Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Eine Vollzugsbeamtin des Marktaufsichts- und Verwaltungsbüros überprüft die Impfstoffversorgung in Rongan, China. Foto: epa/Tan Kaixing
Eine Vollzugsbeamtin des Marktaufsichts- und Verwaltungsbüros überprüft die Impfstoffversorgung in Rongan, China. Foto: epa/Tan Kaixing

Von der Leyen zu Corona: Manche Maßnahmen womöglich zu früh gelockert

BRÜSSEL: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sind nach Einschätzung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach dem Lockdown im Frühjahr manche Maßnahmen womöglich zu früh gelockert worden. «Wir haben Folgendes gelernt: Nachdem die erste Welle abgeebbt ist, haben wir natürlich im Sommer die Maßnahmen etwas gelockert, wohl auch zu schnell gelockert, und das geht aber nicht nur um die Reisen», sagte die CDU-Politikerin am Donnerstagabend nach den Videoberatungen der EU-Staats- und Regierungschefs. Sie antwortete damit auf eine Journalistinnenfrage, ob es im Rückblick ein Fehler gewesen sei, die Wiederaufnahme des Tourismus im Sommer zuzulassen.

Es gebe viele Variablen, die ausschlaggebend seien, um das Virus in Schach zu halten, sagte von der Leyen weiter. «Und wir müssen dabei immer bedenken, dass wir das Virus bekämpfen müssen, seine Ausbreitung einschränken müssen, bis wir in der Bevölkerung durch die Impfung genügend Immunität aufgebaut haben. Das heißt, da müssen wir sehr vorsichtig sein, wenn es darum geht, Maßnahmen wieder aufzuheben», befand die Kommissionspräsidentin.


Von der Leyen zu Grenzschließungen: Haben alle unsere Lehren gezogen

BRÜSSEL: EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen rechnet in der zweiten Corona-Welle nicht mit Grenzschließungen an den europäischen Binnengrenzen wie im Frühjahr. «Ich denke, wir haben alle unsere Lehren aus dem Frühling gezogen», sagte die CDU-Politikerin am Donnerstag nach Videoberatungen der EU-Staats- und Regierungschefs. Zu Beginn der Krise hätten viele Länder nach innen geschaut. Aber es habe nur wenig Zeit gebraucht um zu verstehen, dass dies den Binnenmarkt beschädige. Zudem habe es die Ausbreitung des Coronavirus nicht gestoppt. Nun sei der Ansatz deutlich differenzierter, sagte von der Leyen.

Zu Beginn der Corona-Krise hatten die EU-Staaten zum Teil unabgestimmt ihre Grenzen geschlossen und so unter anderem den Warenverkehr in Europa behindert. Zeitweise stauten sich Lastwagen an den Grenzen über Dutzende Kilometer.


Merkel warnt vor erneuten Grenzschließungen in Europa

BERLIN: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich bei einem EU-Videogipfel klar gegen die erneute Schließung von Grenzen innerhalb der Europäischen Union ausgesprochen. Regierungssprecher Steffen Seibert erklärte am Donnerstagabend nach dreistündigen Beratungen der Staats- und Regierungschefs, dass sich Merkel für eine koordinierte Bekämpfung der Corona-Pandemie in Europa eingesetzt habe: «Gerade für Deutschland als Land in der Mitte Europas ist es wichtig, dass die Grenzen offen bleiben, dass es einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf gibt und dass wir gemeinsam die Pandemie bekämpfen.»

Während der ersten Corona-Welle im Frühjahr hatten zahlreiche EU-Länder ihre Grenzen ohne Absprachen geschlossen. Auch jetzt gibt es bereits wieder einseitige Einreisebeschränkungen. So hat die dänische Regierung vor einer Woche verfügt, dass Menschen aus Deutschland nicht mehr ohne triftigen Grund einreisen dürfen. Für den Großteil der weiteren Staaten in Europa gilt das schon länger. Ungarn hat seine Grenzen schon wieder fast ganz für Ausländer dicht gemacht.

Merkel erläuterte bei dem Treffen auch die drastischen Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung, die in Deutschland im November gelten. Seibert erklärte, dass es die Videogipfel zur Corona-Pandemie nun regelmäßig geben werde.


