Corona-Überblick: Meldungen am Freitag

Virus-Varianten: Biden warnt vor Gefahr erneut steigender Fallzahlen

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat angesichts neuer Coronavirus-Varianten vor der Gefahr erneut steigender Fallzahlen in der Pandemie gewarnt. «Das Schlimmste, was wir jetzt tun können, ist, in unserer Wachsamkeit nachzulassen», sagte Biden am Freitagabend (Ortszeit) bei einem Besuch in Houston im Bundesstaat Texas. Er rief die Amerikaner dazu auf, sich impfen zu lassen. «Die Impfungen sind sicher», sagte er. «Ich schwöre Ihnen, sie sind sicher und wirksam.» Biden appellierte außerdem an seine Landsleute, Masken zu tragen. Er betonte erneut, es sei keine politische Aussage, ob man einen Mund-Nasen-Schutz trage oder nicht.

US-Forscher haben sich zuletzt besorgt über neue Coronavirus- Varianten in Kalifornien und New York gezeigt. Die täglichen Fallzahlen in den USA liegen weit unterhalb von denen zu Jahresbeginn. In den vergangenen Tagen stagnierten sie aber oberhalb der Marke von 70.000. Seit Beginn der Pandemie sind in den USA mehr als 510.000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus ums Leben gekommen. Der US-Präsident und First Lady Jill Biden besuchten am Freitag Texas, nachdem der Bundesstaat von verheerenden Winterstürmen heimgesucht worden war.


Tschechien schränkt Bewegungsfreiheit wegen Corona drastisch ein

PRAG: Wegen dramatischer Corona-Infektionszahlen schränkt Tschechien die Bewegungsfreiheit der Menschen im ganzen Land drastisch ein. Sie dürfen ihren jeweiligen Bezirk von Montag an nur noch in Ausnahmefällen verlassen. Das gab Innenminister Jan Hamacek am Freitagabend bekannt. Die Bezirke entsprechen in ihrer Größe etwa den Landkreisen in Deutschland.

Erlaubt bleiben Fahrten zur Arbeit, zum Arzt und zu Behörden, wenn entsprechende Nachweise erbracht werden. Spaziergänge und Sport in der Freizeit sind sogar nur in der eigenen Stadt oder Gemeinde möglich. Die Maßnahmen gelten zunächst für drei Wochen. Die Einhaltung soll nicht nur von der Polizei, sondern auch von 5000 Soldaten kontrolliert werden.

Tschechien hat die höchste Infektionsrate in der ganzen EU. Das Gesundheitssystem ist nach Angaben der Regierung am Limit. Das Minderheitskabinett unter Ministerpräsident Andrej Babis rief erneut den Ausnahmezustand aus. Er gilt nun bis zum 28. März. Zuvor hatte das Parlament eine Verlängerung des bisherigen Notstands unter anderem aus juristischen Gründen abgelehnt.

Das Gesundheitsministerium in Prag meldete am Freitag 14.457 neue Corona-Fälle innerhalb von 24 Stunden. Seit Beginn der Pandemie gab es mehr als 1,2 Millionen bestätigte Infektionen und fast 20.000 Todesfälle. Der EU-Mitgliedstaat hat rund 10,7 Millionen Einwohner.


Keine Quarantäne mehr für Reisende aus deutschen Ländern

BERN: Aus den Bundesländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Thüringen können Reisende ab Donnerstag wieder ohne Einschränkungen in die Schweiz reisen. Die Anordnung zu einer Quarantänepflicht für Menschen, die sich dort in den vorangegangenen zehn Tagen aufgehalten hatten, lief am Mittwoch aus. Damit gibt es vorerst keinerlei Einreiseauflagen mehr für Reisende aus Deutschland. Sie müssen sich aber elektronisch registrieren. Wer mit dem Flugzeug anreist, muss zudem einen negativen PCR-Test vorzeigen.

Ausschlaggebend für die Schweizer Risikoliste ist die 14-Tages-Inzidenz. Wenn die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in einem Gebiet um 60 höher liegt als in der Schweiz, kommt das Land oder die Region auf die Liste.


