Corona-Überblick: Meldungen am Freitag

Foto: Pixabay
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Schwere Krawalle bei Demonstration gegen Regierung

ASUNCIÓN: Bei Protesten gegen die Regierung ist es in Paraguay zu schweren Krawallen gekommen. Nach einer zunächst friedlichen Demonstration gegen Korruption und den Mangel an Medikamenten in der Corona-Pandemie schleuderten Angreifer im Zentrum der Hauptstadt Asunción Steine auf die Polizei, wie am Freitag im Fernsehsender ABC zu sehen war. Die Beamten feuerte mit Gummigeschossen in die Menge und setzen Tränengas ein.

In dem südamerikanischen Land steht das Gesundheitswesen vor dem Kollaps. Zuletzt musste die Regierung einräumen, dass es an wichtigen Medikamenten für die Behandlung von Covid-19-Patienten mangelt und fast alle Betten auf den Intensivstationen der öffentlichen Krankenhäuser belegt sind. Gesundheitsminister Julio Mazzoleni trat aufgrund des öffentlichen Drucks zurück.

Bislang haben sich in Paraguay nachweislich gut 165.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Über 3200 Patienten sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums im Zusammenhang mit der Krankheit Covid-19 gestorben. Paraguay ist etwa so groß wie Deutschland und die Schweiz zusammen, hat aber nur gut sieben Millionen Einwohner. Gerade im ländlichen Raum ist die Gesundheitsversorgung oft schlecht ausgebaut.


Schweiz will jetzt landesweit gratis Corona-Tests anbieten

BERN: Nach langem Zögern und Preisen für Corona-Tests von umgerechnet mehr als 150 Euro vollzieht die Schweiz nun eine Kehrtwende: Ab Mitte März sollen sich alle Menschen gratis auf das Coronavirus testen lassen können, auch Grenzgänger. Diese Pläne stellte die Regierung am Freitag vor. Die endgültige Entscheidung soll am 12. März fallen. Das Programm kostet bei 8,6 Millionen Einwohnern in diesem Jahr gut eine Milliarde Franken (900 Millionen Euro). Auch soll jede Person fünf Selbsttests für zuhause pro Monat gratis bekommen, sobald verlässliche Tests dieser Art zur Verfügung stehen.

Mit der massiven Ausweitung der Tests sollen weitere Öffnungsschritte möglich werden. In der Schweiz sind seit Anfang der Woche Geschäfte und Museen wieder offen, aber Restaurants weiterhin geschlossen. Auch bei Massentests seien Hygienemaßnahmen und Regeln wie Maske tragen oder Abstand halten weiter nötig, betonte die Regierung, denn ein Testresultat sei nur eine Momentaufnahme. Ein negativer Test dürfe nicht zu falscher Sicherheit und unvernünftigem Verhalten führen.


WHO-Nothilfekoordinator warnt vor zu frühem Ende von Corona-Maßnahmen

GENF: Der Nothilfekoordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eindringlich davor gewarnt, sich im Kampf gegen das Coronavirus angesichts der nun vorhandenen Impfstoffe zurückzulehnen. «Ich bin tief besorgt», sagte Mike Ryan am Freitag in Genf. «Wir denken, wir hätten es hinter uns gebracht, aber das ist nicht der Fall», warnte er. Ländern drohe eine dritte und vierte Welle von Corona-Infektionen, wenn die Menschen Vorsichtsmaßnahmen wie Maske tragen, Hände desinfizieren und Abstand halten nicht weiter beherzigten. «Ich hasse es, die Spaßbremse zu sein, aber so sehe ich es leider», sagte Ryan.

Die Impfstoffe gäben Anlass zur Hoffnung. Das könne aber auch der Moment werden, an dem die Konzentration nachlasse, und das sei gefährlich. Weitere Öffnungsschritte dürften nur in Angriff genommen werden, wenn die Schutzkonzepte weiter eingehalten und umfangreiche Testmöglichkeiten geschaffen werden und Behörden neue Fälle sofort untersuchten und möglicherweise Infizierte isolierten. «Wenn wir das alles richtig machen, dann können wir beginnen darüber nachzudenken, wie wir die strikten Vorschriften lockern können.»


Verschärfte Corona-Lage : Kampanien wird Rote Zone

ROM: Die süditalienische Urlaubsregion Kampanien wird zur Roten Zone mit verschärften Corona-Sperren. Das teilte das Gesundheitsministerium in Rom am Freitagabend mit. In den Gebiet, zu dem Neapel und die Amalfiküste gehören, gelten nach der Anordnung von Gesundheitsminister Roberto Speranza wegen der erhöhten Infektionswerte ab Montag (8. März) die strengsten Corona- Schutzregeln. Bisher sind schon die Basilikata im Süden und die kleine Adria-Region Molise solche Roten Zonen. In diese Gebieten müssen alle Schulen zu sein, die Menschen sollen ihre Wohnungen möglichst selten verlassen.

Italiens Regierung kämpft seit Herbst 2020 mit dem Instrument einer regionalen Einteilung in mehrere Risikozonen gegen die Pandemie. Am Montag werden in diesem System weitere Gebiete wegen steigender Werte hochgestuft zu Orangen Zonen. Darunter ist Venetien im Norden. Die benachbarte, wirtschaftsstarke Lombardei, wo rund zehn Millionen Menschen leben, gehört ohnehin schon zu der mittleren Risikozone. Dort führte die Regionalregierung in Mailand von sich aus am Freitag noch weiterreichende Sperren ein.

Die Gesundheitsbehörden in dem Land mit 60 Millionen Einwohnern zählten am Freitag über 24.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Damit gibt es in Italien, wo die Pandemie seit Februar 2020 um sich gegriffen hatte, bisher 3,02 Millionen Virus-Infizierte.


Nach tagelanger Suche: Patient mit Brasilien-Variante gefunden

LONDON: Nach mehrtägiger Suche ist in Großbritannien ein mit der brasilianischen Virus-Variante infizierter Patient gefunden worden.

