Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Frankreich lockert Corona-Maßnahmen - Härtere Regeln für Ungeimpfte

PARIS: Frankreich lockert die Corona-Beschränkungen im Februar schrittweise und verschärft zugleich die Regeln für Ungeimpfte von Montag an erheblich. Sie haben dann mit der Einführung des landesweiten Impf- und Genesungsnachweises keinen Zugang mehr zu Gastronomie, Kulturstätten, Sportveranstaltungen und zum Fernverkehr, wie Premierminister Jean Castex am Donnerstagabend ankündigte. Für alle Menschen ab 16 Jahren wird eine vollständige Impfung damit zur Voraussetzung zur uneingeschränkten Teilnahme am öffentlichen Leben. Menschen, die sich bis Mitte Februar für eine erste Impfung entscheiden, dürfen danach vorübergehend weiter einen zusätzlichen negativen Test als Zugangsvoraussetzung vorlegen.

Trotz aktuell hoher Infektionszahlen schütze die hohe Impfquote die Kliniken vor einer Überlastung, sagte Castex. 93 Prozent der Erwachsenen seien geimpft und eine Million Menschen hätten sich nach Ankündigung der 2G-Regeln noch für die Immunisierung entschieden. Ab dem 2. Februar könnten daher die Kapazitätsbeschränkungen für Sport- und Kultureinrichtungen aufgehoben werden - ebenso wie Maskenregelungen im Freien. Die Homeoffice-Verpflichtung werde in eine Empfehlung umgewandelt. Am 16. Februar dürfen Diskotheken wieder öffnen, auch das Essen und Trinken in Zügen ist dann wieder erlaubt.

Der Premierminister kündigte für den Februar auch eine Lockerung der Masken- und Testregelungen an Schulen an. Diese seien umständlich, räumte Castex ein, hätten aber ein Offenhalten der Schulen mit nur wenigen geschlossenen Klassen ermöglicht.

Der Impf- und Genesungsnachweis braucht noch die Zustimmung des Verfassungsrates, der sich am Freitag mit dem «Passe vaccinal» beschäftigen will. Die Regierung rechnet nicht mit Einwänden. Gesetzlich ist die Anwendung der 2G-Regelung bis Juli abgesegnet. Sie werde aber aufgehoben, sobald sich die Lage entspannt und der Zustrom neuer Corona-Patienten in die Kliniken versiegt, sagte Castex.


Deutlich mehr Bewerber für Pflegestudium in England wegen Corona

LONDON: Wegen der Corona-Pandemie ist das Interesse an einem Pflegestudium in England so groß wie nie. Mit 28.815 Bewerbern gab es 2021 einen Rekord an Anträgen, wie die zentrale Vergabestelle für Studienplätze UCAS und die Bildungsbehörde Health Education England am Donnerstag mitteilten. Gut zwei Drittel (69 Prozent) hätten ihr Interesse mit der Pandemie begründet, für jeden Zehnten war Corona sogar der wichtigste Faktor. Allein von Schulabgängern kamen 38 Prozent mehr Bewerbungen als noch 2019. In Großbritannien ist Pflege ein Universitätsstudium. Eine Ausbildung in der Form wie in Deutschland gibt es nicht.

Bereits im August 2020 war bekanntgeworden, dass deutlich mehr Studierende angenommen wurden als 2019. Trotz der großen Nachfrage warnen Branchenverbände weiter vor Fachkräftemangel. «Rekordzahlen von akzeptierten Bewerbern sind nicht dasselbe wie eine Rekordzahl von Pflegekräften, die in den Arbeitsmarkt eintreten, da viele dieser Studenten erst 2024 und später ausreichend qualifiziert sein werden», sagte Patricia Marquis, England-Chefin der Vereinigung The Royal College of Nursing (RCN). «Es gibt bereits erhebliche Engpässe bei Pflegekräften, und es ist eindeutig, dass die Aufnahmezahlen nicht mit den offenen Stellen Schritt halten.»

Ucas-Chefin Clare Marchant begrüßte das Ergebnis der Studien dennoch. «Es ist unglaublich ermutigend zu sehen, dass eines der positiven Vermächtnisse der Arbeit unserer unglaublichen Mitarbeiter im Gesundheitswesen während der Pandemie darin besteht, dass mehr junge Menschen inspiriert wurden, in den Pflegeberuf einzusteigen», sagte Marchant.

