Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Ein Heimbewohner erhält eine COVID-19-Impfung im Pflegeheim Vallecas in Madrid. Foto: epa/Juanjo Martin
Ein Heimbewohner erhält eine COVID-19-Impfung im Pflegeheim Vallecas in Madrid. Foto: epa/Juanjo Martin

101-jährige Überlebende der Spanischen Grippe erhält Corona-Impfung

KIRKINTILLOCH: Als Baby wurde sie an der Seite ihrer schwer an der Spanischen Grippe erkrankten Mutter gefunden, die sich nicht mehr um sie kümmern konnte. Nun hat eine 101-Jährige aus Schottland eine Impfung gegen das Coronavirus erhalten, wie der Gesundheitsdienst NHS Greater Glasgow and Clyde am Donnerstag mitteilte. Für sie sei es «nur eine weitere Impfung», sagte Emily Lawson aus Kirkintilloch, die 1919 geboren wurde, als die letzte große Pandemie grassierte. Der Spanischen Grippe fielen weltweit schätzungsweise 50 Millionen Menschen zum Opfer.

Die britische Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis Mitte Februar die 15 Millionen Angehörigen der am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen im Land gegen das Coronavirus zu impfen. Bislang haben mehr als 3,2 Millionen Menschen eine erste Dosis erhalten.


Virusmutation in Brasilien: London stoppt Reiseverkehr aus Südamerika

LONDON: Wegen einer zuerst in Brasilien nachgewiesenen Coronavirus-Mutation verhängt die britische Regierung ein Einreiseverbot für Ankömmlinge aus Südamerika und Portugal. Das teilte der britische Verkehrsminister Grant Shapps am Donnerstagabend mit. Die neue Regelung soll bereits am frühen Freitagmorgen in Kraft treten. Ausgenommen seien britische Staatsangehörige, irische Staatsbürger und Menschen mit Aufenthaltsrecht in Großbritannien. Portugal falle wegen seiner engen Beziehungen zu Brasilien ebenfalls unter die Maßnahme.

Premierminister Boris Johnson hatte sich am Mittwoch in einem Parlamentsausschuss besorgt über die neue Virusvariante gezeigt, die Ähnlichkeiten zu der in Südafrika auftretenden Mutation haben soll. Beide sollen sich sehr rasch in Gegenden ausbreiten, die von der bisher vorherrschenden Variante bereits stark betroffen waren. Experten wollen nun untersuchen, ob die Immunität von Menschen, die bereits eine Corona-Infektion überstanden haben, durch die neuen Mutationen beeinträchtigt wird.

Bei Viren treten stetig zufällige Veränderungen im Erbgut auf, Mutationen genannt. Manche verschaffen dem Erreger Vorteile - etwa, indem sie ihn leichter übertragbar machen. Im Dezember wurde eine Variante des Coronavirus in Großbritannien nachgewiesen, die Analysen zufolge ansteckender sein könnte als die bisher kursierenden.


Lockdown in Bergamo zu spät? Durchsuchungen in italienischen Behörden

ROM: Die Staatsanwaltschaft in Bergamo prüft Vorwürfe, ob während der ersten Welle der Pandemie der Lockdown in der von der Krankheit besonders betroffenen norditalienischen Stadt zu spät verhängt wurde. Dazu stellte die Polizei bei mehreren Gesundheitsbehörden Dokumente im Zusammenhang mit Ermittlungen zum Pandemie-Plan der Regierung sicher. Die Dokumente sollen auch Aufschluss geben, warum es so viele Tote in den Altenheimen Bergamos gab. Zeitweise waren in Bergamo so viele Menschen gestorben, dass Militär-Lastwagen die Särge aus der Stadt bringen mussten.

Im Zentrum der Ermittlungen steht der Verdacht, dass der nationale Pandemie-Plan nicht auf dem neusten Stand war. Die Staatsanwaltschaft im norditalienischen Bergamo bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur Ansa. In Anhörungen hätten Experten der Weltgesundheitsorganisation die Ansicht vertreten, dass der seit 2020 geltende Pandemie-Plan nur die Kopie einer Arbeitshypothese aus dem Jahr 2006 gewesen sei, hieß es.