Das teilte Gesundheitsminister Matt Hancock am Freitag in London mit. Die nicht näher beschriebene Person aus dem Stadtteil Croydon im Süden der britischen Hauptstadt war vergangene Woche positiv auf die zuerst Brasilien entdeckten Variante des Coronavirus getestet worden. Sie hatte jedoch bei ihrer Registrierung einen Fehler gemacht und konnte daher von den Behörden nicht kontaktiert werden. In einer großangelegten Suchaktion mit einem 40-köpfigen Team wurde der Patient schließlich ausfindig gemacht. Insgesamt waren vergangene Woche sechs Fälle der in Nord-Brasilien entdeckten Variante P.1 in Großbritannien aufgetaucht, die anderen ließen sich jedoch zurückverfolgen.


Britischer Minister: Impfungen haben starken Effekt auf Sterbefälle

LONDON: Das Impfprogramm in Großbritannien macht sich nach den Worten von Gesundheitsminister Matt Hancock durch einen immer stärkeren Rückgang der coronabedingten Todesfälle bemerkbar. Demnach ist die Zahl der Sterbefälle allein in der vergangenen Woche um 41 Prozent zurückgegangen. Die Zahl der Krankenhauseinweisungen ging im gleichen Zeitraum nur um 29 Prozent zurück, die der Neuinfektionen um 34 Prozent.

Das zeige, dass die bislang untrennbare Verbindung zwischen Infektionen, Krankenhauseinweisungen und Todesfällen dank des Impfprogramms nun unterbrochen sei, so Hancock bei einer Pressekonferenz im Londoner Regierungssitz Downing Street am Freitagabend.

In Großbritannien wurden bis Freitag knapp 21 Millionen Menschen mit mindestens einer ersten Dosis geimpft. Das entspricht nach Hancocks Angaben 40 Prozent der erwachsenen Bevölkerung. Die Zahl der Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche liegt in dem Land inzwischen bei rund 84. Insgesamt starben in Großbritannien seit Pandemiebeginn mehr als 124.000 Menschen innerhalb von vier Wochen, nachdem sie positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.


Impfstoff, Klima, Außenpolitik: Leyen will enge Kooperation mit Biden

BRÜSSEL: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hat den USA eine enge Zusammenarbeit bei der Beschaffung von Corona-Impfstoffen angeboten und Präsident Joe Biden zum Weltgesundheitsgipfel im Mai nach Rom eingeladen. Dies teilte von der Leyen am Freitagabend nach einem Telefonat mit Biden mit. «Die EU und die USA sind beide wichtige Impfstoffhersteller, und wir haben ein starkes Interesse zusammenzuarbeiten, damit globale Lieferketten gut funktionieren», erklärte von der Leyen.

Bei dem Telefonat habe sie Biden auch für die Rückkehr der USA ins Pariser Klimaabkommen gedankt. Beide hätten vereinbart, vor der Weltklimakonferenz in Glasgow dieses Jahr zusammenzuarbeiten. In dem Zusammenhang werde der US-Klimabeauftragte John Kerry an der nächsten Sitzung des Kollegiums der EU-Kommissare teilnehmen.

Mit Blick auf die Wirtschaftspolitik unterbreitete von der Leyen dem US-Präsidenten nach eigenen Angaben ihre Idee eines Handels- und Technologierats. In der Außenpolitik sei man sich einig gewesen, als gleichgesinnte Partner für Demokratie, Stabilität und Wohlstand einzutreten. «Wir teilen den strategischen Ausblick auf Russland», erklärte von der Leyen weiter. «Ich habe vorgeschlagen, unsere Politik und Maßnahmen vor allem mit Blick auf Osteuropa eng miteinander abzustimmen.»


Proteste wegen neuer Corona-Quarantäne

FORMOSA: Im Norden von Argentinien haben zahlreiche Menschen gegen neue Ausgangsbeschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie protestiert. Hunderte Menschen demonstrierten am Freitag vor dem Regierungssitz der Provinz Formosa gegen die erneute Quarantäne, wie der Fernsehsender TN berichtete. Die Polizei feuerte mit Gummigeschossen auf die Demonstranten und setzte Tränengas ein. Durch die Rückkehr zur Phase eins der Ausgangsbeschränkungen wie zu Beginn der Pandemie müssen in Formosa nun alle nicht essenziellen Geschäfte schließen und der Verkehr wird empfindlich eingeschränkt.

In der Provinz an der Grenze zu Paraguay wurden seit Beginn der Pandemie gerade einmal 1309 Corona-Fälle registriert, 21 Menschen starben im Zusammenhang mit Covid-19. Trotzdem fährt die Provinzregierung einen extrem harten Kurs. Nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen holte die Polizei zuletzt Menschen bei Corona-Verdacht zum Teil nachts aus ihren Häusern und brachte sie in Quarantäne-Zentren, wo sie unter schlechten hygienischen Bedingungen bis zu 30 Tage festgehalten wurden. Im Gegensatz zu den anderen argentinischen Provinzen ist eine Quarantäne in der eigenen Wohnung in Formosa nicht möglich.


Papst Franziskus trifft höchsten schiitischen Geistlichen des Irak

BAGDAD: Papst Franziskus wird auf seiner Irak-Reise am Samstag den höchsten schiitischen Geistlichen des Landes, Großajatollah Ali al-Sistani, treffen. Beobachter sehen in der Begegnung in Nadschaf südlich der Hauptstadt Bagdad den interreligiösen Höhepunkt des ersten Besuchs eines Oberhaupts der katholischen Kirche im Irak. Beobachter warten gespannt, ob die beiden bei dem Besuch in der für den schiitischen Islam heiligen Stadt ein Dokument unterzeichnen. 2019 kam ein solches zwischen dem Pontifex und dem sunnitischen Großimam von Ägypten in Abu Dhabi zustande.

Von Nadschaf reist Franziskus am selben Tag weiter in die Ebene von Ur, aus der nach Überlieferungen der Bibel Abraham stammt. An dem Treffen sollen Muslime, Juden und Christen teilnehmen. In den drei Religionen wird Abraham als Stammvater angesehen, was dem Besuch in dem Jahrtausende alten Siedlungsgebiet zusätzliche Symbolik einhaucht. Franziskus will dort auch eine Rede halten. Am Nachmittag kehrt er wieder nach Bagdad zurück um dort am Abend eine Messe in der Kathedrale St. Josef feiern.

