Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Impfungen gegen COVID-19 in Kiew. Foto: epa/Sergey Dolzhenko
Impfungen gegen COVID-19 in Kiew. Foto: epa/Sergey Dolzhenko

Ukraine ordnet Corona-Impfung für Lehrer und Staatsangestellte an

KIEW: Wegen steigender Corona-Zahlen hat das ukrainische Gesundheitsministerium eine Impfpflicht für viele Staatsbedienstete angeordnet. Auf der Liste stehen vor allem Lehrer aller Schularten, Erzieher und Verwaltungsangestellte, wie das Ministerium am Donnerstag in Kiew mitteilte. Diese Berufsgruppen haben demnach einen Monat Zeit, um sich gegen Corona impfen zu lassen. Ungeimpfte sollen danach ohne Gehaltsfortzahlung vom Dienst freigestellt werden.

Aktuell werden in der Ukraine wieder täglich hohe Infektionszahlen registriert. Am Donnerstag wurden 15.125 neue Fälle gemeldet. 314 Menschen starben mit Covid-19. Mehrere Gebiete des Landes bereiten sich auf eine Verschärfung der geltenden Quarantäne-Maßnahmen vor. Ausnahmen sollen dabei für Geimpfte gelten. Jedoch sind bisher nur etwa 15 Prozent der rund 40 Millionen Einwohner immunisiert. Mehr als die Hälfte der Ukrainer will sich Umfragen nach nicht impfen lassen.


Regierung streicht «rote Corona-Reiseliste» für England zusammen

LONDON: Die britische Regierung streicht ihre «rote Reiseliste» für England drastisch zusammen. Wer vom frühen Montagmorgen an etwa aus Brasilien, Mexiko oder Südafrika in England ankommt, muss nicht mehr für elf Tage in verpflichtende, teure Corona-Quarantäne in einem Hotel. Künftig umfasst die «rote Liste» nur noch 7 Staaten in Süd- und Mittelamerika statt 54 Länder weltweit, wie Verkehrsminister Grant Shapps am Donnerstag mitteilte. Zudem müssen vollständig gegen Corona geimpfte Reisende nun bei der Ankunft aus zahlreichen weiteren Staaten wie Indien, der Türkei oder Ghana gar nicht mehr in Quarantäne.

Die Reisebranche hatte seit Monaten für Änderungen der Regeln zu beliebten Urlaubsländern wie Mexiko oder Thailand geworben. «Die heute verkündeten Maßnahmen bedeuten den nächsten Schritt, um den Reiseverkehr weiter zu öffnen und Stabilität für Passagiere und die Industrie zu schaffen, während wir gleichzeitig auf dem Weg bleiben, den Reiseverkehr für immer offenzuhalten», twitterte Shapps. Die Änderung gilt nur für den größten britischen Landesteil England.

Einreisende aus «roten» Ländern müssen sich nach Ankunft in England direkt in bestimmte Hotels begeben und dort elf Nächte in Isolation verbringen. Die Kosten von bis zu 2285 Pfund (2700 Euro) pro Person müssen die Reisenden selbst zahlen. Wer aus Deutschland ins Vereinigte Königreich einreist, muss schon seit längerem nicht mehr in Quarantäne. Allerdings muss vor der Ankunft weiterhin ein PCR-Test gebucht werden, der spätestens am zweiten Tag in Großbritannien gemacht werden muss.


Nordirland streicht Ende Oktober fast alle Corona-Regeln

BELFAST: Als letzter Landesteil des Vereinigten Königreichs will Nordirland Ende Oktober fast alle Corona-Regeln aufheben. Wie die Nachrichtenagentur PA am Donnerstag meldete, soll am 31. Oktober die Regel fallen, einen Meter Abstand zu halten. Nachtclubs dürfen öffnen, in Pubs müssen Gäste nicht mehr am Sitzplatz bedient werden. Bereits am 14. Oktober sollen Besucher Veranstaltungen in geschlossenen Räumen wieder im Stehen verfolgen dürfen.

Die Regierung der britischen Provinz will den PA-Informationen zufolge dabei auf die 3G-Regel setzen: Veranstalter und Nachtclubbetreiber sollen gebeten werden, von Besuchern einen Nachweis über vollständige Impfung, Genesung oder aktuellen negativen Corona-Test zu verlangen.