WHO vermisst Kooperation für eine Ausweitung der Impfstoff-Produktion

GENF: Um die Produktion von Impfstoffen gegen das Coronavirus deutlich anzukurbeln, müssen aus Sicht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) endlich bestimmte Hürden fallen. Es gehe um Technologie-Transfer, freiwillige Lizenzen oder den befristeten Verzicht auf geistiges Eigentum, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Freitag in Genf. In einer Jahrhundertkrise wie dieser, sei der Moment für solche Schritte gekommen. «Wir stellen mangelnde Zusammenarbeit und sogar erheblichen Widerstand fest.» Eine Ausweitung der Produktionskapazitäten wäre ein wichtiger Schritt, um Impfstoffe auch in den ärmeren Ländern schnell verteilen zu können. Davon würden alle Staaten profitieren, so Tedros.

Jüngst hatten sich Indien und Südafrika bei der Welthandelsorganisation (WTO) dafür eingesetzt, die Patente von Pharmafirmen auf Corona-Impfstoffe vorübergehend aufzuheben. Die Gespräche bei der WTO verliefen ergebnislos. Die reichen Länder argumentierten, dass es nicht genügend Produktionsfirmen gebe. Die Pharmaindustrie will verhindern, dass der Patentschutz angetastet wird. Investitionen in Medikamentenforschung lohnten sich nur, wenn die Firmen bei Erfolg damit auch Geld verdienen können, heißt es.


Lockdown in weiten Teilen Griechenlands um eine Woche verlängert

ATHEN: Rund vier Millionen Menschen im Großraum Athen werden mindestens eine weitere Woche mit einem Lockdown leben müssen. Ursprünglich hätte dieser nach zwei Wochen an diesem Sonntag enden sollen. Allerdings ist die Zahl der Neuinfektionen seither nicht so stark gesunken wie erhofft. Deshalb entschied der griechische Corona-Stab sich am Freitagnachmittag für eine Verlängerung. Außerdem gehen mehrere andere Gegenden in Griechenland wegen steigender Zahlen ebenfalls in den Lockdown.

Die griechische Gesundheitsbehörde hatte am Freitag 1790 Neu-Infektionen binnen 24 Stunden registriert, fast die Hälfte davon im Großraum Athen, wo die Intensivbetten zu 88 Prozent belegt sein sollen. Landesweit soll es rund 12.000 aktive Fälle geben, mit einem steigenden Anteil von Infektionen mit mutierten Viren.

Zu den Gegenden, die neu in den Lockdown gehen, gehören die kretische Hafenstadt Heraklion, Teile der Halbinsel Peloponnes sowie die Inseln Samos uns Syros. Zu den Maßnahmen gehören geschlossene Schulen, Geschäfte und Gastronomie sowie eine tägliche Ausgangssperre von 21.00 bis 5.00 Uhr. Das Haus darf nur verlassen, wer einkaufen, zum Arzt, arbeiten oder sich sportlich betätigen will. Dazu müssen die Bürger jeweils eine entsprechende SMS an den Zivilschutz senden.

Gemessen mit anderen EU-Staaten sind die Infektionszahlen wegen des harten Durchgreifens der Regierung seit Beginn der Pandemie weiterhin niedrig, aber die Krankenhäuser stehen immer wieder stark unter Druck. Das griechische Gesundheitssystem ist nach der jahrelangen schweren Finanzkrise des Landes nicht besonders gut aufgestellt und die Zahl der Intensivbetten vergleichsweise gering.


«Ziemlich spektakuläre» Bestattung für «Captain Tom» geplant

BEDFORD: Die Trauerfeier für den kürzlich im Alter von 100 Jahren gestorbenen britischen Rekordspendensammler Tom Moore («Captain Tom») soll nach Angaben seiner Tochter «ziemlich spektakulär» werden. Der am 2. Februar nach einer Coronavirus-Infektion gestorbene Weltkriegsveteran soll an diesem Samstag mit militärischen Ehren bestattet werden. Uhrzeit und Ort wurden auf Wunsch seiner Familie zunächst geheim gehalten. Sechs Soldaten sollen demnach den Sarg Moores zum Krematorium tragen. Dazu sollen Salutschüsse abgefeuert werden und ein Hornspieler werde das als «Last Post» bezeichnete militärische Signal spielen. Wegen der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie werden nur acht Familienmitglieder teilnehmen.

