Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

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Biden will Corona-Impfinitiative Covax mit Milliarden unterstützen

WASHINGTON: US-Präsident Joe Biden will die weltweite Corona-Impfinitiative Covax mit bis zu vier Milliarden US-Dollar unterstützen. Das Weiße Haus teilte am Vorabend des Online-Treffens der sieben großen Wirtschaftsnationen (G7) an diesem Freitag mit, dass die USA zunächst zwei Milliarden Dollar bereitstellen wollten. Weitere zwei Milliarden Dollar will die US-Regierung über einen Zeitraum von zwei Jahren freigeben, wenn auch andere Geldgeber ihre Zusagen erfüllt haben.

«Covid hat uns gezeigt, dass keine Nation im Angesicht einer Pandemie alleine handeln kann», erklärte das Weiße Haus. Deshalb ergreife Biden nun Maßnahmen, um die Schwächsten der Welt zu unterstützen und die Amerikaner vor dem Coronavirus zu schützen.

Die Covax-Initiative der Impfallianz Gavi und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) fördert die Forschung an zahlreichen Impfstoffkandidaten und soll eine faire Verteilung erfolgreicher Impfstoffe gewährleisten. Die USA waren der Initiative erst beigetreten, nachdem Biden im Januar Donald Trump als Präsident der Vereinigten Staaten abgelöst hatte.

Biden werde bei dem G7-Treffen die Absicht der USA unterstreichen, sich für die weltweite Gesundheitssicherheit einzusetzen. «Alle Länder sollten in der Lage sein, Ausbrüche zu verhindern, zu erkennen und darauf zu reagieren», erklärte das Weiße Haus. Zu den G7-Staaten gehören neben den USA und Deutschland auch Großbritannien, Frankreich, Italien, Kanada und Japan.


Johnson ruft zu schnellerer Herstellung von Impfstoffen auf

LONDON: Der britische Premierminister Boris Johnson hat zu einer deutlich schnelleren Herstellung von Impfstoffen aufgerufen. Es sei eine beispiellose globale Leistung gewesen, innerhalb von rund 300 Tagen ein Corona-Vakzin zu entwickeln. Ziel sei nun, nur noch 100 Tage für eine solche Entwicklung zu benötigen, um bei künftigen Gesundheitskrisen zahlreiche Leben zu retten, teilte die britische Regierung vor einem Videogipfel der G7-Staats- und Regierungschefs an diesem Freitag mit. Großbritannien hat in diesem Jahr den Vorsitz der Gruppe sieben führender Wirtschaftsmächte inne.

«Die Entwicklung brauchbarer Coronavirus-Impfstoffe bietet die verlockende Aussicht auf eine Rückkehr zur Normalität, aber wir dürfen uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen», sagte Johnson. «Als Staats- und Regierungschefs der G7 müssen wir heute sagen: nie wieder.» Mehr denn je zuvor ruhten die Hoffnungen der Welt auf den Schultern von Wissenschaftlern, sagte Johnson. «Indem wir unseren kollektiven Einfallsreichtum nutzen, stellen wir sicher, dass wir über die Impfstoffe, Behandlungsmethoden und Tests verfügen, um für künftige Gesundheitsbedrohungen kampfbereit zu sein.»

Johnson will den G7-Vorsitz nutzen, um eine engere Zusammenarbeit bei der Verteilung von Corona-Impfstoffen anzustoßen. Der Videogipfel ist für den Nachmittag geplant. Anschließend nehmen mehrere Staats- und Regierungschefs, darunter Johnson, US-Präsident Joe Biden und Kanzlerin Angela Merkel, an der Münchner Sicherheitskonferenz teil.


Luxus-Güter nach Corona-Masken-Deal beschlagnahmt

ROM/MADRID: In Italien hat die Finanzpolizei im Zusammenhang mit einem milliardenschweren Deal für Corona-Schutzmasken mehrere Luxusuhren, Autos und eine Jacht beschlagnahmt. Die Ermittler werfen einer Gruppe illegale Einflussnahme und Geldwäsche vor, wie die Polizei mitteilte. Die Verdächtigen sollen bei Aufträgen zwischen drei chinesischen Konsortien und der staatlichen Agentur des Kommissars für den Corona-Notfall vermittelt und dafür Provisionen im zweistelligen Millionen-Bereich erhalten haben.

Bei dem Deal ging es laut Polizei um 800 Millionen Masken - chirurgische Gesichtsmasken sowie Masken des Typs FFP2 und FFP3 - im Wert von 1,25 Milliarden Euro. Der Zeitung «Corriere della Sera» zufolge soll das Geschäft im Frühjahr 2020 geschlossen worden sein, als die erste Corona-Welle über Italien hereingebrochen war. Die beschlagnahmten Luxusgüter hatten nach Angaben der Ermittler vom Mittwoch einen Wert von rund 70 Millionen Euro. Sie waren im Besitz mehrerer Firmen, zu denen die Beschuldigten gehörten.

Die staatliche Agentur Invitalia und Corona-Kommissar Domenico Arcuri, teilten unterdessen mit, «Gegenstand illegaler Ausbeutung» gewesen zu sein. Man werde weiter mit den Ermittlern zusammenarbeiten und prüfe einen juristischen Weg, eine Entschädigung zu erhalten.

