Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Eine Vollzugsbeamtin des Marktaufsichts- und Verwaltungsbüros überprüft die Impfstoffversorgung in Rongan, China. Foto: epa/Tan Kaixing
Eine Vollzugsbeamtin des Marktaufsichts- und Verwaltungsbüros überprüft die Impfstoffversorgung in Rongan, China. Foto: epa/Tan Kaixing

Verbände rügen Freiheitsbeschränkungen in Europa in der Corona-Krise

BRÜSSEL: Greenpeace und der Bürgerrechtsverband Civil Liberties Union for Europe haben einige staatliche Beschränkungen von Freiheitsrechten während der Corona-Krise als unverhältnismäßig kritisiert. «Mehr als die Hälfte der EU-Regierungen haben das Recht auf friedliche Versammlungen nicht gewährleistet», monierten die Verbände am Donnerstag gemeinsam. Zudem bemängelten sie einen erschwerten Zugang zu Informationen und Beschränkungen der freien Meinungsäußerung.

Mit Blick auf Deutschland führten die Organisationen an, dass das Bundesverfassungsgericht ein generelles Demonstrationsverbot gekippt hatte, ein solches also nicht rechtmäßig gewesen war. Auch Sanktionen bei Verstößen gegen Demonstrationsauflagen stießen auf Kritik.

Regierungen mit autoritären Tendenzen in der Europäischen Union hätten bewusst versucht, die Notsituation auszunutzen, um individuelle Freiheiten und den demokratischen Prozess weiter auszuhöhlen. Als besonders drastische Beispiele nannten die Verbände Ungarn und Rumänien.


Madrid bittet um Soldaten, Polizisten und Ärzte

MADRID: Angesichts der dramatischen Zunahme der Corona-Infektionen in der spanischen Hauptstadt Madrid hat die Regionalregierung «dringend» Soldaten sowie zusätzliche Polizisten und Ärzte von außerhalb angefordert. Das Militär werde für logistische Aufgaben benötigt, die Polizisten sollten bei der Durchsetzung von Beschränkungen der Bewegungsfreiheit helfen. Und die Ärzte würden für die Behandlung von Erkrankten gebraucht, berichtete die Zeitung «El País» am Donnerstag unter Berufung auf die Regionalregierung.

Spanien ist mit knapp 700.000 Infizierten und mehr als 31.000 Corona-Toten das am härtesten von der Pandemie getroffene Land Westeuropas. Ein Drittel aller Infektionen der zweiten Welle entfallen derzeit auf Madrid.

Seit Montag sind bereits 37 Gebiete in sechs Stadtteilen sowie in sieben Kommunen im Umland mit insgesamt etwa 850.000 Einwohnern teilweise abgesperrt. Allerdings dürfen die Menschen ihre Wohngebiete weiter verlassen, um in oft überfüllten öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, zur Schule, zum Arzt oder etwa zu einer gerichtlichen Vorladung zu kommen, so dass Experten die Maßnahmen für wenig effizient halten.

Für Freitag hat Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso weitere nicht weiter erläuterte Beschränkungen angekündigt. Eine Abriegelung der ganzen Hauptstadtregion mit 6,6 Millionen Einwohnern bezeichnet sie wegen der wirtschaftlichen Folgen nur «als letzte Möglichkeit».

Die hält der spanische Professor für Epidemiologie an der Harvard Universität und Berater der Regierung, Miguel Hernán, jedoch für kaum noch vermeidbar. Die Intensivstationen der Krankenhäuser seien schon wieder fast völlig belegt, warnte er auf Twitter. Ohne ausreichende Kapazitäten bei der Diagnose, der Nachverfolgung und der Überwachung von Isolation und Quarantäne blieben nur neue Ausgangssperren. «Wer heute in Madrid ist, sollte nicht nur eine Corona-Infektion vermeiden, sondern auch versuchen, keinen Herzinfarkt oder Autounfall zu haben oder sonstige chirurgische Eingriffe zu benötigen. Die Intensivstationen sind voll», warnte der Arzt.


