Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Frankreichs Premier: Höhepunkt der dritten Welle scheint hinter uns

PARIS: Frankreich hat den Höhepunkt der dritten Corona-Welle nach Ansicht von Premier Jean Castex wohl überstanden. «Der Höhepunkt der dritten Welle scheint hinter uns zu liegen», sagte er am Donnerstagabend bei einer Pressekonferenz. Die Situation verbessere sich langsam, die Zahl der Menschen auf den Intensivstationen habe seit einigen Tagen ein Plateau erreicht. Castex bestätigte außerdem schrittweise Lockerungen ab Mai und die Öffnung der Grundschulen ab Ende April. Pro Woche sollen dort rund Hunderttausende Speicheltests zur Verfügung stehen.

Die Anstrengungen, die man unternommen habe, würden ihre Wirkung zeigen, wenn man wachsam bleibe und nicht zu früh aufgebe, warnte Castex. Die abendliche Ausgangssperre gelte daher auch erstmal bis auf Weiteres - mindestens bis Mitte Mai. Man sei auf dem besten Weg, das Ziel zu erreichen, dass bis Mitte Mai 20 Millionen Menschen und bis Mitte Juni 30 Millionen eine erste Impfung erhalten haben. Gesundheitsminister Olivier Véran erklärte, dass ab Samstag der Corona-Impfstoff von Johnson & Johnson zur Verfügung stehen werde.

In Frankreich gelten seit Anfang April landesweit strenge Ausgangsbeschränkungen. Präsident Emmanuel Macron hatte diese für mindestens vier Wochen verhängt. Die Menschen dürfen sich zum Beispiel nicht ohne triftigen Grund weiter als zehn Kilometer von ihrer Wohnung entfernen. Die nicht lebensnotwendigen Geschäfte sind weitgehend geschlossen. Seit Monaten gilt im Land eine abendliche Ausgangssperre - derzeit ab 19.00 Uhr. In dem Land mit rund 67 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern ist die Corona-Lage weiter sehr angespannt. Zuletzt wurden rund 337 Corona-Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche gemeldet.


200 Millionen Corona-Impfungen : Biden erreicht 100-Tage-Ziel

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden hat sein zentrales 100-Tage-Ziel von 200 Millionen verabreichten Corona-Impfungen im Land erreicht. Biden schrieb am Donnerstag auf Twitter, diese Schwelle bei den Impf-Zahlen sei nun offiziell überschritten. «Dies ist eine amerikanische Leistung. Es ist ein kraftvolles Beispiel für Einheit und Entschlossenheit.» Und es zeige, was das Land schaffen könne, wenn die Menschen gemeinsam ein Ziel verfolgten.

Der Demokrat war am 20. Januar ins Weiße Haus eingezogen. Ende April ist er 100 Tage im Amt. Biden hatte zum Amtsantritt ursprünglich das Ziel ausgegeben, innerhalb seiner ersten 100 Tage im Amt 100 Millionen Impfdosen zu verabreichen. Dies wurde schon nach knapp 60 Tagen erreicht. Biden verdoppelte das Ziel daraufhin - und erreichte auch dies nun vor Ablauf der 100-Tage-Frist. Dem Kampf gegen die Corona-Pandemie hat er Priorität eingeräumt.


Corona-Lockerungen auf Mallorca: Gastronomen dürfen spätabends öffnen

PALMA: Auf Mallorca werden die Corona-Einschränkungen im Zuge der guten Infektionslage bereits am Samstag weiter gelockert. Unter anderem wird dann auf der spanischen Urlaubsinsel und den anderen Balearen der Beginn der nächtlichen Ausgehsperre um eine Stunde nach hinten auf 23.00 Uhr verlegt, wie die Regionalregierung am Donnerstag in Palma mitteilte. Besonders wichtig auch für Touristen: Gastronomen dürfen ihre Terrassen künftig nach einer ersten Sperrstunde um 17 Uhr auch am späteren Abend von 20.00 bis 22.30 Uhr bei voller Auslastung öffnen - das gilt vorerst allerdings nur zwischen Montag und Donnerstag. Die Innenräume müssen unterdessen weiterhin geschlossen bleiben.

Neben anderen Lockerungen dürfen sich ab Samstag wieder Personen aus mehr als zwei Haushalten im Freien treffen - allerdings höchstens sechs beziehungsweise nur vier, wenn sie an einem Restaurant- oder Cafétisch sitzen. Die Geschäfte müssen außerdem erst eine Stunde später um 21.00 Uhr schließen. Die Lockerungen gelten fast alle mit zum Teil leicht unterschiedlichen Auflagen für alle Inseln und bis zum 9. Mai. Dann wird die Pandemie-Lage wieder geprüft.