«Meine Schwester und ich haben die Beerdigung geplant, die mein Vater sich gewünscht hat», sagte Moores Tochter Lucy Teixeira der britischen Nachrichtenagentur PA zufolge. Ihr Vater habe sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, wie er sich seine Beisetzung vorgestellt habe. Einen Wunsch habe sie aber nicht erfüllen können: «Wenn er in einen Pappkarton hätte gelegt werden können, anstatt dass ein Baum gefällt wird, dann hätte er das getan», so Teixeira. Es sei aber geplant, dass mehrere Bäume zu seinen Ehren gepflanzt würden, berichtete sie weiter. Er habe auch darum gebeten, dass der Song Frank Sinatras «My Way» bei der Trauerfeier gespielt werde.

Moore hatte mit einem Spendenlauf an seinem Rollator im vergangenen Jahr mehr als 32 Millionen Pfund (etwa 36,8 Millionen Euro) für den britischen Gesundheitsdienst NHS eingetrieben und war über Nacht zum Nationalhelden avanciert. Queen Elizabeth II. (94) hatte ihn sogar zum Ritter geschlagen.


Budapester Basilika schließt wegen Corona - Pfarrer gestorben

BUDAPEST: Die größte katolische Kirche in Budapest schließt wegen der Corona-Pandemie ihre Pforten. Am Freitag starb der Pfarrer der St.-Stephans-Basilika, Weihbischof György Snell (71), nach einer Corona-Infektion. Dies teilte der Primas der katholischen Kirche in Ungarn, Kardinal Peter Erdö, auf der Facebook-Seite des Erzbistum Esztergom-Budapest mit. Wie er weiter ausführte, infizierten sich auch die Kaplane der Basilika mit dem Coronavirus. Die weltlichen Bediensteten der Sakralstätte würden als Kontaktpersonen gelten und müssten deshalb in Quarantäne gehen. Aus diesem Grunde müsse die Kirche ihre liturgische Tätigkeit bis auf weiteres einstellen.

Die Basilika ist bei Touristen beliebt. Mit einer Höhe von 96 Metern ist sie einer der höchsten Bauten in Budapest.


Finnland mit neuem Tageshöchstwert bei Corona-Neuinfektionen

HELSINKI: Finnland hat mit 720 Neuinfektionen binnen 24 Stunden einen neuen Tageshöchstwert in der Corona-Pandemie erreicht. Das teilte die Gesundheitsbehörde THL am Freitag mit. Erst am Vortag hatte die Regierung von Ministerpräsidentin Sanna Marin angesichts steigender Infektionszahlen strengere Maßnahmen für die Zeit vom 8. bis 28. März verkündet. Regierungsmitglieder betonten, diese seien notwendig, da sich die Fälle der durch Virusvarianten verursachten Infektionen häuften. Vor allem die britische Mutante breitet sich in Finnland aus, sie gilt als ansteckender. Marin sagte am Freitag im öffentlichen Sender YLE, dass die neuen Beschränkungen wohl auch über den März hinaus in Kraft blieben.

Unter anderem müssen Schüler über 13 Jahre ab 8. März im Großteil des Landes in den Fernunterricht, Freizeitaktivitäten für ältere Kinder werden auf Eis gelegt. Bars müssen geschlossen bleiben, Restaurants können Speisen nur noch zum Mitnehmen anbieten. Zusammenkünfte werden von zuletzt zehn auf maximal sechs Personen beschränkt. Vergangene Woche verabschiedete das Parlament bereits ein Gesetz, auf dessen Grundlage regionale Behörden vor Ort weitere Beschränkungen etwa für Spas und Fitnessstudios einführen können.

Seit Beginn der Pandemie starben in dem skandinavischen Land mit 5,5 Millionen Einwohnern 742 Menschen im Zusammenhang mit dem Virus Sars-CoV-2, mehr als 56.000 Menschen infizierten sich. In den jüngsten Vergleichszahlen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zählt Finnland auf die Bevölkerung gerechnet zu den Ländern mit den niedrigsten Neuinfektionszahlen im Europäischen Wirtschaftsraum, die Tendenz ist aber steigend.