Die Regierung will in dieser Legislaturperiode 50.000 zusätzliche Pflegekräfte werben. Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klagen aber wegen der Pandemie über zu hohe Belastung, unbezahlte Überstunden und fehlende Anerkennung.


Britischer Gesundheitsminister verteidigt Ende von Maskenpflicht

LONDON: Der britische Gesundheitsminister Sajid Javid hat das Ende der Maskenpflicht für Schulkinder in England verteidigt. «Es ist schwieriger, Kinder zu unterrichten und hat Einfluss auf ihre Bildung, wenn sie zu jeder Zeit im Klassenraum Masken tragen müssen», sagte Javid am Donnerstag dem Sender BBC Radio 4. Aufgabe der Regierung sei, eine ausgewogene und verhältnismäßige Entscheidung zu treffen, in diesem Fall im Interesse der Kinder. Javid räumte ein, das Coronavirus sei noch immer weit verbreitet. Aber landesweit gingen Neuinfektionen sowie Krankenhauseinweisungen stark zurück.

Premierminister Boris Johnson hatte am Vortag das sofortige Ende der Maskenpflicht in Schulen verkündet. Zudem gilt seit Donnerstag nicht mehr die Aufforderung, möglichst von Zuhause zu arbeiten. Kommende Woche läuft dann auch die Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr, in Geschäften und anderen öffentlichen geschlossenen Räumen aus.

«Die Leute müssen sich ihr eigenes Urteil bilden, genau wie sie es bei der Bekämpfung der Grippe machen», sagte Javid. In der Londoner U-Bahn gilt weiterhin Maskenpflicht. Dem Sender Sky News sagte Javid: «Covid wird nicht verschwinden. Es wird viele Jahre bei uns bleiben, vielleicht für immer, aber wir müssen lernen, damit zu leben.»

Der Minister widersprach Vorwürfen, Johnson wolle mit dem Ende der Corona-Regeln sein politisches Überleben sichern. «Es wäre falsch, wenn die Leute das denken würden», sagte er in der BBC. Vielmehr sei es die Ansicht der wissenschaftlichen Regierungsberater, dass der Höhepunkt der jüngsten Corona-Welle überstanden sei. Außer dem Ende der Maskenpflicht hatte Johnson auch angekündigt, dass keine Impfnachweise mehr für den Besuch von Großveranstaltungen nötig sind. Das waren Kernforderungen konservativer Hardliner. Johnson steht wegen der Affäre um Lockdown-Partys im Regierungssitz auch parteiintern erheblich unter Druck.


Brasilien meldet erstmals über 200.000 neue Corona-Fälle in einem Tag

BRASÍLIA: Brasilien hat zum ersten Mal mehr als 200.000 tägliche Corona-Neuinfektionen registriert. Das Gesundheitsministerium in Brasília meldete am Mittwochabend (Ortszeit) 204.854 neue Fälle in den vergangenen 24 Stunden. Zudem gab es in diesem 24 Stunden-Zeitraum 338 neue Todesfälle. Bereits am Vortag hatte das größte Land in Lateinamerika mit 137.103 Neuinfektionen einen Höchstwert verzeichnet.

Insgesamt haben sich in Brasilien, wo im Januar 2021 die erste Bürgerin geimpft wurde, nach offiziellen Angaben mehr als 23 Millionen Menschen mit dem Coronavirus infiziert. Fast 622.000 Patienten sind im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben - eine der höchsten Todeszahlen weltweit. Brasilien hat 210 Millionen Einwohner und ist 24 Mal so groß wie Deutschland. Mit dem Fortschreiten der Impfkampagne sank die Zahl der neu hinzukommenden Toten stark.

Der rechtspopulistische Präsident Jair Bolsonaro hat das Coronavirus von Anfang an verharmlost, Schutzmaßnahmen und Einschränkungen lehnte er - aus wirtschaftlichen Gründen - ab. Auch den Sinn von Impfungen zog Bolsonaro in Zweifel. Dennoch sind inzwischen fast 70 Prozent der Bevölkerung komplett geimpft.

Diese Woche begann die Impfung von Kindern zwischen fünf und elf Jahren. Zuletzt stieg die Zahl der positiven Tests wieder, auch beeinflusst durch die Omikron-Variante und Feiern zu Weihnachten und Silvester. Zur Einreise in das Land wird ebenso wie vielerorts für den Besuch von öffentlichen Einrichtungen ein Impfnachweis verlangt.