Regierungssprecher Iago Negueruela sagte bei der Bekanntgabe der Lockerungen, man habe die Osterferien mit dem Besuch von Zehntausenden Touristen vor allem aus Deutschland gut überstanden. Man müsse aber weiter Vorsicht walten lassen. Die sozialistische Regionalpräsidentin Francina Armengol hatte zuvor die Proteste von Gastronomen und Hoteliers zurückgewiesen und betont, man werde den Lockdown im Interesse aller weiterhin «nur ganz vorsichtig» lockern.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Madrid gab es zuletzt auf den Balearen 25,78 Corona-Ansteckungen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen. Diese Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Spanien derzeit nur in Valencia niedriger (19,40). Dabei hatten Mallorca und die anderen Inseln im Winter zeitweilig die höchsten Werte des Landes. Die Inzidenzwerte der Balearen liegen auch weiterhin deutlich niedriger als in allen deutschen Bundesländern.


18.000 Menschen auf Warteliste für Astrazeneca

LUXEMBURG: In Luxemburg haben sich innerhalb weniger Stunden 18.000 Menschen auf eine Warteliste für eine Impfung mit Astrazeneca gesetzt.

Seit Mittwochabend stehe die Liste Personen im Alter zwischen 30 und 54 Jahren offen, teilte das Staatsministerium am Donnerstag in Luxemburg mit. Wer sich angemeldet habe, werde nach Verfügbarkeit des Vakzins kurzfristig kontaktiert. Es gebe keine Priorisierung: Die Namen würden in der Reihenfolge ihres Eingangs abgearbeitet. Ansonsten wird Astrazeneca auf der Grundlage von Gutachten in Luxemburg an Menschen ab 55 Jahren verimpft. In Luxemburg leben rund 635.000 Menschen.


EU-Länder einigen sich auf technische Richtlinien für Impf-Zertifikat

BRÜSSEL: Vertreter von EU-Ländern haben sich auf technische Rahmenbedingungen für die Einführung des digitalen Impfpasses geeinigt. «Dies ist ein wichtiger Schritt, damit das digitale Grüne Zertifikat bis zum Sommer für die Bürger Realität wird», sagte EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides am Donnerstag laut Mitteilung. Im Juni soll das Zertifikat einsatzbereit sein, und Reisen im Sommer deutlich erleichtern. Die Zertifikate sollen - anders als es der Name vermuten lässt - auch in Papierform erhältlich sein.

Die Leitlinien beträfen etwa entscheidende Elemente des Zertifikats wie einen QR-Code über den Daten zu Impfungen, Corona-Tests und überstandenen Covid-Infektionen abgerufen werden können. Die Codes sollen sicherstellen, dass alle Zertifikate gelesen werden können. Zudem beschreiben die Richtlinien auch Sicherheitsmechanismen, die Fälschungen verhindern sollen. So könne die Echtheit der Zertifikate EU-weit überprüft werden. «Parallel dazu werden die Mitgliedsstaaten ermutigt, die benötigten technischen Lösungen auf nationaler Ebene einzuführen», heißt es in der Pressemitteilung der EU-Kommission.

EU-Handelskommissar Thierry Breton teilte mit, von Seiten der Kommission sei man ab dem 1. Juni bereit, die EU-Länder mit dem Zertifikat zu verknüpfen. Nächste Woche soll im EU-Parlament über dessen Ausgestaltung abgestimmt werden.


Corona-Fallzahlen gehen wieder zurück

SOFIA: In Bulgarien geht die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus zurück. Nach einem am 22. März verhängten Teil-Lockdown, der inzwischen gelockert wurde, verzeichnete das EU-Land nun mit 460 Neuansteckungen pro 100.000 Menschen binnen zwei Wochen einen Rückgang bei den Corona-Neufällen. Damit belegt das Balkanland den 14. Platz in der EU. «Bulgarien kommt aus der dritten Covid-19-Welle heraus», sagte der scheidende Gesundheitsminister Kostadin Angelow am Donnerstag in Sofia

Zum 8. April hatte die 14-Tage-Inzidenz noch bei 635 gelegen. Besonders betroffen bleiben die Hauptstadt Sofia sowie die Schwarzmeerstadt Warna und Russe an der Donau. Gesundheitsminister Angelow betonte, dass die Corona-Schutzregeln samt Tragen von Masken eingehalten werden müssten, damit der positive Trend weiter anhalte.