Elfenbeinküste erhält als zweites Land Corona-Impfdosen von Covax

ABIDJAN: Im Kampf gegen das Coronavirus hat die Elfenbeinküste als zweites Land der Welt Impfdosen von der internationalen Covax-Initiative erhalten. 540.000 Dosen mit dem Astrazeneca-Wirkstoff seien am Freitag in der Hauptstadt Abidjan angekommen, teilte das UN-Kinderhilfswerk Unicef mit. Zuvor hatte Ghana als erstes Land am Mittwoch Corona-Impfdosen von Covax erhalten.

Die Covax-Initiative wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Impfallianz Gavi gegründet, um Länder mit kleinen und mittlerem Einkommen mit Corona-Impfstoffen zu versorgen. Die Initiative will nach eigenen Angaben in diesem Jahr knapp zwei Milliarden Dosen liefern.

In Afrika wurden der panafrikanischen Gesundheitsbehörde Africa CDC zufolge bisher rund 3,8 Millionen Corona-Fälle und knapp 103.000 Tote registriert. In der Elfenbeinküste in Westafrika mit ihren knapp 26 Millionen Einwohnern ist es demnach bislang offiziell zu mehr als 32.000 Corona-Infektionen gekommen.


Berater von US-Behörde für Zulassung von Johnson & Johnson-Impfstoff

SILVER SPRING: Ein Berater-Komitee der US-Arzneimittelbehörde FDA hat sich für eine Notfallzulassung des Corona-Impfstoffs des US-Konzerns Johnson & Johnson ausgesprochen. Bei der live übertragenen Video-Schalte des Treffens am Freitag stimmten die Fachleute des Gremiums einstimmig für die Zulassung. Eine endgültige Entscheidung über die Notfallzulassung obliegt nun der FDA, die aber meistens den Empfehlungen der Experten folgt.

Es wäre - nach den Impfstoffen vom Mainzer Pharma-Unternehmen Biontech und seinem US-Partner Pfizer und vom US-Pharma-Unternehmen Moderna - der dritte in den USA bedingt zugelassene Corona-Impfstoff - und der erste, der nur einmal gespritzt werden muss. Bereits Mitte der Woche hatte die FDA dem Impfstoff von Johnson & Johnson ein erstes gutes Zeugnis ausgestellt.

Mitte Februar hatte Johnson & Johnson auch einen Antrag auf Notfallzulassung bei der EU-Arzneimittelbehörde EMA gestellt. Die EMA erklärte, man werde das Vakzin der Johnson & Johnson-Tochter Janssen-Cilag International N.V. in einem beschleunigten Verfahren prüfen. Der zuständige Ausschuss könnte seine Bewertung Mitte März abgeben.


Slowakei verlängert Notstand wegen Corona-Pandemie bis 19. März

BRATISLAVA: Das slowakische Parlament hat einer Verlängerung des wegen der Corona-Pandemie geltenden Notstands zugestimmt. Nach einer mit Unterbrechungen bereits seit Mittwoch geführten Plenumsdebatte stimmte am Freitag eine große Mehrheit der anwesenden Abgeordneten für den Regierungsantrag.

Der zum 1. Oktober ausgerufene und mehrmals verlängerte Notstand gilt nun vorerst bis zum 19. März. Unter anderem erlaubt der Notstand die Zwangsrekrutierung und -verlegung von Gesundheitspersonal und das Verbot von Versammlungen. Seit Jahresbeginn besteht eine Ausgangssperre, die sich aber wegen unübersichtlicher Ausnahmen schwer kontrollieren lässt.

In der Slowakei wurden bisher fast 7000 Corona-Tote verzeichnet. Bis Freitag gab es den slowakischen Gesundheitsbehörden zufolge 303.420 bestätigte Corona-Fälle seit Ausbruch der Pandemie. In dem Land leben 5,5 Millionen Einwohner. Nach Angaben der EU-Agentur ECDC lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in der Slowakei binnen 14 Tagen zuletzt bei 526 - und damit mehr als viermal so hoch wie in Deutschland. Mit 239,3 Corona-Toten pro eine Million Einwohner in den vergangenen 14 Tagen liegt die Slowakei derzeit vor allen anderen Staaten in Europa.


