlich Ostern. Das Außenministerium in Kopenhagen rät damit wie bereits seit dem 8. Januar und vorläufig bis zum 5. April weiter von Reisen in und aus allen Ländern der Erde ab. Zugleich müssen die meisten Ausländer mit Ausnahme von Menschen aus dem Grenzgebiet einen anerkennungswürdigen Einreisegrund und einen aktuellen negativen Corona-Test vorweisen können, um ins Land gelassen zu werden.

Die fortgesetzte Einschränkung der Reiseaktivitäten sei ein wichtiges Element bei den Bemühungen, die Infektionslage in Zeiten auftretender Virusvarianten unter Kontrolle zu halten, teilte das Ministerium am Mittwoch mit. In Europa drohe, dass eine bereits sehr ernsthafte Lage durch die Virusmutationen beschleunigt werde.

Um einreisen zu dürfen, müssen Ausländer ohne Wohnsitz in Dänemark neben einem negativen, maximal 24 Stunden alten Corona-Test auch einen triftigen Grund wie einen Arbeitsplatz oder den Besuch naher Angehöriger vorweisen können. Für Einwohner der Grenzregionen in Deutschland und Schweden gelten Ausnahmen: Wer von ihnen einen triftigen Einreisegrund hat, für den reicht darüber hinaus ein maximal 72 Stunden alter negativer Testbescheid. Ohne einen solchen Grund muss ein negativer Test vorgelegt werden, der nicht älter als 24 Stunden ist.


Angespannte Corona-Lage : wohl neuer lokaler Lockdown

PARIS: Angesichts eines Aufflammens von Corona-Fällen in Teilen Frankreichs stehen weitere Einschränkungen in dem Land im Raum. Regierungssprecher Gabriel Attal sagte am Mittwoch, die Lage verschlechtere sich und sei in etwa zehn Départements sogar sehr besorgniserregend. In einigen Gebieten drängten sich schnelle und kräftige Maßnahmen auf. Attal verwies etwa auf den Teil-Lockdown, der für die Küstenregion des südlichen Départements Alpes-Maritimes beschlossen worden war.

Um einen solchen Lockdown für das Wochenende bat Gesundheitsminister Olivier Véran am Mittwochabend im stark betroffenen nordfranzösischen Dunkerque (Dünkirchen) den zuständigen Präfekten auch für die Küstenstadt und Umgebung. Die regionale Gesundheitsbehörde hatte in der Stadt zuletzt mehr als 900 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner gemeldet. Zusätzliche Impfdosen und eine Verschärfung der Maskenpflicht sowie ein Alkoholverbot sollen ebenfalls helfen, die Ausbreitung des Virus in dem Gebiet einzudämmen.

Attal betonte erneut, man wolle einen landesweiten Lockdown verhindern. Diesen hatte es bereits zweimal gegeben - im vergangenen Frühjahr und Herbst. Derzeit gilt eine abendliche Ausgangssperre ab 18.00 Uhr. Geschäfte und Schulen sind weitgehend geöffnet.

Die Corona-Lage in Frankreich ist weiterhin angespannt. In dem Land mit 67 Millionen Einwohnern infizierten sich insgesamt 3,6 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus. Rund 85.000 von ihnen starben. Eine Impfung haben bereits 2,6 Millionen Menschen erhalten. Attal sagte, dass mittlerweile alle Pflegekräfte Zugang zu Impfstoff hätten, ebenso Menschen über 50.


Regierungschef: Bulgariens Gastronomie öffnet am 1. März

SOFIA: In Bulgarien wird die Gastronomie nach dreimonatiger Corona-Schließung Anfang März unter Auflagen wieder öffnen können. Ministerpräsident Boiko Borissow verfügte zudem bei einer Regierungssitzung am Mittwoch, dass Nachtlokale einen Monat später, am 1. April, den Betrieb wieder aufnehmen dürfen. Der seit Ende November in dem Balkanland geltende Corona-Lockdown wurde bereits mehrmals gelockert. Wieder geöffnet wurden unter anderem Schulen und Kitas sowie Fitnessstudios und Einkaufszentren.

