Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Foto: Freepik
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RKI warnt vor beschleunigtem Anstieg der Corona-Fallzahlen

BERLIN: Die Corona-Fallzahlen in Deutschland könnten nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) in der kommenden Zeit dynamisch anwachsen. «Es ist damit zu rechnen, dass sich im weiteren Verlauf des Herbstes und Winters der Anstieg der Fallzahlen noch beschleunigen wird», schreibt das Institut in seinem neuen Wochenbericht zur Pandemie, der am Donnerstagabend erschienen ist.

Hingewiesen wird darin auch auf einen deutlichen Anstieg bei den übermittelten Ausbrüchen in medizinischen Einrichtungen sowie in Alten- und Pflegeheimen. Erstmals seit der Woche vom 3. bis 9. Mai sei die Sieben-Tage-Inzidenz bei Menschen über 90 Jahre vergangene Woche wieder auf über 50 gestiegen, hieß es. Hochaltrige sind besonders gefährdet, bei einer Corona-Infektion schwere und tödliche Verläufe zu erleiden. Deutlich höhere Inzidenzen verzeichneten aber wie bereits in den Vorwochen jüngere Altersgruppen, in denen die Impfquoten niedriger sind.

«Insbesondere bei jetzt deutlich steigenden Fallzahlen sollte unabhängig vom Impf-, Genesenen- oder Teststatus das grundsätzliche Infektionsrisiko und der eigene Beitrag zur Verbreitung von Sars-Cov2 reduziert werden», appellierte das RKI. Alle Menschen wurden aufgerufen, weiter die Verhaltensregeln zum Schutz vor Ansteckungen einzuhalten (Abstand, Hygiene, Maske, Lüften, Corona-Warn-App). Unnötige enge Kontakte sollten laut RKI-Empfehlung reduziert und «Situationen insbesondere in Innenräumen, bei denen sogenannte Super-Spreading-Events auftreten können» möglichst gemieden werden.


Sassoli zu Polen: «EU noch nie so radikal in Frage gestellt»

BRÜSSEL: Der Streit um Polens Rechtsstaat hat für EU-Parlamentspräsident David Sassoli historische Ausmaße angenommen. «Noch nie wurde die Europäische Union so radikal infrage gestellt», sagte der 65-Jährige am Donnerstag in Brüssel einem Manuskript zufolge, das beim EU-Gipfel an die Staats- und Regierungschefs verteilt wurde. Sassoli war nicht persönlich vor Ort, weil er sich von einer Krankheit erholt, wie eine Sprecherin mitteilte.

Die geltenden europäischen Gesetze seien «ein Gemeinschaftswerk», so Sassoli. «Auch wenn unsere Einheit sehr wohl durch unsere Vielfalt gestärkt wird, gibt es einen Teil unseres europäischen Vertrags, der nicht verhandelbar ist: nämlich unsere Werte der Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit.»

Hintergrund des Streits ist das Urteil des Verfassungsgerichts in Warschau, nach dem Teile des EU-Rechts nicht mit Polens Verfassung vereinbar sind. Diese Entscheidung wird vom EU-Parlament, der EU-Kommission und etlichen anderen Staaten als höchst problematisch angesehen, weil sie der polnischen Regierung einen Vorwand geben könnte, ihr unliebsame Urteile des Europäischen Gerichtshofes zu ignorieren.


Neue Corona-Beschränkungen ab Montag

TALLINN: Angesichts steigender Corona-Neuinfektionszahlen führt Estland wieder strengere Regeln ein. In dem baltischen EU-Land gelten nach einem Beschluss der Regierung ab dem 25. Oktober die 2G-Regel in vielen Bereichen und eine verschärfte Maskenpflicht. Veranstaltungen dürfen dann fast ausschließlich nur noch von Geimpften oder Genesenen besucht werden. Dasselbe gilt für gastronomische Betriebe, Freizeit-, Kultur-, Unterhaltungs- und Sportstätten. Ein negativer Corona-Test reicht zur Teilnahme oder zum Zutritt nicht mehr aus.