Die Vorwürfe kursieren schon länger. Eine Gruppe von Corona-Opfervertretern hatte Ende des vergangenen Jahres eine Klage gegen die Behörden landesweit und in den Regionen eingereicht. Die Gruppe warf den Behörden ebenfalls Versäumnisse in Bergamo vor. Italien verzeichnete seit Pandemiebeginn schon mehr als 80.000 Tote mit Sars-Cov-2 und mehr als 2,3 Millionen Corona-Infektionen.


Erste Dänen erhalten Moderna-Impfstoff

KOPENHAGEN: Die ersten Dänen sind mit dem Impfstoff von Moderna gegen das Coronavirus geimpft worden. Der 75-jährige Andy Puggaard Thomsen erhielt die erste Dosis am Donnerstag in einem neuen Impfzentrum in Vejle rund 100 Kilometer nördlich von Flensburg, wie der dänische Rundfunksender DR berichtete.

«Das wird ein Vergnügen», sagte der Mann aus Gørding demnach, ehe ihm eine Krankenschwester das Mittel in den Oberarm spritzte. Es fühle sich gut an, geimpft zu werden, weil ihm das dabei helfen werde, ein wenig mehr Bewegungsfreiheit zu erlangen. Der Senior wird in Vejle wegen einer Krebserkrankung behandelt und zählt damit zur Gruppe derjenigen, die im Falle einer Corona-Ansteckung schwer krank werden können.

Bis zum Nachmittag hatten nach Angaben der Nachrichtenagentur Ritzau knapp 100 Bürger die erste von zwei Impfdosen erhalten. Die zweite soll rund vier Wochen später verabreicht werden. Die ersten rund 5000 in Dänemark eingetroffenen Dosen hatte die Region Süddänemark erhalten, zu der Vejle gehört.

Das erste in der EU zugelassene Impfmittel - dasjenige der Mainzer Firma Biontech und ihres US-Partners Pfizer - war in Dänemark erstmals am 27. Dezember gespritzt worden. Seitdem haben mehr als 118.000 Menschen in Dänemark ihre erste Impfdosis erhalten, was etwas mehr als zwei Prozent der dänischen Bevölkerung entspricht. Regierungschefin Mette Frederiksen hatte vor wenigen Tagen stolz darauf hingewiesen, dass Dänemark auf die Einwohnerzahl gerechnet bisher so viele Menschen geimpft habe wie kein anderes EU-Land. Ziel der Dänen ist, bis Ende Juni 2021 alle Bürger geimpft zu haben, die dies wünschen.


Skiurlaub trotz Lockdown? Polens Ex-Vizeregierungschefin unter Druck

WARSCHAU: Nach der Teilnahme ihrer drei Söhne an einem Skitraining während des Lockdowns ist Polens frühere Vizeregierungschefin Jadwiga Emilewicz unter Druck geraten. Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, sei nicht auszuschließen, dass die Politikerin ihr Mandat als Abgeordnete ruhen lassen müsse, sagte Fraktionschef Ryszard Terlecki von der nationalkonservativen Regierungspartei PiS am Donnerstag laut Agentur PAP.

Am Mittwoch hatte der Fernsehsender TVN24 Aufnahmen veröffentlicht, die die drei Kinder von Emilewicz Anfang Januar bei einem Skitraining im südpolnischen Wintersportort Suche in der Tatra zeigten. Auch die frühere Vizeregierungschefin war mit Helm und Skibekleidung zu sehen. Ähnlich wie in Deutschland sind die Skigebiete in Polen derzeit wegen der Corona-Pandemie geschlossen. Ausnahmen gelten nur für Leistungssportler, die sich auf Wettkämpfe vorbereiten.