Merkel: Pandemiebedingte Einschränkungen müssen gut begründet sein

NEW YORK: Bundeskanzlerin Angela Merkel hat für ein transparentes Vorgehen der Regierungen in der Corona-Krise geworben. «Unser politisches Handeln basiert auf Forschung und auf Fakten, die verständlich und nachvollziehbar vermittelt werden müssen, um Desinformation, Verschwörungstheorien und fatale Rückschlüsse daraus entgegen zu wirken», sagte Merkel (CDU) am Donnerstag in einer Video-Ansprache bei einem virtuellen Gipfel der «Open Government Partnership» für transparente Regierungsführung, einer Nebenveranstaltung der momentan stattfindenden UN-Generaldebatte in New York.

Bei jeder staatlichen Maßnahme zum Schutz vor der Pandemie müsse abgewogen werden, ob sie zielführend und verhältnismäßig sei und ob es bessere Maßnahmen gebe. «Und zeitweilige pandemiebedingte Einschränkungen unseres Lebens müssen sehr gut begründet sein», sagte Merkel weiter. Die Bundeskanzlerin betonte dabei auch die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit. Globale Aufgaben ließen sich nur global lösen. Es gelte, multilaterale Organisationen wie die Weltgesundheitsorganisation WHO zu stärken.


Israels Präsident mahnt in Corona-Krise zu Verantwortungsbewusstsein

TEL AVIV: Kurz vor Beginn eines verschärften Corona-Lockdowns hat Präsident Reuven Rivlin die Menschen in Israel zu Verantwortungsbewusstsein aufgerufen. Die Krise habe tiefe Spaltungen im politischen System und im öffentlichen Leben sowie einen Vertrauensverlust in die Regierung offenbart, sagte Rivlin am Donnerstag bei einer Konferenz der Zeitung «Jerusalem Post». «Dies ist sehr gefährlich. Nun ist es an der Zeit für jeden von uns, Verantwortung zu übernehmen.» Politiker müssten Schritte unternehmen, um denen zu helfen, die von Corona betroffen sind. Und die Bürger Israels müssten Disziplin und Respekt für die Anordnungen des Gesundheitsministeriums zeigen.

Seit vergangenem Freitag gilt wegen stark gestiegener Corona-Zahlen in Israel ein dreiwöchiger landesweiter Lockdown. Ab dem frühen Freitagnachmittag soll für zwei Wochen eine Verschärfung greifen. So sollen ab dann etwa Betriebe und Unternehmen aus nicht lebensnotwendigen Bereichen schließen. Die Regierung will mit dem Lockdown eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern.


Corona-Krise dämpft Nutzfahrzeugmarkt im Sommer weiter

BRÜSSEL: Die Nachfrage nach Nutzfahrzeugen in Europa bleibt im Zuge der Corona-Krise auch im Sommer weiter gedämpft. Allerdings schwächte sich der Rückgang in den vergangenen zwei Monaten vor allem im Juli ab, wie der zuständige Branchenverband Acea am Donnerstag in Brüssel mitteilte. So wurden in der Europäischen Union im Juli mit 167.943 lediglich 0,9 Prozent weniger Nutzfahrzeuge zugelassen als im Vorjahresmonat. Drei der großen Märkte erzielten dabei Zuwächse: Italien, Spanien und Frankreich. Im August ging es hingegen wieder deutlich abwärts: um 18 Prozent auf 126.710 Fahrzeuge. Mit Ausnahme Italiens sanken die Neuzulassungen in den großen Märkten, in Deutschland etwa um 22,7 Prozent, in Spanien um 23 Prozent und in Frankreich um 3,1 Prozent. Acea legte Zahlen sowohl für Juli als auch für August gemeinsam vor.

Das Minus fiel damit jedoch nicht mehr ganz so hoch aus, wie in den Monaten zuvor: im Juni betrug der Rückgang etwa 20,3 Prozent und im Mai 44,4 Prozent. In den ersten acht Monaten sanken die Neuzulassungen um 28,2 Prozent. Zweistellige Rückgänge verzeichneten alle 27 EU-Länder, etwa Deutschland (minus 25,1 Prozent), Frankreich (minus 25,7 Prozent), Italien (minus 26,1 Prozent) und Spanien (minus 36,5 Prozent).