Dabei sei eine Maschine konfisziert worden, mit der die CE-Kennzeichnung für die Zulassung in der Europäischen Union illegal auf die mutmaßlich aus China stammenden FFP2- und KN95-Masken aufgedruckt worden sei, hieß es. Die Masken seien im Hotel benutzt und in Madrid und möglicherweise auch in anderen Städten verkauft worden. Der Betreiber des Hotels sei festgenommen worden. Ihm werde Fälschung und Gefährdung der öffentlichen Gesundheit vorgeworfen.


WHO starten neuen Milliarden-Spendenaufruf wegen Corona

GENF: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat einen neuen Spendenaufruf für ihre Aktivitäten im Kampf gegen das Coronavirus gestartet. Nötig seien in diesem Jahr 1,96 Milliarden Dollar (1,62 Mrd Euro), sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Donnerstag in Genf. Die WHO wolle damit Gesundheitsmaßnahmen finanzieren, aber auch Kampagnen gegen Gerüchte und Falschinformationen.

Im vergangenen Jahr hatte die WHO um 1,7 Milliarden Dollar zur Unterstützung ihrer Coronavirus-Aktivitäten gebeten. Davon seien 1,58 Milliarden Dollar zusammengekommen. Die WHO habe damit unter anderem 191 medizinische Nothilfeteams entsandt, epidemiologische Untersuchungen in 58 Ländern unterstützt und mehr als 150 Schulungen für Gesundheitspersonal über den Umgang mit dem Virus durchgeführt, an dem 4,7 Millionen Menschen teilgenommen hätten.


Macron: Reiche Länder sollen Impfdosen an ärmere abgeben

GENF: Der französische Präsident setzt sich dafür ein, dass reiche Länder vier bis fünf Prozent ihrer Corona-Impfdosen möglichst schnell an ärmere Länder abgeben. Er habe dies mit Bundeskanzlerin Angela Merkel besprochen und sie unterstütze dies, sagte Emmanuel Macron in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der «Financial Times».

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf begrüßte diesen Vorstoß. «Sehr willkommen, eine fantastische Entwicklung», sagte der Covid-Berater der WHO, Bruce Alyward. Es könne dazu beitragen, dass Ziel zu erreichen, dass Gesundheitsmitarbeiter in aller Welt in den ersten 100 Tagen dieses Jahres geimpft werden.

WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus betonte, dass die WHO viele reiche Länder um Impfdosen-Spenden gebeten habe. «Das ist im Interesse aller, weil wir dem Virus damit schneller den Garaus machen können und das dabei hilft, die Wirtschaft schneller anzukurbeln», sagte er. Die WHO kritisiert seit Wochen, dass in reichen Ländern teils schon jüngere Menschen gegen das Coronavirus geimpft werden, während es in den meisten ärmeren Ländern bislang selbst für Pflegepersonal noch keinen Impfstoff gibt.

Eine Spende von vier bis fünf Prozent der vorhandenen Impfdosen würde die Impfpläne der reicheren Länder nicht stören, meinte Macron. «Jedes Land sollte eine kleine Zahl zur Verfügung stellen, so dass Dutzende Millionen zusammenkommen, sehr schnell, und dass die Leute (in den Ländern) sehen, dass etwas passiert,» sagte er. Die Situation mit dem Mangel an Impfdosen für die ganze Welt werde schon zur politischen Einflussnahme ausgenutzt, sagte Macron. «Man kann die chinesische Strategie sehen, und die russische auch.» Beide Länder verteilen oder verkaufen ihre selbst entwickelten Impfstoffe in vielen Ländern.


Hans gegen Grenzkontrollen - stattdessen Tests für Beschäftigte

Saarbrücken (dpa/lrs) - Trotz der angespannten Corona-Lage im französischen Département Moselle hat sich der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) gegen erneute Grenzkontrollen ausgesprochen. Stattdessen setzt er auf regelmäßige Tests. Das teilte die Staatskanzlei am Donnerstagabend nach einem digitalen Gipfel der Großregion mit. In der Moselle treten verstärkt die Virusvarianten auf.

Die Landesregierung werde gemeinsam mit den großen saarländischen Unternehmen, in denen viele französische Mitarbeitende als Grenzpendler beschäftigt sind, ein flächendeckendes Testkonzept erarbeiten. Ziel seien regelmäßige freiwillige Tests, um Infektionen am Arbeitsplatz möglichst zu verhindern.

Das Land unterstütze zudem gemeinsam mit den französischen Partnern die Einrichtung eines deutsch-französischen Testzentrums durch den Eurodistrict SaarMoselle. Dort soll zukünftig Grenzgängern aus beiden Richtungen ein kostenloses und freiwilliges Testangebot gemacht werden.