Die seit Wochen in Aussicht gestellte Öffnung der Gastronomie wurde nun offiziell verkündet, obwohl Bulgarien erst am Dienstag mit 1925 neuen Corona-Fallzahlen binnen 24 Stunden einen Höchstwert seit Jahresbeginn gemeldet hatte. Am Mittwoch wurden 1800 Neuansteckungen binnen 24 Stunden verzeichnet. Bei einer Bevölkerung von 6,9 Millionen Menschen gelten aktuell 28.913 Menschen als coronainfiziert - vor einer Woche waren es 24.069 gewesen.

In Bulgarien wurde die Ende Dezember 2020 begonnene Corona-Impfaktion mit Massenimpfungen parallel zum Impfplan seit Ende vergangener Woche beschleunigt. In entlegenen Gebieten sind mobile Teams im Einsatz. Soweit wurden insgesamt rund 150.000 Impfdosen verabreicht - allein am Dienstag waren es 17.163. Bei der Massenimpfung erhalten die Menschen Impfstoff von Astrazeneca.


Ukraine beginnt mit Impfungen gegen Coronavirus

TSCHERKASSY/KIEW: Die Ukraine hat mit den Impfungen gegen das Coronavirus begonnen - allerdings mit einem anderen Mittel als ursprünglich geplant. Ein Arzt im zentralukrainischen Tscherkassy erhielt Medienberichten vom Mittwoch zufolge die erste Spritze. 5 der 24 Regionen und die Hauptstadt Kiew haben Gesundheitsminister Maxim Stepanow zufolge erste Impfstofflieferungen erhalten. In den Separatistengebieten im Osten des Landes laufen die Impfungen bereits seit knapp vier Wochen mit dem russischen Wirkstoff Sputnik V.

Am Vortag waren 500.000 Impfdosen einer Lizenzproduktion des Impfstoffs von AstraZeneca aus Indien eingetroffen, der in vielen anderen Ländern auf Vorbehalte stößt. Impfmittel aus Russland sind in der Ukraine verboten, weil das Verhältnis zu Moskau nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim zerrüttet ist. Ursprünglich sollte in der Ukraine der Impfstoff von Biontech und Pfizer eingesetzt werden, der aber nicht pünktlich geliefert wurde.

In der ersten Etappe werden Mediziner, Personal in Altersheimen und Frontsoldaten geimpft. Präsident Wolodymyr Selenskyj will sich als Oberkommandierender zusammen mit Soldaten impfen lassen. Die Behörden planen, bis Ende des Jahres rund die Hälfte der ukrainischen Bevölkerung von mehr als 41 Millionen Einwohnern zu impfen. Die Impfung ist freiwillig und kostenlos. Offiziell haben sich bisher über 1,3 Millionen Ukrainer mit dem Virus infiziert.


Gekeulte Nerze werden ausgegraben und bis Juli verbrannt

KOPENHAGEN: Nach der umstrittenen Massenkeulung von Millionen Nerzen in Dänemark sucht die zuständige Behörde eine Firma, die viele der getöteten Tiere wieder ausgräbt und zur Verbrennung bringt. Die Lebensmittelbehörde Fødevarestyrelsen veröffentlichte am Mittwoch eine Ausschreibung für die Ausgrabung der Pelztiere aus ihren langen Massengräbern auf zwei Militäranlagen in der Region Mitteljütland und den anschließenden Transport zu Müllverbrennungsanlagen.

Es handelt sich demnach um schätzungsweise 13.300 Tonnen tierischer Überreste. Bis zum 23. März können interessierte Betriebe ihr Angebot an die Behörde schicken. Der Auftrag soll dann Ende Mai beginnen und bis Mitte Juli abgeschlossen sein.

Dänemarks Regierungschefin Mette Frederiksen hatte am 4. November angekündigt, dass alle Zuchtnerze in Dänemark getötet werden sollen. Als Begründung hatte die Regierung angeführt, dass das Coronavirus in den Tieren mutiert sei und sich auf den Menschen übertragen habe. Etwa vier Millionen der mehr als 15 Millionen getöteten Tiere wurden auf den Militärgeländen vergraben, viele traten aber im Zuge des Verwesungsprozesses wieder an die Erdoberfläche. Eine Mehrheit der dänischen Parlamentsparteien hatte sich Ende 2020 darauf geeinigt, dass die Nerze wieder ausgegraben und weggeschafft werden, wenn sie kein Infektionsrisiko mehr darstellen.