Höchste Corona-Fallzahl seit Beginn der Pandemie

LONDON: Mit 6634 neuen registrierten Fällen von Corona-Infektionen hat Großbritannien den höchsten Stand innerhalb eines Tages seit Beginn der Pandemie erreicht. Das teilte die zuständige Regierungsbehörde am Donnerstag mit. Allerdings wurde im Frühjahr noch deutlich weniger getestet - das heißt, mehr Fälle blieben unentdeckt. 40 weitere Menschen starben an oder mit einer Coronavirus-Infektion. Mit mehr als 40.000 Toten ist das Vereinigte Königreich in absoluten Zahlen das am schwersten von der Pandemie getroffene Land in Europa.

Angesichts der stark steigenden Zahlen gelten auch wieder schärfere Schutzmaßnahmen: Pubs und Restaurants müssen in England um 22 Uhr schließen. Zudem wurde die Maskenpflicht auf Taxis und weitere Geschäfte ausgeweitet. Die Regierung forderte Arbeitnehmer auf, wenn möglich, wieder von zuhause aus zu arbeiten.

Führende Gesundheitsexperten halten die Maßnahmen für nicht weitreichend genug. In Schottland und Nordirland gelten bereits schärfere Regeln - dort dürfen sich bis auf wenige Ausnahmen keine verschiedenen Haushalte mehr miteinander treffen.


Mit Mode-Patchwork gegen den Corona-Blues

MAILAND: Entweder der Dress ist schlicht und einfarbig, oder die Designer lassen die Farben wild wirbeln: Mit diesen Trends geben die Modemacher auf der Messe in Mailand die Richtung für den kommenden Sommer vor. Die italienische Marke Max Mara zeigte am Donnerstag vor Publikum mit Coronaschutz-Masken weiße Kombinationen mit sehr weiten, geraden Hosen für Damen. Bei Fendi dürfen auch Männer ganz in Knallrot herumlaufen - in kurzen Hosen mit Kniestrümpfen. Das Duo Dolce & Gabbana dagegen setzt auf einen wilden Mustermix. Die bunte Patchwork-Kollektion, die Mittwochabend gezeigt wurde, soll an die Stimmung Siziliens und die 90er Jahre erinnern.

In der Hauptstadt der Lombardei laufen noch bis 28. September die Modepräsentationen für Frühjahr und Sommer 2021. Dabei hoffen viele Marken auf einen Neustart in der Branche, die unter dem Corona-Lockdown gelitten hat. Es gibt mehr digitale Shows als Live-Events. Stardesigner Giorgio Armani (86) etwa veröffentlichte statt einer Laufsteg-Schau für seine günstigere Marke Emporio Armani einen Film. Darin spielen kastige Architektur und klar geschnittene, oft einfarbige Kreationen die Hauptrolle.


Corona-Aufräum-Aktion bringt Mann in England fast 400.000 Pfund ein

DERBYSHIRE: Eine Aufräum-Aktion während des Corona-Lockdowns hat sich für einen Mann in England als äußerst lukrativ erwiesen: Eine kleine Porzellankanne, die der Mann beim Ausmisten in der Garage fand und zunächst an einen Second-Hand-Laden geben wollte, ist bei einer Auktion in Nordengland für 390.000 Pfund versteigert worden. Das entspricht umgerechnet knapp 426.000 Euro. Sie erwies sich als wertvolles historisches Gefäß aus China, mutmaßlich aus dem 18. Jahrhundert, das als Weinkrug genutzt wurde und von dessen Sorte es nur eine Handvoll Exemplare geben soll. Das Auktionshaus hatte zwischen 20.000 und 40.000 Pfund erwartet.

Der 51-jährige Verkäufer aus dem nordenglischen Dorf Swadlincote wollte anonym bleiben - ließ jedoch mitteilen, sein Großvater habe die Kanne aus dem Fernen Osten mitgebracht, wo er im Zweiten Weltkrieg stationiert gewesen sei. Jahrelang habe das Stück nach dem Tod seiner Verwandten in einer Kiste in der Garage gelegen. «Aber dann kam der Lockdown - und ich hatte endlich Zeit, die Kisten auszumisten.»`


Trotz steigender Coronazahlen: Fridays for Future demonstriert wieder

BERLIN/STOCKHOLM: Rund um die Erde wollen am Freitag Klimaschützer auf die Straße gegen, um für mehr Tempo im Kampf gegen die Klimakrise zu demonstrieren. Die Bewegung Fridays for Future hat trotz der Corona-Krise dazu aufgerufen, nachdem monatelang die Proteste hauptsächlich im Internet stattgefunden haben. Die Veranstalter versicherten vorab, dass man sich an Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie halten wolle. Fridays for Future zufolge sind weltweit mehr als 3000 «Klimastreiks» registriert, allein in Deutschland sind demnach mehr als 400 Demonstrationen geplant, darunter eine Mahnwache am Brandenburger Tor in Berlin.