Papst Franziskus ist der erste Papst, der den Irak besucht. Vor allem die Christen in dem Zwei-Strom-Land haben lange darauf gewartet, dass der 84 Jahre alte Argentinier zu ihnen kommt. Wegen der Corona-Pandemie und der Sicherheitslage im Irak wurde auch Kritik an der Reise laut. Am Freitag war Franziskus, der wie die Mitreisenden bereits gegen Covid-19 geimpft ist, in Bagdad an und traf die politischen Anführer des Landes mit mehr als 38 Millionen Einwohnern.


Mehr als drei Millionen Corona-Infizierte

ROM: Italien hat bei der Gesamtzahl der offiziell mit Corona infizierten Menschen die Drei-Millionen-Schwelle überschritten. Die Gesundheitsbehörden in dem Mittelmeerland zählten am Freitag über 24.000 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Damit gibt es in Italien, wo die Pandemie seit Februar 2020 mit einer ersten großen Welle um sich gegriffen hatte, bisher offiziell 3,02 Millionen Virus-Infizierte. In Europa hatten Großbritannien, Frankreich und Spanien diese Marke nach Zahlen der Johns-Hopkins-Universität (USA) schon vorher überschritten.

Bei den Opfern steuert das 60-Millionen-Einwohner-Land auf bald 100.000 registrierte Corona-Tote zu. Am Freitag wurden 297 Covid-19-Tote in 24 Stunden gezählt.

Insgesamt verschlechtert sich die Infektionslage in vielen Teilen Italiens stark. Es wurde erwartet, dass Gesundheitsminister Roberto Speranza mehrere Regionen ab nächster Woche zu neuen Roten Zonen erklärt, in denen ein Teil-Lockdown mit strengen Bewegungseinschränkungen und Schulschließungen gilt.


Maas bietet Tschechien Behandlung von Corona-Patienten an

BERLIN: Bundesaußenminister Heiko Maas hat dem besonders stark von der Corona-Pandemie getroffenen Nachbarland Tschechien angeboten, Patienten in deutschen Krankenhäusern behandeln zu lassen. Man sei dazu bereits in Gesprächen mit den Verantwortlichen in der tschechischen Hauptstadt Prag und auch mit einzelnen Bundesländern in Deutschland, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. «Wir würden das sehr begrüßen, wenn wir die schwierige Situation, die es in der Tschechischen Republik gibt, damit etwas mildern könnten.»

Bereits während der ersten Welle der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr wurden insgesamt 232 Intensivpatienten aus dem besonders stark betroffenen Ländern Italien, den Niederlanden und Frankreich in deutsche Krankenhäuser gebracht. Auch während der zweiten Welle wurden schon Patienten aus anderen EU-Staaten in Deutschland behandelt.


Statistikamt: Russland verzeichnet rund 200.000 Corona-Tote

MOSKAU: Seit Beginn der Corona-Pandemie sind in Russland nach Angaben des nationalen Statistikamtes Rosstat rund 200.000 Menschen mit dem Virus gestorben. Die am Freitag veröffentlichte Zahl ist damit mehr als doppelt so hoch wie in der offiziellen Corona-Statistik der Regierung, in der von rund 88.200 Corona-Toten die Rede ist. Dort werden lediglich Fälle aufgelistet, bei denen Covid-19 als Todesursache bestätigt wurde. An dieser Zählweise gab es immer wieder Kritik.

Russland hat seit Jahresbeginn mit Verweis auf eine verbesserte Infektionslage und laufende Impfkampagnen schrittweise verschiedene Corona-Einschränkungen gelockert. In der Hauptstadt Moskau etwa verkündete Bürgermeister Sergej Sobjanin am Freitag nach fast einem halben Jahr das Ende der verpflichtenden Selbstisolation für alte und chronisch kranke Menschen.

Experten sehen in der Pandemie den Hauptgrund dafür, dass die russische Bevölkerung im vergangenen Jahr um rund eine halbe Million Menschen schrumpfte - so stark wie seit 15 Jahren nicht mehr. Zuletzt zählte das Riesenreich 146,2 Millionen Einwohner.


Impfbereitschaft in den USA seit September gestiegen

WASHINGTON: Die Impfbereitschaft in der Coronavirus-Pandemie hat in den USA nach einer Umfrage seit dem vergangenen September deutlich zugenommen. Insgesamt sagten 69 Prozent, sie hätten entweder schon eine Impfung gegen eine Covid-19-Erkrankung erhalten oder würden sich wahrscheinlich oder definitiv impfen lassen, wie das Institut Pew am Freitag in Washington mitteilte. Im November lag die Zahl derjenigen, die sich definitiv oder wahrscheinlich impfen lassen wollten, bei 60 Prozent, zwei Monate zuvor bei 51 Prozent. Im Mai vergangenen Jahres hatten allerdings noch 72 Prozent ihre Bereitschaft bekundet, sich impfen zu lassen.

Von denjenigen, die eine Impfung ablehnten, gaben in der aktuellen Umfrage 89 Prozent als einen Grund dafür die Sorge vor Nebenwirkungen an. 68 Prozent sagten, sie glaubten nicht, dass sie eine Impfung benötigten, 57 Prozent lehnten Impfungen generell ab. US-Präsident Joe Biden, der seit dem 20. Januar im Amt ist, hat den Kampf gegen die Pandemie zu einer seiner vordringlichsten Aufgaben gemacht. Der Demokrat ruft die Amerikaner dazu auf, sich unbedingt impfen zu lassen. Bidens Vorgänger Donald Trump hatte die Gefahr, die von dem Coronavirus ausgeht, immer wieder kleingeredet.

Pew befragte zwischen dem 16. und dem 21. Februar insgesamt 10.121 erwachsene Amerikaner. In den USA sind nach Angaben der Gesundheitsbehörde CDC inzwischen mehr als 21 Prozent der Erwachsenen mit mindestens einer Dosis von einem der drei zugelassenen Impfstoffe geimpft worden, knapp 11 Prozent erhielten zwei Dosen.