Fünf EU-Länder sind besorgt über Corona-Impfstoffproduktion in Europa

VILNIUS: Fünf Staaten der Europäischen Union zeigen sich besorgt über den Umfang der Produktion von Corona-Impfstoff in Europa. Litauen, Belgien, Dänemark, Spanien und Polen appellierten am Mittwoch in einem gemeinsamen Schreiben an EU-Ratspräsident Charles Michel, unverzüglich Maßnahmen zu ergreifen, um die Produktionskapazitäten auszuweiten. Das teilte die litauische Präsidialkanzlei in Vilnius mit.

Europa stehe aufgrund der unzureichenden Versorgung mit Impfstoffen und deren stockender Produktion demnach weiter vor Herausforderungen. «Das Auftreten neuer Coronavirus-Stämme gefährdet die Bemühungen der Mitgliedstaaten, die Pandemie zu kontrollieren und zum normalen Leben zurückzukehren», hieß es den Angaben zufolge in dem einem Tag vor dem EU-Gipfel in Brüssel versandten Brief.

Die EU und die Mitgliedstaaten müssten daher alles daransetzen, dass die Impfstoffproduktion gesteigert wird. Die Regierungen sollten etwa den in Europa ansässigen Herstellern Unterstützung leisten, wenn diese Produktionsprobleme hätten und festgelegte Pläne nicht einhalten könnten.

Die fünf EU-Staaten riefen zudem dazu auf, sämtliche vorhandenen Produktionskapazitäten zu nutzen und falls nötig auch neue zu schaffen. Auch müsse eng mit möglichen Herstellern zusammengearbeitet und Forschungsanstrengungen unterstützt werden. Dazu sei eine angemessene Finanzierung auf EU-Ebene nötig, hieß es nach litauischen Angaben in dem Schreiben weiter.


Ungarn beginnt Impfungen mit chinesischem Mittel

BUDAPEST: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie hat Ungarn am Mittwoch als bisher einziges EU-Land mit der Verabreichung des chinesischen Impfstoffs von Sinopharm begonnen. In den nächsten sieben Tagen sollen 275.000 Menschen mit dem in der EU nicht zugelassenen Mittel geimpft werden, erklärte die Oberste Amtsärztin Cecilia Müller in einer Online-Pressekonferenz. «Damit unternehmen wir einen wichtigen Schritt zum Schutz der Bevölkerung vor dem Coronavirus», fügte sie hinzu.

In Ungarn gelangten bislang vor allem die Impfstoffe von Biontech-Pfizer, Moderna und Astrazeneca sowie in kleineren Mengen das russische Vakzin Sputnik V zum Einsatz. Angesichts des Mangels an westlichen Impfstoffen setzt der rechtsnationale Ministerpräsident Viktor Orban verstärkt auf die russischen und chinesischen Produkte. In Ungarn erhielten sie eine Notzulassung, zum Teil ohne eigene substanzielle Überprüfung.

Die Verabreichung des Sinopharm-Impfstoffes, die am Mittwoch begann, erfolgt durch die Hausärzte und auf freiwilliger Basis. In Fachkreisen schlägt dem chinesischen Impfstoff wegen fehlender Studien Skepsis entgegen. «Über die Wirksamkeit der Impfung liegen wenig Informationen vor», schrieb ein Budapester Hausarzt in einer E-Mail an seine Patienten. «Ich kann nicht sagen, wem sie empfohlen werden kann, doch wer sie haben will, dem verabreiche ich sie.»


Großveranstaltungen trotz Pandemie - Ärzte-Kritik an Erdogans AKP

ISTANBUL: Die Türkische Ärztevereinigung (TBB) hat scharfe Kritik an Großveranstaltungen der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in der Pandemie geübt. «Es zeigt, dass die AKP nicht mal die Leben ihrer eigenen Wähler respektiert», sagte die TBB-Vorsitzende Sebnem Korur Fincanci der dpa am Mittwoch. Es sei diskriminierend und respektlos, Veranstaltungen abzuhalten, während ein Großteil der Gesellschaft durch pandemiebedingte Regeln in Nöten stecke.