Portugal will fünf Prozent seiner Impfstoffe mit Afrika teilen

BRÜSSEL/LISSABON: Portugals Regierungschef António Costa hat angekündigt, dass sein Land fünf Prozent der Corona-Impfstoffe mit afrikanischen Ländern teilen werde. Dabei habe er vor allem Länder im Blick, in denen Portugiesisch gesprochen werde, sagte er am Freitag nach zweitägigen Videoberatungen der Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union. Damit folgt Portugal einem Vorschlag von Frankreichs Präsidenten Emmanuel Macron, der geworben hatte, die reicheren Länder sollten möglichst schnell vier bis fünf Prozent ihrer Impfstoffmengen abgeben. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warb dafür, Impfstoffe zu teilen.

Am Donnerstagabend hatten sich die 27 Staats- und Regierungschefs in einer Erklärung zu internationaler Hilfe bekannt. «Wir bekräftigen unsere Solidarität mit Drittländern und betonen, dass wir entschlossen sind, unsere globale Reaktion auf die Pandemie zu verstärken», heißt es in dem Schreiben. Die EU sei bereit, einen «fairen» Anteil für den sogenannten ACT-Accelerator (Access to Covid-19 Tools Accelerator) beizutragen. Die Bemühungen für eine gerechte Verteilung der Impfstoffe in der Welt sind im ACT-A mit der Covax-Initiative gebündelt, die die WHO und die Impfallianz Gavi vorantreiben.


Impfreihenfolge streng nach Altersgruppen

LONDON: In Großbritannien sollen im Anschluss an die Impfung der am höchsten gefährdeten Menschen streng nach Altersgruppen vorgegangen werden. Das teilte die britische Impfkommission JCVI (Joint Committee on Vaccination and Immunisation) am Freitag mit. Forderungen, bestimmte Berufsgruppen wie beispielsweise Lehrer oder Polizisten vorzuziehen, erteilten die Experten damit eine Absage.

Als Grund gaben die Experten an, Alter sei nach wie vor der größte Risikofaktor in der Pandemie. Modellstudien würden zudem nahe legen, dass die Geschwindigkeit des Impfprogramms den größten Einfluss auf die Verhinderung von schweren Erkrankungen und Todesfällen habe. Berufsgruppen vorzuziehen könne die Impfkampagne komplexer machen und damit verlangsamen, erklärten die Experten.

In der ersten Phase des britischen Impfprogramms wurden neun Gruppen mit den größten Gesundheitsrisiken durch Covid-19 priorisiert. Dazu gehören alle Altersgruppen über 50 Jahren und Menschen mit Vorerkrankungen. Sie sollen alle bis Mitte April eine Impfung erhalten haben. Anschließend sollen die über 40-Jährigen an der Reihe sein, gefolgt von weiteren jüngeren Jahrgängen. In Großbritannien haben inzwischen bereits knapp 18,7 Millionen Menschen eine erste Impfdosis erhalten. Zweimal geimpft wurden bisher etwa 700.000 Menschen.

«Das Impfprogramm ist ein riesiger Erfolg und die auf Alter basierte Vergabe wird die größten Vorteile in der kürzesten Zeit bringen, einschließlich für diejenigen Berufsgruppen, die einem höheren Ansteckungsrisiko ausgesetzt sind», sagte Wei Shen Lim, der für Covid-19 zuständige Vorsitzende des JCVI bei der Präsentation der Empfehlungen.


Sri Lanka stoppt kontroverse Einäscherungspflicht für Covid-Opfer

COLOMBO: Die Regierung auf Sri Lanka hat eine kontroverse Einäscherungspflicht für bestätigte Covid-Tote und Verdachtsfälle zurückgenommen. Dies erklärte das Gesundheitsministerium des Inselstaates am Freitag. Zuvor hatte die Regierung argumentiert, dass das Begraben von Corona-Toten das Grundwasser verschmutzen und sich die Krankheit so verbreiten könnte. Dafür gibt es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) keine wissenschaftliche Grundlage.

Die umstrittene Regelung hatte besonders die muslimische Minderheit gestört, die ihre Toten normalerweise nicht einäschert. Sie macht rund zehn Prozent der Bevölkerung des mehrheitlich buddhistischen Landes aus. Von muslimischen Parlamentsabgeordneten hieß es etwa, dass im Islam Feuer mit der Hölle assoziiert würde.

Entsprechend hatten Muslime in den vergangenen Monaten gegen die Einäscherungspflicht protestiert. Auch die Menschenrechtsabteilung der Vereinten Nationen hatte kürzlich auf das Leiden der Muslime und auch der Christen im Land wegen der Regel aufmerksam gemacht.