Italien registriert höchste Totenzahl seit dem Zweiten Weltkrieg

ROM: Italien hat im Pandemie-Jahr 2020 nach offiziellen Angaben die höchste Totenzahl seit dem Zweiten Weltkrieg verzeichnet. Insgesamt habe es im Vorjahr 746.146 Sterbefälle gegeben - und damit über 15 Prozent mehr als im Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019, teilte das Statistikamt Istat in Rom am Freitag mit.

Nachdem die erste große Corona-Welle das 60-Millionen-Einwohner-Land Ende Februar 2020 getroffen hatte, ermittelten die Fachleute auch die sogenannte Übersterblichkeit für die Monate März bis Dezember. In dieser Phase starben den Angaben zufolge gut 20 Prozent mehr Menschen als im Schnitt der Jahre 2015 bis 2019. Das waren mehr als 108.000 Tote. Wobei dieser Wert nicht bedeutet, dass dies die Zahl zusätzlicher direkter Covid-19-Opfer war. Experten hatten schon früher darauf hingewiesen, dass es auch vermehrt Tote unter anderem wegen der Überlastung des Krankenhaussystems gegeben haben könnte.

In Italien zählte das Gesundheitsministerium insgesamt bisher gut drei Millionen Menschen, die sich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert haben. Offiziell wurde die Drei-Millionen-Schwelle am Freitagabend mit der täglichen Aktualisierung der Statistik überschritten. Nach Expertenangaben liegt die wirkliche Infizierten-Zahl allerdings höher. Denn manche Menschen merken nichts oder wenig von der Ansteckung und machen keinen Test.


Iran fürchtet Corona-Anstieg durch Reisen über persisches Neujahr

TEHERAN: Irans Regierung sorgt sich wegen des bevorstehenden persischen Neujahrsfests Norus über eine Verschlimmerung der Corona-Pandemie. Irans Gesundheitsminister Said Namaki forderte ein Reiseverbot über die Festtage. «Wir haben wieder die Inlandsreisen während Norus vor uns ... und genau deshalb sind wir ernsthaft besorgt und strikt dagegen», sagte er am Freitag. Reisen seien «der schlimmste Transporteur» des Coronavirus. Das persische neue Jahr beginnt am 21. März, die Ferien dauern bis zum 1. April. Die meisten Iraner nutzen die zwei Wochen für Familienbesuche und Inlandsreisen.

Zwar sind die Corona-Zahlen im Iran aufgrund strenger Regeln in den vergangenen vier Monaten gesunken, aber das Gesundheitsministerium registriert weiterhin täglich etwa 80 bis 100 Todesfälle und über 8000 Neuinfektionen. Seit Beginn der Pandemie vor einem Jahr erfasste das Land im Zusammenhang mit dem Virus über 60.000 Todesfälle und fast 1,7 Millionen Infektionen.

Der Iran hat Mitte Februar mit Impfungen gegen das Coronavirus zunächst etwa bei Ärzten und in Seniorenheimen begonnen. Bis Ende des Herbstes sollen schrittweise alle 83 Millionen Iraner geimpft werden.


Nach fast halbem Jahr Isolation: Moskaus Alte dürfen wieder raus

MOSKAU: Nach fast einem halben Jahr hebt Russlands Hauptstadt Moskau die behördlich verordnete Corona-Quarantäne für Senioren auf. Ab kommendem Montag sei die häusliche Selbstisolation für die über 65-Jährigen sowie für Menschen mit chronischen Krankheiten zwar noch empfohlen, aber nicht mehr verpflichtend, schrieb Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin am Freitag auf seinem Internetblog. Seit Ende September hatten diese beiden Bevölkerungsgruppen in Europas größter Metropole ihre Wohnungen nicht mehr ohne besondere Notwendigkeit verlassen dürfen.

Die Behörden melden für Moskau - ebenso wie für ganz Russland - seit Wochen zurückgehende Corona-Fallzahlen. Bei geringerer Auslastung haben in der Hauptstadt Kinos, Theater, Museen und Bibliotheken bereits seit längerem wieder geöffnet. Auch Restaurants, Bars und Nachtclubs dürfen Besucher empfangen.

Zuletzt hatte Russlands Gesundheitsminister Michail Muraschko eine Herdenimmunität in der russischen Bevölkerung bis Ende Juli angekündigt. Wie das klappen soll, ist allerdings unklar. Geimpft sind bislang erst fünf Millionen Russen - gerade einmal 3,4 Prozent der Gesamtbevölkerung des Riesenreichs. Ungefähr genauso viele Menschen sind laut offizieller Corona-Statistik seit Beginn der Pandemie positiv auf das Virus getestet worden.


London kritisiert Lieferstopp von Astrazeneca-Impfstoff durch EU

LONDON: Die britische Regierung hat sich kritisch zum kürzlich gestoppten Export von Astrazeneca-Impfstoff von Italien nach Australien geäußert. «Die weltweite Erholung hängt von internationaler Zusammenarbeit ab und wir sind alle auf globale Zusammenarbeit angewiesen. Beschränkungen einzuführen, gefährdet die globalen Bemühungen, das Virus zu bekämpfen», sagte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson am Freitag zu Reportern.

Der Sprecher fügte hinzu: «Wir erwarten, dass sich die EU weiterhin an ihre Zusagen hält.» EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen habe in einem Gespräch mit Johnson Anfang des Jahres versichert, dass der Exportkontrollmechanismus der EU dazu gedacht sei, Transparenz herzustellen und nicht Unternehmen davon abzuhalten, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen.

Am Donnerstag war in Brüssel bekannt geworden, dass Italien die Lieferung von 250.000 Dosen des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca an Australien verhindert hat. Damit wurde erstmals die Corona-Impfstoff-Ausfuhr aus der EU in einen Drittstaat gestoppt. Die Exportkontrollen richten sich besonders gegen Hersteller, die ihre EU-Lieferpflichten nicht erfüllen.