Zugleich wird die Maskenpflicht verstärkt: Einzelhändler und Dienstleister müssen sicherstellen, dass ihre Geschäftsräume nur noch mit Schutzmaske betreten werden. Das Bedecken von Mund und Nase mit einem Schal oder einem Tuch sei dabei nicht mehr zulässig. Dringend empfohlen werde die Verwendung von medizinischen Masken, hieß es in der Mitteilung der Staatskanzlei. Die neuen Regeln gelten zunächst bis 10. Januar 2022. Die Regierung verschärfte zudem die Quarantäne- und Testvorgaben in Schulen und für außerschulische Aktivitäten.

In Estland sind die Corona-Zahlen zuletzt deutlich gestiegen. In den vergangenen 14 Tagen wurden nach offiziellen Angaben 1167,1 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert. In dem Baltenstaat mit 1,2 Millionen Einwohnern sind gut 55 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft.


Sri Lanka öffnet nach einem Jahr Schulen wieder

COLOMBO: Die Regierung Sri Lankas hat nach mehr als einem Jahr Corona-Pause begonnen, die Schulen wieder schrittweise zu öffnen. Zunächst starteten Schulen mit weniger als 200 Schülerinnen und Schüler, hieß es aus dem Gesundheitsministerium auf Sri Lanka am Donnerstag. In den kommenden Wochen sollen weitere Schulen folgen.

Ein Tarifstreit zwischen den Lehrergewerkschaften und der Regierung hatte die geplante Öffnung fast verhindert. Rund 250.000 Lehrerinnen und Lehrer der öffentlichen Schulen waren zuletzt auf dem Inselstaat südlich von Indien über mehrere Monate in einen Streik getreten. Dadurch hatten die meisten Kinder des Landes - mit Ausnahme derjenigen an Privatschulen - auch keinen Online-Unterricht. Es konnte jedoch eine Einigung über schrittweise mehr Lohn für die Lehrerinnen und Lehrer erzielt werden.

Sri Lanka hat mehr als 60 Prozent seiner Bevölkerung gegen Corona geimpft und kürzlich eine Impfinitiative für Schulkinder gestartet.


WHO beobachtet neue Delta-Mutante - Auch Fälle in Russland

GENF/MOSKAU: Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat laut eigener Aussage eine neue Mutante der Corona-Variante Delta im Blick. Das Virus namens AY4.2 weise zwei zusätzliche Mutationen auf, teilte die WHO am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Kürzlich hatten Experten von einer - noch geringen - Ausbreitung der Mutante in Großbritannien berichtet. Auch Russland verzeichnete erste Fälle, wie ein Vertreter der Verbraucherschutzbehörde Rospotrebnadsor laut Agentur Interfax sagte.

Neben den britischen Fällen hat es auch Nachweise von AY4.2 in den USA und in Dänemark gegeben. Erstmals ist die Mutante der BBC zufolge im Juli von Experten entdeckt worden, seitdem hat ihr Anteil an den Corona-Fällen langsam zugenommen. Forscher gehen allerdings bislang nicht davon aus, dass die Mutante deutlich ansteckender sein könnte als die bisherige Delta-Variante.


Lockdown und Höchststand bei Corona-Neuinfektionen

RIGA: In Lettland hat die Zahl der Corona-Neuinfektionen zum Start des einmonatigen Lockdowns einen Höchststand erreicht. Die Gesundheitsbehörde in Riga vermeldete am Donnerstag 2935 positive Tests binnen eines Tages. Damit wurden in den letzten 14 Tagen nach offiziellen Angaben rund 1463 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner registriert - auch dies ein Rekordwert seit Beginn der Pandemie. Die EU-Behörde ECDC weist für Lettland aktuell die höchsten Infektionsraten in Europa aus.

Angesichts der stark steigenden Infektionszahlen hat die Regierung in Riga die Notbremse gezogen und das Land bis zum 15. November in einen Lockdown geschickt - mit umfassenden Beschränkungen und einer nächtlichen Ausgangssperre. «Wir gehen alle für vier Wochen in ein strengeres Regime», sagte Ministerpräsident Krisjanis Karins. Damit sollen die Infektionsketten unterbrochen und die Überlastung des Gesundheitswesens reduziert werden. Dies müsste parallel dazu mit mehr Impfungen einhergehen, betonte Karins.