Die AKP hält bereits mehrere Wochen in Folge Parteikongresse in mehreren Städten ab. Videos der Veranstaltungen zeigen große Menschenmengen. Am Wochenende teilte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ein Video auf Twitter von einer Beerdigung mit zahlreichen Teilnehmern. Darauf war zu sehen, wie Menschen dicht an dicht standen, ohne den vorgegebenen Mindestabstand einzuhalten. Auch der Gesundheitsminister Fahrettin Koca, der Bürgern immer wieder die drei Maßnahmen «Maske, Abstand und Hygiene» predigt, war zu sehen. Offiziell sind Beerdigungen mit maximal 30 Teilnehmern erlaubt.

«Wir registrieren mit Sorge einen Anstieg der Corona-Fälle in Städten, wo AKP-Veranstaltungen in den vergangenen Wochen stattgefunden haben», sagte Fincanci. Derzeit gelten in der Türkei unter der Wochen nachts und am Wochenende strikte Ausgangsbeschränkungen. Erdogan hatte zuletzt angekündigt, im März in eine Phase der Normalisierung übergehen zu wollen.


Tschechien plant härteren Lockdown - Südafrika-Variante nachgewiesen

PRAG: Der tschechische Ministerpräsident Andrej Babis hat eine deutliche Verschärfung der Corona-Maßnahmen angekündigt. Man müsse eine «totale Katastrophe in den Krankenhäusern» abwenden, sagte der 66-Jährige am Mittwoch. Über die Details sollte im Laufe des Tages mit der Opposition sowie Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertretern beraten werden. Konkret wurde Babis nicht, sagte aber: «Wenn es keinen Kontakt gibt, kann auch keine Übertragung stattfinden.»

«Dieses Virus ist wirklich ein Killer, und es sterben auch junge Leute», warnte der Gründer der populistischen Partei ANO. Neben der britischen Corona-Variante wurde nun erstmals die südafrikanische Mutante nachgewiesen, wenn auch nur in einem Einzelfall. Es handele sich um drei Reiserückkehrer aus Afrika, sagte Babis.

Der Regierungschef sprach sich für eine Verlängerung des Notstands aus, der am Montag ausläuft. Unklar ist, ob die Minderheitsregierung dafür eine Mehrheit finden kann. Eine baldige Öffnung der Schulen schloss Babis aus. Im Raum stehen regelmäßige Tests in den Firmen. Unterdessen wurde bekannt, dass Israel dem stark betroffenen Partnerland 5000 Impfdosen zur Verfügung stellt.

Das Gesundheitsministerium in Prag meldete am Mittwoch 15.672 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Mehr als 6800 Patienten waren in Krankenhäusern in Behandlung, davon mehr als 1300 auf den Intensivstationen. Seit Beginn der Pandemie gab es mehr als 1,1 Millionen nachgewiesenen Infektionen und 19.682 Todesfälle. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner.


Zahl der Corona-Neuinfektionen wieder nahe Höchstmarke

TALLINN: In Estland ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen erneut gestiegen und hat zum zweiten Mal seit Beginn der Pandemie die 1000er-Marke überschritten. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde in Tallinn wurden am Mittwoch - dem 103. Unabhängigkeitstag des EU-Landes - 1096 positive Tests binnen 24 Stunden erfasst. Nach einem zeitweisen Rückgang erreichten die Ansteckungen damit ihren zweithöchsten Stand nach dem Rekordwert von 1104 Fällen am 7. Januar.

Gesundheitsexperten hatten zuvor bereits gewarnt, dass Estland angesichts wieder steigender Infektionszahlen vor einem düsteren März und April stehe - die Regierung hatte daher mit Wochenbeginn die Corona-Beschränkungen verschärft. Der Ostseestaat mit 1,3 Millionen Einwohnern kämpft seit dem Herbst mit einer stetig steigenden Zahl an Neuinfektionen. In Estland wurden bislang insgesamt mehr als 60.000 Fälle erfasst, 5157 Menschen starben an dem Virus.

In ihrer Rede zum Unabhängigkeitstag appellierte Regierungschefin Kaja Kallas an die Bevölkerung, die Corona-Pandemie gemeinsam zu bekämpfen und zu überwinden. «In gewisser Weise ist das, was wir gerade durchmachen, auch ein Unabhängigkeitskrieg», zog sie eine Parallele zu den Ereignissen vor gut einem Jahrhundert. «Auch in diesem Krieg gibt es Gewinner und Verlierer. Auf der Ebene von Menschen, Familien, Unternehmen und auch von Staaten.»