In Bulgarien sind Einkaufszentren nach einer Lockerung der Corona-Beschränkungen seit einer Woche unter Corona-Auflagen wieder geöffnet. Auch die Gastronomie sowie Casinos durften den Kundenbetrieb unter Corona-Regeln und Hygienevorschriften wieder aufnehmen. Die Hotels blieben auch während des Teil-Lockdowns geöffnet.


Angespannte Corona-Lage - Schweden verlängert Beschränkungen erneut

STOCKHOLM: Angesichts anhaltend hoher Corona-Infektionszahlen verlängert Schweden erneut seine staatlich angeordneten Beschränkungen. Die erhoffte Lockerung der Teilnehmerzahl für öffentliche Zusammenkünfte und Veranstaltungen wie Konzerte zum 3. Mai müsse wegen der verschlechterten Infektionslage verschoben werden, sagte Ministerpräsident Stefan Löfven am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Stockholm. Erst wenn die Belastung des Gesundheitswesen geringer werde und die Pandemie abflaue, werde gelockert, sagte Löfven. Die Teilnehmerobergrenze liegt somit weiter bei acht Personen, für Beerdigungen bei 20.

Auch die Beschränkungen für Restaurants, Geschäfte und Fitnessstudios werden nach Angaben der Gesundheitsbehörde Folkhälsomyndigheten weiter bestehen bleiben. Restaurants, Kneipen und Cafés müssen somit mindestens bis zum 17. Mai weiter um 20.30 Uhr schließen. In Einkaufspassagen, Geschäften und Fitnessstudios gilt zudem weiterhin eine Beschränkung der Besucher- und Kundenanzahl.

Die Gemeinden haben darüber hinaus die Möglichkeit, Zusammenkünfte an Orten zu verbieten, an denen Gedränge entstehen könnte - Uppsala und Lund haben das vor der in Schweden traditionell groß gefeierten Walpurgnisnacht am 30. April bereits getan.

Schweden war in der Corona-Krise einen Sonderweg mit vergleichsweise wenigen und milden Beschränkungen sowie stärkeren Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Aber auch in dem skandinavischen Land wurden bestimmte Corona-Maßnahmen eingeführt - nur eben nicht so weitreichende wie in Deutschland und anderen EU-Ländern. Mitte Februar haben die Schweden einen erneuten Anstieg der Neuinfektionszahlen erlebt, seitdem ist dieser Wert unverändert hoch. In den jüngsten Vergleichszahlen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC ist die schwedische Inzidenz etwa dreimal so hoch wie die deutsche.


Teherans Friedhof baut vierstöckige Gräber für Corona-Tote

TEHERAN: Auf dem Zentralfriedhof der iranischen Hauptstadt Teheran sind Berichten zufolge vierstöckige Gräber angelegt worden, um die vielen Corona-Toten beerdigen zu können. Hintergrund sind die rasant ansteigenden Zahlen von Todesopfern in Verbindung mit dem Coronavirus. Die Teheraner Stadtverwaltung und der Friedhof haben auf die Berichte vom Donnerstag noch nicht reagiert. Ein ehrenhaftes Begräbnis ist den Menschen im Iran besonders wichtig. Daher bleibt abzuwarten, wie sie auf die vierstöckigen Gräber reagieren werden.

Der Zentralfriedhof Behescht Sahra registrierte am Dienstag einen Rekord an Todesfällen. «Wir hatten 350 Tote, unter ihnen 150 Corona-Opfer ... so viele Tote an einem Tag hatten wir in den letzten 50 Jahren nicht», sagte der Friedhofsleiter der Nachrichtenagentur Ilna. Außerdem gab die Teheraner Stadtverwaltung bekannt, dass die Leichenhallen auf dem Zentralfriedhof schon bald nicht mehr ausreichten, um die vielen Corona-Toten aufzubewahren. In Teheran leben rund 13 Millionen Menschen.

In den letzten 24 Stunden registrierte das Gesundheitsministerium landesweit über 450 Corona-Tote. Im gleichen Zeitraum wurden über 24.000 Neuinfektionen erfasst. Damit liegt seit Ausbruch der Pandemie im Februar 2020 die Gesamtzahl der Corona-Toten im Iran bei über 68.000, die der mit dem Virus infizierten bei mehr als 2,3 Millionen.

