Corona-Überblick: Meldungen am Donnerstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Kalifornien: Gouverneur ordnet Maskenpflicht an

SAN FRANCISCO: Zur weiteren Eindämmung des Coronavirus hat Kalifornien eine Maskenpflicht eingeführt. Der Gouverneur des bevölkerungsreichsten US-Staates, Gavin Newsom, gab die Anordnung am Donnerstag bekannt. Demnach müssen Kalifornier in der Öffentlichkeit, etwa beim Einkaufen, Busfahren oder am Arbeitsplatz eine Mund-Nasen-Schutzmaske tragen. Bisher galt dies als Empfehlung.

«Wir sehen zu viele Menschen ohne Gesichtsschutz, die damit unsere Fortschritte, die Krankheit zu bekämpfen, gefährden», erklärte Newsom in einer Mitteilung. Schutzmasken tragen, Abstand halten und häufiges Händewaschen seien die Voraussetzung, um das öffentliche Leben und die Wirtschaft wieder anzukurbeln. In Kalifornien sind die Corona-Auflagen in den letzten Wochen schrittweise gelockert worden. Im Rahmen der langsamen Öffnung des US-Staates mit knapp 40 Millionen Einwohnern haben Geschäfte, Shopping-Malls und Restaurants Ende Mai mit Beschränkungen den Betrieb wieder aufgenommen.

In dem Westküstenstaat sind nach Informationen vom Donnerstag über 164.000 Infektionen mit Sars-CoV-2 nachgewiesen, es starben bislang in Kalifornien mehr als 5300 Menschen.


DIHK: Rasche Einigung auf EU-Finanzen wichtig für deutsche Wirtschaft

BRÜSSEL: Von einer schnellen Einigung der EU-Staaten auf einen Corona-Wiederaufbauplan würde nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages Deutschland besonders profitieren. «Gerade für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist es wichtig, dass die Mitgliedstaaten schnell ihre Differenzen über die Finanzausstattung der Zukunft beseitigen», sagte DIHK-Präsident Eric Schweitzer vor dem EU-Videogipfel am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Kein Land komme alleine aus der Krise und viele Unternehmen in Europa seien über Wertschöpfungsketten miteinander verbunden.

Kanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen beraten am Freitag erstmals über einen geplanten Wiederaufbauplan zur Bewältigung der Corona-Wirtschaftskrise. Die EU-Kommission hatte im Mai ein kreditfinanziertes 750-Milliarden-Euro-Programm vorgeschlagen, dessen Geld zum Teil als Zuschüsse und zum Teil als Kredite an die EU-Länder gehen soll. Allerdings sind die 27 Staaten in vielen Fragen noch uneins. Das Aufbauprogramm soll im Paket mit dem siebenjährigen EU-Finanzrahmen ab 2021 verhandelt werden.

«Ein klug gestalteter Wiederaufbaufonds und ein ehrgeiziger EU-Haushalt haben das Zeug dazu, der Wirtschaft im EU-Raum einen Schub zu geben», sagte Schweitzer. Er forderte jedoch, dass das Geld aus dem Aufbauplan an wirtschaftspolitische Reformen gebunden sein müsse. Die haushalts- und wirtschaftspolitischen Empfehlungen der EU-Kommission an die EU-Staaten sollten seiner Meinung nach künftig verbindlich sein.


Gewerkschaft und Liga streiten weiter über MLB-Saison nach Corona

NEW YORK: Der Streit zwischen der Baseball-Profi-Liga MLB und den Spielern über die Rahmenbedingungen der durch die Corona-Krise gänzlich ungewöhnlichen Saison ist auch nach einem Gipfel nicht gelöst. Nach dem persönlichen Treffen von Liga-Boss Rob Manfred und dem Chef der Spielergewerkschaft MLBPA, Tony Clark, in den vergangenen Tagen liegen die Vorstellungen laut US-Medienberichten noch immer zehn Spiele und etwa 275 Millionen Dollar (rund 245,4 Millionen Euro) in Gehaltszahlungen auseinander.