Um die Ausbreitung des Virus in den Griff zu bekommen, dürfen nur Geschäfte für den täglichen Bedarf offen bleiben. Auch Freizeit-, Kultur-, Unterhaltungs- und Sportstätten bleiben zu, gastronomische Betriebe dürfen nur noch außer Haus verkaufen. Veranstaltungen und Versammlungen sind untersagt. Zudem dürfen die Bürgerinnen und Bürger ihre Wohnung von 20.00 bis 5.00 Uhr nur mit triftigem Grund verlassen. Für die meisten Arbeitnehmer gilt eine Homeoffice-Pflicht, der Schulbetrieb wird auf Fernunterricht umgestellt.

In Lettland ist nur etwas mehr als die Hälfte der 1,9 Millionen Einwohner vollständig gegen Corona geimpft. Die Regierung bemüht sich seit Monaten mit nur mäßigem Erfolg, die geringe Impfbereitschaft der Bevölkerung zu erhöhen.


Weitere Corona-Fälle nach Party im Berliner Club Berghain

BERLIN: Nach der Wiedereröffnung des legendären Berliner Techno-Clubs Berghain Anfang Oktober sind weitere Corona-Infektionen bekannt geworden.

Dem Gesundheitsamt seien neue Fälle im «einstelligen Bereich» bekannt, sagte eine Behördensprecherin am Donnerstag. Die Betroffenen lebten in Berlin. Nach Angaben der Sprecherin wurden bislang rund 3300 Menschen per Mail kontaktiert.

Dies sei erneut mit Hilfe der Anwesenheitsliste geschehen. Bereits nach der ersten Clubnacht im Berghain Anfang Oktober waren laut Behörde auf diesem Weg rund 2500 Menschen kontaktiert worden, nachdem ein Corona-Ausbruch mit 19 Infektionen bekannt geworden war.

Den Berghain-Partygängern wurde vom Stadtbezirk Friedrichshain-Kreuzberg jeweils empfohlen, sich testen zu lassen. Vom Club selbst gab es bislang auf Anfrage keine Stellungnahme. Bei den Veranstaltungen galt die 2G-Regel, nach der die Gäste genesen oder geimpft sein müssen. Der Ausbruch war laut Behörde nicht der erste dieser Art im Bezirk. Auch bei anderen 2G-Veranstaltungen in Friedrichshain-Kreuzberg seien Infektionen im unteren zweistelligen Bereich bekannt geworden, so die Sprecherin.


Trotz Protesten: 3G-Regel eingeführt

SOFIA: Bulgarien hat angesichts steigender Corona-Zahlen die innenpolitisch umstrittene 3G-Regel vorerst für 14 Tage eingeführt. Trotz Protesten werden ab Donnerstag in Innenräumen wie etwa in Shoppingmalls oder Lokalen nur Kunden mit «grünen Zertifikaten» eingelassen, wie eine Verordnung von Interims-Gesundheitsminister Stojtscho Kazarow vorsieht. Die Zertifikate können in der Regel nicht gleich am Eingang verifiziert werden. Es genügt, wenn der Beleg über eine Corona-Impfung, Genesung von Covid-19 oder ein aktueller negativer Test vorgezeigt wird. Wichtige Parteien forderten derweil den Rücktritt von Gesundheitsminister Kazarow.

In dem südosteuropäischen EU-Land sind nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Covid-19 geimpft. Am Donnerstag bildeten sich Warteschlangen vor den Impf- oder Testzentren. Nicht wenige Bulgarinnen und Bulgaren wollten eher von den kostenlosen Corona-Tests Gebrauch machen, um Zutritt zu Einrichtungen in geschlossenen Räumen wie etwa Fitnesszentren, Einkaufsmalls oder Kulturstätten zu bekommen. Der Verband der Einkaufszentren forderte eine Übergangsfrist, damit die Mitarbeiter geimpft werden können. Die Gastronomie drohte mit Protesten.