Die Impfkampagne im Iran läuft sehr schleppend an. Das Land steckt vor allem wegen der US-Sanktionen in einer Wirtschaftskrise. Daher konnten bis jetzt auch gerade mal knapp über zwei Millionen Dosen Impfstoffe aus China, Russland und Indien eingeführt werden. Priorität beim Impfen haben vorerst Ärzte, Pflegepersonal, Menschen in Seniorenheimen sowie Müllabfuhr-Mitarbeiter. Das Land produziert auch eigene Impfstoffe, die aber sind noch in der Testphase. Massenimpfungen sind für Mitte September geplant.


EU nutzt Option auf weitere 100 Millionen Astrazeneca-Dosen nicht

BRÜSSEL: Die Europäische Union wird die Option nicht nutzen, weitere 100 Millionen Dosen Corona-Impfstoff von Astrazeneca zu kaufen. Die Frist dafür sei abgelaufen, sagte ein Kommissionssprecher am Donnerstag in Brüssel. Hauptanliegen der Kommission sei, die bereits fest bestellten 300 Millionen Impfdosen von dem Hersteller zu bekommen.

Astrazeneca ist dabei sehr im Rückstand. Statt der für das erste Quartal zugesagten 120 Millionen Impfdosen waren nur 30 Millionen geliefert worden; für das zweite Quartal stellt die Firma der EU nur 70 Millionen der vereinbarten 180 Millionen Dosen in Aussicht. Die EU-Kommission erwägt wegen der Lieferrückstände eine Klage gegen das Unternehmen.

Die Bestellung von 300 Millionen Dosen und die Option auf weitere 100 Millionen waren Bestandteil des EU-Rahmenvertrags mit Astrazeneca vom August 2020.


Brüssel erwägt Klage gegen Astrazeneca wegen Lieferrückstands

BRÜSSEL: Die EU-Kommission erwägt eine Klage gegen den Hersteller Astrazeneca, weil er zugesagte Lieferungen von Corona-Impfstoff an die Europäische Union einseitig drastisch gekürzt hat. Dies bestätigten Kommissionskreise am Donnerstag. Alle Optionen würden vorbereitet, hieß es. Die EU-Staaten müssten einer Klage zustimmen.

Zuvor hatte das Portal «Politico» berichtet, die Kommission habe den EU-Staaten die Vorbereitung einer solchen Klage angekündigt. Diplomaten bestätigten, dass dies in einer Sitzung der EU-Botschafter am Mittwoch Thema war. Die Mitgliedsstaaten wollten bis Ende der Woche prüfen, ob geklagt werden soll.

Der britisch-schwedische Hersteller hatte den EU-Staaten zugesagt, im ersten Quartal 120 Millionen Impfdosen zu liefern. Tatsächlich waren es aber nur 30 Millionen. Die Kommission hatte wegen der Lieferrückstände bereits ein Schlichtungsverfahren mit dem Unternehmen eingeleitet. Eine Klage wäre der nächste Schritt.

Inzwischen wird der Impfstoff von Astrazeneca in vielen EU-Staaten nur noch eingeschränkt verwendet, weil er in Verbindung mit sehr seltenen Fällen von Hirnvenenthrombosen gebracht wird. Er ist von der EU-Arzneimittelbehörde EMA aber weiter uneingeschränkt freigegeben.


Norwegen leiht Schweden und Island Tausende Astrazeneca-Impfdosen

OSLO: Norwegen reicht all seine vorrätigen Astrazeneca-Impfdosen an die skandinavischen Partnerländer Schweden und Island weiter, solange der Einsatz des Mittels im Land gestoppt ist. 200.000 der 216.000 auf Lager liegenden Dosen sollen an Schweden gehen, die restlichen 16.000 an Island, wie das norwegische Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte.

Er sei froh, dass die vorrätigen Corona-Impfstoffe von Nutzen sein werden, obwohl Norwegen den Gebrauch des Astrazeneca-Vakzins auf Eis gelegt habe, erklärte Gesundheitsminister Bent Høie. Wenn das Präparat im Land wieder eingesetzt werde, werde Norwegen die Impfdosen von den beiden Partnerländern zurückerhalten. Die Mittel sind demnach noch bis Juni und Juli haltbar.

