Corona-Überblick: Meldungen am Dienstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Stimmung in Japans Industrie wegen Corona-Pandemie tief im Keller

TOKIO: In der japanischen Großindustrie hat sich die Stimmung wegen der globalen Corona-Pandemie noch deutlicher verschlechtert als erwartet. Wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Quartalsumfrage («Tankan») der Notenbank unter rund 10.000 Unternehmen des Landes hervorgeht, sank der darin ermittelte Stimmungsindex für die großen Produktionsunternehmen zum März von minus 8 auf minus 34. Ein negativer Index bedeutet, dass die Pessimisten in der Mehrheit sind. Das ist der tiefste Stand seit Juni 2009. Die Verschlechterung der Stimmung fiel dabei noch deutlicher aus als von Ökonomen erwartet. Im Vorquartal war der Index erstmals seit Jahren ins Negative gerutscht.

Der von der BoJ alle drei Monate erstellte Bericht ist eine umfassende Mischung aus Konjunkturanalyse und Stimmungsbericht. Die Nummer Drei der Weltwirtschaft rutschte im ersten Quartal in eine Rezession, für das zweite Quartal wurde mit einem noch deutlicheren Konjunktureinbruch gerechnet. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres rechnen Ökonomen damit, dass es mit Japan wieder aufwärts geht.


Neue Sitzungsperiode des Menschenrechtsrat auch mit Thema Covid-19

GENF: Der Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen beginnt am Dienstag (10.00 Uhr) in Genf mit einer neuen Sitzungsperiode.

Zum Auftakt der mehrwöchigen Debatten will die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, auch auf die Folgen der Coronakrise für die Menschenrechte weltweit eingehen. Außerdem will das Gremium einen Blick auf die Situation auf den Philippinen werfen sowie die Menschenrechtslage der muslimischen Minderheit der Rohingya in Myanmar beleuchten. In den bis zum 20. Juli anberaumten Debatten werden darüber hinaus Sonderberichte zum Menschenschmuggel, zum Thema Menschenrechte und Migranten sowie zum Ausmaß der Gewalt gegen Frauen erwartet. Der Rat tagt drei Mal im Jahr.


EU-Botschafter: Knappes Drittel aller Treffen sind möglich

BERLIN: Der deutsche EU-Botschafter Michael Clauß erwartet, dass wegen der Corona-Krise unter der deutschen EU-Ratspräsidentschaft nur knapp ein Drittel der sonst geplanten persönlichen Treffen stattfinden kann. Das EU-Ratssekretariat richte weitere Sitzungsräume so her, dass dort unter Wahrung des nötigen Abstandes Treffen aller 27 EU-Staaten stattfinden könnten. «Gelingt dies, wollen wir die Anzahl der Treffen mit physischer Anwesenheit auf 30 Prozent der normalen Frequenz erhöhen», sagte Clauß der «Welt» (Mittwoch). «Damit würden wir die derzeit geltenden gesundheitlichen Vorgaben komplett ausreizen.»

Die Bundesregierung erwartet Clauß zufolge, dass vor allem Vorgespräche auf Beamtenebene weiterhin überwiegend per Video erfolgen. Im Juli sollen nach dreieinhalb Monaten wieder erste Treffen auf politischer Ebene in Brüssel stattfinden. «Wir gehen derzeit davon aus, dass ab September wieder regelmäßig physische Treffen der zuständigen Fachminister in Brüssel durchgeführt werden können», erklärte Clauß. Sollte es zu einer zweiten Infektionswelle kommen, würde wieder auf Videokonferenzen zurückgegriffen.


Steigende Corona-Zahlen: Bulgarien erhöht Kapazitäten von Kliniken

SOFIA: Bulgarien will die Kapazitäten seiner Krankenhäuser wegen schnell steigender Corona-Fallzahlen umgehend erhöhen. Die Covid-19-Intensivabteilungen sollen nun mit mehr Betten, Schutzkleidung, -Masken und -Brillen ausgestattet werden. Das entschied der Krisenstab in Sofia bei einer Sitzung mit Regierungschef Boiko Borissow am Dienstag. Borissow ordnete zudem an, dass Gesundheitsminister Kiril Ananiew die ausreichende Finanzierung der Behandlung von Covid-19 sicherstelle.