Buddhistische Mönche, die auf Sri Lanka viel Einfluss genießen, hatten die Regierung dagegen aufgefordert, dem Wunsch der Muslime auf keinen Fall nachzukommen. Besonders seit den islamistischen Anschlägen auf Kirchen und Luxushotels an Ostern 2019 mit mehr als 250 Toten gibt es in dem Land viel Stimmung gegen Muslime.


Tui-Chef hofft auf Sommerreisen mit Impfpass und Schnelltests

HANNOVER: Die Vorbereitungen für Sommerurlaub unter Corona-Bedingungen sind nach Einschätzung des Tourismuskonzerns Tui auf einem guten Weg. «Reisen in Europa wird im Sommer 2021 möglich sein - sicher und verantwortungsvoll», gab sich Tui-Chef Fritz Joussen am Freitag optimistisch. Insbesondere ein europaweiter Impfnachweis und Schnelltests könnten dabei helfen. «Mit einem EU-einheitlichen Nachweis kann die Politik jetzt eine wichtige Basis für das Reisen im Sommer schaffen», sagte Joussen. Die Schnelltests seien ein zweiter Baustein, solange nicht alle geimpft sind.

Am Donnerstag hatte der EU-Gipfel über die Einführung eines EU-Impfpasses für Reisen in Europa verhandelt. EU-Ratschef Charles Michel sagte, die 27 Staaten näherten sich in ihren Vorstellungen immer weiter an. Welche Rechte an das gemeinsame Dokument geknüpft sind, werde jedes Land für sich entscheiden können. Die technische Entwicklung soll aber noch rund drei Monate dauern.

Tui erklärte, der Konzern sei mit Blick auf die Sommersaison in enger Abstimmung mit den Urlaubsländern Spanien, Griechenland und Zypern. In den nächsten Wochen sollten die Gespräche auf weitere Länder am Mittelmeer ausgeweitet werden. Angesichts der Vorbereitung möglicher Lockerungen der Corona-Regeln in Großbritannien, aber auch in Deutschland nehme die Nachfrage bereits zu. Aus dem Interesse am Urlaub würden wieder «Buchungen und Umsatz», erklärte Joussen.

Die Corona-Krise hat Tui schwer getroffen. Seit dem Frühjahr 2020 hat der deutsche Staat den Konzern mit mehreren Milliardenhilfen vor dem wirtschaftlichen Untergang bewahrt.


Fast 20.000 Corona-Tote seit Pandemiebeginn

PRAG: In Tschechien ist die Zahl der Corona-Toten seit Beginn der Pandemie auf fast 20.000 gestiegen. Wie das Gesundheitsministerium in Prag am Freitag mitteilte, starben 19.999 Menschen, die zuvor positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden waren. Die Zahl der jemals Infizierten stieg innerhalb von 24 Stunden um 14.457 auf mehr als 1,2 Millionen. Der EU-Mitgliedstaat hat rund 10,7 Millionen Einwohner.

Das Kabinett in Prag hat inzwischen offiziell grünes Licht für Gespräche mit Deutschland und Polen über eine mögliche Übernahme von Corona-Intensivpatienten gegeben. Dazu soll es nach Aussage von Gesundheitsminister Jan Blatny aber erst kommen, wenn es unbedingt nötig ist. Das Gesundheitssystem sei in manchen Regionen am Limit. Fast 7200 Covid-19-Patienten sind im Krankenhaus in Behandlung.

Die Regierung spricht sich für einen härteren Lockdown aus. Ministerpräsident Andrej Babis schwebt vor, die Bewegungsfreiheit der Bevölkerung einzuschränken. Die Menschen sollen für drei Wochen mit wenigen Ausnahmen wie dem Weg zur Arbeit ihren jeweiligen Bezirk nicht mehr verlassen dürfen. Die Bezirke entsprechen in ihrer Größe etwa den deutschen Landkreisen.

Das Abgeordnetenhaus sollte im Laufe des Tages über den Antrag der Regierung entscheiden, den Notstand bis Ende März zu verlängern. Unterdessen wurde bekannt, dass in einem Kindergarten in Brünn (Brno) in drei Fällen die südafrikanische Mutation nachgewiesen wurde. Für diese Variante wird eine höhere Übertragbarkeit angenommen, genaue Daten dazu gibt es aber noch nicht.


