Corona-Überblick: Meldungen am Freitag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Nomaden kämpfen in der Pandemie um die Existenz

KABUL: Inmitten der Coronakrise stehen Nomaden in Afghanistan vor existenziellen Nöten. «Krank werden oder hungern» ist laut dem Internationalen Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) ein Dilemma für viele Kutschi-Nomaden, die ihren Lebensunterhalt mit der Viehzucht bestreiten. «Die Schließung der Märkte und Geschäfte durch den Lockdown hat die Gemeinschaft der Kutschi schwer getroffen», sagt Candra Samekto, IFAD-Landesdirektor, laut einem am Samstag veröffentlichten Bericht.

Auch steigende Lebensmittelpreise in Folge der Krise setzen die Nomaden unter Druck, die dadurch teils gezwungen sind, ihr Hab und Gut zu verkaufen. «Notverkäufe würden ihre Fähigkeit beeinträchtigen, sich zu erholen, wenn die Pandemie vorüber ist», warnt Sametko. Die Nomaden ziehen vor allem durch die Provinzen im Norden, wo sie in schwer erreichbaren Gegenden leben und wenig Zugang zu Aufklärung über das Coronavirus haben.

Seit Jahrhunderten führen die Kutschis, die überwiegend der paschtunischen Volksgruppe angehören, ein Nomadenleben in Afghanistan. Der bewaffnete Konflikt und Dürren bedrohen ihren Lebensstil aber zunehmend. Rund fünf Millionen Kutschis leben in Afghanistan, sagt Habib ul-Rahman, Vertreter der Minderheit im Parlament. Die Verfassung des Landes gewährt ihnen zehn feste Sitze im Parlament, doch laut UN-Berichten gehören sie immer noch zu den ärmsten und am stärksten marginalisierten Gruppen im Land.


UN-Generalsekretär: Pandemien gemeinsam bewältigen

BERLIN: UN-Generalsekretär António Guterres hat angesichts der Corona-Krise mehr internationale Zusammenarbeit gegen Pandemien angemahnt. «Stellen Sie sich vor, eines Tages bricht ein Virus aus, das sich so schnell verbreitet wie Corona, aber so tödlich ist wie Ebola», sagte Guterres der «Welt» (Samstag) und anderen Zeitungen der Leading European Newspaper Alliance LENA. «Ich hoffe, dass die Krise ein Weckruf ist. Dass sie uns zeigt: Wir können Herausforderungen wie Pandemien nur gemeinsam bewältigen.»

Guterres verteidigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gegen den Vorwurf des US-Präsidenten Donald Trump, sie stehe China zu nahe und habe Peking beim Versuch geholfen, den Corona-Ausbruch zu vertuschen. Vielleicht habe es Fehler gegeben, sagte er. Doch er «kenne die Leute bei der WHO»: «Sie werden sicher nicht von irgendeinem Staat kontrolliert.»

Der UN-Generalsekretär betonte, die Vereinten Nationen versuchten alles, um die Pandemie zu stoppen. «Wir haben seit dem Ausbruch des Virus 250 Millionen Masken, Kittel und Handschuhe verteilt», sagte er. «Unsere Hilfe erreicht 110 Millionen Menschen in 64 Ländern.» Dabei gehe der reguläre Kampf gegen Krankheit, Hunger und Armut auf der Welt weiter. «Wir mögen bürokratische Probleme haben und hier und da veraltete Strukturen», sagte Guterres, «aber unsere humanitäre Unterstützung funktioniert».


US-Anleihen bauen Kursgewinne weiter aus

NEW YORK: Die Kurse von US-Staatsanleihen haben am Freitag ihre Auftaktgewinne im Handelsverlauf ausgebaut. In allen Laufzeiten fielen die Renditen. Angesichts der sich weiter zuspitzenden Corona-Infektionslage in den USA flüchteten Anleger wieder aus riskanten Anlagen wie Aktien in so genannte sichere Häfen wie Rentenpapiere. Vor allem im Süden der Vereinigten Staaten werden immer mehr Neuinfektionen gemeldet. Dies erschwert die Lockerung von Corona-Beschränkungen, was die Erholung der US-Wirtschaft gefährdet.

Zudem fielen die vor dem Wochenende bekannt gegebenen Konjunkturdaten durchwachsen aus: Zwar erholten sich die Konsumausgaben im Mai kräftig, aber dennoch nicht ganz so deutlich wie erwartet. Auch enttäuschte das von der Universität Michigan erhobene Konsumklima für den Monat Juni etwas.