Während die Liga die Saison mit 60 Spielen absolvieren will, fordert die Gewerkschaft 70 Partien. Da sich die beiden Seiten zumindest darin einig sind, dass die Trainingslager Ende kommender Woche beginnen sollten, läuft auf dem Weg zu einer Einigung langsam aber sicher die Zeit davon.


Restaurants und Einzelhandel in New York City sollen Montag öffnen

NEW YORK: In der Millionenmetropole New York gelten voraussichtlich von Montag an lockerere Regeln im Umgang mit der Corona-Pandemie. Die aktuellen Daten sähen so aus, als könne die Stadt in Phase zwei der Lockerungen übergehen, sagte Bürgermeister Bill de Blasio am Donnerstag. In dieser zweiten von vier Phasen sind unter anderem die Arbeit in Büros und der Verkauf für Publikumsverkehr im Einzelhandel wieder erlaubt. Die rund 27.000 Restaurants der Stadt dürfen im Außenbereich Gäste bedienen, Friseurläden auf der Hälfte der maximal möglichen Plätze arbeiten. Überall gelten weiterhin Abstandsregeln und Hygienevorschriften.

Der Gouverneur des Bundesstaates, Andrew Cuomo, zeigte sich ebenfalls optimistisch, dass New York City nahezu sicher auf dem Weg zu weiteren Lockerungen sei. Er behielt sich aber eine definitive Aussage für Freitag vor. Gleichzeitig kündigte Cuomo an, dass der Bundesstaat die Zahl der Mitarbeiter erhöhe, die in Gaststätten die Einhaltung geltender Regeln überprüfe. Ein sofortiger Entzug von Schank-Lizenzen könne die Folge sein, sagte Cuomo. Seit einigen Tagen hatte es vermehrt Berichte von Bars und Restaurants gegeben, die bereits jetzt Außenbestuhlung aufgestellt hatten und Gästen ohne Maske Verzehr und Trinken vor den Gaststätten erlaubt hatten.

Der Anteil positiver Tests im Bundesstaat New York liege nur noch bei 0,9 Prozent, sagte Cuomo - ein Zeichen, dass es sehr viel weniger unentdeckte Ansteckungen als noch vor einigen Wochen gibt. New York war lange das Zentrum der Pandemie in den USA und weltweit gewesen, hatte zuletzt aber seine Fallzahlen massiv senken können. Im Bundesstaat New York sterben aktuell täglich rund zwei Dutzend Menschen an den Folgen von Covid-19, zu Hochzeiten waren dies teils bis zu 800 Menschen gewesen. Der Reproduktionswert liegt derzeit bei rund 0,8 und zählt damit zu den niedrigsten in den USA.


EU-Videogipfel berät über Corona-Aufbauplan

BRÜSSEL: Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihre EU-Kollegen beraten am Freitag (10.00 Uhr) bei einem EU-Videogipfel erstmals über den geplanten EU-Wiederaufbauplan in der Corona-Krise. Für das von der EU-Kommission vorgeschlagene 750-Milliarden-Euro-Programm werden äußerst schwierige Verhandlungen erwartet. Eine schnelle Einigung gilt als ausgeschlossen und ein Ergebnis soll möglichst bei einem physischen Gipfeltreffen im Juli erzielt werden.

EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen hatte im Mai einen kreditfinanzierten 750-Milliarden-Euro-Plan zur Bewältigung der Corona-Krise vorgeschlagen. Das Geld soll teils als Zuschüsse, teils als Kredite an die EU-Staaten gehen. Allerdings sind die EU-Länder in vielen Fragen noch uneins. Das Aufbauprogramm soll im Paket mit dem nächsten siebenjährigen EU-Finanzrahmen ab 2021 in Höhe von 1,1 Billionen Euro verhandelt werden.