Wegen Corona-Pandemie: Rio sagt seinen Straßenkarneval ab

RIO DE JANEIRO: Nach der Verschiebung des weltberühmten Karnevals im Sambodrom hat die brasilianische Metropole Rio de Janeiro wegen der Corona-Pandemie den Straßenkarneval abgesagt. Dies berichtete das Nachrichtenportal «G1» am Donnerstag. Demnach hätten Vertreter von Karnevalsgruppen, die städtische Tourismusagentur Riotur und Spezialisten für Gesundheit und öffentliche Sicherheit die Absage nach einer Online-Besprechung festgelegt.

Dem Bericht zufolge waren sich alle Teilnehmer einig, dass eine Veranstaltung von der Größe des Straßenkarnevals von Rio in der Corona-Pandemie weder sinnvoll noch sicher ist. In diesem Jahr hatte der Karneval in Rio laut «G1» unter Berufung auf Riotur allein in vier Tagen mehr als drei Millionen Menschen auf die Straße gelockt. Ende September hatte Rio bereits die Umzüge im Sambodrom verschoben. Sie sollten im Februar stattfinden.

Nach den USA und Indien verzeichnet Brasilien die meisten Infektionen mit dem Coronavirus - es sind über 5,4 Millionen. Mehr als 158.000 Menschen sind in dem größten Land Lateinamerikas im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben. Daten der Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro zufolge registrierte die Stadt Rio bis Donnerstag offiziell mehr als 118.000 Infizierte, über 12.000 Patienten sind bislang gestorben. Wegen Corona war bereits die Silvesterparty an der Copacabana abgesagt worden.


Luxemburg beschließt nächtliche Ausgangssperre

LUXEMBURG: Wegen Corona gilt ab Freitag eine nächtliche Ausgangssperre in Luxemburg. Das Luxemburger Parlament beschloss am Donnerstag einen Gesetzestext, wonach die Bürger zwischen 23 und 6 Uhr grundsätzlich zu Hause bleiben müssen. Ausnahmen sind beispielsweise Arztbesuche oder der Weg zur Arbeit. Auch das Gassigehen mit einem Hund ist im Umkreis von einem Kilometer um die Wohnung erlaubt.

Wegen steigender Corona-Infektionszahlen hat das Parlament weitere Einschränkungen auf den Weg gebracht: Im Restaurant oder zu Hause dürfen nur noch maximal vier Personen ohne Mund-Nasen-Bedeckung zusammenkommen. Wenn es mehr Menschen sind, ist das Tragen einer Maske Pflicht. Diese Einschränkungen gelten bis Jahresende, die Ausgangssperre ist bis Ende November befristet.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in dem Land mit mehr als 600.000 Einwohnern ist in der vergangenen Woche (19. bis 25. Oktober) im Vergleich zur Vorwoche um 265 Prozent auf rund 3400 gestiegen. Luxemburg war bereits im September vom Robert Koch-Institut (RKI) zum Corona-Risikogebiet erklärt worden. Diesen Status hatte das Großherzogtum schon von Mitte Juli bis Mitte August inne.


EU-Gesundheitsminister beraten über Stärkung der WHO

BRÜSSEL: Die Gesundheitsminister der Europäischen Union kommen am Freitag (10.00 Uhr) zu einer Videokonferenz zusammen. Wichtigstes Thema ist die Stärkung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der im Kampf gegen die Corona-Pandemie eine zentrale Rolle zugeordnet wird. Funktionsweise und Leistungsfähigkeit der Organisation müssten trotz aller bisheriger Anstrengungen noch entscheidend verbessert werden, hieß es dazu von EU-Diplomaten. Die Zeit sei gekommen, vor der am 9. November beginnenden Weltgesundheitsversammlung der WHO ein starkes politisches Signal zu setzen.

Mit dem Rückzug der USA sehen die Europäer für sich eine führende Rolle bei der Stärkung der WHO. Die USA haben unter Präsident Donald Trump ihren Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation eingereicht, der im Juli 2021 wirksam wird. Trump warf der in Genf ansässigen Organisation vor, zu spät über die Gefahr des Coronavirus informiert zu haben und unter der Kontrolle der chinesischen Regierung zu stehen. Er macht die WHO mitverantwortlich für die hohe Zahl der Corona-Toten.

Die Minister befassen sich außerdem mit der Koordinierung der EU-Reiseregeln in der Pandemie. Die Gesundheitspolitik ist Sache der Mitgliedstaaten. Bisher behindere die Vielfalt der Maßnahmen einzelner Länder immer noch die Bewegungsfreiheit von Personen innerhalb der EU, hieß es. So hatte beispielsweise die Kompromisssuche bei Regeln zur Corona-Ampel für eine einheitliche Bewertung von Hotspots Wochen gedauert.


