Corona-Überblick: Meldungen am Mittwoch

Foto: Pixabay/Christo Anestev
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Unicef warnt vor «verlorener Generation» wegen Covid-19

NEW YORK: Angesichts vielfältiger Corona-Einschränkungen im medizinischen und sozialen Bereich auch für junge Menschen warnt das UN-Kinderhilfswerk Unicef vor einer «verlorenen Covid-Generation». Die Unterbrechung wichtiger Dienstleistungen sei die größte Bedrohung für Kinder, sagte Unicef-Direktorin Henrietta Fore. «Je länger die Krise andauert, so gravierender sind ihre Auswirkungen auf Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohlbefinden der Kinder. Die Zukunft einer ganzen Generation ist in Gefahr.»

Aus einem entsprechenden Bericht der Organisation gehe hervor, dass in etwa einem Drittel von 140 untersuchten Ländern die Zahl der Kinder, die gewisse medizinische Maßnahmen erhielten, zurückgeht. Dazu gehören Impfungen, ambulante Behandlungen und Betreuungsangebote rund um eine Geburt. Der Grund dafür sei die Angst vor Ansteckung.

Auch würden noch immer rund 265 Millionen Mädchen und Jungen keine Schul-Mahlzeiten bekommen. Jeder dritte Schüler weltweit sei dabei von Schulschließungen betroffen - das sind insgesamt 572 Millionen. Unicef schätzt, dass sechs bis sieben Millionen Kleinkinder unter fünf Jahren in diesem Jahr vor allem in Afrika und Südasien unter Mangelernährung leiden, was einer Zunahme von 14 Prozent entspricht. Geschätzte 150 Millionen Kinder seien bis Mitte 2020 in «mehrdimensionale Armut» gerutscht.

Die Folgen der Einschränkungen durch die Krise könnten Unicef zufolge verheerend sein: «Durch die Unterbrechung lebenswichtiger Dienstleistungen und zunehmender Mangelernährung könnten in den kommenden zwölf Monaten zwei Millionen Kinder zusätzlich sterben und die Zahl der Totgeburten um 200.000 zunehmen.»


US-Gesundheitsbeamter: USA in Pandemie an «gefährlichem Punkt»

WASHINGTON: Ein führendes Mitglied der Corona-Arbeitsgruppe des Weißen Hauses, Admiral Brett Giroir, sieht die USA in der Corona-Pandemie an einem «gefährlichen Punkt». «Im Moment verzeichnen wir den stärksten Anstieg der Fallzahlen, unsere Krankenhausaufnahmen nehmen Woche für Woche um 25 Prozent zu, unsere Todesfälle nehmen Woche für Woche um 25 Prozent zu - und das bewegt sich nicht in die richtige Richtung», sagte Giroir, der ein leitender Beamter im Gesundheitsministerium ist, am Mittwoch dem Sender MSNBC.

«Im Augenblick befinden wir uns in einer total gefährlichen Situation, der wir mit äußerster Ernsthaftigkeit begegnen müssen», sagte Giroir weiter. Es handele sich nicht um falschen Alarmismus, sondern um die schlimmste Steigerungsrate bei Corona-Fällen, die die USA in der Pandemie bislang gesehen habe. «Und derzeit gibt es kein Zeichen der Abflachung.»

Seit Anfang November liegt die Zahl der täglich nachgewiesenen Corona-Infektionen in den Vereinigten Staaten bei mehr als 100.000 - Tendenz steigend. Am Dienstag waren es rund 162.000. Die Zahl der Toten hat mittlerweile fast die Marke von 250.000 erreicht. In keinem anderen Land der Welt ist eine so hohe Zahl an Todesfällen bekannt. Relativ zur Einwohnerzahl sind in Belgien, Spanien und Argentinien jedoch mehr Menschen als in den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern infolge einer Corona-Infektion gestorben.