Nach mehreren internationalen Großprotesten 2019 und einem coronabedingt weitgehend ins Internet verlagerten Protesttag vor fünf Monaten ist es der erste Aktionstag, bei dem die junge Klimabewegung in diesem Jahr wieder auf die Straße geht. Zur Begründung hieß es unter anderem, die kommenden Monate seien entscheidend dafür, die Erderwärmung auf 1,5 Grad im Vergleich zu vorindustriellen Zeit zu begrenzen - und damit katastrophale Folgen wie vermehrte Dürren einzudämmen. Die Klimaaktivisten werden von zahlreichen gesellschaftlichen Gruppen unterstützt, darunter kirchliche Initiativen, Umweltverbände und Gewerkschaften.

Die führende Klimaaktivistin Greta Thunberg, die sich derzeit in ihrer schwedischen Heimat befindet, kündigte an, dass sowohl auf den Straßen als auch digital demonstriert werden solle. «Wir werden das auf viele verschiedene Arten tun, je nachdem, wie die Situation der Corona-Beschränkungen aussieht», sagte sie vorab auf einer Online-Pressekonferenz. Damit solle ein Signal gesendet werden, dass die Klimakrise wie eine wirkliche Krise behandelt werden müsse.


Höhere Strafe für Verstöße gegen Maskenpflicht

Manama (dpa)- Nach einem Anstieg der Corona-Neuinfektionen werden Verstöße gegen die Maskenpflicht in Bahrain nun deutlich strenger geahndet. Wer in der Öffentlichkeit keine Maske trage, müsse mit sofortiger Wirkung umgerechnet rund 45 Euro zahlen, sagte Innenminister Scheich Raschid bin Abdullah al-Chalifa am Donnerstag, wie die staatliche Nachrichtenagentur BNA mitteilte. Zuvor betrug die Strafe etwa 11 Euro.

Die Geldstrafe werde noch an Ort und Stelle eingezogen. Wer nicht direkt zahle, müsse damit rechnen, dass der Fall an die Staatsanwaltschaft verwiesen wird, erklärte der Minister. In Bahrain liegt das Durchschnittsgehalt deutlich unter dem in Deutschland.

Seit der Einführung im April hat die Polizei in Bahrain mehr als 25.000 Personen, die gegen die Maskenpflicht verstoßen haben, zu Geldstrafen verurteilt. Die Neuinfektionen in dem Königreich waren zuletzt wieder deutlich gestiegen. Zuletzt wurden 612 neue Corona-Infektionen innerhalb von 24 Stunden registriert und vier Todesfälle im Zusammenhang mit einer Infektion gemeldet. Insgesamt hat Bahrain mehr als 67.000 Corona-Infektionen dokumentiert. Mindestens 231 Menschen sind in Verbindung mit dem Coronavirus gestorben.


Corona: Silvesterparty am New Yorker Times Square weitgehend online

NEW YORK: Die traditionelle Silvesterparty am New Yorker Times Square wird wegen der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr weitgehend ins Internet verlegt. Die Details müssten noch geklärt werden, teilten Bürgermeister Bill de Blasio und der Nachbarschaftsverband Times Square Alliance in der Nacht zum Donnerstag mit. Klar sei aber schon, dass nur sehr wenige Menschen unter Einhaltung strenger Auflagen auf dem Platz im Zentrum Manhattans anwesend sein dürften. Weitere Elemente der Feier wie der sogenannte «ball drop», bei dem um Mitternacht ein leuchtender Kristallball an einem Fahnenmast herabgesenkt wird, würden live übertragen.