Polens Regierungschef: Protest gegen Abtreibungsverbot absagen

WARSCHAU: Angesichts der Corona-Pandemie hat Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki die Frauenbewegung dazu aufgerufen, den für Freitag geplanten Protest gegen ein verschärftes Abtreibungsrecht abzusagen. «Ich bitte ganz inständig darum, mit Blick auf die Epidemie und Covid-19, da es eine Bedrohung für das Leben unserer Senioren ist, aber auch Jüngere können daran sterben«, sagte Morawiecki am Donnerstag. Er appellierte an die Demonstranten, ihre Wut lieber auf ihn zu konzentrieren, aber jene Mitbürger zu verschonen, die als Folge der Proteste möglicherweise in zwei Wochen von dem Virus betroffen wären. «Als Demonstranten seid ihr im Kontakt mit älteren Menschen, und das könnte dramatische Folgen haben.»

Seit Tagen protestieren in ganz Polen Menschen gegen eine Entscheidung des Verfassungsgerichts. Die Richter hatten befunden, dass Frauen auch dann nicht abtreiben dürfen, wenn ihr Kind schwere Fehlbildungen hat. Dies kommt de facto einem Abtreibungsverbot gleich. Am Mittwoch hat sich laut Polizei landesweit mehr als 430.000 Menschen an insgesamt 410 Protestaktionen beteiligt. Für Freitag hat die Organisation Allpolnischer Frauenstreik zu einem zentralen Protestmarsch in Warschau aufgerufen.

Am Donnerstag hatten die Behörden mehr als 20.000 Corona-Neuinfektionen innerhalb eines Tages registriert. Es gibt die Sorge, dass das Gesundheitssystem bei einer weiteren Ausbreitung der Pandemie bald an seine Grenzen gelangen könnte.


Dänemark beschränkt auch die Einreise aus Schleswig-Holstein

KOPENHAGEN: Dänemark weitet seine Reisebeschränkungen nun auch auf Schleswig-Holstein aus. Das ging am Donnerstagnachmittag aus dem wöchentlich aktualisierten Reisemaßgaben des dänischen Außenministeriums hervor. Die Maßnahme bedeutet, dass den Dänen ab Samstag auch von nicht notwendigen Reisen nach Schleswig-Holstein abgeraten wird. Einwohner Schleswig-Holsteins können weiter nach Dänemark einreisen, müssen dafür aber einen triftigen Einreisegrund oder einen negativen Corona-Test vorweisen, der nicht älter als 72 Stunden sein darf. Da die Arbeit als Einreisegrund gilt, werden Grenzpendler weiter ins Land gelassen.

Grund für den Schritt ist, dass Schleswig-Holsteins Zahl der Corona-Neuinfektionen den dänischen Grenzwert von 30 wöchentlichen Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen überschritten hat. Dieser Wert liegt laut dänischen Angaben bei 31,1. Damit gilt nun ganz Deutschland als sogenanntes Quarantäneland.

Die dänische Regierung hatte die Einreisebeschränkungen im Laufe der vergangenen Monate für ein Land nach dem anderen erhoben, zuletzt auch für Deutschland mit der Ausnahme des an Dänemark grenzenden Schleswig-Holsteins. Insgesamt rät Kopenhagen damit von nicht notwendigen Reisen in alle Welt mit der Ausnahme von zwei schwedischen Regionen ab.


Corona-Notstand bis Mai 2021 verlängert

MADRID: In Spanien ist der Corona-Notstand bis zum 9. Mai 2021 verlängert worden. Das Parlament in Madrid nahm am Donnerstag den Antrag der linken Regierung mit deutlicher Mehrheit an. 194 von insgesamt 350 Abgeordneten stimmten mit Ja. 53 stimmten dagegen, 99 enthielten sich der Stimme. Vier Abgeordnete waren nicht anwesend.

Wegen der rapide steigenden Infektionszahlen hatte Ministerpräsident Pedro Sánchez erst am Sonntag den sogenannten Alarmzustand - die dritthöchste Notstandsstufe - ausgerufen und fast im ganzen Land eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Nur die im Kampf gegen Corona zuletzt erfolgreichen Kanaren sind davon ausgenommen. Dieses Notstands-Dekret galt nur für zwei Wochen. Die von der Regierung angestrebte lange Verlängerung musste deshalb gemäß Verfassung vom Parlament gebilligt werden.