Steigende Corona-Zahlen - New Yorker Schulen müssen erneut schließen

NEW YORK: Angesichts steigender Corona-Zahlen schließt die US-Ostküstenmetropole New York erneut ihre Schulen. Die Stadt habe die Schwelle von drei Prozent positiven Corona-Tests überschritten und werde die Lerneinrichtungen deshalb ab Donnerstag vorübergehend dicht machen, schrieb Bürgermeister Bill de Blasio am Mittwoch auf Twitter.

New York war im Frühjahr zum Epizentrum der Pandemie in den USA geworden und hatte Mitte März alle Schulen schließen müssen. Über den Sommer hatte sich das Infektionsgeschehen wieder stabilisiert, eine erneute Öffnung war jedoch immer wieder verschoben worden. Die ersten Schulen konnten schließlich erst ab Ende September wieder öffnen. Zuletzt hatte sich die Lage jedoch wieder angespannt.

Erst vor einer Woche hatte der Gouverneur des gleichnamigen Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, neue Maßnahmen angekündigt. Restaurants, Bars und Fitnessstudios müssen demnach um 22.00 Uhr schließen. Treffen in Privathäusern sind auf maximal zehn Personen beschränkt.


Lombardei hofft auf bessere Corona-Zahlen und Do-It-Yourself-Tests

ROM: Die von der Corona-Pandemie heftig getroffene Lombardei in Norditalien sieht sich im Kampf gegen das Virus derzeit auf einem guten Weg. Das sagte der Präsident der Region, Attilio Fontana, am Mittwoch in einer Videokonferenz mit der Auslandspresse. Angesichts der jüngsten Corona-Daten sei er «vorsichtig optimistisch», dass die Lombardei ab dem 27. November nicht mehr «rot» sei und der Teil-Lockdown entschärft werden könne. Italien ist seit dem 6. November in drei Corona-Risikozonen geteilt, wobei «rot» für die strengsten Regeln steht. Meist gegen Ende der Woche geben die nationalen Experten in Rom eine neue Bewertung der Gesundheitsdaten heraus. Danach richtet sich die Einstufung.

Fontana kündigte an, dass er die Möglichkeit von Do-It-Yourself-Tests für seine Region prüfen lasse. Die Lombardei mit der Hauptstadt Mailand litt schon in der ersten Welle unter den höchsten Fallzahlen. Die Sets für einen Abstrich durch die Nase werden in Venetien schon ausprobiert. Während die meisten Antigen-Tests von Fachleuten durchgeführt werden sollen, kann man den Do-It-Yourself-Test zu Hause alleine anwenden. Auf diese Weise sollen Infizierte, die keine Symptome zeigen, schneller von der Krankheit erfahren - und dann in Isolation gehen.

In ganz Italien zählten die Behörden am Mittwoch mehr als 34.000 Neuinfektionen mit dem Virus Sars-CoV-2. Das waren über 1000 Fälle mehr als am Mittwoch vor einer Woche. Allein in der Lombardei mit ihren rund 10 Millionen Bürgern kamen mehr als 7600 neue Ansteckungsfälle hinzu. Die Zahl der registrierten Covid-Toten innerhalb von 24 Stunden lag in Italien am Mittwoch bei mehr als 750. In dem Mittelmeerland leben rund 60 Millionen Menschen.


Athen hat Corona-Impfplan - zwei Millionen Impfungen monatlich

ATHEN: Griechenland wird monatlich mehr als zwei Millionen Menschen gegen das Coronavirus impfen können, sobald das nötige Serum verfügbar ist. «Wir haben bereits landesweit 1018 Impfstellen festgelegt. Die Impfung wird kostenlos sein», sagte Gesundheitsminister Vassilis Kikilias am Mittwoch im Staatsfernsehen. «Die ersten Impfungen werden im ersten Monat des Jahres 2021 sein», ergänzte eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums.

Die Bürger sollen per SMS, elektronisch oder telefonisch einen Termin in einem Impfzentrum vereinbaren können. «Das System ist schon bereit», sagte Kikilias. Als erste würden Ärzte und das Krankenhauspersonal geimpft, danach alle Bürger über 65 Jahre oder mit chronischen Krankheiten.