«New York Times»: Cuomo-Berater schönten Bericht zu Corona-Toten

NEW YORK: Nach den Vorwürfen wegen sexueller Belästigung gerät New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo auch wegen seiner Handlungen in der Corona-Krise weiter unter Druck. Die «New York Times» berichtete am Donnerstagabend (Ortszeit), dass Berater des Gouverneurs einen Bericht der Gesundheitsexperten der Regierung wegen schlechter Zahlen umgeschrieben hätten. Unter Berufung auf sechs anonyme Quellen und Dokumente berichtet die Zeitung von einer Statistik aus dem Juni 2020, die damals 9000 Tote in Pflegeheimen ausgewiesen habe - deutlich höher als von der Regierung öffentlich angegeben. Durch das Umschreiben wurde die Statistik demnach aus dem Bericht entfernt.

Der «New York Times» zufolge startete die Beschönigung der Zahlen Toter in Pflegeheimen damit schon deutlich früher als bislang bekannt. Cuomo hatte erklärt, er habe Zahlen nach Anfragen aus Washington zurückgehalten, um eine politische Ausnutzung durch die Trump-Regierung zu verhindern. Das Umschreiben des Berichts geschah der Zeitung zufolge allerdings schon deutlich, bevor die Bundesregierung auf das Thema aufmerksam wurde. Cuomo war vergangenes Jahr zu einem der politischen Hoffnungsträger in der Corona-Krise aufgestiegen und hatte stets die Wichtigkeit von Transparenz betont.

Die Zahl der Corona-Todesfälle in den Pflegeheimen New Yorks war zuletzt von 8500 auf mehr als 15.000 korrigiert worden. Cuomo geriet deshalb unter Druck. Abgeordnete des Bundesstaates planten, seine Machtbefugnisse zum direkten Erlassen von Notfallmaßnahmen einschränken zu wollen. Zudem haben mehrere Frauen Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung gegen den 63-Jährigen erhoben. Er hatte einen Rücktritt zuletzt abgelehnt. Eine Untersuchung ist eingeleitet.


Paris weitet Alkoholverbot in der Öffentlichkeit wegen Corona aus

PARIS: Die Stadt Paris hat wegen der Corona-Lage das Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen massiv ausgeweitet. So ist Alkoholkonsum ab sofort zum Beispiel an den Ufern der Seine, des Canal Saint-Martin, auf der berühmten Place du Tertre nahe der Basilika Sacré-Coeur und an vielen weiteren Orten der Stadt verboten, wie die Polizeipräfektur am Freitag mitteilte. Außerdem müssen Nicht-Lebensmittelläden, die größer als 10.000 Quadratmeter sind, schließen.

Am vergangenen Wochenende hatten zahlreiche Menschen das gute Wetter an der frischen Luft genossen. Stellenweise war es vor allem an den Seine- und Kanalufern der französischen Hauptstadt sehr voll. Paris gehört zu den 23 Départements, für die Premier Jean Castex eine erhöhte Corona-Warnstufe ausgerufen hatte. Einen Wochenend-Lockdown wie in Nizza, Dunkerque (Dünkirchen) oder im Département Pas-de-Calais im Norden des Landes gibt es in der Metropole allerdings nicht.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte einen solchen Teil-Lockdown als «unmenschlich» bezeichnet. Vorher hatte ihr Vize allerdings einen kurzen harten Lockdown für einige Wochen ins Spiel gebracht - mit der Perspektive, danach wieder Restaurants oder Kultureinrichtungen öffnen zu können. Nach heftiger Kritik ruderte er allerdings wieder zurück. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag in Paris zuletzt bei knapp 322. In ganz Frankreich liegt die Zahl bei rund 220.

Generell gilt in Frankreich seit Wochen eine strenge Ausgangssperre ab 18 Uhr. Einkaufen oder Spaziergänge an der frischen Luft sind dann tabu. Ausnahmen gelten etwa für den Arbeitsweg. Premier Castex betonte am Donnerstag, dass die Infektionszahlen im Land nicht exponentiell stiegen, aber dennoch besorgniserregend seien. Die Regierung hatte mögliche Öffnungen für «vielleicht bereits Mitte April» ins Spiel gebracht, will sich aber auf keinen Termin festlegen.


Ganz Griechenland Corona-Risikogebiet - Teile Kroatiens nicht mehr

BERLIN: Wegen steigender Corona-Infektionszahlen hat die Bundesregierung erstmals ganz Griechenland ab Sonntag als Corona-Risikogebiet eingestuft. Für Teile Kroatiens - darunter die bei Urlaubern sehr beliebte Halbinsel Istrien - werden gleichzeitig sämtliche Einreisebeschränkungen wegen der Pandemie aufgehoben, wie das Robert Koch-Institut am Freitag im Internet mitteilte. Wegen besonders hoher Infektionszahlen werden Ungarn, Schweden und Jordanien als Hochrisikogebiete eingestuft.

Griechenland zählte bisher zu den wenigen Ländern, die nie ganz als Corona-Risikogebiet eingestuft wurden. Zuletzt waren unter anderem die griechischen Inseln in der Ägäis, Kreta sowie die Ionischen Inseln vor der Westküste Griechenlands (darunter Korfu) ausgenommen. Ab Sonntag müssen sich auch Rückkehrer aus diesen Regionen nach Einreise nach Deutschland innerhalb von 48 Stunden auf Corona testen lassen. Zudem müssen sie für zehn Tage in Quarantäne, von der sie sich erst nach fünf Tagen durch einen weiteren negativen Test befreien können.

Als Risikogebiete werden die Länder und Regionen ausgewiesen, in denen die Zahl der Neuinfektionen 50 pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen (Inzidenz) übersteigt. Als Hochrisikogebiete gelten Länder mit einer Inzidenz über 200. Wenn man aus diesen Regionen nach Deutschland kommt, muss man schon bei Einreise einen negativen Test vorweisen.


EU-Bericht: Corona zerstört Fortschritte bei Gleichberechtigung

BRÜSSEL: Die Corona-Pandemie hat einem Bericht der EU-Kommission zufolge verheerende Auswirkungen auf die Gleichberechtigung von Frauen. «In Europa und darüber hinaus hat die Pandemie die bestehenden Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern in fast allen Lebensbereichen verschärft und hart erkämpfte Fortschritte der vergangenen Jahre wieder zunichtegemacht», teilte die Brüsseler Behörde am Freitag mit. Zudem wird bemängelt, dass es in Corona-Krisenstäben einen «eklatanten» Mangel an Frauen gebe. Eine Studie, die auch 17 EU-Länder betrachtet habe, habe ergeben, dass mehr als 85 Prozent dieser Gremien hauptsächlich männlich besetzt seien.