Emilewicz hatte erklärt, ihre Söhne seien Mitglieder eines Warschauer Skiclubs und als Leistungssportler beim Skiverband PZN registriert. Am Donnerstag räumte ein Sprecher des Skiverbandes gegenüber TVN24 jedoch ein, dass die Lizenzen für die Kinder der Politikerin erst am 7. Januar beantragt und am selben Tag ausgestellt wurden - nach dem Ende des Skitrainings.

Der Fall sorgt in der polnischen Öffentlichkeit für großen Unmut. Die Regierung hatte vor Weihnachten für die Zeit vom 28. Dezember bis zum 17. Januar die Restriktionen verschärft, die Skigebiete geschlossen und landesweit einheitliche Winterschulferien angeordnet. Während viele Eltern nicht wissen, wie sie ihre Kinder beschäftigen sollen, klagt die Touristikbranche in den Wintersportorten über den Verdienstausfall und hat bereits an die Regierung appelliert, die Corona-Beschränkungen zu lockern.


Paris: Datenschützer bemängeln Drohnenüberwachung von Corona-Maßnahme

PARIS: Die französische Datenschutzbehörde CNIL hat das Pariser Innenministerium für den Einsatz von Drohnen zur Überwachung von Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Pandemie zur Ordnung gerufen. Die mit Kameras ausgestatteten Drohnen seien außerhalb des gesetzlichen Rahmens genutzt worden, erklärte das CNIL am Donnerstag. Die Datenschützer bemängeln, dass Menschen auf den Drohnenbildern erkannt werden könnten. Zudem sei die Öffentlichkeit nicht ausreichend über den Einsatz der Drohnen informiert worden.

Das Ministerium solle den Einsatz von Beobachtungsdrohnen der Polizei und Gendarmerie unter seiner Kontrolle sofort beenden, bis der Schutz der Persönlichkeitsrechte abgewogen und eine Rechtsgrundlage geschaffen worden seien, hieß es. Auch eine Verpixelung der aufgenommenen Gesichter sei möglich. Das CNIL bemängelte, dass eine 2020 eingeführte Verpixelungslösung erst nach Übermittlung der Klardaten von der Drohne zur Bodenstation erfolgte.

Behörden in ganz Frankreich hatten die Einhaltung von Corona-Regeln unter anderem mit Drohnen kontrolliert. In Paris sollten mit den Geräten auch verbotene Versammlungen aufgespürt werden. Bereits im Mai hatte der Staatsrat als oberstes Verwaltungsgericht dies der Pariser Polizei untersagt, da die Aufnahmen die Identifizierung von Personen ermöglichten.

Aus dem Pariser Innenministerium hieß es, man habe die Ermahnung zur Kenntnis genommen, wie die französische Nachrichtenagentur AFP berichtete. Mit einem Abschnitt des geplanten umstrittenen Sicherheitsgesetzes soll demnach eine Grundlage für den Einsatz von Drohnen bei Veranstaltungen geschaffen werden. Das CNIL kann Behörden zur Ordnung rufen, aber keine Bußgelder verhängen.


Trotz Corona: Tausende Inder baden im Ganges

NEU DELHI: Viele Tausend Menschen in Indien haben zum Auftakt eines hinduistischen Pilgerfests im für sie heiligen Fluss Ganges gebadet. Das mehrwöchige Kumbh Mela (Krugfest) gilt als größte friedliche Versammlung und größtes religiöses Fest der Welt. In den kommenden Wochen werden bei dem Fest in der Stadt Haridwar Millionen weitere Menschen erwartet, wie örtliche Medien schreiben. Demnach würden Organisatoren zufolge auch Corona-Richtlinien eingehalten. Trotzdem sieht man auf Bildern des Fests am Donnerstag viele Menschen ohne Masken.