Im Vergleich zu anderen Ländern ist Griechenland mit seinen rund elf Millionen Einwohnern bisher nicht so stark von Corona betroffen gewesen. Allerdings schnellten die Zahlen in den vergangenen Wochen vor allem in den Großstädten Athen und Thessaloniki unkontrolliert in die Höhe. Am Mittwoch zählte die griechische Gesundheitsbehörde 3200 Neuinfektionen und 60 Tote innerhalb von 24 Stunden.


Haushaltsstreit überschattet EU-Videoschalte zur Corona-Krise

BRÜSSEL: Nach dem Veto von Ungarn und Polen gegen das europäische Haushaltspaket beraten die EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag (18.00 Uhr) über mögliche Ausweg aus der Krise. Eine Lösung sei von der Videokonferenz aber noch nicht zu erwarten, sagte ein hoher EU-Vertreter am Mittwoch. Es handele sich um ein ernstes Problem, und dafür benötige man Zeit.

Polen und Ungarn hatten am Montag aus Protest gegen eine neue Regel zur Kürzung von EU-Geldern bei bestimmten Rechtsstaatsverstößen einen entscheidenden Haushaltsbeschluss blockiert. Damit drohen Verzögerungen bei dem 1,8 Billionen Euro starken Paket, das auch Corona-Hilfen im Umfang von bis zu 750 Milliarden Euro umfasst.

Eigentliches Thema der Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihren EU-Kollegen ist die engere Zusammenarbeit der 27 Staaten im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Die EU-Kommission hatte am Mittwoch eine Empfehlung zum Einsatz von Antigen-Schnelltests vorgelegt. Diese können aus Sicht der Behörde erheblich zur Eindämmung der Pandemie beitragen.


Alle dänischen Nerze auf Farmen mit Corona-Fällen gekeult

KOPENHAGEN: In Dänemark sind mittlerweile alle Pelztiere auf mit dem Coronavirus befallenen Nerzfarmen getötet worden. Das teilte die dänische Lebensmittelbehörde Fødevarestyrelsen am Mittwoch auf Twitter mit. Insgesamt seien die Nerzbestände auf 284 Farmen gekeult worden, auf denen Corona-Fälle aufgetaucht seien. Das entspricht etwa jeder vierten Nerzfarm in Dänemark. 25 weitere Farmen stünden darüber hinaus unter Corona-Verdacht. Um wie viele gekeulte Tiere es sich genau handelte, ging aus den Behördenangaben nicht hervor.

Die dänische Regierung hatte vor zwei Wochen mitgeteilt, dass alle Pelztiere im Land getötet werden sollen, weil das Coronavirus in den Tieren mutiert sei und sich bereits auf den Menschen übertragen habe. Es handelt sich insgesamt um etwa 15 bis 17 Millionen Nerze. Begründet wurde der drastische Schritt mit Sorgen vor negativen Auswirkungen dieser veränderten Viren auf die Wirkung möglicher künftiger Corona-Impfstoffe.

Für die Massenkeulung aller Nerze im Land - also auch denjenigen von Farmen ohne Corona-Fall oder außerhalb der Risikogebiete - fehlte jedoch zum Zeitpunkt der Bekanntgabe die rechtliche Grundlage. Das räumte die dänische Regierung erst mit Verspätung ein, was letztlich dazu führte, dass Lebensmittelminister Mogens Jensen am Mittwoch seinen Rücktritt bekanntgab. Mittlerweile hat die Regierung für die gesetzliche Absicherung des Schrittes aber eine Parlamentsmehrheit gefunden. Einer entsprechenden Vereinbarung zufolge soll die Nerzhaltung in Dänemark zudem generell vorläufig bis zum Ende 2021 verboten werden.


Berliner Polizei setzt Wasserwerfer gegen Demonstranten ein

BERLIN: Die Polizei hat gegen Demonstranten gegen die deutsche Corona-Politik am Mittwoch nahe dem Reichstagsgebäude in Berlin Wasserwerfer eingesetzt. Die Einsatzkräfte begannen mit dem Besprühen der Menschen. dpa-Reporter berichteten auch von Rangeleien und aggressiver Stimmung.