Norwegen hatte den Einsatz des Impfstoffes des britisch-schwedischen Unternehmens am 11. März vorsorglich ausgesetzt, nachdem seltene Fälle von Blutgerinnseln nach der Impfung aufgetreten waren. Dieser Stopp wurde später verlängert. Ein Expertenausschuss ist beauftragt, bis zum 10. Mai zu einem Schluss zu kommen, welche Folgen der Einsatz oder Nicht-Einsatz der Impfstoffe von Astrazeneca und auch von Johnson & Johnson für die Impfkampagne hat. Bislang haben in dem Fünf-Millionen-Einwohnerland knapp 1,1 Millionen Menschen ihre erste Corona-Impfung bekommen, rund 300.000 auch schon ihre zweite.

Dänemark hatte den Einsatz des Astrazeneca-Präparats als bislang einziges EU-Land dauerhaft gestoppt. Deutschlands nördlichster Nachbar stellt Schleswig-Holstein 55.000 Impfdosen davon zur Verfügung. Auch dabei handelt es sich um eine Art Darlehen.


Streit in der Regierung in Rom über Corona-Lockerungen

ROM: Der jüngste Beschluss zur Corona-Politik hat in der italienischen Regierung zu ernsten Spannungen geführt. Das Kabinett in Rom hatte am Mittwochabend einen Fahrplan für Corona-Lockerungen beschlossen, aber das umstrittene nächtliche Ausgangsverbot unverändert gelassen. Der Chef der mitregierenden rechten Lega, Matteo Salvini, hatte angekündigt, dass seine Kabinettsmitglieder deshalb nicht zustimmen würden, sondern sich enthalten.

Die Zeitung «La Repubblica» sprach am Donnerstag von der «ersten wirklichen politischen Krise der Regierung» unter Mario Draghi, die seit Mitte Februar im Amt ist. Das Blatt «Corriere della Sera» zitierte Draghi aus der Kabinettsrunde mit dem Satz: «Das ist ein ernster Fall.» Aus den Reihen der an der Koalition beteiligten Sozialdemokraten (PD) hieß es, Salvini verhalte sich «unverantwortlich».

Der frühere Innenminister und Lega-Chef hatte bis kurz vor der Sitzung stärkere Lockerungen verlangt. Man müsse den Bürgern «mehr vertrauen», Leben und Arbeit müssten «drinnen und draußen» erlaubt sein. Konkret verlangte Salvini das Ende der Ausgangssperre, die von 22.00 bis 5.00 Uhr gilt oder zumindest einen Beginn erst ab 23.00 Uhr.

In dem Dekret erlaubt die Regierung Bars und Restaurants ab 26. April in bestimmten Regionen nur, Gäste draußen zu bedienen. Draghi habe das nächtliche Ausgangsverbot verteidigt, hieß es. Salvinis Lega ist in dem politisch breiten Regierungsbündnis in Rom mit drei Ministern vertreten. Die Vorgängerregierung von Giuseppe Conte war im Streit über Corona-Hilfen zerbrochen.


Indien meldet weltweit höchsten Neuinfektionen an einem Tag

NEU DELHI: Indien ist neuer Spitzenreiter bei den weltweiten Corona-Neuinfektionen an einem Tag. In den vergangenen 24 Stunden wurden 314.835 Corona-Fälle erfasst, wie aus Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums vom Donnerstag hervorgeht. Nach Daten der Johns Hopkins Universität in Baltimore (US-Bundesstaat Maryland) hat bislang kein Land so viele Infektionen an einem Tag erfasst. Demnach hielten die USA mit rund 300.000 Fällen am 2. Januar 2021 den bisherigen Rekord.

In absoluten Zahlen hat Indien mit seinen 1,3 Milliarden Einwohnern knapp 16 Millionen Infektionen erfasst. Das Land ist damit hinter den USA am Härtesten von der Pandemie betroffen. Die USA haben insgesamt 31 Millionen Infektionen gemeldet. Mehr als 184.000 Menschen starben in Indien nach offiziellen Zahlen in Verbindung mit dem Coronavirus. Die Dunkelziffer, also die Zahl nicht erfasster Fälle, unterscheidet sich von Land zu Land stark.

Die Gesundheitsversorgung in mehreren Teilen Indiens ist am Limit. Im ganzen Land versuchen Menschen verzweifelt, Krankenhausbetten, medizinischen Sauerstoff und Medikamente für ihre Verwandten zu finden. Gesundheitsminister Harsh Vardhan kündigte am Mittwochabend an, dass die Zentralregierung dafür sorgen werde, dass besonders betroffene Gebieten, darunter auch die Hauptstadt Neu Delhi und die Finanzmetropole Mumbai, mehr medizinischen Sauerstoff erhielten.