Normalerweise kommen zu Silvester jedes Jahr rund eine Million Menschen auf den Times Square, die Party mit Jubel, Konfettiregen, Gesang und Konzerten prominenter Musiker gehört zu den größten Silvesterfeiern der Welt. Das Großereignis fand erstmals 1904 statt, als die Zeitung «New York Times» die Eröffnung ihres neuen Verlagshauses mit einem Silvester-Feuerwerk feierte.


Pariser Krankenhäuser reduzieren Operationen wegen Corona

PARIS: Wegen der angespannten Corona-Lage wollen die Pariser Krankenhäuser die Zahl der Operationen notfalls reduzieren. Die Entscheidungen werden von Fall zu Fall auf den betroffenen Stationen getroffen, wie der Pariser Krankenhausverbund am Donnerstag mitteilte. Damit präzisierte der Verbund Angaben des Vizedirektors François Crémieux, den die Nachrichtenagentur AFP zitiert hatte. Dieser hatte demnach den Eindruck erweckt, es solle eine pauschale Kürzung der Operationen um etwa ein Fünftel geben. Der Verbund betonte außerdem, dass die aktuelle Situation nicht mit der im März vergleichbar sei.

Gesundheitsminister Olivier Véran hatte am Mittwochabend strengere Regeln für Städte wie Paris, Lille oder Rennes angekündigt. So sollen Bars ab 22 Uhr schließen. Die erlaubte Personenzahl bei Großveranstaltungen soll von 5000 auf 1000 reduziert werden. Bürgermeisterin Anne Hidalgo sieht die neuen Regelungen teilweise kritisch und bemängelte fehlende Absprache mit der Regierung. Die Zahl der Menschen, die sich in der Hauptstadt innerhalb einer Woche mit dem Coronavirus infiziert haben, lag zuletzt bei rund 180.


Kampanien führt Maskenpflicht auch im Freien ein

NEAPEL/GENUA: In der süditalienischen Region Kampanien müssen die Menschen wegen der Corona-Pandemie seit diesem Donnerstag auch im Freien einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Dies gilt in der Region rund um Neapel bis zum 4. Oktober, wie Regionalpräsident Vincenzo De Luca am Donnerstag auf Facebook mitteilte. Der Sozialdemokrat unterschrieb nach einer Sitzung des Krisenstabes eine entsprechende Verordnung. Ausnahmen gibt es demnach für Kinder unter sechs Jahren, in Restaurants und Bars und für Menschen, die im Freien Sport treiben.

Auch in Teilen der ligurischen Hafenstadt Genua muss seit Mittwoch im Freien ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden. Regionalpräsident Giovanni Toti veröffentlichte auf Facebook eine Liste der betroffenen Straßen. In ganz Italien gilt bereits seit mehreren Monaten in Geschäften, Zügen und anderen geschlossenen Räumen eine Maskenpflicht. Auch auf öffentlichen Plätzen und vor Lokalen muss zwischen 18.00 und 6.00 Uhr ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden.

Italien war zu Beginn der Corona-Krise im Frühjahr besonders stark von der Pandemie getroffen worden. In den vergangenen Wochen stiegen die Zahlen der Neuinfizierten in dem Land zwar im Durchschnitt kontinuierlich an, waren jedoch deutlich geringer als etwa in Spanien oder Frankreich. Die Region Kampanien hatte am Mittwoch 248 neue Infizierte gemeldet und damit die meisten Fälle aller italienischen Regionen. Insgesamt waren am Mittwoch innerhalb von 24 Stunden in Italien 1640 neue Corona-Infektionen gemeldet worden.


Rekordwert bei Corona-Neuinfektionen

VILNIUS: Litauen hat zum zweiten Mal innerhalb einer Woche einen Rekord bei den Corona-Neuinfektionen gemeldet.

In dem baltischen EU-Land wurden am Donnerstag 138 positive Tests innerhalb von 24 Stunden verzeichnet, wie die nationalen Gesundheitsbehörde in Vilnius mitteilte. Dies ist der höchste Anstieg binnen eines Tages seit Beginn der Pandemie. Der bisherige Höchstwert von 99 Neuinfektionen war am vergangenen Freitag erfasst worden. Litauen mit seinen knapp drei Millionen Einwohnern verzeichnete insgesamt bislang 4070 bestätigte Infektionen und 89 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus.