Zudem habe die Pandemie zu mehr häuslicher Gewalt gegen Frauen geführt. So sei etwa die Zahl der Meldungen zu häuslicher Gewalt in der ersten Lockdown-Woche in Frankreich um 32 Prozent und den ersten drei Wochen in Litauen um 20 Prozent gestiegen. «Irland verzeichnete einen Anstieg der Fälle von häuslicher Gewalt um das Fünffache, und die spanischen Behörden meldeten einen Anstieg der Meldungen um 18 Prozent in den ersten zwei Wochen des Lockdowns», heißt es in einer Mitteilung der EU-Kommission. Dabei stehen Frauen in der Pandemie auch an vorderster Front: Allein 86 Prozent der Pflegekräfte im Gesundheitswesen sind laut Kommissionsangaben Frauen.

Die Fraktion der Grünen im Europaparlament hatte anlässlich des Weltfrauentages am 8. März eine Petition ins Leben gerufen. Sie soll die Kommission dazu bringen, eine rechtlich bindende Richtlinie zur Vorbeugung von Gewalt gegen Frauen auch im Internet zu erlassen.


Estlands Regierungschefin in Corona-Selbstisolation

TALLINN: Estland Ministerpräsidentin Kaja Kallas hat sich vorsorglich in Quarantäne begeben, weil sie Anfang der Woche Kontakt mit einem Corona-Infizierten gehabt hatte.

«Dies macht mich zu einem engen Kontakt und deshalb werde ich bis Donnerstag nächster Woche in Selbstisolation sein», schrieb die Regierungschefin des baltischen EU- und Nato-Landes am Freitag auf Facebook. Anzeichen einer Corona-Erkrankung zeigten sich bislang nicht, auch ein Test am Donnerstagabend sei negativ ausgefallen. Estland mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern weist nach Angaben der EU-Behörde ECDC aktuell eine der höchsten Infektionsraten in Europa auf.


Südafrikanische Corona-Variante erstmals nachgewiesen

BUKAREST: In Rumänien ist erstmals die hochansteckende südafrikanische Variante B.1.351 des Coronavirus nachgewiesen worden. Es handle sich um zwei Fälle, teilte das Nationale Institut für Öffentliche Gesundheit am Freitag mit. Bei einer Patientin aus Bukarest und einem Patienten aus der südrumänischen Region Arges habe ein privates Labor die Mutante festgestellt.

Die Zahl der täglichen Neuansteckungen hat sich in Rumänien seit einer Woche nahezu verdoppelt. Am Freitagmittag lag sie bei 4342 innerhalb der letzten 24 Stunden. In der Hauptstadt Bukarest überstieg die Inzidenz am Freitag wieder die als kritisch geltende Marke von 3 Neuansteckungen pro 1000 Einwohner, so dass ein neuer Lockdown erwartet wurde. Ende Januar waren in Bukarest nach gesunkener Inzidenz Restaurants, Theater, Kinos und Glückspielhallen mit Einschränkungen wieder geöffnet worden.


Estlands Staatspräsidentin gegen Corona geimpft

TALLINN: Estlands Präsidentin Kersti Kaljulaid hat sich gegen Corona impfen lassen. Das Staatsoberhaupt des baltischen EU- und Nato-Landes erhielt am Freitag im Regionalkrankenhaus Nordestland in der Hauptstadt Tallinn die erste von zwei Dosen des Impfstoffs von Astrazeneca. Dies teilte die 51-jährige auf Facebook mit. Kaljulaid appellierte an die Bürger Estlands, es ihr wenn immer möglich nachzutun, um wieder zu Normalität zurückkehren zu können.

Kaljulaids Impfung erfolgte außer der Reihe, weil sie im April Afghanistan besuchen will. Die Corona-Vorgaben sähen vor, dass die Delegation im Voraus impfen lasse, zitierten estnische Medien aus einem Schreiben der Präsidialkanzlei.


Schweden will bis zum Sommer Impfbescheinigung einführen

STOCKHOLM: Die schwedische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Sommer ein digitales System für den Nachweis von Impfungen zu entwickeln. Digitalisierungsminister Anders Ygeman sagte am Freitag, jeder Schwede, der gegen das Covid-19-Virus geimpft wurde, soll dafür eine international gültige Bestätigung bekommen, entweder als App oder ein Dokument zum Herunterladen.

Ygeman sagte er, er gehe davon aus, dass Reiseunternehmen und Länder in Zukunft einen entsprechenden Impfnachweis verlangen werden. Es sei aber auch vorstellbar, dass man beim Besuch eines Friseurs, Masseurs oder eines Restaurants oder Konzerts einen entsprechenden Nachweis brauche.

Sollte die EU mit einem Regelwerk für einen Impfpass kommen, werde Schweden sich dem anpassen. Die EU-Kommission hat angekündigt, am 17. März den Gesetzentwurf für einen «digitalen grünen Pass» vorlegen, der Corona-Impfungen, Covid-Erkrankungen und negative Tests vermerken soll.


Rom zu Impf-Exportstopp: «Kein feindseliger Akt gegen Australien»

ROM: Nach dem Export-Stopp für Corona-Impfstoffe des Herstellers Astrazeneca hat Italien betont, dass das von Rom erwirkte Verbot dem Gesundheitsschutz dienen soll und keine Attacke gegen Australien sei. «Das Ganze ist kein feindseliger Akt Italiens gegen Australien», schrieb Außenminister Luigi Di Maio am Donnerstagabend auf Facebook. Das Verbot sei Teil einer am 30. Januar in Europa beschlossenen Export-Kontrollregelung.

Die Verzögerungen bei der Verteilung der Impfstoffe in der Europäischen Union (EU) seien «nicht akzeptabel», unterstrich Di Maio. «Und wir erwarten, dass sich die von uns bezogene Position positiv auf die europäische Impfkampagne auswirkt.»