Estland verkürzt Corona-Quarantäne von 14 auf zehn Tage

TALLINN: Estland schickt Neuankömmlinge und Heimkehrer aus Risikogebieten künftig nur noch zehn statt 14 Tage in Corona-Quarantäne. Dies beschloss die Regierung in Tallinn am Donnerstag. Bislang mussten sich Menschen, die aus Ländern mit hohen Infektionsraten in das baltische EU-Land einreisen, für zwei Wochen isolieren. Um die Quarantäne zu verkürzen, können Reisende bei der Ankunft in Estland weiter einen Corona-Test machen, nach frühestens einer Woche soll dann ein zweiter Test folgen.

Die Verkürzung greift auch für Personen, die in Kontakt mit einem Corona-Infizierten waren. Dazu müssen sie frühestens nach zehn Tagen negativ getestet oder vom Arzt für nicht ansteckend erklärt werden. Die 10-Tages-Frist beginnt Regierungsangaben zufolge mit dem letzten engen Kontakt, der von der Gesundheitsbehörde festgelegt wird.

Estland mit seinen 1,3 Millionen Einwohnern verzeichnete bislang 4671 bestätigte Corona-Infektionen und 73 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus. Der Baltenstaat gehört damit zu den am wenigsten betroffenen Ländern in Europa. Nach Angaben der EU-Behörde ECDC vom Donnerstag lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen 14 Tagen mit 48,5 mehr als dreimal niedriger als der entsprechende deutsche Wert.


Tschechien ernennt mitten in Corona-Krise neuen Gesundheitsminister

PRAG: Das stark von der Corona-Pandemie betroffene Tschechien hat mitten in der Krise den Gesundheitsminister ausgewechselt. Präsident Milos Zeman überreichte dem Mediziner Jan Blatny am Donnerstag die Ernennungsurkunde. Der 50-Jährige folgt auf Roman Prymula, der sich nur einen Monat im Amt halten konnte. Der Epidemiologe war von einem Boulevardblatt abgelichtet worden, wie er nachts ohne Maske ein Restaurant verließ. Das sorgte in der Öffentlichkeit für großen Unmut, hatte Prymula doch selbst die Schließung aller Gaststätten angeordnet.

Zeman warnte den Politik-Neuling Blatny, dass er als Minister Angriffen ausgesetzt sein werde. Die Politik sei eine «ungeheuer grausame Angelegenheit». Blatny gilt in der Hauptstadt als unbeschriebenes Blatt. Der Spezialist für Blutkrankheiten bei Kindern war bisher an der Uniklinik in der zweitgrößten Stadt Brünn (Brno) tätig. Im Frühjahr soll er das Coronavirus nach Medienberichten einmal eine «etwas schlimmere Grippe» genannt haben.

In Tschechien nahm die Zahl der Corona-Neuinfektionen zuletzt exponentiell zu. Nach den jüngsten Angaben der EU-Gesundheitsagentur ECDC steckten sich binnen 14 Tagen statistisch 1481 Menschen je 100.000 Einwohner an. Das war der zweithöchste Wert innerhalb der EU nach Belgien. Seit Beginn der Pandemie starben 2.675 Menschen. Die Regierung in Prag hat Ausgangsbeschränkungen und eine nächtliche Ausgangssperre verhängt. Tschechien hat knapp 10,7 Millionen Einwohner.


Iran meldet erneut Höchstwert an Corona-Neuinfektionen

TEHERAN: Die Zahl der registrierten Corona-Neuinfektionen im Iran hat mit fast 8300 Fällen binnen eines Tages einen neuen Höchstwert erreicht. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Donnerstag gab es im gleichen Zeitraum 399 Corona-Tote. Damit liegt die Gesamtzahl der Corona-Toten im Land aktuell bei über 34.000, die der Infizierten bei fast 600.000, sagte Ministeriumssprecherin Sima Lari im Staatsfernsehen.

Nach Einschätzung von Gesundheitsexperten dürften die Fallzahlen jedoch mehr als doppelt so hoch sein wie amtlich angegeben. Sie verweisen darauf, dass es im Iran, der etwa so viele Einwohner wie Deutschland hat, noch zu wenige Testmöglichkeiten gebe.