«Keiner kann mich dazu zwingen, mich impfen zu lassen», sagte eine Frau vor einer Teststation dem Staatsradio in Sofia. In dem Balkanland kursieren massenhaft Vorurteile und Desinformationen über die Corona-Impfungen. Vor diesem Hintergrund stieg die Zahl der Neuansteckungen im Oktober schneller als im September. In der besonders stark betroffenen Region Sofia gingen die Schulen am Donnerstag zum Fernunterricht über. Viele Kliniken waren fast am Limit ihrer Kapazitäten.

In dem Land mit 6,9 Millionen Einwohnern wurden zuletzt binnen 24 Stunden 4522 neue Corona-Fälle nachgewiesen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg damit aktuell auf 347,2 pro 100.000 Menschen - in Deutschland lag sie am Donnerstag bundesweit bei 85,6.


Dramatische Corona-Lage: Moskau schränkt öffentliches Leben ein

MOSKAU: Angesichts immer neuer Höchststände bei den Corona-Zahlen in Russland sollen in der Hauptstadt Moskau Geschäfte und viele Freizeiteinrichtungen eine Woche lang schließen. Geöffnet bleiben sollen vom 28. Oktober bis 7. November aber Apotheken und Supermärkte, wie Bürgermeister Sergej Sobjanin am Donnerstag in seinem Blog schrieb. Einkaufszentren, Kinos und Fitnessclubs bleiben demnach zu. Für diese Zeit gelten landesweit von Präsident Wladimir Putin verordnete arbeitsfreie Tage, um eine weitere schnelle Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen.

«Auch in Moskau entwickelt sich die Lage nach dem schlimmsten Szenario weiter», begründete Sobjanin sein Vorgehen. Schulen und Kindergärten sollen deshalb ebenfalls schließen. Restaurants und Cafés dürfen Essen und Getränke nur zum Mitnehmen anbieten. Theater und Museen dürfen dagegen weiterarbeiten - allerdings darf die Auslastung Sobjanin zufolge nur noch 50 Prozent betragen. Außerdem müssen Besucher nachweisen, dass sie geimpft oder genesen sind. Alle Maßnahmen könnten notfalls verlängert werden, so der Bürgermeister.

Seit Wochen spitzt sich die Lage in Russland mit seinen 146 Millionen zu. Am Donnerstag wies die Statistik mit 1036 Corona-Toten innerhalb eines Tages einen neuen Höchststand aus. Zudem gab es mehr als 36.300 Neuinfektionen - so viel wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Die Regierung sieht die Hauptursache in der geringen Impfquote. Lediglich etwa 30 Prozent der Bevölkerung sind demnach abschließend geimpft.

Eine landesweite Impfpflicht werde es nicht geben, versicherte Präsident Wladimir Putin. Er unterstütze so etwas nicht. Die Menschen würden sich dann gefälschte Bescheinigungen kaufen. Es sei besser, sie davon zu überzeugen, dass eine Immunisierung besser sei, als an Corona zu erkranken, meinte Putin. Indes verzeichnen Portale für Flugbuchungen nach Bekanntwerden der arbeitsfreien Tage eine verstärkte Nachfrage, berichteten Medien.


Corona-Impfung von Jugendlichen zu 90 Prozent effektiv

TEL AVIV: Die Biontech/Pfizer-Impfung senkt laut einer Studie das Risiko einer Infektion mit der Delta-Variante des Corona-Virus bei Jugendlichen um 90 Prozent. Sie schütze zudem zu 93 Prozent vor einer Erkrankung mit Symptomen bei dieser Virus-Variante, wie eine Sprecherin der israelischen Krankenkasse Clalit am Mittwoch bestätigte.

Gemeinsam mit Forschern von der Harvard-Universität (USA) habe man Daten von 94.354 zweifach geimpften Jugendlichen im Alter von 12 bis 18 Jahren ausgewertet, hieß es in einer Mitteilung. Diese seien mit Daten einer entsprechenden Anzahl ungeimpfter Jugendlicher verglichen worden. Die Ergebnisse sind im «New England Journal of Medicine» veröffentlicht worden.