Hindus glauben, dass das Waschritual der Pilgerreise ihre Seele von Sünden reinigt und ihnen den Weg zum Himmel öffnet. Das Fest basiert auf einem Mythos, wonach Götter und Dämonen um einen Krug (Kumbh) stritten, der mit Unsterblichkeitsnektar gefüllt war. Bei dem Streit fielen einige Tropfen an vier Orten auf die Erde: In Prayagraj, Haridwar, Ujjain und Nashik, wo das Fest in bestimmten Abständen abgehalten wird. Dieses Jahr findet das Fest in der Stadt Haridwar statt.

In Indien gibt es in absoluten Zahlen am zweitmeisten bekannte Corona-Fälle nach den USA - insgesamt mehr als 10,5 Millionen. Mehr als 151.000 Menschen sind mit oder an einer Corona-Infektion gestorben. Indien ist aber auch das zweitbevölkerungsreichste Land der Welt mit 1,3 Milliarden Einwohnern.


Frankreich plant Corona-Massentestungen von Kindern und Lehrkräften

METZ: Angesichts sich häufender Fälle der in Großbritannien verstärkt aufgetretenen Corona-Mutation will Frankreich massenweise Kinder auf das Virus testen lassen. «Wir haben ein Protokoll erstellt, das darauf abzielt, bis zu eine Million Kinder und Lehrkräfte im Monat zu testen, was enorm ist», sagte Gesundheitsminister Olivier Véran am Donnerstag in Metz der französischen Nachrichtenagentur AFP zufolge. Das Virus scheine bei Kindern ansteckender zu sein. Überall dort, wo es sinnvoll sei, solle bereits ab einem Alter von sechs Jahren getestet werden.

Zuletzt waren in Frankreich immer wieder Fälle der Virus-Variante aufgetreten - etwa in Marseille und im Großraum Paris. Behörden hatten sich besorgt gezeigt und zu weiteren Maßnahmen aufgerufen.

Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Einwohnern ist schwer von der Pandemie getroffen. Etwa 69.000 Menschen starben im Zusammenhang mit einer Infektion. Bei mehr als 2,8 Millionen Menschen wurde das Virus nachgewiesen.


Britische Firma Pimlico Plumbers will Impfpflicht in Arbeitsverträgen

LONDON: Noch lange bevor der begehrte Corona-Impfstoff der breiten Bevölkerung zur Verfügung steht, erwägt der Chef der britischen Handwerkerfirma Pimlico Plumbers eine Impfpflicht für seine Beschäftigten. «Wir werden Verträge ändern, wie auch immer man das formuliert, sodass sie eine Impfung erfordern», sagte der Unternehmer Charlie Mullins dem Magazin «City A.M.». «Wir werden in der Zukunft keine Menschen mehr einstellen, wenn sie die Impfung nicht haben», sagte Mullins laut einem Bericht von Mittwoch. «Wenn sie zu Hause sitzen und kein normales Leben führen wollen, dann sollen sie sich eben nicht impfen lassen.» Seine Anwälte seien derzeit dabei, Arbeitsverträge zu überarbeiten.

Arbeitnehmeranwälte wiesen dem Bericht zufolge jedoch darauf hin, dass eine solche Änderung bestehender Verträge von Mitarbeitern womöglich unzulässig sei. Derzeit werden in Großbritannien bislang nur Risikogruppen und Angehörige medizinischer oder Pflegeberufe geimpft.


Litauen mit deutlich mehr Todesfällen im Corona-Jahr 2020

VILNIUS: Im stark betroffenen Litauen sind im Corona-Jahr 2020 deutlich mehr Menschen gestorben als im Vorjahr. Nach Angaben der nationalen Statistikbehörde vom Donnerstag gab es in dem baltischen EU-Land 43.400 Todesfälle - ein Anstieg um über 13 Prozent gegenüber 2019. Auch die Anzahl an Todesfälle pro 1000 Einwohner stieg deutlich von 13,7 auf 15,5 an. «Dies ist die größte Zunahme an Todesfällen in einem Jahr seit 1990», sagte Behördenvizeleiterin Inga Masiulaityte-Sukevic in Vilnius. Besonders in die Höhe geschnellt seien die Todeszahlen demnach im November und Dezember.