Die Coronazahlen nehmen in Indien seit Wochen immer schneller zu. Schuld daran dürfte eine verbreitete Sorglosigkeit sein. Es gab lange Massenveranstaltungen für anstehende Regionalwahlen und religiöse Feste, bei denen Menschen keine Masken trugen und keinen Abstand hielten. Auch Virusmutationen dürften eine Rolle spielen. Die indische Variante B.1.617 steht bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) unter Beobachtung. Auch in Deutschland wurden bereits einige Infektionen mit dieser Variante registriert.


Capri wirbt um Kanzlerin Merkel und andere deutsche Urlaubsgäste

CAPRI: Der Bürgermeister der italienischen Gemeinde Capri würde Kanzlerin Angela Merkel diesen Sommer gerne am Golf von Neapel auf seiner Insel begrüßen. «Wir wären glücklich, wenn sie käme», sagte Marino Lembo der Deutschen Presse-Agentur am Telefon. Merkel gilt als ein Fan der süditalienischen Region, in der Zeit vor der Pandemie gehörten die nicht weit entfernte Insel Ischia und die Südtiroler Berge zu den Reisezielen der Bundeskanzlerin. Lembo (65) drückte seine Hoffnung aus, dass Touristen aus Deutschland bald nach Capri zurückkehren: «Wir würden uns aus vollem Herzen freuen, wenn endlich wieder Urlauber aus Deutschland zu uns kämen.»

«Derzeit ist alles leer. Keiner ist da, nicht mal italienische Urlauber», sagte der Lokalpolitiker. Das Eiland mit 14.000 Einwohnern in zwei Orten, Capri und Anacapri, lebt stark vom Tourismus. Insgesamt trug die Branche in dem Mittelmeerland vor der Corona-Pandemie rund 13 Prozent zur Wirtschaftsleistung bei. Capri und andere italienische Inseln machten unlängst Schlagzeilen mit Vorschlägen, ihre Bevölkerung so rasch wie möglich durchzuimpfen und im touristischen Wettbewerb mit dem Label «coronafrei» zu werben.


Iberoamerika-Gipfel fordert internationales Pandemie-Abkommen

ANDORRA: Die Staats- und Regierungschefs Lateinamerikas, Spaniens und Portugals haben die Weltgemeinschaft zur Ausarbeitung eines «Internationalen Pandemie-Abkommens» aufgerufen. Zahlreiche Vertreter lateinamerikanischer Länder prangerten bei der Generalversammlung des 27. Iberoamerika-Gipfels in Andorra eine ungerechte Verteilung der Corona-Impfstoffe an. «Die reichen Länder haben mehr als die Hälfte aller Impfstoffe gekauft, während sie nur 16 Prozent der Weltbevölkerung stellen», sagte Boliviens Präsident Luis Arce am Mittwoch. Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez versprach, sein Land werde Lateinamerika dieses Jahr 7,5 Millionen Impfdosen zur Verfügung stellen, wie er auf Twitter schrieb.

Eine bessere globale Zusammenarbeit sei «unerlässlich», betonte auch der portugiesische Regierungschef António Costa. «Es darf nicht sein, dass einige das Recht haben, die Impfung ihrer Bevölkerung sicherzustellen und andere nicht.» Das sei im Interesse aller. «Kein Land kann seine Grenzen für immer geschlossen halten», warnte Costa. Auch der aus Argentinien stammende Papst Franziskus setzte sich in einer Grußbotschaft für eine gerechte Verteilung der Impfstoffe ein.

Die Vertreter von 22 Ländern mit insgesamt 670 Millionen Bürgern berieten in dem Pyrenäen-Fürstentum unter dem Motto «Ein Gipfel für die Erholung» auch über eine enge Zusammenarbeit bei der Eindämmung der sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise. Der Wiederaufbau müsse gerecht und nachhaltig sein, so die Organisatoren des Gipfels. Angestrebt würden unter anderem «eine schnellere und flexiblere internationale Finanzierung» der Wiederaufbauprogramme und ein «sozialer Pakt, bei dem niemand zurückbleibt.»

Die meisten Delegationen nehmen am Treffen wegen der Corona-Pandemie online teil. Venezuelas umstrittener Präsident Nicolás Maduro nahm trotz anderslautender Zusagen nicht an dem Treffen teil.

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