Die Daten wurden zwischen dem 8. Juni und dem 14. September dieses Jahres erhoben, berichten die Wissenschaftler. Also während der vierten Corona-Welle in Israel, in der die Delta-Variante das Infektionsgeschehen dominierte. Wie sich die Impfung auf das Risiko auswirkt, schwer zu erkranken, ins Krankenhaus zu müssen oder zu sterben, konnten die Wissenschaftler nicht angeben. Solche Fälle seien bei Jugendlichen zu selten.

In Israel wird fast ausschließlich das Biontech/Pfizer-Präparat gespritzt. Das Land hat bereits Anfang Juni mit der Impfung von Kindern ab 12 Jahren begonnen. Von den 9,4 Millionen Einwohnern sind laut Gesundheitsministerium rund 61 Prozent zweifach geimpft - von den 12- bis 15-Jährigen demnach 45 Prozent, von den 16- bis 19-Jährigen 75 Prozent.


Kampf gegen Corona: USA haben 200 Millionen Impf-Spenden geliefert

WASHINGTON: Die USA haben bisher im Kampf gegen Covid-19 nach eigenen Angaben 200 Millionen ihrer Impfdosen-Spenden in 100 Länder weltweit geliefert. «Heute haben die Amerikaner 200 Millionen Gründe, stolz zu sein», erklärte ein hoher Beamter des Weißen Hauses. Die Arbeit sei aber noch lange nicht beendet. Um das Auftreten neuer Varianten zu verhindern, müsse die Welt weiter impfen. Die USA stellten neben Impfstoffen auch Corona-Tests, Sauerstoff und medizinische Ausrüstung bereit, hieß es weiter.

Erst im September hatte US-Präsident Joe Biden bei einem virtuellen Corona-Gipfel in Washington zum Beispiel angekündigt, weitere 500 Millionen Impfdosen der Hersteller Pfizer/Biontech an ärmere Länder zu spenden. Die USA hatten bereits vor dem G7-Gipfel im englischen Cornwall im Juni eine Spende von 500 Millionen Impfdosen versprochen. Vergangene Woche hatte Biden der Afrikanischen Union weitere 17 Millionen Impfdosen des US-Pharmakonzerns Johnson & Johnson zugesagt.

Die Impfkampagne in den USA selbst kommt nur sehr langsam voran. Bislang sind dort 57,1 Prozent der Bevölkerung von rund 330 Millionen Menschen abschließend geimpft. Biden setzt daher auf weitreichende Impfpflicht. Gleichzeitig gibt es in den USA Auffrischungsimpfungen für bestimmte Bevölkerungsgruppen. Diese sogenannten Booster für die allgemeine Bevölkerung werden etwa von der Weltgesundheitsorganisation WHO kritisiert. Diese hat Regierungen, die viel Impfstoff haben, aufgerufen, von solchen Angeboten abzusehen. Sie sollten ihre Dosen stattdessen an Länder abgeben, die bislang noch nicht genügend Impfstoff haben.


Erstmals dreistellige Zahl an Neuinfektionen

WELLINGTON: Das Corona-Vorzeigeland Neuseeland hat am Donnerstag erstmals seit Beginn der Pandemie eine dreistellige Zahl an Neuinfektionen verzeichnet. Die Behörden meldeten 102 neue Fälle innerhalb von 24 Stunden, wie Vize-Ministerpräsident Grant Robertson vor Journalisten bestätigte. Der alte «Rekord» vom Dienstag lag bei 94 Fällen. «Das Auf und Ab der Zahlen kann wie eine emotionale Achterbahnfahrt sein», sagte Robertson. Der Schlüssel dazu, sich selbst und andere zu schützen, sei eine Corona-Impfung.

Bis Donnerstag waren etwa 68 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig geimpft. Insgesamt hat das Land mit fünf Millionen Einwohnern bislang rund 5000 Infektionen verzeichnet. 28 Menschen sind in Verbindung mit Covid-19 gestorben. Neuseeland hatte lange eine sogenannte Null-Covid-Strategie verfolgt. Zuletzt musste Ministerpräsident Jacinda Ardern aber eingestehen, dass diese mit der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante kaum noch realisierbar ist.