Neben dem Plan zur wirtschaftlichen Erholung sollen am Freitag auch der Stand der Brexit-Verhandlungen sowie die Verlängerung der Sanktionen gegen Russland wegen des Vorgehens in der Ukraine Thema sein.


Leiterin der Gesundheitsbehörde zurückgetreten

TALLINN: Nach anhaltenden Querelen mit der Regierung während der Corona-Pandemie ist in Estland die Leiterin der nationalen Gesundheitsbehörde zurückgetreten. Merike Jürilo begründete ihren Schritt am Donnerstag in Tallinn mit mangelndem Rückhalt durch Sozialminister Tanel Kiik, der zuvor von einem Klima des Misstrauens zwischen der Regierung und der Behörde gesprochen hatte. Dazu geführt hätten Kiik zufolge viele kleine Dinge, die sich angehäuft und einen Vertrauensverlust zur Folge hatten.

Jürilo stand seit Beginn der Corona-Krise im Visier von einigen Regierungspolitikern. Die Gesundheitsbehörde wurde vor allem für ein Gastspiel eines Volleyballteams aus Italien auf der der Ostsee-Insel Saaremaa im März kritisiert. Die Behörde hatte das Spiel zugelassen. Kurz danach traten die ersten Corona-Fälle auf der Insel auf, die sich zum Epizentrum des Virus in Estland entwickelte. Zuletzt gab es zudem Unstimmigkeiten über die Durchführung von Corona-Schnelltests.

Ministerpräsident Jüri Ratas forderte, schnellmöglicht einen Nachfolger für Jürilo zu finden und das Vertrauen zwischen Regierung und Gesundheitsbehörde wiederherzustellen. Estland steht in der Corona-Krise durchaus gut da - zuletzt wurden kaum neue Infektionen mehr registriert. Das baltische EU-Land mit 1,3 Millionen Einwohnern verzeichnete bislang 1977 bestätigte Infektionen und 69 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus.


Weniger Deutsche würden sich in Selbstisolation begeben

BERLIN: Die Bereitschaft der Deutschen zur Selbstisolation nimmt ab. Laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov würden sich derzeit (Stand Mitte Juni) 70 Prozent der Befragten selbst isolieren, wenn ihnen das von Gesundheitsbehörden empfohlen wird. Im März lag der Anteil noch bei 82 Prozent. In Deutschland ist die Bereitschaft zur Selbstisolation damit niedriger als in anderen Ländern: Durchschnittlich gaben 81 Prozent der Befragten in 29 Ländern an, dass sie auf Empfehlung von Behörden zuhause bleiben würden. Das sind sechs Prozentpunkte weniger als im März.

Rund drei von fünf Deutschen (58 Prozent) würden sich freiwillig isolieren, wenn sie für Covid-19 typische Symptome wie trockenen Husten, Fieber oder den Verlust des Geschmacks- oder Geruchssinns bei sich feststellten. Der Anteil ist damit um 15 Prozentpunkte im Vergleich zum März gesunken. 27 Prozent sagten, dass sie sich auch bei Symptomen nicht selbst isolieren würden.

Laut der Befragung sind die Briten beim Auftreten von Symptomen am häufigsten zur Selbstisolation bereit (85 Prozent). In Brasilien (83 Prozent) und Mexiko (81 Prozent) ist der Anteil ebenfalls hoch. Kurz vor dem erneuten Corona-Ausbruch in Peking gaben in China laut YouGov nur 21 Prozent der Menschen an, dass sie bei Krankheitssymptomen zuhause bleiben würden.


Blutgruppe beeinflusst Schwere von Covid-19-Verlauf

KIEL/OSLO: Während eine Covid-19-Erkrankung bei manchen Menschen zu Atemversagen bis hin zum Tod führt, spüren andere kaum Symptome. Die Ursachen für die unterschiedlichen Verläufe sind noch weitgehend unklar, doch ein wichtiger Faktor könnte die Blutgruppe sein, wie ein internationales Forscherteam im «New England Journal of Medicine» berichtet. Demnach haben Menschen mit der in Deutschland häufigsten Blutgruppe A ein um knapp 50 Prozent höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf als solche mit anderen Blutgruppen. Menschen mit Blutgruppe 0 haben der Studie zufolge eine um etwa 50 Prozent geringere Gefahr.