Lockdown für die griechischen Städte Thessaloniki, Larisa und Rodopi

ATHEN: Im Kampf gegen das Corona-Virus hat die griechische Regierung einen Lockdown für die Städte Thessaloniki, Larisa und Rodopi in Mittel- und Nordgriechenland angeordnet. Wie bereits beim Ausbruch der Pandemie im Frühjahr müsse Griechenland härter und schneller Maßnahmen ergreifen als andere Länder, um das Schlimmste zu verhindern und den Druck auf das Gesundheitssystem zu mindern, sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis am Donnerstagmittag in Athen. Die Maßnahmen ähneln jenen in Deutschland; so sollen beispielsweise Kinder weiterhin zur Schule gehen, aber Versammlungen sind verboten und Restaurants müssen geschlossen bleiben.

Griechenland war im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bisher verhältnismäßig schwach von Corona betroffen, doch in den vergangenen Wochen schnellten die Zahlen in die Höhe. Dennoch erziele man bisher bessere Ergebnisse als andere Länder, sagte Mitsotakis. «Ich würde sagen, dass wir rund zwei bis drei Wochen hinter der Entwicklung zurückbleiben, die andere europäische Länder derzeit erleben.» Am Freitag will die Regierung weitere Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie verkünden.

Erstmals wurden diese Woche in Griechenland binnen 24 Stunden mehr als 1500 neue Corona-Fälle verzeichnet. Das Land mit seinen rund 11 Millionen Einwohnern zählt seit Ausbruch der Pandemie gut 34.000 Infektionsfälle und 603 Tote. Zum Vergleich: Das einwohnermäßig ähnlich große Bundesland Baden-Württemberg verzeichnet insgesamt rund 75.000 Infektionen und fast 2000 Todesfälle. Die griechische Regierung hatte zu Beginn der Pandemie schnell reagiert und etwa Schulen noch vor anderen EU-Staaten geschlossen.


Slowakische Bischöfe fordern Ende des Gottesdienst-Verbots

BRATISLAVA: Die katholische Bischofskonferenz der Slowakei hat ein baldiges Ende des Verbots öffentlicher Gottesdienste gefordert. Die Kirche habe die Maßnahmen der Regierung gegen die Ausbreitung des Coronavirus stets mitgetragen, teilte ein Sprecher am Donnerstag in Bratislava mit. Die geistlichen Bedürfnisse der Menschen dürften aber nicht in Vergessenheit geraten. Das religiöse Leben könne langfristig nicht allein über Bildschirme ablaufen - einzelne Pfarreien übertragen ihre Predigten im Internet.

Die Regierung von Ministerpräsident Igor Matovic hatte die Ausgangsbeschränkungen zuletzt bis zum 8. November verlängert. Die Slowakei ist stark katholisch geprägt. Mehr als 60 Prozent der knapp 5,5 Millionen Slowaken sind nach Angaben der Statistikbehörde römisch-katholischer Konfession.

Am Donnerstag vermeldeten die Behörden des EU-Mitgliedstaats 2785 neue bestätigte Corona-Infektionen innerhalb von 24 Stunden. Die Zahl der coronabedingten Toten seit Beginn der Pandemie stieg auf 200. Allerdings zählt die Slowakei nur Verstorbene, bei denen eine andere Todesursache ausgeschlossen wurde.


«Verdens Gang»: Schwarzer November

OSLO: Die norwegische Boulevardzeitung «Verdens Gang» (Oslo) kommentiert am Donnerstag die verschärften Corona-Beschränkungen in Deutschland und anderen Teilen Europas:

«Es hat diesen Herbst in vielen europäischen Städten Demonstrationen gegen strenge Corona-Maßnahmen gegeben. Der Frust ist verständlich. Die Maßnahmen haben große wirtschaftliche Folgen und greifen ins soziale Leben ein. Die Behörden haben lange gehofft, einem neuen Lockdown entgehen zu können. Jetzt haben verantwortungsbewusste Politiker keine Wahl mehr - sie müssen die Maßnahmen verschärfen. Die WHO meldet, dass die Zahl der Todesfälle in Folge von Covid-19 in Europa im Vergleich zur Vorwoche um 40 Prozent gestiegen ist. Niemand kann mehr sagen, dass die zweite Welle nur Junge und Gesunde trifft, die nur begrenzt erkranken. Jetzt füllen sich die Intensivstationen mit schwer erkrankten Patienten. Die Todeszahlen steigen überall in Europa. Alles muss getan werden, um eine Wiederholung der chaotischen und schrecklichen Lage in vielen europäischen Krankenhäusern zu verhindern.»