Aufbau nach Pandemie muss Klima und damit Gesundheit schützen

LONDON: Ein internationales Forscherteam fordert vor dem Weltklimagipfel dazu auf, den wirtschaftlichen Wiederaufbau nach der Pandemie mit dem Kampf gegen den Klimawandel zu kombinieren. «Wir haben die Wahl. Der Aufschwung nach Covid-19 kann ein grüner Aufschwung sein, mit dem wir den Weg zu einer verbesserten menschlichen Gesundheit und zu verringerten Ungleichheiten einschlagen», sagte Anthony Costello, Exekutivdirektor des jährlich erscheinenden Lancet-Countdown-Berichts zum Einfluss des Klimawandels auf die Gesundheit. «Oder er kann nach altem Schema erfolgen und uns alle in Gefahr bringen.»

Nach aktuellem Stand werde lediglich weniger als jeder fünfte Dollar, der für die Erholung nach der Corona-Pandemie ausgegeben werde, zu einer Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen, kritisierte Erstautorin Maria Romanello. «Wir erholen uns von einer Gesundheitskrise in einer Weise, die unsere Gesundheit in Gefahr bringt.»

Der am Donnerstag veröffentlichte Lancet-Countdown-Bericht gibt den Konsens von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern von knapp 40 Hochschulen und UN-Einrichtungen wieder. Demnach nimmt durch den Klimawandel die Wahrscheinlichkeit zu, dass sich verschiedene Krankheiten stärker verbreiten. So werden auch in Europa Ausbrüche von Dengue- oder Zika-Fieber wahrscheinlicher. Im Norden Europas und den USA siedeln sich den Forschern zudem zufolge mehr Bakterien an, die unter anderem zu Wundinfektionen führen können. In ärmeren Ländern könnte die Bekämpfung von Krankheiten wie Cholera oder Malaria um Jahrzehnte zurückgeworfen werden.

«Wenn wir so weitermachen wie bisher, werden wir mit keinem Medikament, keiner Operation, keinem Geld der Welt die gesundheitlichen Schäden wieder einfangen können, die wir verursachen», sagte der Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen anlässlich der Veröffentlichung. Er rief die kommende Bundesregierung zur Nutzung einer «historischen Chance» auf, auch wenn diese viel Geld koste. «Das Teuerste was wir jetzt tun können ist: Nichts.»


Eine Milliarde Corona-Impfdosen verimpft

NEU DELHI: In Indien sind mehr als eine Milliarde Impfdosen gegen Corona verabreicht worden. Damit seien rund 75 Prozent der Erwachsenen einfach und 31 Prozent vollständig geimpft, teilte das indische Gesundheitsministerium am Donnerstag in Neu Delhi mit. Dies sei eine «enorme Leistung - angesichts der logistischen Komplexität (...) in einem Land so groß und divers wie Indien», würdigte das UN-Kinderhilfswerk Unicef am Donnerstag in einer Mitteilung. Mehr als 1,3 Milliarden Menschen leben in Indien.

Mit den Impfzahlen steigen international die Hoffnungen, dass das Land, das als Apotheke der Welt bekannt ist, bald wieder Corona-Impfdosen für das UN-Impfprogramm Covax bereitstellen könnte. Unicef schrieb, dass sie sich über Details zum entsprechenden Zeitplan und geplanten Mengen freuen würden.

Indien ist einer der größten Hersteller von Impfstoffen - bei Corona stellt das Land bislang hauptsächlich Astrazeneca-Impfstoff unter dem Namen Covishield her. Indien war Anfang des Jahres als einer der Hauptlieferanten für Covax vorgesehen - und lieferte Millionen Dosen an das Programm und an vorwiegend ärmere Länder. Angesichts einer heftigen zweiten Welle im Zusammenhang mit der Delta-Variante im Frühling hatte die indische Regierung aber einen Exportstopp für Corona-Impfstoffe verhängt.

Die Corona-Zahlen in Indien sind seit Monaten wieder vergleichsweise tief - auch wenn sich viele Menschen nicht mehr an Corona-Regeln halten. Die indische Regierung hat sich das Ziel gesteckt, bis Ende des Jahres alle Erwachsenen gegen Corona zu impfen. Nur Indiens Nachbarland China mit etwa gleich vielen Einwohnerinnen und Einwohnern hat bislang mehr Impfdosen verabreicht.

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