Am Donnerstag war in Brüssel bekannt geworden, dass Italien die Lieferung von 250.000 Dosen des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca an Australien verhindert hat. Damit wurde erstmals die Corona-Impfstoff-Ausfuhr aus der EU in einen Drittstaat gestoppt. Die Exportkontrollen richten sich besonders gegen Hersteller, die ihre EU-Lieferpflichten nicht erfüllen.

Der Fünf-Sterne-Politiker Di Maio erläuterte, dass man am 24. Februar den Antrag von Astrazeneca zur Lieferung nach Australien erhalten habe. Rom habe «die Bremse gezogen». Gründe seien, dass Australien nicht als stark betroffen von der Pandemie gelte. In der EU dagegen herrsche Impfstoff-Mangel: «250.000 Dosen, das ist viel», schrieb er.


Tschechien führt Quarantäne-Bonus ein - Krankenhäuser extrem belastet

PRAG: Tschechien führt im Kampf gegen die Corona-Pandemie eine Quarantäne-Bonuszahlung ein. Präsident Milos Zeman unterzeichnete am Freitag ein entsprechendes Gesetz. Arbeitnehmer erhalten umgerechnet bis zu 14 Euro täglich, solange sie sich in behördlich angeordneter häuslicher Quarantäne befinden. Die Auszahlung erfolgt zusätzlich zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in Höhe von 60 Prozent des Durchschnittsverdiensts.

Nach Darstellung der Regierung gaben bisher viele Infizierte ihre Risikokontakte nicht an - aus Sorge, damit Freunden und Verwandten finanzielle Nachteile zu verursachen. Tschechien hat derzeit EU-weit die höchste Neuinfektionsrate, sie ist gut zehnmal so hoch wie hierzulande. Innerhalb von 7 Tagen steckten sich nach Berechnungen mehr als 800 Menschen je 100.000 Einwohner mit dem Coronavirus an. Seit Pandemiebeginn gab es knapp 1,3 Millionen nachgewiesene Infektionen und 21.325 Todesfälle.

«In fast allen Regionen ist die Belastung der Krankenhäuser extrem hoch», sagte Gesundheitsminister Jan Blatny. Die ansteckendere britische Virusvariante breite sich schrittweise im ganzen Land aus und entwickele sich zur dominanten Form. Er kündigte an, dass Medizinstudenten zum Einsatz in den Krankenhäusern verpflichtet werden sollen. Auf ausländische Hilfsangebote unter anderem aus Deutschland und der Schweiz will der Minister in diesem Moment noch nicht zurückgreifen.


Nikosia: Ab 1. Mai keine Quarantäne mehr für geimpfte Briten

NIKOSIA: Das EU-Mitglied Zypern erlaubt vom 1. Mai an allen Briten, die gegen das Coronavirus geimpft sind, ohne Quarantänepflicht und andere Formalitäten ihren Urlaub auf der Mittelmeerinsel zu verbringen. Dies teilte am Freitag der für den Tourismus zuständige Vizeminister Savvas Perdios im zyprischen Staatsfernsehen (RIK) mit. «Wir haben die Regierung in London darüber informiert», sagte Perdios. «Keine Quarantäne mehr für geimpfte Briten ab 1. Mai.»

Ab 1. April gilt die gleiche Regel auch für gegen das Corona-Virus geimpfte Touristen aus Israel. Dies hatte Präsident Nikos Anastasiades bei einem Treffen mit dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu im Februar vereinbart. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen Zyperns.

In der EU wird kontrovers über eine mögliche Aufhebung von Reisebeschränkungen für Menschen mit Corona-Impfung diskutiert. Als erster hatte sich der griechische Regierungschef Kyriakos Mitsotakis für Reisefreiheit von Geimpften eingesetzt. Auch Athen führt zurzeit Gespräche mit Israel und Großbritannien sowie anderen Staaten über eine baldige Öffung seiner Grenzen für gegen das Coronavirus geimpfte Mensschen.


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Gesundheit/Krankheiten/Australien/Europa/Italien/Covid-19/Corona/ (Achtung - Planungshinweis) Zur Debatte über den Impf-Exportstopp der EU nach Australien sendet dpa bis 15.30 Uhr eine Zusammenfassung, ca. 65 Zl.


Corona: Tutus Stiftung prangert ungleiche Impfstoffverteilung an

JOHANNESBURG: Südafrikas Friedens-Nobelpreisträger Desmond Tutu prangert über seine Stiftung die ungleiche globale Verteilung der Corona-Impfstoffe an. «Da muss unverzüglich mehr passieren, um ärmeren Ländern schnelleren Zugang zu Covid-19-Impfstoffen, Diagnosegeräten und Behandlungen zu sichern», fordert die vom früheren Erzbischof Desmond Tutu und seiner Frau Leah gegründete Stiftung am Freitag in einer Erklärung. Unter Hinweis auf eine Studie der Duke-Universität heißt es darin: «Während reiche Länder gerade mal 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen, halten sie zur Zeit 60 Prozent der bisher verkauften Impfstoffe gegen Covid-19.»

Würde das aktuelle Tempo der Impfungen beibehalten, so dürfte es rund sieben Jahre brauchen, um 75 Prozent der Weltbevölkerung zu impfen. «So lange können wir nicht warten; jetzt ist keine Zeit für Egoismen, jetzt ist es an der Zeit für Zugang, Gleichheit und Solidarität», fordert Tutu über seine Stiftung. Die zunehmenden Forderungen nach einer vorübergehenden Aufhebung des Patentschutzes für die Impfstoffe könnten bei einer Umsetzung den Aufbau wissenschaftlicher und technischer Kapazitäten in den ärmeren Ländern aufbauen helfen.


Kritik an geringer Lohnerhöhung für britisches Pflegepersonal

LONDON: Gewerkschaften und die Opposition haben die geringe Lohnerhöhung für medizinisches Personal in Großbritannien scharf kritisiert. «Man kann kein Land wiederaufbauen, indem man Pflegegehälter kürzt», twitterte der Chef der Labour-Partei, Keir Starmer. «Gebt unseren Covid-Helden eine Gehaltserhöhung.» Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsdiensts NHS ist eine Lohnerhöhung um 1 Prozent vorgesehen. Das ist nur knapp mehr als die derzeitige Inflationsrate von 0,7 Prozent, erwartet wird ein Anstieg um 1,5 Prozent. Die Regierung verteidigte die Entscheidung.

