Corona-Überblick: Meldungen am Freitag

Leute kaufen in einer Lidl-Filiale in Riga ein. Foto: epa/Toms Kalninstoms Kalnins
Leute kaufen in einer Lidl-Filiale in Riga ein. Foto: epa/Toms Kalninstoms Kalnins

Lettlands Regierung ruft erneut Corona-Notstand aus

RIGA: Angesichts der starken Ausbreitung des Coronavirus ruft Lettland erneut den Notstand aus. Die Regierung in Riga verhängte am Freitagabend nach längerer Debatte einen dreimonatigen Ausnahmezustand in dem baltischen EU-Land - vom 11. Oktober bis 11. Januar. Zudem beschloss das Kabinett mehrere Beschränkungen sowohl für Geimpfte als auch für Nicht-Geimpfte, durch die das öffentliche Leben und die wirtschaftlichen Aktivitäten eingeschränkt werden. Für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes wurde nach Angaben der lettischen Staatskanzlei eine Impfpflicht festgelegt. Private Firmen sollen soweit möglich wieder auf Fernarbeit umzusteigen.

Die Regierung beschränkte die Öffnungszeiten von gastronomischen Betrieben, Kultur-, Unterhaltungs- und religiösen Einrichtungen - sie dürfen während des Notstands in Lettland nur von 6.00 bis 21.00 Uhr öffnen. Einkaufszentren müssen an Wochenenden und Feiertagen dicht bleiben - mit Ausnahme von Geschäften mit Waren, die als wesentlich für das tägliche Leben angesehen werden. Nicht-Geimpfte dürfen nur noch bestimmte Arten von Geschäften besuchen.

In Lettland sind die Corona-Zahlen in den vergangenen Wochen deutlich angestiegen. In den letzten 14 Tagen wurden nach offiziellen Angaben 784,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert. In dem Ostseestaat sind aktuell nur knapp die Hälfte der 1,9 Millionen Einwohner vollständig gegen Corona geimpft. Die lettische Regierung bemüht sich seit Monaten mit nur mäßigem Erfolg, die geringe Impfbereitschaft der Bevölkerung zu erhöhen.


Britische Teilnehmer an Impfstofftests erhalten weitere Dosen

LONDON: Nach Kritik an Reisebeschränkungen für Tausende freiwillige Teilnehmer an Corona-Impfstofftests bietet die britische Regierung den Probanden nun zwei weitere Impfungen an. Es geht um mehr als 15.000 Menschen, die sich in Großbritannien an Versuchen mit dem Wirkstoff des US-Konzerns Novavax beteiligt haben. Das Vakzin ist bisher noch nicht zugelassen, deshalb können die Teilnehmer ihren Impfstatus nicht nachweisen und genießen keine Freiheiten etwa bei Reisen.

Die britische Impfkommission empfiehlt nun rechtzeitig vor den Herbstferien, ihnen im Abstand von mindestens acht Wochen zwei Dosen des Mittels von Biontech/Pfizer zu spritzen, wie das Gesundheitsministerium in London am Freitag mitteilte. Auch Teilnehmer anderer Corona-Impfstofftests sollen zwei weitere Injektionen angeboten bekommen. Bisher gibt es keine Erfahrungen über Nachwirkungen von vier Dosen verschiedener Impfstoffe. Experten würden aber keine nachhaltigen Probleme erwarten, hieß es.

Novavax hatte vor einem halben Jahr von positiven Studienergebnissen berichtet. Zuletzt hieß es, das Unternehmen sei in Gesprächen mit den unterschiedlichen Zulassungsbehörden und erwarte, die Anträge in den kommenden Monaten stellen zu können.


Israel will massenhafte Quarantäne von Schülern eindämmen

TEL AVIV: Israel bemüht sich in der Corona-Pandemie um die Eindämmung einer massenhaften Quarantäne von Schulkindern. Ab Sonntag sollen in Städten mit niedrigen Infektionszahlen im Falle eines infizierten Schülers nicht mehr ganze Klassen in Quarantäne, wie Ministerpräsident Naftali Bennett und Gesundheitsminister Nitzan Horowitz in der Nacht zu Freitag mitteilten. Nach Medienberichten geht es dabei um rund 250 Schulen.

Stattdessen sollen die Schüler einer betroffenen Klasse eine Woche lang täglich auf das Corona-Virus getestet werden. Wer negativ ist, kann weiter zur Schule gehen. Am ersten und am siebten Tag sollen PCR-Tests gemacht werden, dazwischen Schnelltests zuhause. Ein ähnliches Pilot-Programm hatte das Gesundheitsministerium an religiösen Schulen bereits im August gestartet.

Bisher mussten in Israel grundsätzlich ganze Klassen in Quarantäne, wenn ein Schüler positiv auf Covid-19 getestet wurde. Ausgenommen waren nur geimpfte und vom Corona-Virus genesene Schüler. Das führte laut Medienberichten dazu, dass zeitweise rund 100.000 Kinder und Jugendliche landesweit in Quarantäne waren - bei 2,4 Millionen Schülern insgesamt. Die Arbeits- und damit auch die Schulwoche beginnt in Israel sonntags.