Den Aufforderungen zum Tragen von Mund-Nase-Schutz und zum Abstandhalten waren viele der Demonstranten nicht gefolgt. Mehrere tausend Menschen versammelten sich in der Hauptstadt nach ersten Schätzungen der Polizei, um gegen die Corona-Politik der deutschen Regierung zu protestieren.


Nerzskandal kostet zuständigen Minister den Job

KOPENHAGEN: Die Verwirrung um die Massenkeulung von Millionen Nerzen in Dänemark hat zum Rücktritt des zuständigen Ministers geführt. Er sei zu dem Schluss gekommen, dass er nicht länger die ausreichende Unterstützung einer Mehrheit der dänischen Parlamentsparteien innehabe, schrieb Lebensmittelminister Mogens Jensen am Mittwoch auf Facebook. Deshalb habe er Ministerpräsidentin Mette Frederiksen mitgeteilt, aus der Regierung auszutreten.

Damit erreichen zwei turbulente Wochen in Dänemark im Zuge der veranlassten Tötung von Millionen Pelztieren vorerst ihren Höhepunkt. Frederiksen hatte am 4. November angekündigt, dass alle Nerze im Land gekeult werden sollen, weil das Coronavirus in den Tieren mutiert sei und sich bereits auf den Menschen übertragen habe. Besonders die sogenannte Cluster-5-Variante des Virus war vom dänischen Gesundheitsinstitut SSI als besorgniserregend eingestuft worden, weil diese nach Angaben des Instituts mögliche Auswirkungen auf künftige Corona-Impfstoffe haben könnte.

Wie sich herausstellte, fehlte für die Massenkeulung aber die nötige Rechtsgrundlage. Das hatte Jensen erst mehrere Tage nach der Ankündigung der Maßnahme eingeräumt. Mittlerweile hat sich die Regierung eine Parlamentsmehrheit für einen gesetzlichen Rahmen gesichert, der den rapiden Schritt rechtlich absichern und die Nerzhaltung in Dänemark bis Ende 2021 verbieten soll.


Chef des Welternährungsprogramms kommt für Nobelpreis nicht nach Oslo

OSLO: Der Leiter des Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, wird für die Übergabe des diesjährigen Friedensnobelpreises nicht wie geplant nach Norwegen reisen. Der Besuch des WFP-Chefs im Dezember werde wegen der jüngsten Coronavirus-Entwicklungen in Oslo verschoben, teilte das norwegische Nobelkomitee am Mittwoch mit. Aufgrund der momentanen Corona-Beschränkungen in der norwegischen Hauptstadt sei es nicht möglich, die Zeremonie oder andere Teile des üblichen Programms des Friedensnobelpreisträgers auf angemessene Weise zu bewältigen. Es werde nun nach Möglichkeiten gesucht, das Welternährungsprogramm auf einer digitalen Preiszeremonie zu ehren.

Erst vor gut einer Woche war in Norwegen grünes Licht dafür gegeben worden, die Delegation der UN-Organisation von der im Land geltenden Quarantänepflicht bei der Einreise auszunehmen. In Oslo haben sich zuletzt jedoch die Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemehrt. Die norwegische Regierung befürchtet, dass sich die höheren Corona-Zahlen in der Hauptstadt auch auf andere Landesteile übertragen könnten. Bislang ist Norwegen im europäischen Vergleich aber relativ gut durch die Corona-Krise gekommen.

Das norwegische Nobelkomitee hatte am 9. Oktober verkündet, dass der diesjährige Friedensnobelpreis an das Welternährungsprogramm geht. Die UN-Organisation wird damit unter anderem für ihre Bemühungen im Kampf gegen den Hunger sowie ihren Beitrag zur Verbesserung der Friedensbedingungen in Konfliktgebieten ausgezeichnet. Überreicht wird der Preis am 10. Dezember in Oslo.