In den übrigen Landesteilen sind die meisten Corona-Regeln schon seit längerem aufgehoben. Während aber in Schottland und Wales noch in Geschäften, Gastronomie und Nahverkehr eine Maskenpflicht gilt, gibt es im größten Landesteil England keine gesetzlichen Vorgaben mehr. Gesundheitspolitik ist im Vereinigten Königreich Aufgabe der einzelnen Landesteile.


Indien will wieder Touristinnen and Touristen ins Land lassen

NEU DELHI: Nach eineinhalb Jahren Corona-Pause will Indien erstmals wieder Touristinnen und Touristen ins Land lassen. Ab Freitag kommender Woche (15. Oktober) würden wieder Touristen-Visa ausgestellt, teilte das Innenministerium in Neu Delhi am Donnerstagabend mit.

Indien erlebte im April und Mai eine heftige Corona-Welle unter anderem im Zusammenhang mit der Delta-Variante, die zuerst in Indien entdeckt worden ist. Seither sind die Corona-Zahlen auf einem relativ tiefem Niveau stabil, das Leben kehrt zunehmend zur Normalität zurück. Ein Großteil der Menschen in Indien dürfte inzwischen Corona-Antikörper haben. Eine Untersuchung im Auftrag der Regierung mit Proben von mehr als 36.000 Menschen vom Juni und Juli ergab, dass zwei Drittel der Menschen ab sechs Jahren Kontakt mit dem Coronavirus gehabt oder eine Corona-Impfung erhalten und entsprechende Antikörper entwickelt hatten.


Frankreich hält trotz besserer Lage an Corona-Maßnahmen fest

PARIS: Frankreich hält trotz einer deutlich verbesserten Corona-Lage vorerst an den geltenden Beschränkungen und der Gesundheitspass-Pflicht fest. Der Moment zur Aufhebung der Maßnahmen sei noch nicht gekommen, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal nach Beratungen am Donnerstag in Paris. Zwar sei die Sieben-Tage-Inzidenz im Durchschnitt unter einen Wert von 50 gesunken, örtlich gebe es aber wieder Steigerungen und im Herbst und Winter verbreite sich das Virus leichter. Der bei der Einführung umstrittene «Pass Sanitaire», den die meisten Menschen in Frankreich auf einer Handy-App abgespeichert haben, dient zum Nachweis von Impfung, Genesung oder negativem Test.

Wie der Regierungssprecher ankündigte, sind die Tests für nichtgeimpfte Erwachsene ab dem 15. Oktober nicht mehr kostenlos, es sei denn, medizinische Gründe sprechen gegen eine Impfung. Ein Schnelltest kostet künftig 22 Euro, ein PCR-Test 44 Euro. Die Tests würden als Impfersatz missbraucht, dies müsse die Öffentlichkeit nicht länger finanzieren. Unterdessen rief Attal Pflegekräfte zu einer Drittimpfung auf. Von den Menschen ab 65 Jahren hätten bereits 1,5 Millionen die Möglichkeit einer dritten Impfung genutzt.


Ware abgeleckt? Mann nach falscher Corona-Panikmache in Haft

SAN ANTONIO: Weil er fälschlicherweise auf Facebook behauptet hatte, er habe einen Corona-Infizierten dafür bezahlt, Sachen in einem Supermarkt abzulecken, ist ein Mann im US-Bundesstaat Texas zu 15 Monaten Haft verurteilt worden. Damit habe der 40-Jährige in zwei Fällen gegen ein Gesetz verstoßen, das Falschinformationen und Täuschung im Zusammenhang mit biologischen Waffen verbietet, berichteten US-Medien am Mittwoch (Ortszeit) unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Darunter falle auch das Coronavirus. Ein Bundesrichter ordnete zudem am Montag eine Geldstrafe von 1000 Dollar (rund 865 Euro) an.

Im April 2020 hatte der Mann auf Facebook über einen Supermarkt in der Stadt San Antonio geschrieben, sein mit Corona infizierter Cousin habe gegen Bezahlung in den vergangenen zwei Tagen «alles abgeleckt». Das sei nicht wahr gewesen, hieß es seitens der Staatsanwaltschaft. Der Beitrag sei nach 16 Minuten gelöscht worden. Dennoch erreichte örtliche Behörden ein anonymer Hinweis mit einem Screenshot.