Der Baltenstaat hatte am 24. Februar 1918 zum Ende des Ersten Weltkriegs seine Unabhängigkeit von Russland proklamiert, zu dem es rund zwei Jahrhunderte gehört hatte. Die eigentliche Unabhängigkeit wurde aber erst im Freiheitskrieg (1918-1920) erkämpft.


4,5 Millionen Menschen warten auf Operation

LONDON: Wegen der Corona-Krise verzögern sich in Großbritannien zahlreiche Operationen. Derzeit stünden mehr als 4,5 Millionen Menschen auf Wartelisten, davon 224.000 seit mehr als einem Jahr. Das sagte der Chef des Chirurgenverbandes Royal College of Surgeons, Neil Mortensen, am Mittwoch dem Sender Times Radio. Er forderte einen umfassenden Plan für die Lösung des «massiven Problems». Die Chirurgen seien bereit. Allerdings seien Operationssäle derzeit rar und das Personal, vor allem Anästhesisten, sei erschöpft wegen des Dauereinsatzes in der Pandemie.

Zwar hat die Zahl der Corona-Patienten in britischen Kliniken zuletzt abgenommen. Noch immer sind aber Tausende Betten wegen Covid-Behandlungen belegt; viele Patienten müssen künstlich beatmet werden. Pflegerinnen und Pfleger haben zum Teil über Monate ohne längere Pausen gearbeitet. In einer Umfrage hatten etliche Beschäftigte in medizinischen Berufen im Januar angegeben, sie fühlten sich traumatisiert von den Erfahrungen in der Pandemie.


Zyprischer Hotelverband plädiert für bilaterale Impfpass-Regeln

NIKOSIA: Der zyprische Hotelverband (CHA) fordert, die Gültigkeit von Corona-Impfpässen bilateral mit anderen Staaten zu vereinbaren und nicht auf die EU zu warten. Zwischen Israel und Zypern besteht bereits ein solches Abkommen - die Vereinbarung sei hervorragend und ein Beispiel dafür, wie die Branche trotz Corona wieder arbeiten könne, sagte Verbandspräsident Filokypros Rousounides am Mittwoch dem Nachrichtenportal «Cyprus Times».

Ähnliche Vereinbarungen sollten deshalb so schnell wie möglich auch mit Großbritannien und Russland getroffen werden, und zwar «unabhängig der Entscheidungen der EU-Behörde für Gesundheit», forderte Rousounides.

Das EU-Mitglied Zypern will vom 1. April an alle Einschränkungen für geimpfte Touristen aus Israel aufheben. Das hatten Zyperns Präsident Nikos Anastasiades und der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu vor zehn Tagen vereinbart. Israelische Bürger müssen dann bei der Einreise keinen negativen Corona-Test mehr vorweisen und müssen auch nicht in Quarantäne - umgekehrt soll das auch für Zyprer gelten, die nach Israel reisen. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Zyperns, israelische Gäste haben daran einen großen Anteil.

In der EU wird kontrovers über eine mögliche Aufhebung von Reisebeschränkungen für Menschen mit Corona-Impfung diskutiert. Der zyprische Hotelverband kritisiert, dass sich die Debatte darüber in der EU zu sehr in die Länge zieht, während die Tourismussaison immer näher rückt. Auch der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis hat sich für eine uneingeschränkte Reisefreiheit von Geimpften und einen EU-weit gültigen Impfpass eingesetzt.


«Grüner Pass»: Hunderttausende Israelis haben neuen Corona-Ausweis

TEL AVIV: Kurz nach seinem Start haben sich hunderttausende Israelis den sogenannten Grünen Pass heruntergeladen, der Genesenen und Geimpften in der Corona-Krise spezielle Erleichterungen gewährt. Seit Sonntag hätten sich mehr als 400.000 Menschen die Bescheinigung über einen Internet-Ausdruck erstellt, sagte Rona Kaiser der Deutschen Presse-Agentur. Sie leitet im israelischen Gesundheitsministerium die Digital-Abteilung und ist damit dort auch verantwortlich für alle Internetseiten und Apps. Eine «Ramzor» genannte App, über die der Pass ebenfalls nachgewiesen werden kann, luden demnach bereits mehr als 500.000 Menschen herunter.