Die Forscher hatten Blutproben von 1610 an Covid-19 erkrankten Intensivpatienten aus sieben Kliniken in Italien und Spanien analysiert. Alle Patienten wurden mit Sauerstoff behandelt oder waren an ein Beatmungsgerät angeschlossen. Zusätzlich untersuchten die Wissenschaftler Blutproben von 2205 zufällig ausgewählten Menschen aus denselben Ländern als Kontrollgruppe. Dabei analysierten sie das Erbgut der Menschen. «Mithilfe dieser großen Datenmenge haben wir wirklich interessante Regionen im Genom identifiziert, die das Risiko für einen schweren Verlauf von Covid-19 erhöhen beziehungsweise verringern», wird Erstautor David Ellinghaus aus Kiel in einer Mitteilung der Uniklinik zitiert.


US-Kreuzfahrtriese Carnival mit 4,4 Milliarden Dollar Quartalsverlust

MIAMI: Der von der Corona-Krise stark getroffene US-Kreuzfahrtkonzern Carnival gerät noch tiefer in die roten Zahlen als befürchtet. Im zweiten Quartal fiel ein Nettoverlust in Höhe von 4,4 Milliarden Dollar (3,9 Mrd Euro) an, wie das Unternehmen am Donnerstag auf Basis vorläufiger Ergebnisse in Miami mitteilte. Vor einem Jahr hatte Carnival noch 451 Millionen Dollar verdient. Der Umsatz sank von 4,8 Milliarden auf 700 Millionen Dollar. Damit wurden die ohnehin schon schwachen Markterwartungen verfehlt. Die Aktie reagierte vorbörslich zunächst mit starken Kursverlusten.

Die Corona-Pandemie hat den Tourismus-Giganten, zu dem auch der deutsche Kreuzfahrtanbieter Aida Cruises gehört, in große Probleme gebracht. Der Branchenriese war durch Virus-Ausbrüche auf einigen seiner Schiffe schon recht früh in die Schlagzeilen geraten und wurde so zu einem Symbol der Krise. Im April stieg der Saudi-Staatfonds PIF mit gut acht Prozent zum Schnäppchenpreis bei Carnival ein und lieferte eine dringende Finanzspritze. Der Konzern steht wegen seines Vorgehens bei den Virus-Ausbrüchen auf seinen Schiffen in der Kritik. Ein US-Kongressausschuss prüft bereits Fehlverhalten.


Rund 1,5 Millionen neue Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe

WASHINGTON: Die Corona-Pandemie hat in den USA weiter erhebliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In der Woche bis einschließlich 13. Juni stellten erneut rund 1,5 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe, wie das US-Arbeitsministerium am Donnerstag mitteilte. Die Zahl der Vorwoche korrigierte das Ministerium von rund 1,54 Millionen Anträgen auf 1,57 Millionen nach oben.

Seit der weitgehenden Stilllegung der Wirtschaft zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus Mitte März verloren mehr als 40 Millionen Menschen in den USA in kürzester Zeit mindestens zeitweise ihre Jobs. In der Folge schnellte die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe in schwindelerregende Höhe: Zeitweise wurden innerhalb einer Woche mehr als sechs Millionen Erstanträge verzeichnet. Viele Geschäfte, Fabriken und Restaurants dürfen mittlerweile unter Auflagen wieder öffnen.

Die aussagekräftigere Arbeitslosenquote wird nur ein Mal im Monat veröffentlicht. Nach dem dramatischen Einbruch der US-Wirtschaft war sie im Mai von 14,7 Prozent im Vormonat auf 13,3 Prozent zurückgegangen.