Beatmungsgeräte-Hersteller Drägerwerk verdient deutlich mehr

LÜBECK: Eine hohe Nachfrage nach seinen Produkten in der Corona-Pandemie hat dem Medizin- und Sicherheitstechnikkonzern Drägerwerk im dritten Quartal einen Gewinnsprung beschert. Der Gewinn stieg von Juli bis September auf 81,5 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag in Lübeck mitteilte. Im Vorjahr hatte Drägerwerk hier 3,7 Millionen Euro ausgewiesen. Der Auftragseingang kletterte um 7,5 Prozent auf 747,8 Millionen Euro. Rechnet man Währungseffekte heraus, dann war das ein Plus von 13 Prozent. Dräger stellt Schutzmasken her, aber auch Produkte für die Behandlung von Corona-Patienten, wie etwa Beatmungsgeräte.

Der SDax-Konzern hatte erst jüngst vorläufige Zahlen zum dritten Quartal vorgelegt und seine Jahresziele konkretisiert. Der Umsatz stieg wie bekannt um rund 30 Prozent auf 862,5 Millionen Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) sprang von 9,3 auf fast 127 Millionen Euro. Für das Gesamtjahr 2020 erwartet das Unternehmen ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum von 14 bis 22 Prozent und eine Ebit-Marge zwischen 7,0 und 11,0 Prozent. Dabei geht Drägerwerk davon aus, bei beiden Kennziffern das mittlere bis obere Ende der Prognosespanne zu erreichen.


Zahl der Corona-Infektionen steigt auf mehr als 8 Millionen

NEU DELHI: In Indien - dem Land mit den absolut gesehen meisten Corona-Fällen nach den USA - ist die Zahl der bekannten Infektionen auf mehr als acht Millionen gestiegen.

In den vergangenen 24 Stunden kamen knapp 50.000 erfasste Neuinfektionen dazu, wie Zahlen des indischen Gesundheitsministeriums vom Donnerstag zeigen. Gleichzeitig nehmen die täglich erfassten Corona-Fälle in der größten Demokratie der Welt seit Wochen tendenziell ab, während sie Europa zunehmen. Auch die Todesrate in dem 1,3-Milliarden-Einwohner-Land ist auf die Bevölkerung gerechnet niedriger als in vielen anderen Ländern. Das könnte mit der relativ jungen Bevölkerung Indiens zusammenhängen. Allerdings ist hierbei auch zu beachten, dass in Indien viele Tote nie erfasst werden und die Testrate relativ gering ist.


Pandemie und Stellenabbau reißen Airbus in die roten Zahlen

TOULOUSE: Die Corona-Krise und der geplante Abbau von rund 15.000 Jobs haben den Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus im dritten Quartal tief in die roten Zahlen gerissen. Unter dem Strich stand ein Verlust von 767 Millionen Euro nach einem Gewinn von 989 Millionen ein Jahr zuvor, wie das Unternehmen am Donnerstag in Toulouse mitteilte. Besonders teuer schlug der Stellenabbau zu Buche. Airbus legte für den geplanten Umbau 1,2 Milliarden Euro zur Seite.

Im laufenden Geschäft brach der Umsatz wegen der gebremsten Auslieferung von Passagierjets im Jahresvergleich um 27 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro ein. Der um Sonderkosten bereinigte operative Gewinn (bereinigtes Ebit) sackte um 49 Prozent auf 820 Millionen Euro ab, fiel aber höher aus als von Analysten erwartet.

Zudem verbuchte das Unternehmen vor Übernahmen und Kundenfinanzierungen einen positiven Mittelzufluss. Das Management peilt hier auch für das vierte Quartal mindestens eine ausgeglichene Entwicklung an. Wegen der Unsicherheiten durch die Corona-Pandemie wagt Airbus-Chef Guillaume Faury aber keine weitere Prognose für das laufende Jahr.


FBI warnt vor Cyberattacken auf Krankenhäuser

WASHINGTON: Die Zahl der Corona-Infizierten in den USA steigt erneut an - nun sind amerikanische Krankenhäuser auch noch einer Welle von Cyberangriffen ausgesetzt. Die Bundespolizei FBI warnte in der Nacht zum Donnerstag vor fortlaufenden Attacken mit dem Erpressungstrojaner Ryuk. Solche Software verschlüsselt typischerweise den Inhalt von Computern und verlangt Lösegeld mit Versprechen, die Daten wieder freizugeben. Bei einer weltweiten Attacke dieser Art mit dem Trojaner WannaCry war im Mai 2017 auch die Arbeit britischer Krankenhäuser beeinträchtigt.