Zahl erfasster Corona-Toter im Iran steigt auf über 25.000

TEHERAN: Die Zahl der offiziell registrierten Corona-Toten im Iran ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums auf über 25.000 gestiegen. Allein in den letzten 30 Tagen starben fast 5000 mit Sars-CoV-2 infizierte Patienten. Im gleichen Zeitraum gab es über 80.000 Neuinfektionen. Am Donnerstag lag die Zahl erfasster Todesfälle bei 25.015, die der bisher gemeldeten Infizierten bei 436.319, wie Ministeriumssprecherin Sima Lari im Staatsfernsehen sagte.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums ist der Beginn einer «dritten Welle» der Pandemie im Iran nur noch eine Frage der Zeit. Sie könnte nach Einschätzung von Gesundheitsexperten noch weitaus schlimmer werden als die ersten beiden. Kritische Engpässe bei der medizinischen Versorgung infizierter Patienten seien möglich. Besonders schlimm ist die Lage derzeit in den Großstädten, vor allem in der Hauptstadt Teheran mit seinen über 13 Millionen Einwohnern.

Präsident Hassan Ruhani ist der Ansicht, dass die Pandemie ein längerfristiges Problem und ein Lockdown daher keine ideale Lösung sei. Aber die steigenden Fallzahlen und die Befürchtungen der Experten haben auch ihn umgestimmt. «Bei einer neuen Infektionswelle werden wir wohl gezwungen sein, einige Einschränkungen wieder einzuführen», teilte er auf seiner Webseite mit.


König Willem-Alexander sagt Deutschland-Besuch ab

MÜNSTER: Der niederländische König Willem-Alexander hat seinen Besuch in Deutschland abgesagt. Das wurde am Donnerstag aus Kreisen der NRW-Landesregierung bekannt. Grund sind demnach die Reisewarnungen in der Corona-Pandemie. Nach Angaben der Uniklinik Münster bleibt es aber beim Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 29. September in Münster. Ursprünglich wollte sich das Königshaus zusammen mit Steinmeier bei Mitarbeitern der Klinik für ihren Einsatz in der Corona-Krise bedanken. In Münster waren zahlreiche Intensiv-Patienten aus dem Nachbarland behandelt worden.

Anschließend ist Steinmeier zu Gast beim Deutsch-Niederländische Corps in Münster. Anlass ist der 25. Jahrestag der Gründung. Die Truppe hat nach Angaben der Bundeswehr die Aufgabe, multinationale Einsätze im Rahmen der Nato oder der EU zu führen und arbeitet dabei im Verbund mit verschiedenen Teilstreitkräften wie der Luftwaffe oder der Marine.

Ende März hatten Willem-Alexander (53) und Königin Máxima (49) einen für Anfang Juni geplanten Staatsbesuch in Deutschland wegen der Corona-Epidemie abgesagt.


Corona-Spürhunde starten am Flughafen von Helsinki

HELSINKI: Am Flughafen der finnischen Hauptstadt Helsinki sollen Hunde helfen, Corona-Infizierte zu identifizieren. Wie der Flughafen auf seiner Webseite mitteilte, wurden zehn Hunde trainiert, das Virus Sars-CoV-2 zu erschnüffeln. Vier von ihnen seien seit Mittwoch im Einsatz, hieß es auf der Facebook-Seite des Helsinki Airport. Es werde erwartet, dass die empfindlichen Nasen der Hunde die Identifizierung der mit dem Erreger infizierten Personen beschleunigten.

Nach vorläufigen Tests von Veterinärmedizinern der Universität Helsinki könnten Hunde das Virus mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit riechen, teilte der Flughafen mit. Dabei reiche ihnen eine viel kleinere Probe als für medizinische Tests erforderlich. «Ein Hund benötigt nur 10 bis 100 Moleküle, um das Virus zu identifizieren, während für Testgeräte 18 Millionen benötigt werden», heißt es in der Mitteilung. Die Tiere könnten das Virus identifizieren, bevor sich Symptome der Erkrankung Covid-19 zeigten.