Venezuela beginnt Corona-Impfungen mit russischem Sputnik-Impfstoff

CARACAS: Venezuela hat nach einer ersten Lieferung von rund 100.000 Dosen des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V laut Regierungsangaben die Impfung der Bevölkerung gegen das Coronavirus gestartet. «Es ist ein historischer Tag! Heute haben wir die erste Stufe der Immunisierung begonnen», schrieb der venezolanische Präsident Nicolás Maduro auf Twitter am Donnerstag. Es sei «der sicherste Impfstoff der Welt». Maduro forderte sämtliches Gesundheitspersonal, Sozialarbeiter, Polizei, Militär und Behörden auf sich impfen zu lassen.

In einer Pressekonferenz am Mittwoch hatte Maduro versichert, dass im ersten Quartal nach und nach zehn Millionen von Russland gekaufte Impfdosen ankommen würden. Seine Regierung habe dafür 200 Millionen Dollar investiert. Zugleich warte man auf eine erfolgreiche Verhandlung mit der Opposition, um Zugang zur Covax-Initiative zu erhalten - und die Freigabe von 300 Millionen Dollar der Bank of England. Damit bezog er sich auf Ressourcen, um die sich die autoritäre Regierung von Maduro und die von Juan Guaidó angeführte Opposition in einem Rechtsstreit befinden.

Sputnik V war im August als weltweit erster Impfstoff für eine breite Anwendung in der Bevölkerung freigegeben worden, obwohl bis dahin wichtige Tests gefehlt hatten. Nach Anfang Februar im medizinischen Fachblatt «The Lancet» veröffentlichten Daten hat das Vakzin eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Russland ist einer der engsten Verbündeten des südamerikanischen Krisenstaates Venezuela.


Parlament stimmt Notgesetz zur Ausgangssperre zu

DEN HAAG: Im Streit um die coronabedingte Ausgangssperre in den Niederlanden hat die Zweite Kammer des Parlaments im Eilverfahren einem Notgesetz zur Legalisierung der Maßnahme zugestimmt. Eine breite Mehrheit unterstützte am Donnerstagabend in Den Haag einen Gesetzesvorschlag der Regierung.

Die abendliche Ausgangssperre gilt bereits seit Mitte Januar, war aber von einem Verwaltungsgericht am Dienstag für unrechtmäßig erklärt worden. Die Regierung hatte die Ausgangssperre auf Grundlage eines Notgesetzes verhängt, nach Auffassung des Gerichts handelte es sich aber nicht um eine akute Notsituation. Das Gericht hatte mit dem Urteil einer Corona-Protestgruppe recht gegeben.

Die Regierung hatte daraufhin Berufung eingelegt, über die am Freitag verhandelt werden soll. Zugleich hatte sie auch ein neues Gesetz vorgelegt, nach dem die Ausgangssperre in die bereits bestehenden Corona-Regeln integriert werden soll.

Das Gesetz muss nun noch von der Ersten Kammer (vergleichbar dem Bundesrat) verabschiedet werden. Das soll ebenfalls am Freitag geschehen. Dort aber hat die Mitte-Rechts-Koalition von Premier Mark Rutte keine Mehrheit.


Estlands Regierung beschließt neue Corona-Beschränkungen

TALLINN: Estlands Regierung hat angesichts steigender Corona-Zahlen neue Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie beschlossen. In dem baltischen EU-Land dürfen gastronomische Betriebe, Theater, Kinos, Konzertsäle und Kirchen wie bisher weiter offen bleiben. Doch dürfen sie von Montag an nicht mehr als die Hälfte der verfügbaren Plätze vergeben. Zugleich setzte das Kabinett in Tallinn am Donnerstag die Teilnehmergrenze für Veranstaltungen auf 200 Personen im Innenbereich herab, im Freien dürfen sich 250 Personen zusammenfinden.

Saunas, Spa-Zentren und Schwimmbäder müssen parallel zu den in den kommenden Woche beginnenden Ferien für zwei Wochen ihren Betrieb für das breite Publikum einstellen. Der Schulbetrieb in dem baltischen EU-Land soll nach den Ferien Anfang März für zunächst eine Woche auf Fernunterricht umgestellt werden.

Gesundheitsexperten hatten zuvor gewarnt, dass Estland angesichts steigender Infektionszahlen vor einem düsteren März und April steht. Das Land mit 1,3 Millionen Einwohnern kämpft seit dem Herbst mit einer steigenden Zahl an Neuinfektionen. In dem Ostseestaat wurden seit Beginn der Pandemie bislang insgesamt gut 55.000 Fälle erfasst. 514 Menschen starben an dem Virus.


Britische Corona-Variante - Impfbereitschaft steigt

MADRID: Etwa 20 Prozent aller in Spanien in den vergangenen Tagen registrierten Corona-Neuinfektionen gehen auf die ansteckendere britische Variante des Erregers Sars-CoV-2 zurück. Diese Schätzung nannte Gesundheitsministerin Carolina Darias am Donnerstag im Parlament in Madrid. Zugleich verdoppelte sich einer Umfrage zufolge binnen zwei Monaten die Zahl der Impfwilligen in Spanien und liegt nun bei fast 83 Prozent, wie das Forschungsinstitut CIS mitteilte. Im Dezember waren es noch nur gut 40 Prozent.

