Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Österreichs Gesundheitsminister: «Italien ist noch ein Hotspot»

WIEN: Österreichs Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) sieht mögliche Grenzöffnungen zu Italien aufgrund der Corona-Pandemie noch kritisch. «Italien ist noch ein Hotspot, obwohl die Lage in einigen Regionen schon besser wurde und man sich sehr engagiert», sagte Anschober den «Oberösterreichischen Nachrichten» (Donnerstag). «Ich bin ein großer Freund der Reisefreiheit, aber bei Italien müssen wir noch vorsichtig sein.»

Österreich will in den kommenden Wochen seine Grenzen zu zahlreichen Nachbarländern wieder öffnen. Hinsichtlich der Grenzen zu Italien und auch Slowenien äußerte sich die Regierung in Wien aber zuletzt sehr zurückhaltend. Vor allem Italien drängt auf einen Lockerungsschritt von Seiten Österreichs, damit der für das Land außerordentlich wichtige Tourismus wieder Fahrt aufnehmen kann. Das Land will seinerseits schon am 3. Juni seine Grenzen für EU-Bürger öffnen.


UN-Organisation erwartet massiven Einbruch des Tourismus

DÜSSELDORF: Die Welttourismusorganisation UNWTO rechnet in der Corona-Krise mit dem größten Einbruch internationaler Reisen seit den 50er Jahren. UNWTO-Chef Zurab Pololikashvili erwartet, dass die internationalen Besucherströme dieses Jahr um 70 Prozent sinken werden. «Das ist der größte Einbruch des internationalen Tourismus seit Beginn der Aufzeichnungen in den 50er-Jahren», sagte er dem «Handelsblatt». Die Prognose basiert demnach auf der Annahme, dass die Länder weltweit ab August nach und nach ihre Grenzen öffnen. Nach Einschätzung des UNWTO-Chefs «wird es eine Weile dauern, bis wir die Rekorde der vergangenen Jahre wieder erreichen».

Pololikashvili erwartet, dass in diesem Sommer mehr Urlauber im eigenen Land bleiben werden, «allein schon, weil die Airlines erst ab Ende Juli, Anfang August wieder ihre vollen Kapazitäten einsetzen.» Zudem würden Reisende Ziele abseits des Massentourismus suchen. «Es wird einen Boom bei Reisen in ländliche Gebiete geben. Spanien hat bereits 70 Prozent aller Reservierungen für Destinationen auf dem Land erhalten», sagte er. Die UNWTO ist eine Tochter der Vereinten Nation (UN).


Durch Corona-Krise möglicherweise 86 Millionen Kinder mehr in Armut

BERLIN: Infolge der Corona-Pandemie könnten Hilfsorganisationen zufolge weltweit 86 Millionen Kinder bis zum Jahresende in Armut abrutschen. Das sei ein Anstieg um 15 Prozent, ergab eine gemeinsame Analyse des Kinderhilfswerks Unicef und der Hilfsorganisation Save the Children. «Die Covid-19-Pandemie hat eine beispiellose wirtschaftliche und soziale Krise ausgelöst, die vielen Familien weltweit ihre Lebensgrundlage raubt», sagte Unicef-Exekutivdirektorin Henrietta Fore. Die Hilfsorganisationen appellieren an die Regierungen, soziale Sicherungssysteme und Programme rasch und umfassend auszuweiten, um die Auswirkungen von Covid-19 auf Kinder abzumildern und Familien vor Armut zu schützen.

«Wenn wir jetzt schnell und entschlossen handeln, können wir die durch die Pandemie entstandene Gefahr für die ärmsten Länder und die am meisten benachteiligten Kinder verhindern und lindern», sagte Inger Ashing, Chefin von Save the Children International. Die Armut durch die Corona-Krise werde Kinder besonders hart treffen. «Kinder, die Hunger und Mangelernährung erleiden, und sei der Zeitraum noch so kurz, können dauerhafte Schäden davontragen.»

Die Not mache sich auf verschiedene Art und Weise bemerkbar. Zum einen seien Familien aufgrund des plötzlichen Einkommensverlustes stark eingeschränkt und könnten sich etwa kaum noch die nötigsten Nahrungsmittel und sauberes Wasser leisten. Gleichzeitig könnten benötigte soziale Dienste aufgrund fehlender Steuereinnahmen eingeschränkt werden, hieß es.


Brand in Corona-Trakt in Krankenhaus in Bangladesch - fünf Tote

DHAKA: Bei einem Brand in einem Corona-Insolationstrakt eines Krankenhauses in Bangladesch sind mindestens fünf Menschen mit Covid-19-Symptomen gestorben.

Die Feuerwehr fand die verkohlten Körper von einer Frau und vier Männern in den Ruinen des kürzlich gebauten Trakts, wie ein Sprecher der örtlichen Feuerwehr der Deutschen Presse-Agentur sagte. Das Privatkrankenhaus gilt als eines der besten in Bangladesch. Das Feuer brach in der Nacht auf Donnerstag aus. Die Feuerwehr geht nach ersten Erkenntnissen davon aus, dass der neue Trakt nicht feuersicher gebaut worden war. Bangladesch ist eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt.