Ungarn erlaubt allen EU-Bürgern die Einreise

BUDAPEST: Mit dem Abflauen der Corona-Pandemie erlaubt das EU-Land Ungarn seit Donnerstag den Staatsbürgern aller EU-Länder die Einreise. Ein entsprechender Regierungserlass erschien in der Nacht zum Donnerstag im Ungarischen Amtsblatt. Deutsche Staatsbürger können bereits seit dem 7. Juni ohne coronabedingte Einschränkungen und Auflagen nach Ungarn fahren. In den Genuss der neuen Reisefreiheit kommen nun auch Bürger der Schweiz, Norwegens, Islands und Liechtensteins. Im übrigen bleibt die Mitte März verhängte Grenzsperre für Ausländer in Kraft.

Ungarn war von der Corona-Pandemie nicht besonders hart betroffen. In den vergangenen vier Tagen wurde im ganzen Land jeweils eine Neuansteckung registriert. Die Anzahl der akut Erkrankten betrug am Donnerstag 947. Ministerpräsident Viktor Orban hob mit Wirkung vom selben Tag den Gefahrennotstand auf. Im Land gilt weiterhin eine Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und in Geschäften.

Bereits in den Wochen zuvor war nicht nur Deutschen, sondern auch Österreichern, Slowaken, Tschechen, Slowenen und Kroaten die Einreise nach Ungarn erlaubt worden. Bürger des benachbarten Nicht-EU-Landes Serbien können seit Ende Mai nach Ungarn reisen. Im Land willkommen sind außerdem Geschäftsreisende aus Japan und Südkorea. Grundsätzlich ausgenommen von den Reisesperren waren von Anfang an Lastwagenfahrer im Dienst und Diplomaten.


Tschechien beendet Mundschutzpflicht im Großteil des Landes

PRAG: Tschechien hebt die Mundschutzpflicht ab dem 1. Juli in weiten Teilen des Landes komplett auf. Das gab Gesundheitsminister Adam Vojtech am Donnerstag in Prag bekannt. Sie gilt derzeit noch in Innenräumen wie Geschäften sowie im öffentlichen Nahverkehr. Nicht aufgehoben wird der Maskenzwang in Gebieten mit einer höheren Zahl an Corona-Neuinfektionen. Nach derzeitigem Stand würde das neben Prag auch die Region um die Bergbaustadt Karvina (Karwin) im Osten des Landes betreffen. Die Behörden planen eine Karte, die laufend aktualisiert werden soll. Man wolle von flächendeckenden Einschränkungen zu lokal begrenzten Maßnahmen übergehen, erklärte der 33 Jahre alte Minister von der populistischen Partei ANO.

Tschechien hatte als eines der ersten Länder in Europa am 18. März eine allgemeine Mundschutzpflicht in der Öffentlichkeit eingeführt. Sie wurde in der Zwischenzeit schrittweise gelockert. Bis Donnerstag gab es in dem Land 10 176 bestätigte Corona-Infektionen. 333 Menschen starben nach Angaben des Gesundheitsministeriums.


Sportpolitikerin Freitag zu Großveranstaltungen: «Nachvollziehbar»

BERLIN: Die SPD-Politikerin Dagmar Freitag hält es aktuell für nachvollziehbar, dass bei sportlichen Großveranstaltungen «noch eine gewisse Vorsicht bei der Zulassung von Zuschauern» herrschen soll. «Das Coronavirus scheint aktuell zurückzugehen, das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass weiterhin Risiken bestehen», sagte die Sportausschussvorsitzende des Bundestages am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Der aktuelle Fall mit Hunderten von Infizierten in einem Betrieb in Nordrhein-Westfalen, in dem Menschen auf engem Raum arbeiteten, zeige das deutlich.