In Bulgarien mit seinen knapp sieben Millionen Menschen stiegen die nachgewiesenen Corona-Fälle in den vergangenen zwei Wochen schneller als je zuvor auf nun 4831 an. Mitte Juni waren es noch 3290 gewesen. Die negative Entwicklung wurde auch auf die Vernachlässigung der Schutzmaßnahmen seitens der Bevölkerung zurückgeführt. Durch einen Lockdown im März und April wurde im ärmsten EU-Staat vermieden, dass die technisch und personell teils schlecht ausgestatteten Krankenhäuser überlastet werden.

In Bulgarien war vor einer Woche das obligatorische Tragen des Mund-Nasen-Schutzes in geschlossenen, gemeinschaftlich genutzten Räumen wieder eingeführt worden. Vielerorts wird aber kaum kontrolliert, ob die «drei D: Disziplin, Desinfektion und Distanz» auch eingehalten werden. Für Kritik sorgte, dass Diskotheken und Nachtclubs nach der Corona-Zwangspause in dem Balkanland wieder geöffnet sind.


Bayern beschließt Corona-Tests für jedermann

MÜNCHEN: Die Regierung des deutschen Bundeslandes Bayern hat die kostenlose Corona-Tests für die gesamte Bevölkerung beschlossen. Das Testkonzept laute «schneller, kostenlos und für jedermann», sagte Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München.

Er kündigte an, dazu die Kapazitäten von aktuell 20.000 auf 30.000 Tests pro Tag zu erhöhen. Der Freistaat übernimmt die Kosten in all den Fällen, in denen nicht ohnehin Krankenkassen in der Pflicht sind. Man stelle dafür aufs Jahr gerechnet 200 Millionen Euro bereit, sagte Söder. Bayern hat rund 13 Millionen Einwohner.

Kritik an der bayerischen Strategie wies Söder erneut zurück. Die Kosten könnten kein Argument sein. Man dürfe nicht auf Kosten der Sicherheit der Bürger sparen. «Testen ist auch Vorbeugung», betonte er.


Trotz großer Sorgen wegen Corona-Krise: Haiti öffnet Grenzen wieder

PORT-AU-PRINCE: Haiti öffnet mitten in der Corona-Krise seine Grenzen wieder. Das gelte bereits ab Dienstag für die Landgrenze zur Dominikanischen Republik wie auch für die Flughäfen, teilte Präsident Jovenel Moïse am Montag (Ortszeit) in einer Ansprache mit. Ab 6. Juli könnten außerdem Fabriken den vollen Betrieb wieder aufnehmen, sagte der Staatschef des Karibikstaates. Für andere Institutionen wie Schulen, Universitäten und Kirchen werde noch an einer Lösung gearbeitet. Diese sind seit dem 19 März geschlossen.

Vor rund drei Wochen warnte die Organisation Ärzte ohne Grenzen vor einer besorgniserregend schnellen Ausbreitung des Coronavirus in Haiti. Auch das dortige UN-Büro teilte vor kurzem mit, das ohnehin überstrapazierte Gesundheitssystem des ärmsten Landes der westlichen Hemisphäre werde durch die Pandemie besonders schwer beansprucht. Auch das soziale Sicherungsnetz sei bereits durch eine seit 18 Monaten andauernde politische, wirtschaftliche, soziale und institutionelle Krise sehr schwach. Die humanitäre Situation könne zur Auswanderung vieler Menschen führen.

Offiziell wurden in dem Land mit rund elf Millionen Einwohnern bisher 5847 Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 und 104 Todesfälle infolge einer Covid-19-Erkrankung registriert. Da nur zwei Labors im Land die Tests bearbeiten könnten, sei die wahre Zahl der Infektionen deutlich höher, hieß es von Ärzte ohne Grenzen. Hinzu komme, dass Infizierte stigmatisiert würden und sich daher oft nicht in einem Krankenhaus behandeln ließen. Ein Problem sei auch die Rückkehr Tausender haitianischer Migranten aus der Dominikanischen Republik, die die meisten registrierten Corona-Fälle aller Karibikstaaten hat.

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