Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Vaccination mot Covid-19 för studenter i Neapel. Foto: epa/Ciro Fusco
Vaccination mot Covid-19 för studenter i Neapel. Foto: epa/Ciro Fusco

Italien schreibt allen Beschäftigten Impfung oder Corona-Tests vor

ROM: Als erstes Land in Europa schreibt Italien künftig allen Beschäftigten im privaten und öffentlichen Bereich Impfungen oder negative Corona-Tests vor, um ihrer Arbeit nachzugehen. Die Regierung von Ministerpräsident Mario Draghi beschloss am Donnerstag, den «Grünen Pass» umfangreich auszuweiten. Wer kein Zertifikat vorweisen kann, darf vom 15. Oktober an nicht mehr zur Arbeit in Büros, Behörden, Geschäften oder der Gastronomie gehen. Mit der Maßnahme will Draghi Impfgegner und -zweifler umstimmen. In Italien waren bis Donnerstag 75 Prozent der Menschen über zwölf Jahren durchgeimpft.

Das neue Dekret setzte Draghi trotz der Proteste der Gewerkschaften und Teile der rechten Parteien durch. Diese hatten in den Beratungen mit dem Regierungschef erfolglos gefordert, dass Covid-Tests als Alternativen zu Impfungen kostenlos bleiben müssten. Es dürfe nicht sein, dass man bezahlen müsse, um arbeiten zu gehen, hieß es. Draghis Kabinett aber beschloss lediglich Preisdeckelungen: Erwachsene dürfen pro Test höchstens 15 Euro zahlen, Kinder 8 Euro.

Verstöße gegen die Regeln sollen scharf geahndet werden: Wer keinen Grünen Pass - dazu zählt auch der EU-Corona-Zertifikat - hat und deshalb nicht zur Arbeit erscheint, darf ohne Bezahlung freigestellt werden - in öffentlichen Einrichtungen nach fünf Tagen, in der Privatwirtschaft sofort. In einigen Bereichen wie etwa an Schulen ist der Grüne Pass bereits Pflicht. Arbeitgebern, die keine Kontrollen durchführen, drohen Bußgelder bis zu 1500 Euro.

Das neue Dekret wird vom 15. Oktober bis 31. Dezember gelten. Bis Jahresende gilt in Italien offiziell noch der Corona-Notstand.


VW-Tochter Skoda drosselt Produktion wegen Chipmangels

MLADA BOLESLAV: Die tschechische Volkswagen-Tochter Skoda setzt die Produktion wegen des Mangels an Halbleitern in zwei Werken für einen kurzen Zeitraum aus. Im Stammwerk in Mlada Boleslav sowie in Kvasiny stehen die Fließbänder vom 27. September an für eine Woche still, wie Sprecherin Kamila Biddle am Donnerstag sagte. Ein Teil der von Kunden bestellten Fahrzeuge werde damit verspätet ausgeliefert.

Hintergrund der Lieferschwierigkeiten bei den Chips seien unter anderem gestiegene Corona-Zahlen in Produktionsländern wie Malaysia, hieß es. Bis zum Jahresende rechne man mit einer gewissen Verbesserung bei den Lieferketten. Derzeit leidet die gesamte Automobilbranche an einem Mangel an Halbleitern.

Der Skoda-Vorstandsvorsitzende Thomas Schäfer hatte vor wenigen Tagen der «Augsburger Allgemeinen» gesagt, dass die VW-Tochter wegen fehlender Halbleiter in diesem Jahr 100.000 Autos nicht werde bauen können. «Der Chipmangel schmerzt enorm, auch weil die Nachfrage nach unseren Autos weiterhin sehr hoch ist», sagte der 51-Jährige. Im vorigen Jahr hatte Skoda trotz der negativen Folgen der Corona-Pandemie mehr als eine Million Fahrzeuge ausgeliefert.