Bei einer Befragung durch die Bundespolizei FBI sagte der Mann später, er habe durch die Aktion Menschen davon abhalten wollen, öffentliche Orte aufzusuchen. Ziel sei gewesen, «sie von der Verbreitung des Virus abzuhalten». «Zu versuchen, Menschen mit der Drohung zu erschrecken, gefährliche Krankheiten zu verbreiten, ist kein Spaß», teilte der zuständige Staatsanwalt Ashley C. Hoff mit. Medienberichten zufolge will der Mann Berufung einlegen.


Vermutlich mehr Corona-Geimpfte als gedacht

BERLIN: Das Robert Koch-Institut (RKI) geht von mehr Corona-Geimpften als in der offiziellen Statistik aus. Es sei anzunehmen, dass unter Erwachsenen in Deutschland bis zu 84 Prozent mindestens einmal geimpft sind und bis zu 80 Prozent bereits die zweite Dosis erhalten haben (Stichtag 5.10.), heißt es in einem aktuellen RKI-Bericht. Die Schätzung beruht auf Bürgerbefragungen und Meldedaten. Laut offizieller Impfquoten-Statistik haben bislang knapp 80 Prozent der Menschen ab 18 Jahren eine erste Dosis bekommen, gut 75 Prozent bereits die Zweite. Zunächst hatte die Funke-Mediengruppe berichtet.

Es liege nahe, «dass die im Digitalen Impfquoten-Monitoring berichtete Impfquote als Mindest-Impfquote zu verstehen ist und eine Unterschätzung von bis zu 5 Prozentpunkten für den Anteil mindestens einmal Geimpfter beziehungsweise vollständig Geimpfter angenommen werden kann», schreibt das RKI. Zur Anschauung: Fünf Prozentpunkte in der Erwachsenenbevölkerung entsprechen grob überschlagen 3,5 Millionen Menschen.

Hintergrund ist, das in vom RKI durchgeführten Befragungen deutlich mehr Menschen angeben, bereits geimpft zu sein, als in der Statistik vermerkt sind. Das RKI nennt verschiedene Erkläransätze, unter anderem, dass in den Befragungen wenig impfbereite Menschen unterrepräsentiert sind. Zudem gibt das RKI an, dass Menschen mit schlechten Deutschkenntnissen nicht an der Befragung teilnehmen können. «Es besteht die Vermutung, dass Sprachbarrieren auch zu einer geringeren Inanspruchnahme der COVID-19 Impfung führen.» Zudem würden bestimmte Impfungen in der Statistik gar nicht erfasst.

Bereits im August hatte das RKI von «gewisser Unsicherheit» bei der Interpretation von Impfquoten-Daten berichtet.


Entwicklerin ruft zu gerechterer Verteilung von Impfstoffen auf

OXFORD: Die Entwicklerin des Astrazeneca-Impfstoffes, Sarah Gilbert, hat zu einer gerechteren Verteilung der verfügbaren Corona-Impfdosen aufgerufen. «Es ist entscheidender denn je, dass wir nicht die Leben vergessen, die gerettet werden könnten, indem erste und zweite Impfdosen an die gefährdetesten Bevölkerungsgruppen in aller Welt vergeben werden», schrieb die Immunologin der Universität Oxford in dieser Woche gemeinsam mit einem Kollegen in der Zeitschrift «Science Translational Medicine». Es müssten größere Anstrengungen unternommen werden, um die Impfstoffe in aller Welt verfügbar zu machen.

Bis Anfang September habe gut 40 Prozent der Weltbevölkerung mindestens eine Impfdosis gegen Covid-19 erhalten, allerdings nur knapp zwei Prozent in den ärmsten Ländern. Booster-Impfungen und die Impfung von Kindern, wie sie in westlichen Ländern bereits stattfinden, würden den Druck auf die Lieferketten erhöhen, schrieben die Wissenschaftler. «Niemand ist sicher, bis wir alle sicher sind.» Solange die Impfquote in vielen Ländern so niedrig sei, gebe es weiterhin das Risiko neuer, gefährlicherer Varianten, hieß es.

Der Astrazeneca-Impfstoff, den Gilbert mit ihrem Team an der Universität Oxford in Kooperation mit dem Pharmakonzern entwickelt hatte, war von Anfang an darauf angelegt, einfach zu transportieren und kostengünstig zu sein, um auch in Entwicklungsländern verabreicht werden zu können.

Überzeugen Sie sich von unserem Online-Abo:
Die Druckausgabe als voll farbiges PDF-Magazin weltweit herunterladen, alle Artikel vollständig lesen, im Archiv stöbern und tagesaktuelle Nachrichten per E-Mail erhalten.

Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.