Seit Sonntag können von einer Corona-Infektion genesene und gegen das Virus geimpfte Menschen in Israel mit dem «Grünen Pass» unter anderem wieder Fitnessstudios, Theater und Sportereignisse besuchen sowie in Hotels übernachten. Nicht-Geimpfte erhielten weniger Freiheiten zurück, sie dürfen aber seit Sonntag wieder in Einkaufszentren, Museen, Bibliotheken und Gebetshäuser gehen. In beiden Fällen gelten weiterhin Hygiene- und Abstandsregeln.

In Deutschland wird über die Gewährung möglicher Vorteile für Geimpfte noch diskutiert. Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Impfkampagne in Israel deutlich weiter fortgeschritten. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Dienstag sind rund 70 Prozent der Landesbewohner ab 16 Jahren mindestens ein Mal gegen das Coronavirus geimpft worden. Knapp 4,5 Millionen Israelis hätten die Erstimpfung und mehr als drei Millionen bereits die Zweitimpfung erhalten.


Ghana erhält als erstes Land Corona-Impfstoff von Covax-Initiative

ACCRA: Als erstes Land der Welt hat Ghana Corona-Impfstoff von der internationalen Covax-Initiative erhalten. Bei der ersten Ladung handele es sich um 600.000 Dosen des Astrazeneca-Wirkstoffs, wie es in einer Mitteilung des UN-Kinderhilfswerks (Unicef) vom Mittwoch hieß. Diese Lieferung repräsentiere den Beginn der wohl größten Beschaffungs- und Versorgungs-Initiative von Impfstoffen in der Geschichte. «Dies ist ein monumentales Ereignis», hieß es.

Die Covax-Initiative wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Impfallianz Gavi gegründet, um Länder mit kleinen und mittlerem Einkommen mit Corona-Impfstoffen zu versorgen. Die Initiative will nach eigenen Angaben in diesem Jahr knapp zwei Milliarden Dosen liefern.

In Afrika wurden der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC zufolge bisher rund 3,8 Millionen Corona-Fälle und etwa 102.000 Tote verzeichnet. Im westafrikanischen Ghana mit seinen rund 30,4 Millionen Einwohnern ist es demnach bislang zu rund 80.700 Corona-Infektionen gekommen.


Streik der Seeleute dauert an

ATHEN: Wegen eines Streiks der Seeleute sind am Mittwoch in Griechenland den zweiten Tag in Folge die meisten Fähren in den Häfen geblieben. Zahlreiche Inseln, die keinen Flughafen haben, blieben von der Außenwelt abgeschnitten, berichtete das Staatsfernsehen (ERT). Die Gewerkschaften der Seeleute drohen außerdem damit, den Streik um weitere 48 Stunden zu verlängern, hieß es im Bericht des Staatsfernsehens.

Die Seeleute fordern bessere Bezahlung und Unterstützung für ihre Kollegen, die ihre Arbeit wegen der Corona-Pandemie und des damit verbundenen Zusammenbruchs des Verkehrs und des Tourismus verloren haben. Gestrandete Reisende gab es kaum, zumal das Reisen innerhalb Griechenlands wegen Corona ohnehin stark eingeschränkt ist. Die Reedereien hatten die wenigen Passagiere rechtzeitig gewarnt, wie das Staatsfernsehen berichtete. Sollte der Streik jedoch ausgedehnt werden, könnte es bald zu Versorgungsengpässen vor allem auf kleinen Inseln kommen, hieß es.


Polen plant Kontrollen an Grenzen zu Tschechien und der Slowakei

WARSCHAU: Polens Regierung plant nach Angaben von Gesundheitsminister Adam Niedzielski die Einführung von Kontrollen an seiner Grenze zu Tschechien und der Slowakei. Mit Blick auf die epidemiologische Situation in den beiden Nachbarländern wolle man den Verkehr an Polens südlicher Grenze einschränken, sagte Niedzielski am Mittwoch dem Radiosender Tok.fm. Voraussichtlich werde dies ab Samstag gelten. Genauere Details werde die Regierung im Laufe des Tages in einer Pressekonferenz bekannt geben.

Niedzielski hatte vor kurzem zum Thema einer möglichen Einführung von Grenzkontrollen an den EU-Binnengrenzen gesagt, Polen erwäge, nur noch Reisende ins Land zu lassen, die einen negativen Covid-Test vorweisen können.