Lettlands Gesundheitsminister übersteht Misstrauensvotum

RIGA: Lettlands Gesundheitsminister Daniels Pavluts hat am Donnerstag ein Misstrauensvotum überstanden. Im Parlament in Riga stimmten nur 34 der 100 Abgeordneten für die Abberufung des Chefs der liberalen Regierungspartei Für die Entwicklung/Dafür!.

50 Parlamentarier stimmten gegen den Antrag, der von Mitgliedern des oppositionellen Bündnisses der Bauern und Grünen eingebracht worden war. Sie machten Pavluts für die geringe Impfquote in Lettland und und Probleme bei der Bewältigung der Corona-Pandemie verantwortlich. In dem baltischen EU- und Nato-Land mit 1,9 Millionen Einwohnern sind aktuell nur 42 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft.


Simbabwe-Regierung warnt: Ohne Corona-Impfung kein Lohn!

HARARE: Inmitten der Corona-Pandemie streicht die Regierung des südafrikanischen Staates Simbabwe Impfverweigerern unter seinen Staatsbediensteten künftig den Lohn. Der zuständige Leiter des rund 300.000 Mitarbeiter starken öffentlichen Dienstes bestätigte am Donnerstag in einem Rundschreiben entsprechende Ankündigungen von Justizminister Ziyambi Ziyambi. «In Übereinstimmung mit dem Kabinettsbeschluss werden alle Staatsdiener unverzüglich geimpft; nicht geimpften Mitarbeitern wird nicht erlaubt, sich zur Arbeit zu melden», heißt es in dem Schreiben von Jonathan Wutawunashe. Wer nicht geimpft sei, müsse zu Hause bleiben.

Mehrere Gewerkschaften haben Widerspruch gegen die als drakonisch und diskriminierend empfundene Direktive eingelegt und bereits mit gerichtlichen Klagen gedroht. «Während wir unsere Mitglieder und alle Bürger zum Impfen ermuntern, werden wir die Regierung wegen der Zwangsimpfung definitiv verklagen; Arbeiter oder Bürger sollten nicht auf Basis ihres Glaubens und ihrer Werte diskriminiert werden - die Regierung sollte lieber mehr tun für die Verbreitung der Information über die Bedeutung der Impfung», rügte etwa Robson Chere von der Lehrergewerkschaft Amalgamated Rural Teachers' Union.

Ziyambi hatte im Radiosender ZiFM betont: «Wer Regierungsbediensteter ist - zuständig für den Schutz der anderen und der Menschen, denen er dient - sollte sich impfen lassen; wer seine in der Verfassung verankerten Rechte genießen will, kann ja kündigen».

Simbabwe steckt seit Jahren in einer schweren Wirtschaftskrise und hat ein sehr schwaches Gesundheitssystem, das bereits vor der Corona-Pandemie überstrapaziert war. Bereits im Vorjahr hatten mehrere westliche Botschafter die Regierung von Simbabwe ermahnt, die Rechte der Bürger nicht im Namen der Corona-Krise einzuschränken. Simbabwe hat nach offiziellen Angaben bisher mehr als 127.000 Covid-Infektionen und 4551 Todesfälle gemeldet. Nach offiziellen Angaben gelten seit dem Start der nationalen Impfkampagne im Februar knapp zwei Millionen der 14,6 Millionen Simbabwer als durchgeimpft.


3000 Gesundheitskräfte wegen Impfpflicht suspendiert

PARIS: Mit Start der Impfpflicht für Beschäftigte im Gesundheitswesen in Frankreich sind rund 3000 Angestellte vorläufig suspendiert worden. Sie hätten am Mittwoch noch keine erste Impfung gegen das Coronavirus vorweisen können, sagte Gesundheitsminister Olivier Véran am Donnerstag. Er gehe aber davon aus, dass die Angestellten, die etwa in Bereichen wie Küche oder Wäscherei arbeiteten, die Impfung schnell nachholten.