IT-Sicherheitsexperten vermuten eine russische Gruppe Cyberkrimineller hinter Ryuk. Das genaue Ausmaß der aktuellen Attacken auf amerikanische Krankenhäuser blieb unklar. Laut Medienberichten waren Krankenhäuser in den Bundesstaaten New York, Oregon und Minnesota betroffen. Der Gründer der IT-Sicherheitsfirma Hold Security, Alex Holden, sagte dem Fachblog «Krebs On Security», laut Online-Chats wollten die Angreifer Ryuk in 400 medizinischen Einrichtungen platzieren.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in den USA erreichte am Mittwoch wieder fast 79.000. Erst vergangene Woche war mit mehr als 83.000 Ansteckungen an einem Tag ein Rekord erreicht worden. In den meisten Bundesstaaten wird ein Anstieg verzeichnet.


Britische Autoproduktion bricht ein - Angst vor No-Deal-Brexit

LONDON: Die britische Autoindustrie ist infolge der Corona-Pandemie eingebrochen. In den ersten neun Monaten des Jahres lag die Produktion mit gut 632.000 Fahrzeugen mehr als ein Drittel (knapp 36 Prozent) unter dem Niveau des Vorjahres, wie aus einer Auswertung des Industrieverbandes Society of Motor Manufacturers and Traders von Donnerstag hervorgeht.

Der September war demnach der schwächste September für die Produktion seit 25 Jahren. Insbesondere die Exporte sanken um fast zehn Prozent. Da aber noch immer drei Viertel der in Großbritannien produzierten Autos exportiert werden, konnte die Nachfrage im heimischen Markt den Abschwung nicht ausgleichen. Die Ausfuhren in die USA brachen im September mit bis zu rund 30 Prozent besonders heftig ein, in die EU wurden gut drei Prozent weniger britische Autos exportiert als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Umso mehr fürchtet sich die Branche davor, dass die Verhandlungen über einen Handelspakt mit der EU für die Zeit nach dem Brexit scheitern könnten. Wenn Zölle in Kraft träten, würde das die schon jetzt strauchelnden Ausfuhren extrem belasten und die Wettbewerbsfähigkeit britischer Autos deutlich mindern. «Angesichts der ohnehin schon belasteten Produktion wäre ein No-Deal-Brexit oben drauf katastrophal für die Branche, ihre Angestellten und Familien», warnte Verbandschef Mike Hawes.


Corona-Schutz: Papst Franziskus hält Generalaudienz ohne Pilger

ROM: Papst Franziskus schränkt angesichts der steigenden Corona-Zahlen seine Auftritte vor Gläubigen wieder stärker ein und überträgt seine Generalaudienz mittwochs nur noch per Livestream. Das teilte der Vatikan am Donnerstag mit. Grund für die Einschränkung sei der Fall eines positiv auf Corona getesteten Teilnehmers an der Generalaudienz mit Gläubigen vom 21. Oktober. Ab dem 4. November werde Franziskus (83) seine wöchentliche Audienz aus der Bibliothek des Apostolischen Palastes übertragen. Die Umstellung auf die Form via Internet geschehe, «um jegliche zukünftige Gefährdung der Gesundheit der Teilnehmer auszuschließen», hieß es.

Anfang März während der ersten Corona-Welle in Italien hatte das katholische Kirchenoberhaupt den regelmäßigen Auftritt ebenfalls in die Bibliothek verlegt und im Netz ausgestrahlt. Im Spätsommer hatte Franziskus wieder mit der öffentlichen Form begonnen. Zuletzt fanden die wöchentlichen Treffen mit Pilgern oft in der vatikanischen Audienzhalle statt, teils auch im Freien.

Am Dienstag war bekannt geworden, dass der Papst die Christmette zum Weihnachtsfest wegen der Corona-Pandemie wohl in privatem Rahmen abhalten wird. Auch sie solle online ausgestrahlt werden, hieß es.

In den Medien war wiederholt kritisch beobachtet worden, dass Franziskus trotz seines erhöhten Altersrisikos selten Corona-Schutzmasken trägt. Er gab Besuchern bei Privataudienzen weiter die Hand.

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