Gesundheits-Staatssekretärin Nadine Dorries sagte am Freitagmorgen der BBC, 1 Prozent sei alles, was die Regierung angesichts der Pandemie stemmen könne. «Andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst erhalten keine Gehaltserhöhung», sagte Dorries.

Doch Interessensverbände zeigten sich schockiert. Die Erhöhung bedeute lediglich 3,50 Pfund netto mehr pro Woche für eine erfahrene Pflegekraft, betonte die Pflegevereinigung Royal College of Nursing (RCN). «Das ist erbärmlich und sehr enttäuschend», sagte RCN-Chefin Donna Kinnair. Die Regierung verliere den Kontakt zu Pflegepersonal und NHS-Kräften. Die Gesundheitsexpertin der Gewerkschaft Unison, Sara Gorton, sprach von der «schlimmstmöglichen Beleidigung» für das Pflegepersonal.

Kritiker erinnerten daran, dass die Regierung stets den hohen Einsatz des NHS gelobt habe und zudem selbst von der Arbeit des Gesundheitsdienstes profitiert habe. Premierminister Boris Johnson war im Frühling 2020 schwer an Corona erkrankt und wurde tagelang im Krankenhaus behandelt.


Computerspielkauf im Lockdown: Flüchtiger in England geschnappt

BIRMINGHAM: Der Kauf eines Computerspiels hat einen flüchtigen Kriminellen in England die Freiheit gekostet. Polizisten fiel der Mann auf, weil er trotz Ausgangsbeschränkungen mit einem Kumpel in der Innenstadt von Birmingham unterwegs war. «Ich will mir das neue «Call of Duty»-Spiel kaufen, weil ich nicht immer nur herumhocken will im Lockdown», sagte der zweite Mann, wie auf einem Polizeivideo zu hören ist.

Als die Beamten den beiden klar machten, dass sie gegen Corona-Regeln verstießen und ihre Personalien aufnehmen wollten, trat der Flüchtige einem Polizisten in den Bauch und lieferte sich mit den Beamten ein Handgemenge. Schließlich wurde er jedoch festgenommen.

Die juristischen Konsequenzen: Zusätzlich zu seiner jahrelangen Haftstrafe wegen Raubes und Schusswaffenbesitzes wurde er zu insgesamt 19 Monaten Gefängnis wegen seiner Flucht und wegen Widerstands gegen Beamte verurteilt, wie die Polizei am Donnerstagabend mitteilte. Der Vorfall ereignete sich bereits Mitte Januar. Knapp zwei Monate zuvor war der Mann aus dem Gefängnis geflohen.


Neuseeland kündigt Lockerung der Corona-Maßnahmen in Auckland an

WELLINGTON: Neuseeland will nach einem rund einwöchigen Lockdown die Corona-Beschränkungen in der größten Stadt Auckland von Sonntag an wieder lockern. Das kündigte Premierministerin Jacinda Ardern am Freitag an. Dann dürften unter anderem Schulen und Geschäfte regulär öffnen. Zudem seinen Versammlungen von bis zu 100 Menschen unter Einhaltung von Abstandsregeln erlaubt. Nach der Meldung einer einzigen Corona-Neuinfektion wurde in Auckland am vergangenen Sonntag ein Lockdown verhängt. Die neuen Regelungen in der rund 1,6 Millionen-Einwohner-Stadt sollten zunächst mindestens fünf Tage lang gelten. Im Rest des Landes wurden die Corona-Maßnahmen bis auf eine Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr aufgehoben.

Neuseeland gilt als Musterland in der Corona-Pandemie. In dem Land mit 4,8 Millionen Einwohnern wurden nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation bisher 2016 Infektionsfälle nachgewiesen, 26 Menschen sind nach einer bestätigten Corona-Infektion gestorben.


«Schluss mit dem Gejammere»: Bolsonaro kritisiert Corona-Maßnahmen

SÃO SIMÃO: Trotz der rasanten Ausbreitung des Coronavirus hält der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro nichts von Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen die Pandemie - ganz im Gegenteil: «Ihr seid nicht zu Hause geblieben. Ihr seid nicht feige gewesen», sagte Bolsonaro Medienberichten zufolge bei der Einweihung eines Teilstücks einer Eisenbahnlinie in São Simão im Bundesstaat Goiás am Donnerstag (Ortszeit) zu den Arbeitern. «Schluss mit dem Gejammere.» Diejenigen, die die Regierung zum Kauf von Impfstoffen auffordern, hatte er bei einer anderen Veranstaltung zuvor als «Idioten» bezeichnet.

Brasilien, das im Januar mit Impfungen begann, ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder. 10.793 732 Menschen haben sich im größten Land in Lateinamerika mit dem Coronavirus infiziert - nur in den USA und in Indien sind die Zahlen noch höher. 260.970 Menschen sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Am Dienstag (1641) und Mittwoch (1910) hatte Brasilien, ein Staat mit 210 Millionen Einwohnern, Höchstwerte bei den innerhalb von 24 Stunden erfassten Corona-Toten registriert.

Das Gesundheitssystem in Städten wie São Paulo und den von deutschen Einwanderern geprägten südlichen Bundesstaaten Santa Catarina und Rio Grande do Sul steht vor dem Kollaps. Der Gesundheitsrat hatte zuletzt eine landesweite Ausgangssperre gefordert. In Rio de Janeiro etwa müssen Bars und Restaurants von Freitag an um 17.00 Uhr schließen. Es ist dann auch verboten, sich nach 23.00 Uhr auf öffentlichen Straßen und Plätzen aufzuhalten.

Staatspräsident Bolsonaro hat das Virus von Anfang an verharmlost, Einschränkungen des öffentlichen Lebens und Schutzmaßnahmen lehnt er ab. Mittlerweile zieht der rechtspopulistische Politiker auch den Sinn von Impfungen gegen das Virus grundsätzlich in Zweifel.

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