Corona-Überblick: Meldungen am Dienstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Corona-Proteste in Belgrad - Polizei setzt Tränengas ein

BELGRAD: Vor dem Parlamentsgebäude in Belgrad haben Tausende Menschen am Dienstagabend gegen neue Beschränkungen in der Corona-Pandemie protestiert. In der Nacht zum Mittwoch kam es dabei zu Ausschreitungen und Zusammenstößen mit der Polizei, wie örtliche Medien berichteten. Die Bereitschaftspolizei setzte demnach Tränengas gegen die Demonstranten ein, nachdem eine größere Gruppe versucht hatte, das Parlamentsgebäude zu stürmen.

Präsident Aleksandar Vucic hatte nur wenige Stunden zuvor im Fernsehen angesichts des Infektionsgeschehens eine neue Ausgangssperre für das kommende Wochenende angekündigt. Die Lage im Land sei ernst, betonte der Präsident in seiner Ansprache. Besonders die Hauptstadt sei stark betroffen. «Alle Krankenhäuser in Belgrad sind fast voll», sagte Vucic weiter. Daher werde von Freitag bis Montag ein Ausgehverbot verhängt. Zuletzt hatte es im Mai eine Ausgangssperre gegeben. Ab Mittwoch seien zudem Treffen von mehr als fünf Menschen verboten - sowohl drinnen wie draußen.

Zuvor waren die Corona-Fälle in dem Balkanland rund acht Wochen nach den ersten Lockerungen der Anti-Corona-Maßnahmen deutlich angestiegen. Serbien hatte am Dienstag 13 neue Todesfälle infolge von Covid-19-Erkrankungen gemeldet - der höchste Tageswert seit Beginn der Pandemie. Zudem wurden 299 neue Infektionen mit dem Coronavirus registriert. In der vergangenen Woche verzeichnete das Land täglich zwischen rund 250 und 350 neue Fälle. Bis zum Dienstag gab es in Serbien über 16.000 nachgewiesene Infektionen mit dem Coronavirus. Davon gelten knapp 3000 Fälle als aktiv. 330 Menschen starben bisher in Verbindung mit der Lungenkrankheit Covid-19.


Trump drängt auf Öffnung der Schulen in den USA nach Sommerferien

WASHINGTON: Trotz weiter steigender Corona-Fallzahlen will US-Präsident Donald Trump Druck auf die US-Bundesstaaten ausüben, die Schulen nach den Sommerferien wieder zu öffnen. «Wir wollen, dass unsere Schulen im Herbst geöffnet sind», sagte Trump am Dienstag (Ortszeit) bei einem Runden Tisch zu dem Thema im Weißen Haus. Das sei sehr wichtig für das Land und das Wohlbefinden von Schülern und deren Eltern. «Wir werden Druck auf die Gouverneure und alle anderen ausüben, die Schulen zu öffnen.»

Der Republikaner warnte davor, Schulen aus politischen Erwägungen geschlossen zu halten. Er spielte damit auf demokratische Gouverneure an, die sich in großer Zahl gegen Trumps Drängen auf eine schnelle Rückkehr zur Normalität wehren.

Trump spielte die Lage in den USA trotz einer Zunahme von Infektionen erneut herunter. «Weil wir mehr testen, haben wir mehr Fälle. Wenn wir die Hälfte der Tests machen würden, hätten wir viel weniger Fälle», sagte er. Der Präsident betonte erneut, dass die Sterblichkeitsrate in den USA «die niedrigste auf der Welt» sei. Das ist Daten der Johns-Hopkins-Universität (JHU) zufolge nicht korrekt. Unter den 20 am schwersten von der Pandemie betroffenen Ländern weltweit haben demnach 13 Staaten eine niedrigere Sterblichkeitsrate pro 100 bestätigter Infektionen.


UN bestätigen Eingang von WHO-Austrittserklärung der USA

WASHINGTON: Die Vereinten Nationen haben den Eingang einer Erklärung der USA über den geplanten Austritt aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bestätigt. UN-Generalsekretär António Guterres sei am Montag entsprechend informiert worden, sagte sein Sprecher Stephane Dujarric am Dienstag in New York. Der Austritt solle demnach am 6. Juli 2021 in Kraft treten. Guterres prüfe derzeit gemeinsam mit der WHO, ob die Konditionen für einen solchen Austritt vorlägen.