Die Infektionszahlen in Israel sinken seit einigen Wochen deutlich: 2064 neue Fälle meldete das Gesundheitsministerium am Freitag für den Vortag. Ende August und Anfang September wurden an einzelnen Tagen mehr als 11.000 Neuinfektionen registriert - der höchste Wert seit Pandemiebeginn. Rund 61 Prozent der rund 9,4 Millionen Einwohner sind laut Ministerium zweifach geimpft, rund 40 Prozent dreifach.


Weiterer Landesteil nach einem Corona-Fall im Lockdown

WELLINGTON: In Neuseeland wird ein weiterer Landesteil nach der Bestätigung eines einzelnen Corona-Falls unter Lockdown gestellt. In Northland, nördlich der Großstadt Auckland an der Spitze der Nordinsel, war zuvor eine Person positiv auf das Virus getestet worden, wie der Minister zur Eindämmung der Corona-Pandemie, Chris Hipkins, am Freitag sagte. «Es ist extrem wichtig, dass wir einer potenziellen Ausbreitung vorbeugen, umfangreich testen und die Bemühungen zur Kontaktverfolgung fortsetzen», betonte der Politiker.

Geschäfte müssten auf kontaktlosen Handel umstellen, Bildungszentren würden schließen, sofern sie wegen der Schulferien nicht ohnehin geschlossen seien. Die Maßnahmen sollen zunächst bis zum Wochenbeginn gelten. Hipkins forderte die Bevölkerung auf, sich dringend impfen zu lassen und nicht länger zu warten. Bisher sind nur rund 53 Prozent der fünf Millionen Einwohner vollständig geimpft.

Für die größte Stadt Auckland wurden schon im August Einschränkungen verhängt, nachdem damals ein einziger Corona-Infektionsfall entdeckt worden war. Die Stadt galt als Hochburg des damaligen Ausbruchs der Delta-Variante in dem Pazifikstaat. Mittlerweile wurde dort mit sinkenden Zahlen etwas gelockert. Am Montag wurden aber in Gebieten außerhalb der Metropole wegen mehrerer Fälle wieder strengere Beschränkungen verhängt.

Neuseeland gilt weltweit als Vorzeigestaat im Kampf gegen das Virus. Es verfolgte lange eine sogenannte Null-Covid-Strategie. Zuletzt musste Ministerpräsidentin Jacinda Ardern aber eingestehen, dass diese mit der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante kaum noch realisierbar ist. Bislang wurden rund 4500 Infektionsfälle bestätigt, 28 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben.


Biden pocht auf Corona-Impfpflicht in Unternehmen

CHICAGO: US-Präsident Joe Biden hat weitgehende Corona-Impfpflichten für Arbeitnehmer verteidigt. «Meine Botschaft lautet: Verlangen Sie von Ihren Mitarbeitern, sich impfen zu lassen, damit wir diese Pandemie endlich besiegen können», sagen Biden am Donnerstag in Elk Grove Village bei Chicago. Ohne Impfung drohten endlose Monate des Chaos in Krankenhäusern, Schäden für die Wirtschaft, Angst in Schulen sowie leere Restaurants.

Biden hatte bereits im September den Druck auf ungeimpfte Amerikaner erhöht und auf Impfpflichten gesetzt. Er hatte für Angestellte der Bundesregierung sowie Zulieferer die Impfvorschriften verschärft. Sein Aktionsplan sieht auch vor, dass Firmen mit mehr als 100 Angestellten vorgeschrieben werden soll, dass alle Mitarbeiter geimpft sein oder sich mindestens ein Mal pro Woche auf eine Infektion mit dem Coronavirus testen lassen müssen.

Das Arbeitsministerium werde in Kürze eine entsprechende Notfallregelung dazu erlassen, kündigte Biden an. «Insgesamt wird diese Impfpflicht des Arbeitsministeriums 100 Millionen Amerikaner betreffen. Das sind etwa zwei Drittel aller Menschen, die in Amerika arbeiten», sagte Biden. Es sei nicht sein erster Antrieb gewesen, Impfvorschriften zu erlassen. Aber nur so könne man die Pandemie bekämpfen. Die Impfkampagne in den USA macht nur noch sehr langsam Fortschritte. Bislang sind 56,2 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen abschließend geimpft.

Der Demokrat nannte auch verschiedene Unternehmen, bei denen es bereits Impfvorschriften gebe. «Daran habe ich immer besonders Freude», sagte Biden und flüsterte dann «Fox News». Sogar der konservative Sender verlange von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sich impfen zu lassen. Mitte September hatten US-Medien unter Berufung auf einen Personalchef berichtet, dass das Medienunternehmen Fox Corporation plane, dass alle Mitarbeiter geimpft sein oder sich regelmäßig testen lassen müssten.

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