Niederländisches Gericht: Ausgangssperre ist rechtmäßig

DEN HAAG: Im heftigen Rechtsstreit um die Ausgangssperre in den Niederlanden hat das Berufungsgericht nun der Regierung recht gegeben. Die staatliche Maßnahme gegen die Corona-Pandemie sei auf einer rechtmäßigen Rechtsgrundlage eingeführt worden, entschied am Freitag das Gericht in Den Haag. Damit wurde das Urteil der vorigen Instanz aufgehoben.

In erster Instanz hatte der Richter erklärt, dass es für die Einführung der Maßnahme keine akute Notlage gegeben habe. Dem widersprachen die Berufungsrichter: «Die Corona-Pandemie ist als Anlass ausreichend.» Angesichts der Schwere der Pandemie sei auch die zweiteilige Einschränkung von Grundrechten wie die Bewegungsfreiheit gerechtfertigt.

Die Corona-Protestgruppe «Viruswahrheit» hatte gegen die Ausgangssperre geklagt und am 16. Februar auch zunächst recht bekommen. Die Regierung hatte Berufung eingelegt, zugleich aber auch ein Notgesetz vorgelegt, um der Maßnahme eine andere gesetzliche Grundlage zu geben. Das Gesetz ist bereits in Kraft getreten. Daher ist das jetzige Urteil für die Aufrechterhaltung der Ausgangssperre nicht mehr relevant.

Die Ausgangssperre von 21 bis 4.30 Uhr war vor gut einem Monat eingeführt worden, um vor allem die Verbreitung der britischen Virusvariante abzubremsen. In den ersten Tagen hatte es daher heftige Krawalle gegeben. Die Maßnahme war erst kürzlich bis zum 15. März verlängert worden.


Hälfte aller Israelis mindestens einmal geimpft

TEL AVIV: Die Hälfte aller Israelis ist mindestens ein Mal gegen das Coronavirus geimpft worden. Dies ging am Freitag aus Daten des israelischen Gesundheitsministeriums hervor. Die Erstimpfung erhielten seit Beginn der Impfkampagne kurz vor Weihnachten demnach rund 4,7 Millionen Menschen, die Zweitimpfung etwa 3,3 Millionen. Nach Angaben des nationalen Statistikamtes lebten im Dezember 9,294 Millionen Menschen in Israel.

Die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu strebt die Impfung von mindestens 6,2 Millionen Menschen an. Israel ist ein sehr junges Land, rund 30 Prozent der Bevölkerung ist jünger als 16 Jahre alt. Diese Altersgruppe kann bisher noch nicht geimpft werden.

Trotz der Impfbemühungen lag die Zahl der Neuinfektionen zuletzt weiter auf hohem Niveau. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden binnen 24 Stunden 3782 neue Fälle registriert. Deutschland hat etwa neun Mal so viele Einwohner. Hier wurden zuletzt 9997 Neuinfektionen gemeldet. In Deutschland erhielten bislang etwa 3,8 Millionen Menschen eine Erst- und rund zwei Millionen Menschen auch eine Zweitimpfung.


Hunderte verstoßen gegen Corona-Regeln auf Karnevalsfeiern

JERUSALEM: Bei Feiern anlässlich des jüdischen Karnevalsfestes Purim haben in Israel nach Angaben der Polizei Hunderte gegen Corona-Regeln verstoßen. In Jerusalem lösten Beamte eine Party mit rund 250 Teilnehmern in einem Hotel auf, wie die Polizei am Freitag mitteilte. An anderen Orten der Stadt wurden demnach weitere Feiern mit jeweils Dutzenden Gästen beendet.

Aus Sorge vor einer Zunahme von Neuinfektionen mit dem Coronavirus hat die Regierung anlässlich des Purim-Festes von Donnerstagabend bis Sonntagmorgen nächtliche Lockdowns verhängt. Man darf sich dann nicht weiter als 1000 Meter von seiner Wohnung entfernen und auch nicht andere Haushalte besuchen. Partys dürfen nicht während der Lockdown-Stunden gefeiert werden.