Die USA sind seit dem 21. Juni 1948 Mitglied der WHO. In der damaligen Resolution des US-Kongresses zum Beitritt zur WHO hieß es, dass die USA sich das Recht für einen Rückzug vorbehielten - allerdings mit einer zwölfmonatigen Kündigungsfrist. Voraussetzung ist demnach auch, dass die USA alle ausstehenden Beiträge an die WHO gezahlt haben.


Hunderte Mitglieder einer freikirchlichen Gemeinde in Quarantäne

EUSKIRCHEN: Nach der Corona-Infektion von 13 Mitgliedern einer Familie in Euskirchen hat das Kreis-Gesundheitsamt Quarantäne für Hunderte Mitglieder einer freikirchlichen Gemeinde angeordnet. Nach Angaben eines Behördensprechers von Dienstag ist die Euskirchener Mennoniten-Gemeinde - eine evangelische Freikirche, der auch die betroffene Familie angehört - komplett betroffen. Nach der Familie sollen die Gemeindemitglieder noch diese Woche auf das Virus getestet werden - den Angaben zufolge rund 1000 Menschen.

Zunächst sei die Mutter der Familie mit Krankheitssymptomen ins Krankenhaus gekommen und corona-positiv getestet worden, sagte Behördensprecher Wolfgang Andres. Bei weiteren Testungen habe sich gezeigt, dass auch der Vater und elf der 13 Kinder corona-positiv seien. «Die Kinder sind vorher noch in die Schule gegangen, in die eigene Schule der Mennoniten. Und die Familie ist wohl auch noch in den Gottesdienst in das Bethaus der Mennoniten gegangen», sagte Andres. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass das Virus verbreitet worden sei.

Der Kreis habe von der Mennoniten-Gemeinde eine Liste mit rund 500 Namen erhalten. Diese Menschen würden mit ihren Kindern getestet. Das seien insgesamt rund 1000 Personen. Die Quarantäne-Anordnung gelte für die ganze Gemeinde. Schule und Bethaus der Mennoniten seien geschlossen worden.


Vatikan verlangt Reduktion der Waffenproduktion

ROM: Angesichts der weltweiten Probleme durch die Corona-Pandemie fordert der Vatikan eine «Globalisierung der Solidarität» und weniger Waffen. Die katholische Kirche wolle aktiv sowohl auf internationaler Ebene als auch in Gemeinden vor Ort Konflikte entschärfen und Vertrauensbildung stärken, sagte Kurienkardinal Peter Turkson am Dienstag in Rom. Als Reaktion auf Instabilität sei nach der Corona-Krise nicht bloßer Wiederaufbau gefragt. Es brauche Ideen für eine andere Welt, unterstrich der Kardinal mit anderen Experten einer Vatikan-Kommission zu Covid-19. Sie forderten eine Reduktion der Waffenproduktion.

«Dies ist keine Zeit, um Waffen zu produzieren», sagte die vatikanische Wirtschaftsexpertin Alessandra Smerilli. Für Jobs, die in der Rüstungsindustrie wegfielen, könnten andere in sozialen und medizinischen Sektoren entstehen.

Der 71-jährige Turkson, der aus Ghana kommt, sagte, die Kirche wolle sich mit lokalen Verbänden darum kümmern, dass Solidarität und Vertrauen zwischen den Menschen mehr Gewicht erhielten. Papst Franziskus habe die Kommission zu Covid-19 eingesetzt, um Aktion zu erzeugen, nicht nur Nachdenken.