Zweijährige Anleihen stiegen um 1/32 Punkt auf 99 29/32 Punkte und rentierten mit 0,166 Prozent. Fünfjährige Anleihen stiegen um 5/32 Punkte auf 99 25/32 Punkte. Ihre Rendite betrug 0,299 Prozent. Richtungsweisende zehnjährige Staatsanleihen kletterten um 14/32 Punkte auf 99 27/32 Punkte und rentierten mit 0,638 Prozent. Longbonds mit einer Laufzeit von 30 Jahren legten um einen ganzen Punkt und 15/32 Punkte auf 96 31/32 Punkte zu. Sie rentierten mit 1,371 Prozent.


Bolivien legt neuen Termin für verschobene Wahl fest

LA PAZ: Bolivien will am 6. September einen neuen Präsidenten und ein neues Parlament wählen. Das Oberste Wahlgericht des Andenstaats veröffentlichte am Freitag (Ortszeit) einen entsprechenden Kalender mit dem Wahltermin. Die zunächst für den 3. Mai vorgesehenen Wahlen waren wegen der weitgehenden Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Pandemie zunächst auf einen nicht festgelegten späteren Termin verschoben worden. «Wir werden den Wahlprozess wiederaufnehmen, sobald es die Umstände erlauben», hatte der Präsident der Wahlkommission, Salvador Romero, gesagt.

Die Wahlen waren nach den Unruhen nach der Präsidentenwahl vom 20. Oktober für den 3. Mai angesetzt worden. Der damalige Präsident Evo Morales war auf Druck des Militärs zurückgetreten. Ihm wurde Wahlbetrug vorgeworfen. In Bolivien übernahm daraufhin eine Interimsregierung mit der konservativen Übergangspräsidentin Jeanine Áñez die Amtsgeschäfte, die die Wahlen organisierten sollte. Die Anhänger des linksgerichteten Morales sowie seine Verbündeten in der Region sprechen von einem Putsch.

Der Ex-Präsident lebt derzeit im Exil in Argentinien. Weil er keinen ständigen Wohnsitz in Bolivien hat, untersagte ihm die bolivianische Wahlbehörde die Kandidatur für einen Sitz im Senat des Landes.


Stadt Baikonur verschärft in Corona-Krise Ausgangsbestimmungen

BAIKONUR: In der Stadt Baikonur in Zentralasien in der Nähe des gleichnamigen Weltraumbahnhofs hat die Verwaltung wegen rasant steigender Corona-Infektionen einen neuen Lockdown verhängt. Es gebe nicht genügend Ärzte und medizinisches Personal, um dann allen Erkrankten schnell zu helfen, teilte die Stadtverwaltung mit. Bislang gibt es in Baikonur, wo viele Mitarbeiter der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos leben, mehr als 140 Coronafälle. Die Ein- und Ausreise ist nur noch im Ausnahmefall erlaubt, Geschäfte und Einrichtungen bleiben geschlossen. Die Bewohner sollen die nächsten Wochen zu Hause bleiben.

Baikonur mit rund 40.000 Einwohnern ist eine Art russische Exklave mitten in Zentralasien. Die Stadt liegt in der Steppe der Ex-Sowjetrepublik Kasachstan, Russland pachtet und verwaltet aber das Areal. Der Weltraumbahnhof liegt nur wenige Kilometer von der Stadt entfernt. In Kasachstan gibt es etwa 20.000 bestätigte Corona-Fälle. In Russland wurden bislang rund 620.000 Fälle registriert, täglich kommen rund 7000 neue Infektionen hinzu.

Roskosmos teilte der Agentur Interfax zufolge mit, dass der Betrieb dort normal weiterlaufen werde. Es gebe aber erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Bis auf Weiteres sind von Baikonur aus keine bemannten Flüge ins Weltall geplant. Ende Juli soll jedoch von dort ein Raumfrachter zur Internationalen Raumstation ISS starten.


31 Milliarden Dollar für Kampf gegen Corona bis 2021 nötig

GENF: Um der Welt in der Coronakrise rasch Tests, Impfungen und Medizin zur Verfügung stellen zu können, sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis Ende 2021 rund 31 Milliarden Dollar nötig. Allein für die Entwicklung von Impfstoffen würden 18 Milliarden Dollar (16 Milliarden Euro) gebraucht, teilten Experten eines Fonds unter dem Dach der WHO am Freitag in Genf mit.