Zugleich sank die Geburtenquote auf den niedrigsten Stand seit drei Jahrzehnten. 2020 wurden in Litauen etwa 24.500 Kinder geboren - elf Prozent weniger als noch 2019. «Die Gesamtsituation ist nicht sehr erfreulich», sagte Masiulaityte-Sukevic der Agentur BNS zufolge. Auch Demografie-Experten zeigten sich besorgt über die Entwicklung.

Litauen mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern kämpft seit dem Herbst mit rapiden steigenden Corona-Zahlen. Trotz eines Abflachens der Kurve zu Jahresbeginn weist der Baltenstaat nach Angaben der EU-Behörde ECDC gegenwärtig weiter eine der höchsten Infektionsraten in Europa auf. Insgesamt wurden seit Beginn der Pandemie über 164.000 Corona-Fälle erfasst, 2346 Menschen starben.


Schweden passiert Marke von 10.000 Toten mit Corona-Infektion

STOCKHOLM: In Schweden sind mittlerweile mehr als 10.000 mit dem Coronavirus infizierte Menschen gestorben. Bei der täglichen Aktualisierung der schwedischen Corona-Zahlen kamen am Donnerstag 351 gemeldete Todesfälle in Verbindung mit einer Infektion hinzu, womit es seit Beginn der Pandemie bislang 10.185 solcher Sterbefälle in dem skandinavischen EU-Land gegeben hat. Bis Donnerstag wurden insgesamt mehr als 518.000 Infektionsfälle nachgewiesen.

Schweden ist in der Corona-Krise einen vielbeachteten Sonderweg mit vergleichsweise gemäßigten Einschränkungen des öffentlichen Lebens sowie Appellen an die Vernunft der Bürger gegangen. Im Frühjahr 2020 war das mit vergleichsweise hohen Infektions- und Todeszahlen einhergegangen, im Sommer hatte sich das Infektionsgeschehen dann deutlich beruhigt. Seit Ende Oktober stiegen die Zahlen bei den Schweden aber wieder stark. Kurz vor Weihnachten erreichten sie vorerst ihren Höhepunkt.


Corona-Fallzahlen steigen wieder

BRÜSSEL: Nach wochenlangem Rückgang der täglichen Corona-Fallzahlen in Belgien steigt der Wert zuletzt wieder. Angaben der Gesundheitsbehörde Sciensano vom Donnerstag zufolge wurden zwischen dem 4. und 10. Januar durchschnittlich 2083 neue Corona-Infektionen pro Tag gezählt. Im Vergleich zur Vorwoche war das ein Zuwachs um 28 Prozent. Die Quote positiver Tests ging im gleichen Zeitraum jedoch um 1,7 Prozent zurück. Donnerstag war der sechste Tag in Folge mit zunehmenden Infektionszahlen.

Wegen der Reiserückkehrer nach Weihnachten wird in Belgien derzeit deutlich mehr auf das Coronavirus getestet. Vom 4. bis zum 10. Januar gab es Sciensano zufolge ein Plus von 69 Prozent im Vergleich zur Vorwoche.

Besonders deutlich - um 86 Prozent - sind die Infektionszahlen im gleichen Zeitraum in der Region Brüssel-Hauptstadt gestiegen. Dort ist die Bevölkerung aufgrund der ansässigen EU-Institutionen international geprägt.

Die meisten Indikatoren wie die Zahlen der Corona-Toten oder der Krankenhaus-Einlieferungen nehmen in Belgien weiter ab. In dem kleinen Land mit rund 11,5 Millionen Einwohnern gelten seit Monaten unter anderem strenge Kontaktbeschränkungen. Restaurants und Kneipen sind geschlossen und Kontaktberufe wie Friseure dürfen nicht arbeiten. Geschäfte sind seit Anfang Dezember wieder geöffnet.