«Der Sport, jedenfalls der in voll besetzten Hallen, wird nach meiner Einschätzung nicht schnell zu den alten Zuständen der «Vor-Corona-Zeit» zurückkehren können», betonte Freitag. «Zumal Sport einfach von Emotionen lebt. Und wo Emotionen hochkochen, fallen Abstandsregeln vermutlich sehr schnell.» Die endgültigen Entscheidungen hätten jedoch die Bundesländer in eigener Verantwortung zu fällen.

Bund und Länder hatten sich am Mittwoch auf einen Kompromiss geeinigt, der neben der bundesweiten Fortsetzung des Mindestabstands, verstärkten Hygiene-Maßnahmen sowie dem Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen ein weiteres Verbot für Großveranstaltungen - mit denkbaren Ausnahmen - bis Ende Oktober beinhaltet.


Auch Dänemark führt Corona-Warn-App ein

KOPENHAGEN: Zwei Tage nach Deutschland hat auch Dänemark eine Smartphone-App zur besseren Nachverfolgung von Corona-Infektionen eingeführt. Die seit langem erwartete App «Smittestop» (Infektionsstopp) des dänischen Gesundheitsministeriums steht für dänische Nutzer seit Donnerstag zum Download bereit.

Wie mit ihrem deutschen Pendant sollen Nutzer damit frühzeitig gewarnt werden, dass sie sich in der Nähe von mit dem Coronavirus infizierten Menschen befunden haben. Das Aufspüren solcher Kontakte sei entscheidend, um Infektionsketten zu erkennen und zu stoppen, erklärte Gesundheitsminister Magnus Heunicke bei der offiziellen Vorstellung der Warn-App.

Der Download ist wie im deutschen Fall freiwillig. Aus Privatsphären- und Datenschutzgründen werden die Daten zu den Kontakten der Dänen nicht zentral erfasst.


Generelle Maskenpflicht nun auch in Ankara und Istanbul

ISTANBUL: Angesichts steigender Corona-Fallzahlen hat die Türkei die Maskenpflicht ausgeweitet. In den Metropolen Istanbul, Ankara und in Bursa müssen die Einwohner nach offiziellen Angaben seit Donnerstag in der Öffentlichkeit, also auch im Freien, Masken tragen. Damit gilt eine generelle Maskenpflicht in 45 von 81 Provinzen. Allerdings müssen die Türken schon seit April Masken an belebten Orten wie Supermärkten tragen. Bei Verstoß muss ein Bußgeld gezahlt werden. Die Höhe war zunächst unklar.

Die Türkei hatte die Corona-Pandemie im Land zunächst mit strikten Maßnahmen eingedämmt. Am 1. Juni hatte Ankara dann zahlreiche Corona-Restriktionen gelockert. Seit dem Wochenende steigt die Zahl der in 24 Stunden registrierten Fälle wieder. Sie liegt momentan bei etwa 1500 Neuinfektionen täglich, Anfang Juni hatte die Zahl noch bei rund 800 gelegen. Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte am Mittwochabend gesagt, der Anstieg sei keine Überraschung und im erwarteten Rahmen.

Insgesamt hat die Türkei rund 183 000 Coronavirus-Fälle registriert, davon sind nach offiziellen Angaben rund 155 000 Menschen wieder genesen. Insgesamt sind in dem Land mit 83 Millionen Einwohnern 4861 Menschen mit Covid-19 gestorben.


Umsätze der Reisebranche in der Corona-Krise massiv gesunken

WIESBADEN: Die Corona-Krise hat die Umsätze der Reiseanbieter in Deutschland im ersten Quartal einbrechen lassen. Die Erlöse von Reisebüros, Veranstaltern und sonstigen Reservierungsdienstleistern schrumpften gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund 23 Prozent, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte. Dies sei der stärkste Rückgang seit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise 2008.

Die Tourismusbranche ist mit am härtesten von der Corona-Krise getroffen. Grenzschließungen ab Mitte März sowie die weltweite Reisewarnung der Bundesregierung brachten das Geschäft praktisch zum Erliegen. Seit Anfang der Woche sind Reisen in viele europäische Länder wieder möglich, zuvor hatte es bereits Lockerungen für Urlaub in Deutschland gegeben.