«Alle, die mit kranken und schwachen Menschen in Kliniken oder Heimen arbeiten, sind jetzt geimpft», betonte der Minister in einem TV-Interview. Es habe nur wenige Dutzend Kündigungen von Beschäftigten gegeben, die mit der Impfpflicht gar nicht einverstanden seien.

Betroffen von der Impfpflicht in Frankreich sind rund 2,7 Millionen Beschäftigte, überwiegend im Gesundheitssektor, auch aber Feuerwehrleute, Beschäftigte des Zivilschutzes sowie Gendarmen. Wer bislang nur die erste Impfdosis erhalten hat, muss zudem einen negativen Test auf der Arbeit vorlegen, bis er einen vollständigen Impfschutz hat. Ihre Impftermine dürfen die Beschäftigten ausdrücklich in die Arbeitszeit legen, um die Impfung zu erleichtern. Die verschärften Corona-Regeln, zu denen auch die Impfpflicht gehört, führen seit Wochen zu Demonstrationen, die Teilnehmerzahl sinkt aber beständig.


Vierte Corona-Welle in Teilen Afrikas - erst 3,6 Prozent geimpft

JOHANNESBURG: In Afrika sind erst 3,6 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Corona-Virus geimpft, obwohl sich Teile des Kontinents bereits im Griff einer vierten Infektionswelle befindet. Betroffen sind vor allem Länder im Norden des Kontinents wie Algerien, Ägypten oder Tunesien, aber auch Staaten wie Benin im Westen oder Kenia und Somalia im Osten. «Wir sind noch nicht aus dem Gröbsten raus», sagte John Nkengasong von der Gesundheitsorganisation der Afrikanischen Union, der Africa CDC, am Donnerstag. Er betonte erneut, dass Afrika unbedingt Zugang zu mehr Impfstoffen benötige.

Allerdings zeigt der Trend bei der Zahl der Neuinfektionen auf Europas Nachbarkontinent nun deutlich nach unten. Gegenüber der Vorwoche sank sie um 20 Prozent, bei der Zahl der Todesfälle um 26 Prozent. Insgesamt wurden bisher in Afrika laut CDC rund 8 Millionen Infektionen dokumentiert, von denen mehr als 204.000 tödlich waren - weltweit entspricht das einem Anteil von 4,4 Prozent. Die Dunkelziffer dürfte nach Expertenansicht auf dem Kontinent mit seinen 1,3 Milliarden Menschen allerdings höher liegen.

Die CDC versucht, die Mittel der afrikanischen Staaten zu bündeln und Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie zu koordinieren. Bisher hat Afrika laut CDC rund 167 Millionen Impfdosen beschafft und mehr als 69 Millionen Tests durchgeführt. «Zugang zu Tests ist kein Problem mehr», sagte Nkengasong mit Blick auf den Kontinent.


Putin vor Wahl: «Einige Dutzend» Corona-Fälle in persönlichem Umfeld

MOSKAU: Russlands Präsident Wladimir Putin hat nach eigener Aussage vor Beginn seiner Selbstisolation Kontakt zu mehreren Dutzend corona-infizierten Menschen gehabt. In seinem direkten Umfeld habe es mehrere Fälle gegeben, sagte Putin am Donnerstag bei einer Videoschalte. «Und das waren nicht einer oder zwei, sondern einige Dutzend Menschen.» Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass es sich um Mitarbeiter handele, die für Putins Sicherheit und seine Lebenshaltung zuständig seien.

Der russische Präsident werde nun mindestens eine Woche lang in Selbstisolation verbringen. Nach Angaben des Kremls waren alle betroffenen Mitarbeiter gegen das Coronavirus geimpft. Der 68-jährige Putin hatte am Dienstag angekündigt, auf persönliche Treffen zu verzichten. Seine Amtsgeschäfte führt er aus der Isolation heraus weiter.