Polit-Posse um Gesundheitskommissar in Kalabrien

ROM: Eine Polit-Posse um den staatlich bestellten Gesundheitskommissar im süditalienischen Kalabrien hat mitten in der Corona-Krise Regierungschef Giuseppe Conte erreicht. In nur zehn Tagen wurden auf diesem Posten drei Politiker durch Entlassung und Rücktritt verheizt. Am Dienstag hatte der erst am Tag zuvor ernannte Eugenio Gaudio, ehemals Leiter der Universität Sapienza in Rom, gesagt, er verzichte aus privaten Gründen. «Ich übernehme die volle Verantwortung für die Wahl von Gaudio», wurde Regierungschef Conte am Mittwoch in mehreren Zeitungen zitiert. Conte sagte, auch für die vorausgegangenen Nominierungen trage er Verantwortung.

Die in der Stiefelspitze gelegene Region Kalabrien ist seit Anfang November eine Rote Zone. Das heißt, dort gelten besonders scharfe Corona-Beschränkungen. Die arme Region mit rund zwei Millionen Einwohnern hat seit Jahrzehnten ein schwaches Gesundheitssystem. In der ersten Corona-Welle im Frühjahr war der Süden Italiens weitgehend verschont geblieben. Jetzt herrscht dort vielerorts Alarmstimmung.

Begonnen hatte der Skandal um den Gesundheitskommissar mit einem Fernsehinterview des alten Amtsinhabers Saverio Cotticelli. Er zeigte wenig Wissen über die Corona-Zahlen seiner Region und darüber, dass er eigentlich einen Notfallplan erstellen sollte. Rom warf ihn raus und ernannte am 7. November Giuseppe Zuccatelli zum Nachfolger. Dieser Gesundheitsmanager musste dann Anfang der Woche abtreten. Zuvor zirkulierte in sozialen Medien ein älteres Video von ihm, in dem Corona-Masken als nutzlos hingestellt wurden.

Der daraufhin erkorene Gaudio machte schließlich am Dienstag einen Rückzieher. Der Zeitung «La Repubblica» sagte er, dass seine Frau nicht aus Rom wegziehen wolle. Die Regierung schickt nun die private Hilfsorganisation Emergency nach Kalabrien, die auch in Afghanistan und Afrika aktiv ist. Wie Außenminister Luigi Di Maio bestätigte, werde die Organisation von Gino Strada mit dem staatlichen Zivilschutz kooperieren. Die Suche nach einem neuen Kommissar solle schnell beendet werden, berichtete das italienische Fernsehen.


Tiersalons wieder geöffnet - Empörung und Verwunderung

PRAG: Hunde und Katzen können in Tschechien wieder einen professionellen Haarschnitt bekommen, während ihre Herrchen und Frauchen noch das Nachsehen haben. Seit Mittwoch dürfen Tiersalons - anders als Friseursalons für Menschen - ihre Türen öffnen. Zuvor hatte die Regierung eine entsprechende Ausnahme von den coronabedingten Geschäftsschließungen beschlossen.

In den Online-Kommentarspalten der Zeitungen sorgte das für Empörung und Verwunderung. «Das Absurde wird zur Normalität», schrieb ein Nutzer. «Hunde sind für die Politiker wichtiger als Menschen», meinte ein Anderer. Manche witzelten: «Wer Wau sagt, bekommt einen Termin.»

Bereits im ersten Lockdown im Frühjahr hatte die Regierung viel Häme einstecken müssen, als Tiersalons früh wieder öffnen durften. «Es mag lächerlich erscheinen, aber wir sind einfach eine Nation von Hundeliebhabern», hatte Industrie- und Handelsminister Karel Havlicek damals erklärt. Ministerpräsident Andrej Babis zeigt sich in den sozialen Medien regelmäßig mit seinen Hunden.

Seit einem Monat sind in Tschechien Geschäfte mit Ausnahme des täglichen Bedarfs geschlossen. Das Land ist stark von der Corona-Pandemie betroffen. Seit Beginn der Pandemie verzeichneten die Behörden knapp 470.000 bestätigte Infektionen und 6.558 Todesfälle. Der EU-Mitgliedstaat hat knapp 10,7 Millionen Einwohner.