Papst Franziskus und emeritierter Papst Benedikt XVI. geimpft

ROM: Papst Franziskus und der emeritierte Papst Benedikt haben ihre erste Impfung gegen Covid-19 erhalten. Das teilte der Heilige Stuhl am Donnerstag mit. Die beiden seien im Vatikan geimpft worden, hieß es.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte bereits angekündigt, sich impfen zu lassen. «Man muss das machen», hatte der 84-jährige Franziskus unlängst in einem Fernseh-Interview gesagt. Man spiele sonst nicht nur mit seiner Gesundheit und seinem Leben, sondern auch mit dem Leben anderer.

Bislang war jedoch unklar, wann der Papst die Impfung erhalten sollte. Am Mittwoch hatte der Vatikan mit Corona-Impfungen begonnen. In dem katholischen Kirchenstaat wurden laut einem Bericht der Medienplattform «Vatican News» zunächst die Mitarbeiter der Gesundheitsdienste und das Sicherheitspersonal sowie ältere Menschen und Personal geimpft, das viel Kontakt mit der Öffentlichkeit hat. Auch weitere Mitarbeiter sowie Familienangehörige könnten die Spritzen bekommen.


Rechnungshof: Deutlich mehr Obdachlose in England als geschätzt

LONDON: In England gibt es deutlich mehr Obdachlose als bisher geschätzt. Das legt ein Bericht des Rechnungshofs nahe, der die Obdachlosenhilfe der Regierung in der Corona-Krise untersucht. Etwa 33.000 Menschen hätten ein Hilfsprogramm genutzt, das die Regierung zu Beginn der Corona-Krise im März 2020 aufgelegt hatte, teilte der Rechnungshof in London am Donnerstag mit. Einer Regierungsschätzung von Ende 2019 zufolge lebten in dem britischen Landesteil aber lediglich 4266 Menschen auf der Straße. Dabei waren allerdings keine Unterbringungen in Notunterkünften eingerechnet.

«Zum ersten Mal ist das Ausmaß der obdachlosen Bevölkerung in England klar geworden - und es übertrifft die bisherigen Schätzungen der Regierung bei weitem», sagte Rechnungshofchef Gareth Davies. So wurden etwa im März in der Stadt Bristol 400 Menschen mit dem Corona-Hilfsprogramm «Everybody In» (in etwa: Alle rein) unterstützt, die Verwaltung war aber nur von 98 Obdachlosen ausgegangen. Im Londoner Stadtteil Southwark waren 25 Obdachlose bekannt - in den ersten Stunden des Programms wurden 200 Menschen in Hotels untergebracht. Noch immer wohnen etwa 10.000 Menschen in Notunterkünften.

Der Rechnungshof betonte allerdings, die Regierung habe mit «Everybody In» rasch auf die Gefahren der Pandemie für Obdachlose reagiert. Das Programm habe Schätzungen zufolge dazu beigetragen, mehr als 20.000 Neuinfektionen und 266 Tote zu vermeiden. Erst Anfang Januar hatte die Regierung weitere Millionenhilfen angekündigt. Das Geld soll etwa für Corona-Impfungen von Obdachlosen verwendet werden.


Beamter schickte Ex-Partnerin vier Mal in Quarantäne

TEL AVIV: Einem israelischen Gesundheitsbeamten wird nach Angaben der Polizei vorgeworfen, seine Ex-Partnerin mehrfach in eine nicht erforderliche Corona-Quarantäne geschickt zu haben. Der 35-Jährige aus dem Norden des Landes werde verdächtigt, der Frau vier Mal Nachrichten mit einer Aufforderung zur umgehenden Isolation auf ihr Handy gesendet zu haben, teilte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstag mit. Begründet worden sei dies mit einem angeblichen Kontakt zu einer infizierten Person.

Weil die Frau nach jeder SMS Einspruch eingelegt habe, sei der Vorgang behördenintern aufgefallen und an die Polizei übermittelt worden. Wie die Sprecherin mitteilte, wurde der Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums unter anderem zu Vorwürfen von Amtsmissbrauch befragt. Unter strengen Auflagen sei er wieder freigelassen worden. In Israel setzt das Gesundheitsministerium SMS ein, um etwa über Isolationsbestimmungen zu informieren.