Studie zu Muttermilch: Mütter mit Covid-19 können bedenkenlos stillen

SAN DIEGO: Mit steigenden Omikron-Infektionszahlen wächst auch die Sorge vieler stillender Mütter: Könnten sie im Falle einer Ansteckung das Coronavirus mit der Muttermilch an ihr Baby weitergeben? Eine US-amerikanische Studie scheint hier erneut Entwarnung zu geben: Es gebe keine Hinweise darauf, dass kürzlich infizierte Mütter durch das Stillen ansteckende Viren aufs Kind übertragen, berichten die Mediziner im Fachblatt «Pediatric Research». Die Studie ist zwar sehr klein, bestätigt aber Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der deutschen Nationalen Stillkommission. Infizierte Mütter sollten beim Stillen indes einige Vorsichtsmaßnahmen beachten.

Konkret untersuchte ein Team um den Kindermediziner Paul Krogstad von der US-amerikanischen University of California Muttermilchproben von 110 stillenden Frauen, welche diese zwischen März und September 2020 an das Projekt «Mommy's Milk Human Milk Biorepository» der Universität gespendet hatten. Von diesen Frauen wiesen 65 einen positiven PCR-Test auf, neun zeigten trotz negativen Tests Symptome und 36 waren symptomatisch, wurden aber nicht getestet.

Bei der Analyse der Proben fanden die Mediziner zwar in der Muttermilch von sieben Frauen (sechs Prozent), die entweder positiv getestet wurden oder angegeben hatten, symptomatisch zu sein, genetisches Material von Sars-CoV-2. Allerdings konnten sie kein infektiöses Sars-CoV-2-Genmaterial, sogenannte subgenomische RNA (SgRNA), feststellen. Diese SgRNA ist ein Indikator dafür, ob sich das Virus aktiv vermehrt. Ebenso gab es bei keinem der Säuglinge dieser sieben Mütter klinische Anzeichen einer Corona-Infektion. Allerdings weisen die Autoren selbst darauf hin, dass die Stichprobengröße in ihrer Studie gering sei und möglicherweise nicht alle potenziellen Faktoren erfasst worden seien, die das Vorhandensein von Sars-CoV-2-RNA in der Muttermilch vorhersagen würden.

Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse raten sowohl die Weltgesundheitsorganisation (WHO) als auch die deutsche Nationale Stillkommission (NSK) am Max-Rubner-Institut Müttern, während einer Corona-Infektion weiter zu stillen, dabei jedoch einige Vorsichtsmaßnahmen zu beachten.


Biden verbreitet im Kampf gegen die Corona-Pandemie Zuversicht

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat sich im Ringen um die Eindämmung der Corona-Pandemie zuversichtlich gezeigt. Noch sei es nicht so weit, aber die USA bewegten sich auf den Zeitpunkt zu, ab dem Corona den Alltag der Menschen nicht mehr stören und kein Grund für eine Krise mehr sein werde, sagte Biden am Mittwoch im Weißen Haus. Seit seinem Amtsantritt vor einem Jahr habe sich die Lage dramatisch verbessert, betonte Biden. Inzwischen gebe es ausreichend Impfungen und Medikamente, um die Pandemie einzudämmen. «Wir haben enorme Fortschritte gemacht», sagte Biden.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in den USA, einem Land mit rund 330 Millionen Einwohnern, war wegen der besonders ansteckenden Omikron-Variante zuletzt auf durchschnittlich 700.000 pro Tag gestiegen. Täglich sterben der Gesundheitsbehörde CDC zufolge derzeit rund 1750 Menschen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Auf dem Höhepunkt der Pandemie im vergangenen Jahr waren zeitweise mehr als 3000 Menschen pro Tag gestorben.

Die Impfkampagne in den USA hatte ab Bidens Amtsantritt am 20. Januar 2021 rasch Fahrt aufgenommen, kam zuletzt aber nur noch schleppend voran. Den vollständigen Grundschutz mit der meist nötigen zweiten Spritze haben 63 Prozent der Bevölkerung, rund 209 Millionen Menschen. Eine zusätzliche Auffrischungsimpfung haben knapp 39 Prozent bekommen, also 81 Millionen Menschen.

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