111-jährige Chilenin überlebt Infektion mit dem Coronavirus

BOGOTA: Eine 111 Jahre alte Chilenin hat eine Infektion mit dem Coronavirus überstanden und ist damit die älteste Covid-19-Überlebende des Landes. Juana Zuniga, die im Juli 112 wird, war eine von 25 Infizierten in einem Altenheim in Chiles Hauptstadt Santiago, wie der Nationale Dienst für ältere Menschen (SENAMA) am Mittwoch mitteilte. Nach Angaben des Heims hat die betagte Patientin chronische Atemwegsprobleme, ist aber ansonsten in guter körperlicher Verfassung. Auf das Virus habe sie keine Symptome gezeigt.

Zuniga wurde nach ihrer Infektion im April für 28 Tage in einer Isolierstation behandelt und gilt seit dem 10. Mai als geheilt. Das schwierigste sei gewesen, sie aus ihrer gewohnten Umgebung zu holen, sagte Heimleiterin Maria Paz Sordo. Den Angaben zufolge lebte Zuniga ihr Leben lang bei ihrer Schwester und verdiente sich ihren Lebensunterhalt mit einem eigenen Geschäft. Nach dem Tod der Schwester zog sie 2014 in das Altenheim.

Chile ist nach Brasilien und Peru das Land mit den drittmeisten Corona-Fällen in Lateinamerika. Am Mittwoch erhöhte sich die Zahl der Infizierten binnen 24 Stunden um 4.328 auf insgesamt 82.289 Fälle. 841 Menschen sind bis dahin mit dem Virus gestorben. Chile verlängerte die Quarantänemaßnahmen im Großraum Santiago bis zum 5. Juni.


Skandinavische Fluggesellschaften kräftig im Minus

OSLO: Die Corana-Krise hat auch den skandinavischen Fluggesellschaften kräftig zugesetzt. SAS meldete am Donnerstag für das zweite Geschäftsquartal einen Umsatzrückgang von knapp 47 Prozent. Von Februar bis April lag der Umsatz bei 5,2 Milliarden schwedischen Kronen (derzeit 491 Mio Euro), im Vorjahresquartal bei 9,8 Milliarden. Damit vergrößerte sich der Verlust auf 3,47 Milliarden (Vorjahr: 933 Millionen) Kronen.

Im Zuge der Krise hatte die Fluglinie angekündigt, ihre Personalstärke um bis zu 5000 Stellen halbieren zu wollen. Der dänische und der schwedische Staat hatten SAS Staatsgarantien im Wert von zusammen 3 Milliarden schwedischen Kronen (283 Mio Euro) zugesichert.

Bei der norwegische Airline Norwegian ging der Umsatz von 8 Milliarden norwegischen Kronen im Vorjahr auf 6,5 Milliarden (598 Mio Euro) zurück - bei einem Vorsteuerverlust von 3,3 Milliarden Kronen. Seit dem 16. März hatte das Unternehmen 85 Prozent seiner Flüge gestrichen und 7300 Mitarbeiter freistellen müssen. Eineinhalb Monate später kam Norwegian schließlich zu einer Einigung mit den Aktionären und Gläubigern und bekam damit Zugang zu einem staatlichen Rettungspaket im Wert von 3 Milliarden Kronen.


Reese Witherspoon gibt ihrem Sohn Erdkundeunterricht

BERLIN: Die US-Schauspielerin Reese Witherspoon (44) kümmert sich in der Corona-Pandemie beherzt um die Bildung ihres siebenjährigen Sohnes. Am Mittwoch veröffentlichte sie auf Instagram ein Foto, auf dem sie ihrem Sohn Tennessee James bei Aufgaben im Fach Erdkunde hilft. Beide sitzen an einem Tisch, auf dem zwei Bücher über Indien und eine Weltkarte liegen. «Wir träumen von Orten, an die wir reisen werden», kommentierte Witherspoon das Foto.

Während der Corona-Pandemie bemüht sich die Oscar-Preisträgerin zusammen mit ihrer Familie um soziale Distanz. Nach der Krise will die 44-Jährige beruflich wieder durchstarten. Erst kürzlich kündigte Witherspoon an, mit ihrer Firma Hello Sunshine zwei Netflix-Komödien produzieren zu wollen. Sie selbst werde die Hauptrollen in den geplanten Romanzen übernehmen.


Dänemark mit Verhandlungen um EU-Wirtschaftshilfen zufrieden

KOPENHAGEN: Der dänische Außenminister Jeppe Kofod ist froh, dass die EU-Kommission das Konjunkturprogramm im Umfang von 750 Milliarden Euro nicht ausschließlich als Zuschuss vergeben will. Mit Blick auf die nun anstehenden Verhandlungen der Mitgliedstaaten sagte Kofod am Mittwochabend dem Dänischen Rundfunk. «Wir sind bereit, Lösungen zu finden, die für alle 27 Länder fair und ausgewogen sind.» Dänemark bleibe aber bei seiner Haltung: Wenn man Geld leiht, muss es zurückgezahlt werden.