Bei der Verbreitung der britischen Variante gebe es große regionale Unterschiede, betonte die Ministerin. So handele es sich etwa in Andalusien schon bei 41 Prozent aller Corona-Neuinfektionen um die zuerst in England beobachtete mutierte Variante des Virus, berichtete der staatliche Fernsehsender RTV unter Berufung auf den regionalen Gesundheitsminister Jesús Aguirre. In der zu Andalusien gehörenden Region vor dem britischen Gibraltar seien es sogar 51 Prozent. In einer Woche bis in zehn Tagen werde das mutierte Virus die dominante Variante in Andalusien sein.

Spanien ist eines der besonders heftig von der Corona-Pandemie getroffenen Länder. Bisher wurden mehr als 3,1 Millionen Infizierte registriert, 66.316 Menschen starben an oder mit dem Virus. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt seit geraumer Zeit, liegt aber mit 118 Neuinfektionen je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen immer noch relativ hoch.


Nordirland verlängert Lockdown bis 1. April - aber Schulen früher auf

BELFAST: Nordirland hat seinen Corona-Lockdown bis zum 1. April verlängert. Das entschied die Regierung bei einer Sitzung am Donnerstag, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete. Die ersten Schüler, nämlich zunächst die kleinsten, sollen jedoch schon am 8. März in die Schulen zurückkehren. Einige zur Zeit geschlossene Geschäfte sollen ab diesem Datum auch Abholservices anbieten dürfen. Seit Weihnachten durften die Menschen in Nordirland ihr Zuhause nur für wenige Ausnahmen verlassen - etwa zur Arbeit oder zum Sport machen.

Ähnlich könnte der vorsichtige Weg aus den Beschränkungen auch in England aussehen. Seinen großen Fahrplan hat Premier Boris Johnson für kommenden Montag angekündigt. Die regionalen Regierungen in Schottland, Wales und Nordirland entscheiden unabhängig davon ihre Corona-Maßnahmen. In den vergangenen Wochen ist die tägliche Zahl der Neuinfektionen in Großbritannien stark gesunken. Pro 100.000 Einwohnern zählte man in der vergangenen Woche rund 137 neue Fälle.


Tschechien fordert Lockerungen bei deutschen Grenzkontrollen

PRAG: Der tschechische Außenminister Tomas Petricek hat seinen deutschen Kollegen Heiko Maas dazu aufgefordert, die «strikten Maßnahmen» an den Grenzen zu überdenken. Das teilte der Sozialdemokrat am Donnerstag bei Twitter nach einer gemeinsamen Videokonferenz mit. Ähnlich hätten sich dabei die Außenminister Österreichs und der Slowakei geäußert.

«Leider erwarten wir in der nächsten Zeit keine radikalen Änderungen», konstatierte der tschechische Chefdiplomat. Die deutsche Seite habe bekräftigt, dass etwaige Lockerungen von einer Verbesserung der Corona-Lage im jeweiligen Land abhängig seien. In Tschechien verbessere sich diese derzeit nicht, gestand Petricek offen ein.

Die Bundesregierung hatte Tschechien, die Slowakei und weite Teile Tirols in Österreich zu sogenannten Virusvariantengebieten erklärt. Seit Sonntag dürfen von dort nur noch Deutsche sowie Ausländer mit Wohnsitz und Aufenthaltserlaubnis in Deutschland einreisen. Ausnahmen gibt es für Lastwagenfahrer und Grenzgänger mit systemrelevanten Berufen. Sie müssen einen negativen Corona-Test mitführen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Zu Wochenbeginn hatten die neuen Einreisebeschränkungen und Kontrollen zu kilometerlangen Staus auf tschechischen Autobahnen geführt.


EU-Staaten vereinbaren Liste mit Corona-Schnelltests zur Anerkennung

BRÜSSEL: Die EU-Staaten haben sich im Kampf gegen das Coronavirus auf eine Liste von Antigen-Schnelltests geeinigt, deren Ergebnisse in allen Länder anerkannt werden sollen. Zudem wurde festgelegt, welche Daten künftig in den Testergebnissen enthalten sein sollen, wie die EU-Kommission am Donnerstag mitteilte. Schnelltests seien entscheidend, um die Ausbreitung des Coronavirus zu überwachen und zu bremsen, schrieb EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides auf Twitter.

Der Beschluss sieht vor, dass die Ergebnisse von 16 Schnelltests gegenseitig anerkannt werden. Darunter ist beispielsweise ein Test von Siemens Healthineers. Die Ergebnisse sollen sowohl in der Sprache des Landes, in dem der Test gemacht wurde, als auch in Englisch verfügbar sein. Bereits im Januar hatten die EU-Staaten entschieden, an einer solchen Liste zu arbeiten, um grenzüberschreitenden Verkehr zu erleichtern.

Antigen-Schnelltests zeigen binnen weniger Minuten, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt. Es gibt inzwischen sehr viele Varianten unterschiedlicher Qualität. Insgesamt gelten sie als etwas weniger zuverlässig als die überall anerkannten PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden müssen.