UN: Corona-Krise vernichtet weltweit jahrzehntelangen Fortschritt

NEW YORK: Die weltweite Corona-Pandemie wirft die Menschheit in Armutsbekämpfung, Gesundheitswesen und Bildung nach einem neuen UN-Bericht um Jahrzehnte zurück. Bereits Ende des vergangenen Jahres habe die Menschheit beim Erreichen der bis 2030 definierten UN-Nachhaltigkeitsziele hinterhergehangen, erklärten die Vereinten Nationen am Dienstag. «Wegen Covid-19 bedroht nun eine nie gesehene Gesundheits-, Wirtschafts- und Gesellschaftskrise Leben und Existenzgrundlagen, was das Erreichen der Ziele noch herausfordernder macht», sagte UN-Generalsekretär António Guterres am Dienstag.

Unter anderem würden voraussichtlich 71 Millionen Menschen in diesem Jahr wieder in Armut zurückfallen, heißt es in der neuesten Ausgabe des jährlichen UN-Berichts zu den 17 Nachhaltigkeitszielen, die sich die Weltgemeinschaft 2015 gegeben hatte. Es wäre der erste Anstieg seit 1998. Auch bei der Kinderarbeit könnte es erstmals seit Jahrzehnten wieder einen Anstieg geben. Die UN sagen zudem weltweit Hunderttausende Tote durch Probleme bei Gesundheits- und Impfversorgung voraus. Überproportional oft seien weltweit Arme, Menschen mit Behinderungen und häufig auch Frauen von der Corona-Krise betroffen.


Arbeitslosigkeit in Corona-Krise gestiegen

PRAG: Die Zahl der Arbeitslosen in Tschechien ist wegen der Folgen der Corona-Krise gestiegen. Die Quote stieg nach den Statistiken der Arbeitsämter im Juni auf 3,7 Prozent, wie das Arbeits- und Sozialministerium am Dienstag in Prag mitteilte. Im Vergleichsmonat vor einem Jahr waren es noch 2,6 Prozent gewesen. Knapp 270.000 Menschen waren ohne Job. Zugleich gab es mehr als 334.000 freie Stellen, die meisten davon aber im wenig attraktiven Niedriglohnsektor.

Die schwärzesten Vorhersagen der Ökonomen hätten sich dank des staatlichen Kurzarbeits- und Stützungsprogramms «Antivirus» nicht erfüllt, sagte die sozialdemokratische Arbeitsministerin Jana Malacova. Viele von denen, die sich nun arbeitslos meldeten, hätten zuvor im Gast- und Tourismusgewerbe in Tschechien, aber auch in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz gearbeitet. Bisher wurden in Tschechien nach Angaben des Gesundheitsministeriums 350 Coronavirus-Todesfälle registriert.


Mehrere britische Pubs wegen Coronavirus-Infektionen dicht

LONDON: Kurz nach der Wiederöffnung sind mehrere Pubs in England wegen Coronavirus-Infektionen von Gästen wieder geschlossen worden. Betroffen sind mindestens drei Kneipen in Burnham-on-See an der Südwestküste, in Batley im nördlichen England und in Alverstoke im Süden. Die Pubs seien gründlich gereinigt und die Mitarbeiter getestet worden, teilten die Betreiber in sozialen Medien mit.

Nach mehr als dreimonatiger Schließung wegen der Pandemie durften am vergangenen Samstag die beliebten Kneipen im größten Landesteil Großbritanniens wieder öffnen. Es gelten strenge Auflagen, beispielsweise müssen Pub-Besucher ihre Kontaktdaten hinterlassen. Bestellungen dürfen nur am Tisch oder per App aufgenommen werden.

Kritiker halten die Lockerungen für viel zu früh. Denn Großbritannien ist das am schlimmsten vom Coronavirus-Ausbruch betroffene Land in Europa. Jeder Landesteil kann über seine eigenen Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie entscheiden.


Melbourne geht nach Corona-Anstieg wieder in den Lockdown

CANBERRA: Australiens zweitgrößte Stadt Melbourne geht wegen eines drastischen Anstiegs der Corona-Infektionen erneut in einen sechswöchigen Lockdown. Mehrere Wochen, nachdem die rund fünf Millionen Einwohner zählende Hauptstadt des Bundesstaates Victoria die Wirtschaft wieder geöffnet hatte, werde man ab Mittwoch um Mitternacht (Ortszeit) wieder strikte Ausgangssperren in Kraft setzen, teilte der regionale Regierungschef Daniel Andrews am Dienstag mit. Am selben Tag hatten die Gesundheitsbehörden 191 Neuinfektionen bestätigt, einer der höchsten Anstiege innerhalb eines Tages in Australien seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie.