Italien behält strenge Corona-Regeln - neue Weiße Zone

ROM: Italiens Regierung will im Kampf gegen die Corona-Pandemie weiterhin auf strenge Regeln setzen - mit einer möglichen Aussicht auf mehr Normalität. Bis zum 15. Februar seien Reisen zwischen den Regionen weiter untersagt, teilte die Regierung in der Nacht zu Donnerstag nach einer Sitzung des Ministerrates mit. Ausnahmen gelten wie zuvor etwa in Zusammenhang mit Beruf, der Gesundheit oder einem Notfall. Der Ministerrat beschloss zudem, den Corona-Notstand bis zum 30. April zu verlängern. Auch die nächtliche Ausgangssperre bleibt bestehen.

Vom 16. Januar an dürfen die Menschen in Italien bis zum 5. März nur noch einmal am Tag zu zweit einen anderen Haushalt besuchen. Kinder bis 14 Jahre oder Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, werden nicht mit eingerechnet. Darüber hinaus gelten im Corona-Farbsystem verschiedene Regeln für die Bewegungsfreiheit. In der Gelben Zone mit den lockersten Beschränkungen können die Menschen innerhalb der Region frei unterwegs sein. In den Orangen und Roten Zonen ist das nur auf die Kommune beschränkt.

Ein Lichtblick ist die neue Weiße Zone. Viele Beschränkungen würden dann entfallen. Das bedeutet, dass dann Theater, Kinos und Fitnessstudios wieder öffnen könnten. Die Regierung behielt es sich jedoch vor, gewisse Maßnahmen aus den Dekreten anzuwenden. Die Weiße Zone gilt, wenn in einer Region in drei aufeinander folgenden Wochen maximal 50 Corona-Fälle je 100.000 Einwohner auftreten.

Italien verzeichnete bislang mehr als 80.000 Tote mit Sars-CoV-2 und mehr als 2,319 Millionen Corona-Infektionen. Stand Mittwochnacht wurden bislang knapp 886.000 Corona-Impfungen verabreicht.


Testpflicht bei Einreise nach England um drei Tage aufgeschoben

LONDON: Die Einführung einer Corona-Testpflicht für Reisen nach England ist um drei Tage aufgeschoben worden. Sie soll nun erst vom kommenden Montag an gelten. Der britische Verkehrsminister Grant Shapps begründete dies am Donnerstag auf Twitter, man wolle «internationalen Einreisenden Zeit geben, sich vorzubereiten». Künftig ist die Einreise in England dann nur noch mit einem negativen Corona-Test möglich. Die Regel soll am Montag um 4.00 Uhr Ortszeit (5.00 Uhr MEZ) in Kraft treten. Sie gilt auch für Briten.

Der Test darf bei Verlassen des Herkunftslandes höchstens 72 Stunden alt sein. Er muss noch vor Abreise von Flug- oder Bahngesellschaft beziehungsweise Schiffsbetreiber kontrolliert werden. Unabhängig vom Ergebnis müssen sich zudem alle Einreisenden für zehn Tage in Quarantäne begeben. Vom fünften Tag kann die Quarantäne mit einem neuen Test verkürzt werden.

Ausnahmen von der Testpflicht gelten für Kinder bis zehn Jahren und Passagiere, die aus anderen Teilen des Vereinigten Königreichs einreisen, sowie Lkw-Fahrer. Dadurch soll der Warenfluss sichergestellt werden. Grenzbeamte sollen kontrollieren, ob die Regeln eingehalten werden. Bei Verstößen werden mindestens 500 Pfund (umgerechnet 550 Euro) Geldstrafe fällig.