Impfen gegen Corona: Italiens Militär sagt verstärkte Hilfe zu

ROM: Einen Tag nach der ersten Regierungserklärung von Ministerpräsident Mario Draghi im Parlament hat das Verteidigungsministerium in Rom den verstärkten Einsatz des Militärs beim Impfen gegen Corona zugesichert.

«Jede verfügbare Ressource muss mobilisiert werden, um die aktuelle Situation zu überwinden und den Kampf gegen Covid zu gewinnen», sagte Verteidigungsminister Lorenzo Guerini am Donnerstag. Draghi hatte am Mittwoch eine Beschleunigung der Impfkampagne angekündigt. Die italienischen Streitkräfte haben auch schon zuvor bei Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie geholfen.


Lebenserwartung in den USA wegen Corona deutlich gesunken

WASHINGTON: Wegen der Corona-Pandemie ist die Lebenserwartung in den USA deutlich gesunken. Besonders betroffen sind Schwarze und Latinos. Die durchschnittliche Lebenserwartung sank im ersten Halbjahr 2020 im Vergleich zu 2019 um ein Jahr von 78,8 auf 77,8 Jahre, wie am Donnerstag aus einer Studie der US-Gesundheitsbehörde CDC hervorging. Damit fiel die Lebenserwartung auf den niedrigsten Wert seit 2006.

Für die von der Pandemie in den USA besonders betroffenen Minderheiten ging die Lebenserwartung noch stärker zurück: Für Schwarze um 2,7 Jahre von 74,7 auf 72 Jahre. Das ist der niedrigste Wert seit zwei Jahrzehnten. Für Latinos ging sie um knapp zwei Jahre zurück, von 81,8 auf 79,9 Jahre, wie die CDC-Daten zeigten.

Experten gehen davon aus, dass die Daten für das ganze Kalenderjahr 2020 einen noch deutlicheren Rückgang der Lebenserwartung aller Bevölkerungsgruppen zeigen werden. Die Daten des ersten Halbjahres berücksichtigen vor allem die erste große Welle der Pandemie von März bis Mai. Der starke Anstieg von Infektionen und Todesfällen im Süden des Landes im Sommer wird nur teilweise erfasst, die dramatische Entwicklung im Herbst und Winter gar nicht.


Totenzahl in Pflegeheimen: New Yorks Gouverneur Cuomo unter Druck

NEW YORK: New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo kommt in der Corona-Krise wegen hoher Todeszahlen in Pflegeheimen unter Druck. Hintergrund ist, dass die Zahl der Todesfälle in den Heimen zuletzt stark nach oben korrigiert wurde - von 8500 auf mehr als 15.000. Mehrere Medien - darunter die «New York Times» - berichten, dass Abgeordnete des Staates eine Verschleierung der Ausmaße durch Cuomo vermuten. Als Konsequenz planten sie, seine Machtbefugnisse zum direkten Erlassen von Notfallmaßnahmen einschränken zu wollen. Ebenfalls wurde bekannt, dass die Bundespolizei FBI und Ermittler im Staat New York das Vorgehen der Regierung bezüglich Pflegeheimen untersuchten.

Cuomo galt seit dem Beginn der Corona-Pandemie in New York vor knapp einem Jahr als Fixpunkt für viele Amerikaner, unter anderem weil er versprach, seine Politik strikt nach wissenschaftlichen Notwendigkeiten auszurichten. Er inszenierte sich damit als Gegenentwurf des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Tatsächlich hat Cuomos Krisenmanagement ihm auch viel Lob, unter anderem des US-Top-Immunologen Anthony Fauci, eingebracht und dafür gesorgt, die Lage in New York nach einer Explosion der Corona-Fälle im Frühjahr 2020 einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen.


Einigung bei Pandemie-Gesetz - Ersatz für Notstand

PRAG: Regierung und Opposition in Tschechien haben sich auf die Grundzüge eines neuen Pandemie-Gesetzes geeinigt. Man habe bei der bis zuletzt strittigen Entschädigungsfrage für Unternehmer einen Durchbruch erzielt, teilte Petr Fiala von den oppositionellen Bürgerdemokraten (ODS) am Donnerstag mit. Ähnlich dem deutschen Infektionsschutzgesetz sollen die neuen Bestimmungen Corona-Maßnahmen ermöglichen, ohne dass dafür der nationale Notstand ausgerufen werden muss. Bis auf eine rechte Splitterpartei haben alle Fraktionen ihre Unterstützung für das Vorhaben zugesagt.

In Tschechien sind seit Monaten Restaurants, Hotels, Theater, Kinos, Stadien und die meisten Geschäfte geschlossen. Es gilt eine Maskenpflicht auch im Freien. Dennoch kommt es zu einem Anstieg der täglichen Neuinfektionen. Am Donnerstag meldeten die Behörden 10.813 neue Fälle. Seit Pandemiebeginn gab es mehr als eine Million Corona-Fälle und 18.739 Todesfälle. Tschechien hat rund 10,7 Millionen Einwohner.