Corona-Lage verbessert sich

BRÜSSEL: Nach gut zwei Wochen Teil-Lockdown im heftig vom Coronavirus getroffenen Belgien weisen dort mittlerweile wieder alle Indikatoren in die richtige Richtung. Nach vorläufigen Angaben der nationalen Gesundheitsbehörde Sciensano vom Mittwoch wurden zuletzt 772,5 neue Infektionen pro 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen gezählt - das ist ein Rückgang um 57 Prozent. In der vergangenen Woche wurden landesweit täglich im Schnitt gut 4800 Fälle registriert. Ende Oktober waren es teils mehr als 22.000 gewesen.

Erstmals in der zweiten Welle nahm im Tagesdurchschnitt der vergangenen Woche nun auch die Zahl der an oder mit dem Coronavirus Gestorbenen ab. Nach Angaben vom Mittwoch lag sie zuletzt bei knapp 185 und somit 4,6 Prozent niedriger als noch in der Vorwoche.

Die Zahl der Krankenhauseinweisungen ging in der vergangenen Woche um 24 Prozent zurück. Somit werden derzeit 6264 Menschen mit Covid-19 in belgischen Krankenhäusern behandelt, 1359 von ihnen liegen auf der Intensivstation. Dies ist ein Rückgang um 5 beziehungsweise 3 Prozent. Für das kleine Belgien mit seinen gut elf Millionen Einwohnern sind die Zahlen trotzdem noch immer hoch. Die Krankenhäuser arbeiten zum Teil an ihrer Kapazitätsgrenze.

Aufgrund der dramatischen Corona-Lage gelten in Belgien seit Anfang des Monats verschärfte Einschränkungen. Unter anderem dürfen nur noch Geschäfte öffnen, die unbedingt notwendige Waren verkaufen. Auch die erlaubten Kontakte wurden weiter begrenzt. Zeitweise wurden in Belgien EU-weit die meisten Infektionen im Verhältnis zur Einwohnerzahl gezählt.


Niederlande testen Drive-In-Wahllokal

VUGHT: Die Niederlande testen erstmals coronasichere Wahlen: Bei einer kommunalen Nachwahl im Südosten des Landes wurde am Mittwoch zum ersten Mal ein Wahllokal für Autofahrer eingerichtet. Bürger in der Kommune Vught konnten in die Drive-In-Kabine fahren und bei der Stimmabgabe im Auto bleiben. Wer abstimmen will, fährt an die Wahlurne heran und füllt die Wahlunterlagen im Auto aus. Anschließend wird der Wahlschein in die Urne gesteckt.

In einigen Pflegeheimen wurden auch mobile Wahlkabinen aufgestellt nur für Bewohner und Mitarbeiter. In einer weiteren Gemeinde wurde auf einem Parkplatz ein großes Zelt errichtet, in dem Bürger mit Sicherheitsabstand ihre Stimme abgeben konnten.

Die Erfahrungen mit diesen besonderen Formen der Stimmabgabe sollen in die Organisation der landesweiten Parlamentswahl im März 2021 einbezogen werden. Um Andrang am Wahltag zu verhindern, wird diese Wahl möglicherweise auf drei Tage verteilt werden.


1707 Corona-Todesfälle in USA: höchster Tageswert seit Mai

BALTIMORE: In den USA hat die Zahl der Toten mit nachgewiesener Corona-Infektion am Dienstag den höchsten Wert seit Mitte Mai erreicht. Die Behörden meldeten 1707 Tote binnen 24 Stunden, wie aus Daten der Universität Johns Hopkins (JHU) in Baltimore vom Mittwochmorgen (MEZ) hervorging.

Die Zahl der Neuinfektionen binnen eines Tages belief sich auf 161.934 Fälle. Der bislang höchste Wert war am Freitag registriert worden, als mehr als 177.000 Neuinfektionen gemeldet wurden.