Ob dies der Branche Aufwind verleihen werde, hänge nicht zuletzt von der Reise- und Ausgabebereitschaft der Verbraucher ab, erklärte die Wiesbadener Behörde. Im Jahr 2018 hatte fast jeder fünfte Haushalt Ausgaben für eine Pauschalreise. Im Durchschnitt waren es rund 1000 Euro.


Erneut mehr als 40 Corona-Neuinfektionen in Tokio

TOKIO: Erneut sind in Tokio mehr als 40 Neuinfektionen mit dem Coronavirus bestätigt worden. Wie der japanische Fernsehsender NHK am Donnerstag berichtete, wurden binnen eines Tages weitere 41 Menschen positiv auf das Virus getestet. Vor einer Woche hatte die Gouverneurin der Hauptstadt, Yuriko Koike, das Alarmsystem «Tokio Alert» wieder aufgehoben. Seither dürfen Kneipen und Restaurants wieder bis in den späten Abend öffnen. Doch stieg die Zahl der täglichen Neuinfektionen in den vergangenen Tagen wiederholt auf über 40 Fälle, was die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle schürt. Als eine Problemzone wurde Tokios nächtliches Amüsierviertel Shinjuku mit seinen Hostessbars ausgemacht. Die Stadtregierung rief die Bürger erneut zu Vorsichtsmaßnahmen auf.

Derweil begann am Donnerstag der Wahlkampf für das Amt des Gouverneurs. Es wird mit einer Wiederwahl Koikes am 5. Juli gerechnet. Einer ihrer gut ein Dutzend Gegenkandidaten, Ex-Schauspieler Taro Yamamoto, fordert wegen der andauernden Corona-Krise eine Absage der Olympischen Spiele. Tokio will im Sommer nächsten Jahres die wegen der globalen Pandemie um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele ausrichten. Die Milliarden an Steuergeldern sollten besser für die wirtschaftlich unter der den Folgen der Corona-Pandemie leidenden Menschen eingesetzt werden, so Yamamoto.

Japan hatte gegen Ende Mai den Notstand im ganzen Land aufgehoben, da die Krise so gut wie unter Kontrolle gebracht worden sei. Während des Notstands war die Bevölkerung aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. Ausgangssperren wie in Europa sind rechtlich nicht möglich.


40.300 ausländische Erntehelfer mit Sonderregelung eingereist

BERLIN: Mit der Sonderregelung für die Landwirtschaft wegen der Corona-Krise sind im Frühjahr insgesamt 40.300 Saisonkräfte aus dem Ausland nach Deutschland gekommen. Das teilte der Bauernverband nach Daten der Bundespolizei mit. Damit wurde das mögliche Kontingent von bis zu 80.000 ausländischen Erntehelfern zur Hälfte ausgeschöpft. Einreisen angemeldet hatten demnach 2300 Landwirtschaftsbetriebe.

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Sonderregelung sei wegen der geschlossenen Grenzen extrem wichtig für die Betriebe gewesen. Nur so hätten sie weiter der Verpflichtung nachkommen können, die Bevölkerung mit heimischen Nahrungsmitteln zu versorgen. Angesichts drohender Engpässe hatte die Bundesregierung die begrenzte Einreise von Saisonkräften nur per Flugzeug erlaubt. Damit verbunden waren strenge Vorgaben zum Gesundheitsschutz.

Die Sonderregelung für April und Mai wurde einmal verlängert und lief am vergangenen Montag aus. Seit Dienstag können Erntehelfer aus EU-Ländern auch wieder auf dem Landweg und «ohne die bisherigen Beschränkungen» einreisen, wie ein Konzept von Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) festlegt. Die neuen Regelungen gelten nun bis Jahresende und schreiben weiterhin Corona-Schutzvorgaben vor.

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