Israels Gesundheitsminister droht Impfbetrügern Haftstrafen an

TEL AVIV: Israels Gesundheitsminister hat in der Corona-Krise eine strenge Bestrafung für Betrügereien mit gefälschten Impfausweisen angedroht. «Wir sind uns bewusst, dass der Impfausweis gefälscht werden kann», sagte Juli Edelstein am Donnerstag bei einer Pressekonferenz nahe Tel Aviv. «Wer glaubt, das sei ein Kinderspiel, und sich zuhause einen Impfausweis druckt, obwohl er nicht geimpft ist, und versucht, damit in ein Fitnessstudio, Theater oder Sportereignis zu gehen, wird letztlich gefasst werden. Und dieses Vergnügen im Theater oder Stadion wird dann im Gefängnis enden.» Die Impfkampagne in Israel ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr weit fortgeschritten. Das Land mit seinen 9,3 Millionen Einwohnern gilt als Vorreiter. Israel steckt inmitten eines schrittweisen Ausstiegs aus einem Lockdown.

Ab Sonntag soll es für Geimpfte und Genesene in bestimmten Bereichen mehr Privilegien geben als für Ungeimpfte. Um dies zu bewerkstelligen, gibt es den Impfausweis, auch Grüner Pass genannt. In Israel kann sich jeder Genesene sowie jeder Geimpfte eine Woche nach der zweiten Impfung den Ausweis zuhause ausdrucken. Persönliche Informationen sind mittels eines einfachen QR-Codes ablesbar. Ein Cybersicherheitsexperte hatte einem Medienbericht zufolge bereits von tausenden Fälschungsversuchen gesprochen. Der Sender Channel 12 berichtete, es gebe in einem Messengerdienst eine Gruppe mit Zehntausenden Teilnehmern, in denen Fälschungen angeboten würden.

Insgesamt wurden in Israel seit dem 19. Dezember mehr als 4,1 Millionen Erst- und knapp 2,8 Millionen Zweitimpfungen verabreicht. Zum Vergleich: Deutschland hat etwa neun mal so viele Einwohner wie Israel. Dort erhielten bislang knapp drei Millionen Menschen eine erste und rund 1,6 Millionen auch eine zweite Impfung.


Grenze von 500.000 Corona-Todesfällen in der EU überschritten

STOCKHOLM: Mehr als eine halbe Million Menschen in der Europäischen Union sind mittlerweile in Verbindung mit einer Corona-Infektion gestorben. Wie aus den am Donnerstag aktualisierten Vergleichszahlen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC hervorging, sind bislang rund 515.500 Menschen im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) im Zusammenhang mit einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 verstorben. Zieht man die drei EWR-Länder Norwegen, Island und Liechtenstein davon ab, kommt man für die EU auf knapp 514.850 Todesfälle. Eine Woche zuvor hatte die EU-Zahl bei rund 495.000 gelegen.

Aus den 27 EU-Staaten sind den Angaben zufolge insgesamt bislang rund 21 Millionen Infektionen mit Sars-CoV-2 gemeldet worden. Das ist ein Anstieg im Vergleich zur Vorwoche um etwa 635.000 Neuinfektionen. Deutschland als bevölkerungsreichster EU-Staat hat bislang weiterhin die viertmeisten Corona-Fälle nach Frankreich, Spanien und Italien verzeichnet. Bei den gemeldeten Todesfällen liegt die Bundesrepublik knapp hinter Spanien ebenfalls auf Rang vier.

Die Zahlen des in Stockholm ansässigen ECDC reichen immer bis zum Ende der jeweiligen Vorwoche, diesmal also bis zur am 14. Februar beendeten Kalenderwoche 6. Sie werden zwischen Montag und Mittwoch von Experten zusammengetragen und am Donnerstag aktualisiert. Die tatsächlichen Infektions- und Todesfallzahlen bis zum Donnerstag werden also mittlerweile höher sein. Darüber hinaus werden bei weitem nicht alle Infektionen nachgewiesen und registriert.


Auch Johnson bei virtueller Münchner Sicherheitskonferenz

BERLIN/MÜNCHEN: Neben US-Präsident Joe Biden, Kanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron wird an diesem Freitag auch der britische Premierminister Boris Johnson an der virtuellen Münchner Sicherheitskonferenz teilnehmen. Das teilten die Veranstalter am Donnerstag mit. Schon zuvor treffen sich die vier Staats- und Regierungschefs beim G7-Videogipfel zur Corona-Pandemie, bei dem Johnson Gastgeber ist.

Die Sicherheitskonferenz sollte eigentlich zwischen dem 19. und 21. Februar im Hotel Bayerischer Hof in München stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wird daraus nun eine digitale Veranstaltung, zu der sich die Teilnehmer per Video zuschalten. Eine physische Konferenz soll - soweit die Pandemie es zulässt - später im Jahr stattfinden.

Biden wird sich mit seiner Rede erstmals seit seinem Amtsantritt vor einem Monat erstmals direkt an ein europäisches Publikum wenden. Weitere Teilnehmer der Konferenz sind EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg, UN-Generalsekretär António Guterres der US-Klimabeauftragte John Kerry der Generalsekretär der Weltgesundheitsorganisation WHO, Tedros Adhanom Ghebreyesus, und Microsoft-Gründer Bill Gates.