«Wir müssen realistisch über die Umstände, mit denen wir konfrontiert sind, sein», sagte Andrews. Die Frustration habe scheinbar zu einer gewissen Nachlässigkeit geführt. «Ich denke, jeder von uns weiß, dass wir keine andere Wahl haben als diese sehr sehr schwierigen Schritte zu ergreifen», fügte der Regierungschef hinzu. Die Bürger dürfen unter dem erneuten Lockdown nicht das Haus verlassen, außer zum Einkaufen von Lebensmitteln, zu Arzt- und Pflegebesuchen, zur Ausübungen körperlicher Fitness oder um zu arbeiten. Gäste dürfen zu Hause nicht empfangen werden. Außerdem bleiben Schulen in den betroffenen Gebieten, die nächste Woche öffnen sollten, geschlossen.

Die rund fünf Millionen Bewohner Melbournes können außerdem ihre Stadt nicht verlassen. Das Militär ist mobilisiert, um die Polizei bei der Durchsetzung der Ausgangsbeschränkungen zu unterstützen. Man müsse die Situation so ernstnehmen wie man in Australien auch Buschfeuer ernstnehme. Es gehe um «Leben und Tod», sagte Andrews.


Migranten der «Ocean Viking» wechseln auf Quarantänefähre in Sizilien

ROM: Im Hafen von Porto Empedocle auf Sizilien haben 180 Migranten das private Rettungsschiff «Ocean Viking» verlassen, um auf eine italienische Quarantänefähre zu wechseln. Die Ausschiffung von 123 Menschen, bei denen negative Corona-Tests vorlagen, sei am späten Montagabend erfolgt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa. Die anderen 57 Migranten folgten nach Eintreffen ihrer Testergebnisse. Eine Sprecherin der Organisation SOS Mediterranee als Betreiberin der «Ocean Viking» sagte am Dienstag, die letzten Geflüchteten hätten das Schiff gegen 3.00 Uhr morgens verlassen. SOS Mediterranee twitterte Fotos der aus Seenot Geretteten, die an Land waren.

Die Regierung in Rom hatte am Wochenende nach langem Zögern ihre Zustimmung gegeben, das Quarantäneschiff «Moby Zaza» zu nutzen. Die Besatzung der «Ocean Viking» hatte die 180 Menschen am 25. und 30. Juni aus dem Mittelmeer gerettet.

Italien und Malta hatten sich in der Corona-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Trotzdem brechen Migranten von Libyen und Tunesien in Richtung Europa auf. Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von Schiffen auf, doch die Länder zögern mit der Zuweisung von Häfen oft lange. Sie fordern von anderen EU-Staaten regelmäßig Zusagen für die Weiterverteilung der Menschen.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Jürgen Franke 08.07.20 13:45
Herr Swisshai, es wird von den USA bestimmt, an
welche Erfolge wir uns zu erinnern haben. Danke, dass Sie daran gedacht haben. Das Problem, das wir in diesem Gebiet heute haben, hat uns die Nato, dank Westerwelle, ohne die Bundeswehr, beschert.
TheO Swisshai 08.07.20 08:49
Rufio Rocco / Ziel erfüllt ?
Ich bin ganz Ihrer Meinung, frage mich allerdings, ob das nicht das Ziel der Weltmacht Nr. 1 ist. Erinnern wir uns, bevor ein gewisser Muammar al-Gadaffi mit Hilfe der USA weggebombt wurde, hat er erfolgreich verhindert, dass afrikanische Migranten von Libyen nach Europa aufgebrochen sind. Was hat der Militäreinsatz in Libyen 2011 sonst noch gebracht ? Der libyschen Bevölkerung ging es vorher viel besser, seither herrscht nur noch Krieg und Chaos..... und Europa wird mit Migranten überflutet.