Insgesamt haben sich in den USA mit ihren rund 330 Millionen Einwohnern mehr als 11,3 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Über 248.000 Menschen starben bislang - mehr als in jedem anderen Land der Welt. Die meisten Todesfälle wurden in den Bundesstaaten New York, Texas und Kalifornien gemeldet.

Die Johns-Hopkins-Webseite wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). In manchen Fällen wurden Zahlen - unter anderem die der Neuinfektionen binnen 24 Stunden - nachträglich korrigiert. Dies gilt auch für die Zahl vom vergangenen Freitag, die zunächst mit mehr als 184.500 angegeben worden war.


Kongo frei von Ebola: Ausbruch im Westen für beendet erklärt

KINSHASA: Der zentralafrikanische Kongo ist offiziell frei von der gefährlichen Krankheit Ebola. Das Gesundheitsministerium erklärte am Mittwoch den inzwischen elften Ebola-Ausbruch in der jüngeren Geschichte des Landes für beendet. Der erste Fall des Ausbruchs in der westlichen Provinz Équateur wurde am 1. Juni diesen Jahres bekannt gegeben. Insgesamt sind dem Ministerium zufolge 130 Menschen an Ebola erkrankt, darunter 119 bestätige Fälle, und 55 gestorben.

«Ebola und gleichzeitig Covid-19 zu bekämpfen war nicht einfach», sagte die Afrika-Chefin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Matshidiso Moeti. Doch die Expertise, die im Kampf gegen Ebola aufgebaut worden sei, könne gegen andere Krankheiten eingesetzt werden. So werde etwa die Technologie, mit der die Ebola-Impfung sehr kalt aufbewahrt worden sei, helfen, wenn die Corona-Impfung nach Afrika gebracht werde.

Im Kongo kommt es immer wieder zu Ausbrüche von Ebola, einem gefährlichen hämorrhagischen - mit Blutungen einhergehendem - Fieber. Das Land erlebte gerade drei Epidemien direkt hintereinander. Der zehnte Ausbruch, der von August 2018 bis Juni diesen Jahres im Osten des Landes herrschte, kostete mehr als 2200 Menschen das Leben und mehr als 3400 hatten sich infiziert. Diese Epidemie war wegen der Instabilität und Milizen-Kämpfe besonders schwer in den Griff zu bekommen. Der bislang folgenschwerste Ebola-Ausbruch war 2014 und 2015 in Westafrika, damals starben mehr als 11.000 Menschen.


Lettlands Regierungschef vorsorglich in Selbstisolation

RIGA: Lettlands Regierungschef Krisjanis Karins hat sich vorsorglich in Quarantäne begeben, weil er möglicherweise Kontakt mit einem Corona-Infizierten gehabt hatte. «Ich war in Kontakt mit einer Person, bei der Covid-19-typische Symptome aufgetreten sind. Bis ich das Testergebnis erhalte, habe ich mich selbst isoliert und werde aus der Ferne arbeiten, um das Risiko für die Gesundheit meiner Mitmenschen zu verringern», schrieb er am Dienstagabend auf Twitter.

Karins hatte sich bereits im Frühjahr einmal aus ähnlichen Gründen in Selbstisolation begeben. Sein Corona-Test fiel später negativ aus. In einem weiteren Tweet rief Karins seine Landsleute dazu auf, an einem Strang zu ziehen und verantwortungsbewusst zu handeln. «Die Ausbreitung von Covid-19 wird immer gefährlicher. Wenn die Infektionen nicht zurückgehen und die Arbeitsbelastung der Kliniken weiter zunimmt, ist die Einführung zusätzlicher Einschränkungen unvermeidlich», schrieb der Regierungschef des baltischen EU-Landes.

Lettland mit seinen knapp 1,9 Millionen Einwohnern verzeichnete im Herbst einen rasanten Anstieg der Infektionsrate. Die Regierung in Riga hat deshalb zum zweiten Mal einen rund einmonatigen Notstand bis zum 6. Dezember aufgerufen. Wie bereits im Frühjahr sind dadurch das öffentliche Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten eingeschränkt.