EU-Behörde: Rund 30 Prozent weniger Asylanträge in 2020

ROM: Wegen der Corona-Pandemie sind im vergangenen Jahr rund 30 Prozent weniger Asylanträge in der Europäischen Union eingegangen. 2020 sind rund 461.300 Fälle eingereicht worden - während es im Vorjahr noch etwa 671.200 waren, wie die EU-Asylagentur Easo am Donnerstag in Valletta auf Malta mitteilte. Die Zahlen seien damit so niedrig wie seit 2013 nicht mehr.

Den Rückgang führte die Behörde demnach etwa auf die coronabedingten Reisebeschränkungen zurück. Schätzungsweise vier Prozent der Anträge stammten von unbegleiteten Minderjährigen. Am stärksten gingen die Antragszahlen von Menschen aus Nigeria (minus 44 Prozent) zurück. Durch die Pandemie sank außerdem der Arbeitsrückstand bei den Fällen etwas, wie die Easo weiter schrieb. Im Schnitt wurde rund jeder dritte Asylantrag anerkannt - die meisten von Menschen aus Syrien (84 Prozent), Eritrea (80 Prozent) und dem Jemen (75 Prozent).


Tschechien kontrolliert Lkw-Transitverkehr nach Deutschland

PRAG: Tschechien überwacht den Lkw-Transitverkehr nach Deutschland bereits an der Grenze zur Slowakei. Innerhalb von 24 Stunden seien an der Autobahn D2 rund 140 Fahrer von Lastwagen und Kleintransportern zurückgewiesen worden, sagte ein Sprecher der Polizei in Südmähren am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Es würden «intensive, stichprobenartige Kontrollen» durchgeführt.

Die Fahrer hatten demnach nicht den erforderlichen negativen Corona-Testnachweis für den Transit nach Deutschland dabei und mussten umkehren. Er darf nach einer Entscheidung des Gesundheitsministeriums in Prag nicht älter als 36 Stunden sein. Die Autobahn D2 verbindet die slowakische Hauptstadt Bratislava mit Brünn (Brno), wo Anschluss in Richtung Westen besteht.

Hintergrund ist, dass die deutsche Bundesregierung Tschechien zum Virusvariantengebiet erklärt hat. Lkw-Fahrer müssen sich vor der Einreise online registrieren und einen negativen Corona-Test mitführen, der nicht älter als 48 Stunden sein darf. Mit den Vorabkontrollen will Tschechien einen Verkehrskollaps verhindern.

Die tschechische Polizei sucht bei ihren Stichprobenkontrollen auch nach Migranten und Flüchtlingen, die sich in den Lastwagen und Anhängern versteckt haben könnten. Dazu dient ein Detektor, der Herzschläge erkennen kann. Wer entdeckt wird, landet angesichts des kalten Winterwetters oftmals wegen Unterkühlung im Krankenhaus.


Biontech-Impfstoff neutralisiert südafrikanische Virusvariante

BERLIN: Der Biontech-Impfstoff schützt einer aktuellen Untersuchung zufolge wahrscheinlich auch vor der südafrikanischen Virusvariante - allerdings ist die Zahl der dagegen gebildeten Antikörper wohl geringer. Das berichten Wissenschaftler im «The New England Journal of Medicine». Sie hatten im Labor überprüft, inwieweit sich mit dem Blutserum geimpfter Personen Viren mit verschiedenen Mutationen neutralisieren lassen. Bei der südafrikanischen Variante war die Zahl der neutralisierenden Antikörper geringer, die Neutralisierungsrate des Impfstoffs um etwa zwei Drittel reduziert.

Es sei noch unklar, welchen Effekt dies genau für die Wirkung der Impfung gegen die südafrikanische Virusvariante habe, schreiben die Wissenschaftler von der University of Texas Medical Branch. Für die Schutzwirkung eines Impfstoffes ist nicht allein die Menge der gebildeten Antikörper wichtig, das Immunsystem zeigt nach einer Impfung weitere schützende Reaktionen, etwa die Bildung von T-Zellen.

«Bisher gibt es keinerlei klinischen Daten, die darauf hinweisen, dass die südafrikanische Virusmutante nicht von dem Impfstoff-induzierten Schutz gegen Covid-19 abgedeckt wird», heißt es in einer Mitteilung von Biontech und Pfizer zu den Studienergebnissen. Man beobachte aber die Entwicklung und bereite sich darauf vor, einen angepassten Impfstoff oder einen Booster-Impfstoff zu entwickeln, sollte eine Variante auftauchen, vor der der Impfstoff nicht ausreichend schützt.

Die südafrikanische Variante des Coronavirus gilt als ansteckender, auch in Deutschland ist sie bereits nachgewiesen worden.


Zwei Drittel weniger Corona-Infektionen in England als noch im Januar

LONDON: Der harte Lockdown zahlt sich aus: In England ist die Zahl der aktuell positiv auf das Coronavirus Getesteten seit Anfang Januar um rund zwei Drittel zurückgegangen. Das ist das zentrale Ergebnis einer am Donnerstag veröffentlichten Studie des Imperial College London, für die Zehntausende zufällig ausgewählte Bürger regelmäßig getestet werden.