In direkten Kontakt mit den Reisenden kommen die Vierbeiner nicht. Bei der Kontrolle wird mit einem Tuch über die Haut der Ankommenden gestrichen. Dieses Tuch wird dann in einem abgetrennten Raum dem Hund zum Schnüffeln gegeben. «Wir gehören zu den Pionieren», sagte Flughafen-Chefin Ulla Lettijeff. «Soweit wir wissen, hat kein anderer Flughafen versucht, den Geruchssinn von Hunden in so großem Umfang gegen Covid-19 einzusetzen.» Auch an der Tierärztlichen Hochschule Hannover arbeitet man mit spezialisierten Spürhunden der Diensthundeschule der Bundeswehr.


Zweiter Lockdown ist nicht auszuschließen

BERLIN: Der Bewerber um den CDU-Vorsitz, Norbert Röttgen, will nicht ausschließen, dass wegen der steigenden Corona-Zahlen wie im Frühjahr weite Teile des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens heruntergefahren werden müssen. Röttgen sagte am Donnerstag in der RTL-Sendung «Guten Morgen Deutschland» zu einem möglichen zweiten Lockdown: «Man kann nichts ausschließen, wenn es darum geht, diese Pandemie wieder unter Kontrolle bringen zu müssen.» Der CDU-Politiker erklärte, den ersten Lockdown habe man ja nicht «aus Jux und Dollerei gemacht». Er fügte hinzu: «Es war ein letztes Mittel, um das Virus unter Kontrolle zu bekommen. Jetzt zu sagen «Das geht nicht mehr» - das kann man nicht so einfach sagen.»

Zuvor hatte der SPD-Gesundheitspolitiker und Epidemiologe Karl Lauterbach erklärt, er gehe nicht von einem zweiten Lockdown aus. «Die Wahrscheinlichkeit, noch einmal so einen Lockdown wie vor ein paar Monaten zu erleben, halte ich für gleich null», sagte er dem Nachrichtenportal watson.de (Donnerstag). Die Bevölkerung werde größtenteils freiwillig tun, was notwendig sei, um einen weiteren Lockdown zu vermeiden. «Da bin ich absolut sicher.»

Die Zahl der neuen Corona-Infektionen in Deutschland liegt erneut über der Schwelle von 2000. Innerhalb eines Tages haben die Gesundheitsämter in Deutschland 2143 neue Corona-Infektionen gemeldet, wie das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstagmorgen bekanntgab. Am Samstag war mit 2297 neuen Corona-Infektionen der höchste Wert seit April erreicht worden. Allerdings hatte damals die Zahl der Tests noch deutlich niedriger gelegen.


Wirtschaftsminister Altmaier «vorsorglich» in häuslicher Quarantäne

BERLIN: Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat sich am Mittwoch freiwillig in Quarantäne begeben. Das teilte Altmaier über Twitter mit. Er habe am Nachmittag erfahren, dass ein beim Handelsministerrat in Berlin anwesender Mitarbeiter eines EU-Ministers positiv auf Corona getestet worden sei. «Ich habe mich vorsorglich in häusliche Quarantäne begeben», twitterte der Minister. «Ich wurde am Freitag negativ getestet, es geht mir sehr gut.»

Kurz zuvor hatte sich Außenminister Heiko Maas (SPD) wegen der Corona-Infektion eines seiner Personenschützer in Quarantäne begeben. Ein erster Test auf eine Covid-19-Erkrankung sei am Mittwoch aber negativ gewesen, teilte das Auswärtige Amt mit. Es werde nun geklärt, ob weitere Personen betroffen und welche Maßnahmen gegebenenfalls zu ergreifen seien.

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Kurt Wurst 25.09.20 20:22
Corona - Helsinki - Hunde
Wäre für mich mal interessant zu erfahren, wie die Hunde trainiert werden/wurden. Haben die vorher Corona-Kranke tagelang beschnüffelt?
Jürgen Franke 25.09.20 13:37
Danke für Ihren netten Kommentar. Herr Stevens,
Insbesondere die Formulierung:"...werden wohl bald mal alles transpatenter machen", hat mir gefallen. Es ist ein untragbarer Zustand, dass die WHO, aber auch andere Institutionen, wie die Charité nicht aus öffentlichen Mitteln finanziert werden, damit jedweder Lobby-Einfluß ausgeschlossen ist.