Nach Angaben des Gesundheitsministers registrierte Polen am Mittwoch 12.146 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. «Wir haben einen sehr dynamischen Anstieg von Tag zu Tag», sagte Niedzielski. Die Regierung erwäge deshalb, die vor zwei Wochen eingeführten Lockerungen der Corona-Restriktionen wieder rückgängig zu machen und Hotels und Skigebiete erneut zu schließen. Auch sollen Schals und Gesichtsvisiere nicht länger als Mund-Nasen-Bedeckung zugelassen sein. Die Regierung empfehle das Tragen von chirurgischen und FFP2-Masken.


Israels Regierung verschärft Corona-Maßnahmen an Karnevalsfest Purim

TEL AVIV: Im Kampf gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus verhängt die israelische Regierung vorübergehend nächtliche Lockdowns anlässlich des jüdischen Karnevalsfests Purim. Die Maßnahme gelte von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen jeweils von 20.30 bis 05.00 Uhr (Ortszeit), teilte das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am späten Dienstagabend nach einer Kabinettssitzung mit. Innerhalb dieser Stunden darf man die eigene Wohnung nicht weiter als 1000 Meter verlassen. Auch Besuche in anderen Haushalten sind untersagt. Wegen der noch geltenden Versammlungsbeschränkungen dürften auch die ansonsten üblichen Paraden und Zusammenkünfte ausfallen.

Die Neuinfektionszahlen waren in Israel zuletzt gefallen, sind jedoch trotz großem Impffortschritt weiter hoch. «Die Impfungen sollten uns nicht in Euphorie versetzen. Wir haben noch nicht genug Geimpfte, um an Purim ausgelassen zu feiern», schrieb Gesundheitsminister Juli Edelstein am Mittwoch bei Twitter. Vor einem Jahr hatten sich nach Angaben von Experten viele Menschen in Israel auf Karnevalsfeiern angesteckt.

Edelstein zufolge erhielten bislang mehr als 4,5 Millionen Menschen die Erst- und knapp 3,15 Millionen die Zweitimpfung. Israel hat rund 9,3 Millionen Einwohner, davon können derzeit etwa 6,4 Millionen geimpft werden. Der Rest ist jünger als 16 Jahre, diese Altersgruppe kann vorerst nicht geimpft werden.


Sommerurlaub: Kommissionsvize mahnt beim EU-Impfpass zur Eile

BRÜSSEL: EU-Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas macht Hoffnung auf einen Sommerurlaub trotz Corona. «Unterm Strich wird dieser Sommer mit Sicherheit besser werden als der im vergangenen Jahr», sagte Schinas der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel. «Wir werden mehr Geimpfte haben, wir wissen mehr über das Virus und über Regeln für sicheres Reisen, die wir gemeinsam entwickeln werden.»

Beim geplanten EU-Impfpass mahnte Schinas zur Eile: «Das betrifft alle EU-Staaten, ob im Norden oder Süden, und die Entwicklung schreitet schneller voran als die Zeit in der Politik.» Wichtig sei ein gemeinsamer Ansatz beim Nachweis, dass jemand geimpft sei. «Und dann brauchen wir eher früher als später eine öffentliche Diskussion über die Frage der Nutzung.»

Drittstaaten wie Israel preschten bereits vor, sagte Schinas. Das Land hatte kürzlich einen Grünen Pass für Geimpfte vorgestellt, der Vorteile beim Reisen oder beim Besuch von Veranstaltungen verspricht. «In der EU sollten wir einen gemeinsamen Rahmen schaffen, sonst werden sich bilaterale Lösungen durchsetzen», warnte der aus Griechenland stammende Kommissar. Bei der möglichen Nutzung von Impfnachweisen «wird Europa kollektiv handeln, Zersplitterung nützt uns nichts».

Griechenland und andere südeuropäische Urlaubsländer dringen auf einen EU-Nachweis für Corona-Geimpfte, der einfacheres Reisen ohne Auflagen oder Quarantäne ermöglichen würde. Griechenland und Zypern haben auch bereits bilaterale Vereinbarungen mit Israel über die künftige Einreise von Geimpften getroffen. Deutschland hat Vorbehalte gegen Vorteile für Geimpfte, solange noch nicht alle die Chance auf eine Impfung hatten.

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