Fiel der Test Anfang Januar noch bei mehr als 1,5 Prozent positiv aus, waren es Anfang bis Mitte Februar nur noch gut 0,5 Prozent. Im besonders stark betroffenen London ging der Anteil der positiven Tests sogar um 80 Prozent zurück.

Beobachter führen die Entwicklung auf den seit Anfang Januar geltenden harten Lockdown zurück - und noch nicht auf die zunehmende Zahl der Geimpften. «Die Infektionsraten sind noch immer sehr hoch», sagte der beteiligte Wissenschaftler Paul Elliot im BBC-Interview. «Sie sind so hoch wie im September, als sie stiegen, und es sind aktuell noch genauso viele Menschen im Krankenhaus wie in der ersten Welle, also müssen wir sehr vorsichtig sein.»

Die Entwicklung in England, die ähnlich auch für ganz Großbritannien gilt, spiegelt einen Trend wieder, der sich - etwa auf Vergleichskarten der Universität Oxford - auch in anderen Staaten erkennen lässt: In den Vereinigten Staaten gab es im Januar ebenfalls einen steilen Abwärtstrend. In Deutschland und anderen Ländern sanken die Zahlen der neuen Fälle auch, allerdings weniger rapide.


Berliner Museen: Trotz Corona-Ruhe nicht mehr Schädlinge

BERLIN: Auch die vergleichsweise Stille der Corona-Pandemie hat den Berliner Museen keine zusätzlichen Probleme durch Schädlinge verschafft. «Coronazeit-bedingte Veränderungen im Vorkommen von Schadinsekten sind bei den Staatlichen Museen zu Berlin derzeit nicht zu verzeichnen», sagte der Leiter des Rathgen-Forschungslabors, Stefan Simon, der Deutschen Presse-Agentur.

Zwar sei es in den Ausstellungsbereichen ruhiger geworden und Schädlinge bevorzugten es, ungestört zu sein, «aber es gibt damit auch weniger Ein- und Ausgänge im Leihverkehr, die Schädlingsbefall verursachen könnten». Es gebe auch weniger Besucher und weniger Türen, die geöffnet würden. Zudem verwies Simon darauf, dass der Depotbetrieb normal weiter laufe. Damit griffen auch weiterhin die Maßnahmen im «Intergrated Pest Management» genannten Schutzprogramm der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Museen gehören.

In Großbritannien nahm nach einer Analyse der Denkmalschutzorganisation National Trust die Zahl von Schädlingen 2020 um elf Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. «Es besteht kein Zweifel, dass der Lockdown den Insekten gut getan hat», sagte Konservatorin Hilary Jarvis der Nachrichtenagentur PA zufolge. Auch Schimmelpilze seien vermehrt aufgetreten.


Medizinethiker hält gezielte Corona-Infektionen für nicht vertretbar

LONDON: Der Medizinethiker Joerg Hasford hält die gezielte Infizierung freiwilliger Probanden mit dem Coronavirus in moralischer Hinsicht für nicht vertretbar. Bis heute kenne man keine Gruppe, bei der es kein Risiko von tödlichen Verläufen oder beunruhigenden Spätfolgen von Covid-19 gebe, schreibt Hasford, der dem Arbeitskreis Medizinischer Ethik-Kommissionen angehört, in einem noch unveröffentlichten Beitrag, der der dpa vorliegt. Zudem könne man es Ärzten nicht zumuten, Menschen gezielt zu infizieren, ohne die Folgen abschätzen zu können. Dies widerspreche auch dem Eid, den diese bei Eintritt in ihren Beruf geleistet hätten.

Für ein besseres Verständnis des Coronavirus will Großbritannien absichtlich Probanden mit dem Erreger infizieren. Es handele sich um die weltweit erste solche «Human Challenge»-Studie zu Sars-CoV-2, wie das Wirtschaftsministerium in London am Mittwoch mitteilte. Bis zu 90 Freiwillige zwischen 18 und 30 Jahren sollen in einer «sicheren und kontrollierten Umgebung» dem Virus ausgesetzt werden. Das Projekt soll in den kommenden Wochen starten.

Dieses Vorgehen bei der Erprobung von Impfstoffen hat den Vorteil, dass die Wirksamkeit vergleichsweise effizient getestet werden kann. Das übliche Verfahren sieht hingegen vor, Zehntausende zu impfen und dann zu schauen, ob sich weniger Menschen auf natürliche Weise infizieren als in einer ungeimpften Kontrollgruppe.

In Deutschland gilt die Durchführung von «Human Challenge»-Studien als unwahrscheinlich. Der Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa) hatte solche Tests im Herbst als unethisch abgelehnt. Zudem gebe es medizinische Vorbehalte: «Challenge-Studien zeigen vielleicht ein verfälschtes Bild, da Erkenntnisse, die nur mit jungen, gesunden Menschen gewonnen wurden, möglicherweise nicht auf Ältere und chronisch Kranke übertragbar sind. Aber diese Personengruppen sind durch Covid-19 am stärksten bedroht», betont der Verband auf seiner Internetseite. Künstlich herbeigeführte Ansteckungen entsprächen nicht den echten Infektionen im Alltag.

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