Schweden, Dänemark, Österreich und die Niederlande haben sich bislang dagegen ausgesprochen, dass die Wirtschaftshilfen an Länder wie Italien, Spanien und Griechenland als Zuschuss vergeben werden und nicht zurückgezahlt werden müssen. Am Mittwoch präsentierte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen einen Plan, wonach 500 Milliarden Euro als nicht rückzahlbare Zuwendungen und weitere 250 Milliarden Euro als Kredite fließen sollen.


Bürgermeister von Florenz: Kunststädte am Abgrund

Florenz (dpa) - Kunststädte in Italien stehen nach Aussagen des Bürgermeisters von Florenz wegen der Corona-Pandemie am Abgrund und brauchen Hilfe von Mäzenen. «Wenn auf der einen Seite die Kommunen in einer totalen Krise sind, dann stehen die Kunststädte vor dem Kollaps», sagte Dario Nardella der Zeitung «Corriere della Sera» (Donnerstag). «Wir sind in die Knie gegangen.» Allein der Einbruch des Tourismus koste Florenz Abermillionen Euro. «49 Millionen weniger durch entgangene Übernachtungsabgaben, 18 (Millionen) für Touristenbustickets und 15 (Millionen) von Einnahmen der städtischen Museen.»

Er rief Mäzene um Spenden auf, «weil von der Regierung bisher noch kein Euro gekommen ist». Er plane deshalb eine weltweite Tour, auf der er um Gelder werben will. Angefangen in China, «es war das solidarischste Land mit Florenz». Dann folgten New York, Los Angeles, Japan, Hongkong, Taiwan, Indien und London, Berlin und Paris. Die Investmentbank Morgan Stanley und einige russische Unternehmer hätten schon einen Beitrag geleistet.

Das Zentrum von Florenz gehört zum Unesco-Weltkulturerbe. In der Medici-Stadt stehen auch Museen wie die Uffizien, die am 3. Juni wieder eröffnen. Auch für Touristen-Städte wie Rom und Venedig sind die Corona-Folgen verheerend.


Easyjet will 30 Prozent der Stellen streichen

LUTON: Der britische Billigflieger Easyjet will wegen der Corona-Krise bis zu 30 Prozent seiner Arbeitsplätze streichen. Auch die Flugzeugflotte soll zunächst schrumpfen, statt zu wachsen, wie das Unternehmen am Donnerstag in Luton bei London mitteilte. Das Management begründete die Kürzungen mit dem Einbruch des Flugverkehrs infolge der Coronavirus-Pandemie und der Erwartung, dass die Nachfrage nach Flugtickets nicht vor dem Jahr 2023 wieder auf das Niveau von 2019 klettert.

Eine Finanzprognose für das laufende Geschäftsjahr bis Ende September traut sich Easyjet-Chef Johan Lundgren weiterhin nicht zu. Im vierten Geschäftsquartal, das die für Fluggesellschaften wichtigen Sommermonate umfasst, werde das Flugangebot voraussichtlich 70 Prozent geringer ausfallen als ein Jahr zuvor.

Easyjets Flugzeugflotte soll bis Ende des Geschäftsjahres 2021 auf 302 Maschinen schrumpfen. Zuletzt verfügte die Airline im März nach eigenen Angaben über 337 Flugzeuge und wollte ihre Flotte eigentlich weiter ausbauen. Easyjet hat sich mit dem Flugzeugbauer Airbus geeinigt, weitere bestellte Maschinen erst später abzunehmen als geplant.


Mittelalterliches Fabelwesen soll in Japan Coronavirus besiegen

TOKIO: In Japan soll ein Fabelwesen namens «Amabie» aus Feudalzeiten mit mystischer Kraft die Corona-Pandemie besiegen. Abbildungen der an Meerjungfrauen erinnerenden Figur mit drei flossenartigen Beinen, langen Haaren und einem schnabelähnlichen Mund haben das japanische Internet im Zuge der Corona-Pandemie im Sturm genommen. Der Legende nach entstieg «Amabie» im Jahre 1846 eines Tages dem Meer und erschien vor einem Beamten der Provinz Higo, dem heutigen Kumamoto. Daraufhin habe «Amabie» dem Beamten eine jahrelang gute Ernte prophezeit. Für den Fall, dass eine Epedemie ausbreche, so solle ein Bild von «Amabie» gemalt und den Menschen gezeigt werden.

Seit das Coronavirus um sich greift, kursieren immer mehr Abbildungen des Fabelwesens in Japan. Bürger basteln sich kleine «Amabie»-Figuren und auch auf Twitter werden täglich Tausende von Kurznachrichten zu der niedlichen Figur hochgeladen, in der Hoffnung, es möge die Pandemie besiegen. Selbst das Gesundheitsministeriums verwendet auf seiner Webseite Bilder von «Amabie» mit dem Aufruf: «Stop! Covid-19».

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Leserkommentare

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