South Australia verhängt nach neuen Corona-Fällen strikten Lockdown

ADELAIDE: Der australische Bundesstaat South Australia hat nach den ersten lokal übertragenen Corona-Infektionen seit sieben Monaten einen strikten Lockdown verhängt. «Von Mitternacht an muss unsere Region für sechs Tage pausieren», betonte Premierminister Steven Marshall am Mittwoch. In dem Bundesstaat mit 1,7 Millionen Einwohnern waren in den vergangenen Tagen 22 neue Fälle registriert worden. Alle stehen mit einer Infektion im Norden der Regionalhauptstadt Adelaide in Verbindung.

Alle Kneipen, Restaurants und Cafés müssen nun schließen, ebenso die Universitäten. Die Bürger dürfen ihre Wohnungen nicht einmal mehr zum Sport verlassen, nur ein Bewohner pro Haushalt darf Einkäufe tätigen. Wenn Bewohner sich gerade nicht in ihrem Heimatort aufhalten, müssen sie bis zum Ende der Einschränkungen bleiben, wo sie sind, sagte Polizeichef Grant Stevens.

Fast alle anderen Bundesstaaten und Territorien des Landes hatten South Australia bereits zu Beginn der Woche zum Corona-Hotspot erklärt und Reisebeschränkungen eingeführt. So gilt jetzt eine 14-tägige Quarantäne-Pflicht für Reisende, die aus der Region kommen.

Australien mit seinen 25 Millionen Einwohnern ist bislang vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen. Insgesamt wurden rund 27.700 Fälle verzeichnet, etwa 900 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Im Bundesstaat Victoria mit der Großstadt Melbourne war erst Ende Oktober nach einer zweiten Welle ein monatelanger harten Lockdown beendet worden. Dort wurden seit 19 Tagen keine neue Fälle mehr bestätigt.


Menschenrechtler warnen vor Corona-Ausbreitung in Syrien

DAMASKUS: Menschenrechtler warnen vor einer dramatischen Ausbreitung des Coronavirus in Syrien. Nach offiziellen Angaben der Regierung haben sich in dem Bürgerkriegsland 6700 Menschen infiziert. Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte spricht allerdings von 60.000 Fällen - fast zehn Mal so viel. Sie beruft sich auf «verlässliche medizinische Quellen» in Gebieten, die von der Regierung kontrolliert werden. 3200 Menschen seien in Zusammenhang mit der Viruskrankheit gestorben.

Nach mehr als neun Jahren Bürgerkrieg ist die Gesundheitsversorgung in Syrien sehr schlecht. Nur etwa die Hälfte aller Krankenhäuser ist der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge voll funktionsfähig. In einem Viertel fehlt es an Personal, Ausrüstung oder Medizin. Auf Corona getestet wird sehr wenig - auch deshalb gibt es Befürchtungen, dass die Zahl der Infektionen deutlich höher liegt als es die Angaben der Regierung vermuten lassen.

Krankenhäuser hätten Corona-Patienten abgewiesen wegen eines Mangels an Betten, Sauerstoffflaschen und Beatmungsgeräten, berichtete die Menschenrechtsorganisation Amnesty International. Einige mieteten die Flaschen und Geräte aus Verzweiflung zu horrenden Preisen, berichtete Amnesty unter Berufung auf Ärzte und Angehörige. «Tausende Menschenleben, darunter die der medizinischen Angestellten, sind weiterhin in Gefahr», hieß es vergangene Woche.

Auch in der letzten Rebellenhochburg Idlib im Nordwesten des Landes breitet sich das Virus aus. Dort sind vier Ärzte nach einer Erkrankung mit Covid-19 gestorben, wie die gemeinnützige britische Organisation Syria Campaign am Dienstag bei Twitter mitteilte. «Wenn ein Arzt im Nordwesten Syriens verstirbt, gibt es keinen Weg, ihn zu ersetzen.»

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Leserkommentare

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