Trotz des harten Lockdowns bewegen sich die aktuellen Corona-Fallzahlen in Großbritannien weiterhin auf extrem hohen Niveau. Verantwortlich dafür machen Regierung und Mediziner eine neue, wohl noch ansteckendere Virus-Variante, die in Teilen des Königreichs grassiert. Pro 100.000 Einwohnern zählte Großbritannien in der vergangenen Woche mehr als 600 Neuinfektionen, in Teilen von London liegt diese Kennziffer weit über 1000.


Mehr als 100 Festnahmen nach Krawall an Brüsseler Polizeiwache

BRÜSSEL: Nach Ausschreitungen an einer Polizeiwache in Brüssel sind mehr als 100 Menschen vorläufig festgenommen worden. Dies teilte Justizminister Vincent Van Quickenborne in der Nacht zum Donnerstag mit, wie die Nachrichtenagentur Belga meldete. Am Mittwoch hatten etwa 500 Menschen in der Nähe der Wache gegen den Tod eines 23-Jährigen protestiert, der nach einer Corona-Kontrolle durch die Polizei starb. Am Abend steckten Demonstranten nach Angaben der Polizei Mülleimer in Brand, schlugen Scheiben ein und beschädigten sechs Autos. Ein Demonstrant und vier Polizisten wurden verletzt.

Zeitweise steckte König Philippe in seinem Auto in der Demonstration fest, wie mehrere Medien berichteten. Der König sei auf dem Weg vom Palast in der Brüsseler Innenstadt zum Schloss Laken im Norden der Stadt gewesen, schrieb «De Standaard». Sein Auto sei aber nicht angegriffen worden. Straßenbahnen blockierten zeitweise die Weiterfahrt. Nach kurzer Zeit konnten der König sowie ein Wagen mit Leibwächtern weiterfahren, wie auf einem Video zu sehen war.

Der Tod des 23-Jährigen geht nach ersten Erkenntnissen auf Herzversagen zurück, wie Belga berichtete. Die Staatsanwaltschaft hatte den Fall am Montag so geschildert: Die Polizei habe am Samstagabend in Brüssel eine Gruppe kontrolliert, die sich trotz geltender Corona-Beschränkungen versammelt hatte. Der Mann sei daraufhin geflohen, aber schnell gefasst und zum Verhör zur Polizeistation gebracht worden. Dort habe er das Bewusstsein verloren und sei wenig später im Krankenhaus gestorben.


Mehr als 9000 Corona-Neuinfektionen

TEL AVIV: In Israel sind den dritten Tag in Folge mehr als 9000 Corona-Neuinfektionen registriert worden. Wie das Gesundheitsministerium am Donnerstag mitteilte, wurden binnen 24 Stunden 9408 Fälle gemeldet. Dies ist der zweithöchste Wert seit Beginn der Pandemie. Zum Vergleich: Israel hat etwas mehr als neun Millionen Einwohner, Deutschland etwa neunmal so viele.

Israel steckt mitten in einer dritten Corona-Welle. Seit Freitag gilt ein zweiwöchiger harter Lockdown mit Maßnahmen wie der Einschränkung der Bewegungsfreiheit. Man darf das eigene Haus oder die eigene Wohnung nur in einem Umkreis von 1000 Metern verlassen. Israels Corona-Beauftragter Nachman Asch sagte dem Online-Portal «ynet», der Lockdown könnte angesichts der hohen Infektionszahlen um eine Woche verlängert werden.

Experten rechnen aber mit baldigen Effekten der vor knapp einem Monat angelaufenen Impfkampagne. Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu traf am Donnerstag die zweimillionste Bürgerin Israels, die gegen das Coronavirus geimpft wurde. «Wir sehen ohne Zweifel Licht am Ende des Tunnels», sagte Netanjahu nach Medienberichten. Er rief die Israelis dazu auf, sich impfen zu lassen und sich an die Corona-Regeln zu halten, damit Israel als erstes Land die Pandemie überwinden könne. Die Regierung will bis Ende März allen Bewohnern, die älter als 16 Jahre sind, eine Impfung anbieten. Für den 23. März ist eine Neuwahl geplant.

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