Putin rief seine Landsleute auch zur Wahl einer neuen Staatsduma auf. Viele hätten in Corona-Zeiten die Möglichkeit einer Online-Abstimmung. Die Technologie sei sicher und verlässlich. Die Parlamentswahl im flächenmäßig größten Land der Erde beginnt an diesem Freitag und endet am Sonntag. Putin werde seine Stimme selbst nicht in einem Wahllokal abgeben, um nicht gegen die Quarantänevorschriften zu verstoßen, teilte Peskow mit. Womöglich gebe Putin seine Stimme online ab. Dafür sei er angemeldet.

Auch einen Auftritt des Präsidenten bei der Kremlpartei Geeintes Russland nach Schließung der Wahllokale werde es nicht geben, sagte Peskow. Die Partei muss angesichts der breiten Unzufriedenheit im Land Stimmverluste fürchten. Die zur Wahl nicht zugelassene Opposition um den inhaftierten Kremlgegner Alexej Nawalny hatte die Wahlberechtigten aufgerufen, nicht für Geeintes Russland zu stimmen.


Ausschreitungen bei Corona-Protesten

LJUBLJANA: In der slowenischen Hauptstadt Ljubljana ist es am Mittwochabend bei Protesten von Gegnern der staatlichen Corona-Maßnahmen zu Ausschreitungen gekommen. Vor dem Gebäude des Parlaments warfen Demonstranten Steine, Flaschen und Feuerwerkskörper gegen Polizisten. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer ein, wie das Nachrichtenportal 24ur.com am Donnerstag unter Berufung auf die Polizei berichtete. Slowenien hat innerhalb der EU derzeit die Ratspräsidentschaft inne.

Der Protest hatte sie sich an strengeren Corona-Maßnahmen entzündet, die seit Mittwoch in Kraft sind. Insbesondere hatte die Regierung die 3G-Regelung (Zutritt für Geimpfte, Genesene und Getestete) auf alle Geschäfte außer Lebensmittelläden sowie auf die meisten öffentlichen Gebäude ausgeweitet. In Slowenien steigt aktuell die Zahl der Neuansteckungen. Die Sieben-Tage-Inzidenz - also die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche - liegt bei 303,6. Nur 45 Prozent der Bevölkerung sind vollständig geimpft.


Hacker erbeuten Corona-Test-Daten von 1,4 Millionen Menschen in Paris

PARIS: Bei einem Hacking-Angriff auf den öffentlichen Gesundheitsdienst im Großraum Paris sind Daten zu Corona-Tests von 1,4 Millionen Menschen gestohlen worden. Es sei Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft erstattet worden, teilte der Gesundheitsdienst der Pariser Krankenhäuser (AP-HP) am Mittwochabend in Paris mit. Die Attacke habe einen Bereich betroffen, in dem Labordaten zur Weitergabe an Krankenversicherungen und Gesundheitsbehörden zur Kontaktnachverfolgung abgespeichert wurden. Die gestohlenen Daten beträfen im vergangenen Sommer auf das Coronavirus getestete Menschen aus dem Großraum Paris. Dabei gehe es um die Namen der Betroffenen, die Krankenversicherungsnummer sowie das Testergebnis.

Wie der Gesundheitsdienst betonte, sei das landesweit genutzte System zum Datenaustausch für Corona-Tests von der Attacke, zu der es in diesem Sommer kam, nicht betroffen. Nach ersten Erkenntnissen handele es sich um eine Schwachstelle in den eigenen Systemen zur Datenspeicherung. Diese seien im vergangenen Sommer auch nur punktuell zum Austausch mit anderen Behörden genutzt worden, als es technische Probleme mit dem landesweiten System gab. Die Ermittlungen zu Herkunft und Hintergrund der Attacke dauerten an. Der Gesundheitsdienst entschuldigte sich bei den Betroffenen, die individuell informiert werden sollten.

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