Vor einem Jahr hatten sich viele Menschen in Israel auf Karnevalsfeiern angesteckt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte vor dem diesjährigen Fest an die Bürger appelliert, sich an die Regeln zu halten. Trotz rascher Impfkampagne verharrte die Zahl der Neuinfektionen zuletzt auf einem hohen Niveau.


Europäischer Fährverkehr mit Großbritannien bricht wegen Corona ein

LONDON: Die Reisebeschränkungen in der Corona-Pandemie haben auch starke Auswirkungen auf den internationalen Fährverkehr nach Großbritannien. Die Passagierzahl sei im Vorjahr um 63 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 60 Jahren gesunken, teilte der britische Hafenverband British Ports Association in London mit. Demnach reisten 2020 insgesamt 6,9 Millionen Menschen mit Fähren von und nach Großbritannien. Die Zahl beinhaltet Lastwagenfahrer und Touristen. 2019 waren es noch 18,4 Millionen.

Der Hafenverband rief die britische Regierung auf, das Vertrauen in die Reisebranche zu stärken und Fähren als «coronasicheres» Reisemittel zu empfehlen. Premierminister Boris Johnson hat einen mehrstufigen Fahrplan für die Aufhebung der Corona-Maßnahmen bis zum 21. Juni vorgestellt. Ob bereits vorher internationale Reisen wieder erlaubt werden, stand aber zunächst nicht fest.

Am größten war der Einbruch mit 63 Prozent im Verkehr mit Frankreich - dort gibt es die bekannteste Verbindung zwischen Calais und dem südostenglischen Dover. Doch auch andere Strecken sahen kaum besser aus: Nach Irland und Spanien sowie in die Niederlande verzeichneten die Häfen ebenfalls 60 bis 62 Prozent weniger Reisende. Von Mai bis August 2020 nahm die Zahl der Fährennutzer zwar zu, allerdings waren deutlich weniger Passagiere unterwegs als in den Vorjahresmonaten.


Regierung warnt vor «neuer Etappe» der Corona-Pandemie

BRASÍLIA: Angesichts der rasanten Verbreitung der im Amazonas-Gebiet entdeckten Variante des Coronavirus hat die brasilianische Regierung vor einer «neuen Etappe» der Corona-Pandemie in Brasilien gewarnt. Die neue Variante sei schon «Teil des Alltags», sagte Gesundheitsminister Eduardo Pazuello nach einem Treffen mit den Gesundheitssekretären der Bundesstaaten und Gemeinden in Brasília, wie das brasilianische Fernsehen am Donnerstag (Ortszeit) berichtete. «Heute haben wir durch das mutierte Virus eine dreifach höhere Ansteckung. Und die Geschwindigkeit, mit der dies geschieht, kann überraschen. Wir müssen wachsam und vorbereitet sein.»

Eine der Strategien Pazuellos, um überfüllte Intensivstationen zu entlasten, ist die Verlegung von Patienten. Details nannte er nicht. Die Gesundheitssekretäre erwiderten jedoch, alle (Bundesstaaten) seien bereits am Limit. Selbst Bundesstaaten, die im Nord-Süd-Gefälle über eine stärkere Infrastruktur verfügen wie Santa Catarina, warnten vor dem Zusammenbruch. Während das Land einen seiner schlimmsten Momente in der Pandemie erlebt, sprach sich Präsident Jair Bolsonaro in seiner Live-Übertragung in sozialen Netzwerken gegen den Gebrauch von Schutzmasken aus. «Eine deutsche Universität sagt, dass sie schädlich für Kinder sind», sagte Bolsonaro ohne Nennung der Quelle.

Brasilien, das am 25. Februar 2020 seinen ersten Corona-Fall registrierte, ist eines der am stärksten von der Pandemie betroffenen Länder und hat erst im Januar mit Impfungen begonnen. Bislang haben sich im größten Land Lateinamerikas fast 10,4 Millionen Menschen nachweislich mit dem Coronavirus infiziert - nur in den USA und in Indien sind die Zahlen noch höher. Zudem sind mehr als 251.000 Patienten in Brasilien im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben, wobei 1541 Tote in 24 Stunden eine der höchsten für diesem Zeitraum registrierte Zahl seit Beginn der Pandemie ist. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner und ist 24 Mal so groß wie Deutschland.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.
Pflichtfelder

Es sind keine Kommentare zum Artikel vorhanden, bitte schreiben Sie doch den ersten Kommentar.