Bisher sei von der internationalen Staatengemeinschaft erst ein Bruchteil des nötigen Geldes versprochen worden. «Die nötigen Investitionen sind erheblich, aber sie verblassen im Vergleich zu den Kosten von Covid-19», hieß es in einer Mitteilung des Fonds von Regierungen, Stiftungen und Privatwirtschaft.

Strategisches Ziel sei es unter anderem, bis Mitte 2021 den Staaten mit mittlerem und niedrigem Einkommen 500 Millionen Tests zur Verfügung zu stellen. Mitarbeiter im Gesundheitswesen von rund 50 Ländern müssten fortgebildet werden. Außerdem sollten bis Ende 2021 zwei Milliarden Impfdosen bereitstehen, von denen die Hälfte ebenfalls für Menschen in ärmeren Ländern gedacht sei. «Wir müssen im Voraus in die Herstellung von Impfstoffen investieren», sagte die WHO-Chefwissenschaftlerin Soumya Swaminathan. Weltweit würden mehr als 200 Impfstoff-Kandidaten getestet, rund 15 davon würden bereits an Menschen erprobt.


Angriffe auf Londoner Polizisten: 140 Verletzte in drei Wochen

LONDON: Etwa 140 Polizisten sind in den vergangenen drei Wochen während ihres Dienstes bei Angriffen in London verletzt worden. Die Aggressivität von Demonstranten und Teilnehmern illegaler Straßenpartys gegenüber den Einsatzkräften sei «völlig unakzeptabel», sagte am Freitag die Chefin von Scotland Yard, Cressida Dick.

Kurz zuvor waren wieder Polizisten bei der Auflösung einer illegalen Musik-Straßenparty in London attackiert worden. Besucher des Festes in Notting Hill bewarfen die Einsatzkräfte in der Nacht zum Freitag mit Gegenständen. Nach Angaben der Polizei wurde aber niemand verletzt. Bei einem ähnlichen Vorfall in Brixton im Süden Londons am späten Mittwochabend erlitten 22 Polizisten Verletzungen. Die Versammlungen verstießen auch gegen Corona-Vorschriften.

Bei Demonstrationen gegen Rassismus war es in den vergangenen Wochen ebenfalls zu Ausschreitungen in London gekommen. Dabei waren etliche Polizisten im Regierungsviertel verletzt.


Corona-Hilfe wird japanischem Einbrecher zum Verhängnis

TOKIO: Einem Einbrecher auf der Flucht ist in Japan die staatliche Corona-Hilfe zum Verhängnis geworden.

Wie örtliche Medien am Freitag meldeten, soll der 67 Jahre alte Mann Ende vergangenen Jahres in der Tokioter Nachbarprovinz Saitama in eine Bar eingebrochen und Geld sowie die Kasse gestohlen haben. Anhand von Aufnahmen von Sicherheitskameras sowie am Tatort zurückgelassenen Gegenständen sei zwar seine Identität ermittelt worden. Doch da der Mann von Ort und zu Ort zog, blieb eine landesweite Fahndung zunächst erfolglos. Erst als er sich mit der Adresse eines Bekannten registrierte, um die staatliche Corona-Hilfe von 100.000 Yen (830 Euro) beantragen zu können, sei er den Ermittlern ins Netz gegangen, hieß es.


Modekette H&M schreibt wegen Corona-Pandemie rote Zahlen

STOCKHOLM: Die schwedische Modekette Hennes & Mauritz (H&M) hat wegen der Corona-Krise im zweiten Geschäftsquartal ein deutliches Minus eingefahren. Das zweite Quartal des Geschäftsjahres begann Anfang März und lief bis Ende Mai, es umspannt damit die bisherige Hochphase der Corona-Krise in Europa. Im Berichtszeitraum belief sich der Verlust nach Steuern auf 4,9 Milliarden schwedische Kronen (470 Millionen Euro), wie H&M am Freitag in Stockholm mitteilte. Im Vorjahresquartal hatte H&M noch einen Gewinn von 4,5 Milliarden schwedische Kronen eingefahren.

Trotz der Belastungen verfügt das Unternehmen eigenen Angaben zufolge über ausreichend Liquidität: Ende Mai belief sich der Barmittelbestand demnach auf 12,7 Milliarden schwedische Kronen.

Nach Konzernangaben waren Mitte April rund 80 Prozent der H&M-Läden dicht. Zwar konnte das Online-Geschäft im gesamten Quartal fast um ein Drittel zulegen, doch wie bereits bekannt sanken die Gesamterlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um die Hälfte auf 28,66 Milliarden schwedische Kronen (2,7 Mrd Euro). Der Konzern will nun im Laufe des Jahres sein Filialnetz weltweit unter dem Strich um rund 40 Läden verkleinern.


Box-Legende Roberto Durán mit Corona-Infektion im Krankenhaus

PANAMA-STADT: Der frühere Box-Weltmeister Roberto Durán ist in seiner Heimat Panama positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er sei zur Beobachtung in einem Krankenhaus, teilte sein Sohn Robin Durán am Donnerstag (Ortszeit) auf Instagram mit. Sein Vater habe nur leichte Erkältungssymptome. Der zuständige Arzt habe gesagt, die Lungen des 69-Jährigen seien in Ordnung. Seit einem Autounfall in Argentinien im Jahr 2001 funktioniere eine von ihnen nicht mehr zu 100 Prozent.

Im selben Jahr hatte der «Hände aus Stein» genannte Boxer mit 50 Jahren seinen letzten Kampf bestritten. Durán wurde im Laufe seiner langen Karriere Weltmeister in vier Gewichtsklassen. Er gilt manchen als bester Leichtgewichtler aller Zeiten.

Panama erlebt derzeit, wie andere Länder Lateinamerikas auch, eine starke Ausbreitung des Coronavirus. Am Donnerstag wurden in dem mittelamerikanischen Staat mit rund vier Millionen Einwohnern erstmals innerhalb von 24 Stunden mehr als 1000 neue Infektionen festgestellt. Insgesamt registrierten die Behörden dort bisher mehr als 29.000 Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 und 564 Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung.


Japaner entdecken alte Videospiele neu

OSAKA: Welcher Gamer kennt sie noch? «Dragon Quest», «Mega Man», «EarthBound» und «Mana» - bei diesen Namen kommen ältere Jahrgänge unter den Hardcore-Spielefreaks ins Schwärmen. Jetzt erleben Video-Spiele und dazugehörige Konsolen aus den späten 1980er und frühen 1990er Jahren eine unverhoffte neue Blütezeit, wie die japanische Tageszeitung «Asahi Shimbun» am Freitag aus der «Denden Town» in Osaka, dem Elektronik-Mekka im Westen Japans, berichtet.

Retro sei dort derzeit wieder schwer angesagt - und das dank der Corona-Pandemie. Laut dem Anbieter gebrauchter Video-Spiele Super Potato begann die Nachfrage nach Retro-Spielen im März zu steigen, als öffentliche Schulen in Osaka wegen der Corona-Krise geschlossen worden waren. Händler verzeichneten Umsatzzuwächse bis zu 40 Prozent.

Vor der Pandemie seien 90 Prozent der Kunden bei Super Potato vor allem ausländische Besucher gewesen, hieß es. Jetzt aber seien es vor allem japanische Familien. Wegen Corona seien die Zulieferketten zeitweise gestört gewesen, worunter die Produktion moderner Konsolen gelitten habe, sagte Yutaka Ishii, Präsident der Japan Retro Game Association, der Zeitung. Stattdessen griffen viele Japaner zu alten, gebrauchten Konsolen. Die seien «nostalgisch für Eltern und neu für ihre Kinder».


USA erreichen neuen Höchststand bei Corona-Neuinfektionen

WASHINGTON: Mit rund 40.000 gemeldeten Fällen hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA am Donnerstag einen neuen Höchststand erreicht.

Damit ist der bisherige Rekordwert von rund 36.400 Neuinfektionen vom 24. April überstiegen, wie aus Zahlen der John-Hopkins-Universität hervorgeht. Die «Washington Post» hatte zuvor von über 39.327 gemeldeten Neuinfektionen am Donnerstag berichtet. Demnach planen Bundesstaaten wie Texas, Arizona, Florida und New Mexico, angekündigte Lockerungen vorerst nicht umzusetzen. Allein in Texas sei ein neuer Rekord von 6000 neuen Fällen binnen 24 Stunden erreicht worden. In den USA sind damit über 2,4 Millionen Infektionen mit Sars-CoV-2 bekannt geworden. Über 124.000 Menschen sind mit dem Virus gestorben.

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Leserkommentare

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