Corona-Überblick: Meldungen am Dienstag

Das Eat Out to Help Out-Programms der britischen Regierung. In den teilnehmenden Cafés und Restaurants können die Kunden unter Einhaltung des Mindestabstandes einen Rabatt von 50 % auf Lebensmittel oder alkoholfreie Geträn... Foto: epa/Neil Halle
Das Eat Out to Help Out-Programms der britischen Regierung. In den teilnehmenden Cafés und Restaurants können die Kunden unter Einhaltung des Mindestabstandes einen Rabatt von 50 % auf Lebensmittel oder alkoholfreie Geträn... Foto: epa/Neil Halle

Frankreich überschreitet Marke von zwei Millionen Corona-Fällen

PARIS: In Frankreich haben sich seit Beginn der Corona-Pandemie mehr als zwei Millionen Menschen mit dem Virus angesteckt. Dies teilte der Direktor der obersten nationalen Gesundheitsbehörde, Jérôme Salomon, am Dienstagabend mit. Bei 67 Millionen Einwohnern wurden im wichtigsten EU-Partnerland nun insgesamt 2.036 755 Fälle registriert. Salomon zufolge wurde am Montag zudem ein Höchstwert von knapp 33.500 Einweisungen ins Krankenhaus erreicht.

Die Anzahl der Neuinfektionen gehe indes seit einigen Tagen zurück. «Unsere gemeinsamen Anstrengungen beginnen Früchte zu tragen und erklären diese positive Tendenz», sagte Salomon. Auch wenn die Zahlen im Vergleich zum Höchstwert von etwa 69.500 Infektionen innerhalb eines Tages von Anfang November rückläufig sein, seien sie noch immer sehr hoch.

Seit gut zwei Wochen gelten in Frankreich strenge Ausgangsbeschränkungen. Man darf nur mit einem Formular und triftigem Grund vor die Tür. Einzelhandel und Gastronomie sind geschlossen. Zumindest in Paris gibt es in einigen Teilen der Stadt aber spürbar weniger Kontrollen als während der Beschränkungen im Frühjahr. Für Anfang Dezember hat die Regierung Lockerungen in Aussicht gestellt. Eventuell soll der Einzelhandel dann wieder öffnen. Restaurants sollen aber geschlossen bleiben.


Proteste trotz Versammlungsverbots

BRATISLAVA: Trotz Versammlungsverbots sind in mehreren Städten der Slowakei am Dienstag Tausende auf die Straßen gegangen, um gegen die Regierung und ihre Corona-Maßnahmen zu protestieren. Allein in der Hauptstadt Bratislava versammelten sich mehrere Tausend Demonstranten an verschiedenen Plätzen. In der dicht gedrängten Menge vor dem Präsidentenpalast trugen nur wenige einen Mund-Nasen-Schutz, wie dies eigentlich auch im Freien vorgeschrieben ist.

Demonstranten schwangen slowakische Fahnen und trugen Transparente mit Aufschriften wie «Stoppt die diktatorische Regierung!». In Sprechchören riefen sie den populistisch-konservativen Ministerpräsidenten Igor Matovic zum Rücktritt auf. Die Regierung hatte ein hartes Vorgehen angekündigt, da wegen des Corona-Notstands alle Kundgebungen illegal seien. Tatsächlich hielten sich die Sicherheitskräfte dann aber weitgehend zurück.

Der sozialdemokratische Ex-Regierungschef Robert Fico forderte unter dem Jubel Hunderter Anhänger einen Machtwechsel - aber nicht durch Straßenproteste, sondern durch vorgezogene Neuwahlen. Regierungspolitiker warfen ihm dennoch vor, sich mit Rechtsextremen zum Protest verbündet zu haben.


Region Madrid will alle Einwohner testen - Antrag bei EU

MADRID: In der spanischen Hauptstadt-Region um Madrid sollen alle 6,6 Millionen Einwohner bis Weihnachten auf das Corona-Virus getestet werden. Die konservative Regionalpräsidentin Isabel Díaz Ayuso stellte dazu am Dienstag bei der EU-Kommission am Dienstag den Antrag, dass im gesamten Gebiet der Europäischen Union Antigen-Tests in Apotheken zugelassen werden. Die spanische Zentralregierung weigert sich, dafür grünes Licht zu geben. Die Region Madrid und die Zentralregierung liegen wegen der Pandemie seit Monaten im Clinch.

Ayuso verwies bei Twitter darauf, dass in Frankreich, Großbritannien oder Portugal solche Tests bereits möglich seien. Massendiagnosen seien «der Schlüssel, um das Virus zu bezwingen». Bürokratie dürfe keine Bremse sein. Zuvor hatte der Chef der spanischen Behörde für Gesundheitliche Notfälle, Fernando Simón, erklärt, Antigentests in den Apotheken seien zu riskant - auch, weil sich das Personal anstecken könne.

In den vergangenen Wochen hatte die Hauptstadtregion - im Sommer noch das Corona-Epizentrum Westeuropas - mit relativ lockeren Einschränkungen und der Absperrung nur kleinerer Gebiete mit besonders hohen Infektionszahlen Erfolg. Die Zahl der Fälle je 100.000 Einwohner binnen 14 Tagen fiel auf 324. Ende September lag sie noch bei mehr als 800.

Experten stimmen darin überein, dass Antigentests ein Grund für den Erfolg sein könnten. Madrid hatte Ende September fünf Millionen Einheiten gekauft. In Problemvierteln wurden Test-Offensiven gestartet. Die Antigen-Tests sind zwar weniger sensitiv als sogenannte PCR-Tests. Man braucht für ein positives Ergebnis eine größere Virusmenge. Experten versichern aber, dass nur sehr wenige Infektionen unentdeckt bleiben.


Türkei erlässt wegen Corona Ausgangsbeschränkungen am Wochenende

ISTANBUL: Die Türkei hat wieder strengere Regeln gegen die Ausbreitung des Coronavirus erlassen. Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in Ankara landesweite Ausgangsbeschränkungen für die Wochenenden an. Sie gelten zwischen 20:00 Uhr abends und 10:00 Uhr am nächsten Morgen. Der Unterricht in Schulen wird wieder auf Online-Angebote umgestellt. Zudem dürfen Restaurants und Cafés nur noch Lieferdienste anbieten. Kinos werden bis Ende des Jahres geschlossen.

Besondere Beschränkungen solle es für junge Menschen unter 20 Jahren und Ältere über 65 Jahren gelten, kündigte Erdogan weiter an. Details sollen demnächst vom Innenministerium bekanntgegeben werden. Der Präsident begründete die Verschärfungen mit einem «ernsthaften» Anstieg der Fallzahlen in mehreren Städten wie der Millionenmetropole Istanbul. Wie schwer das 83-Millionen-Land betroffen ist, lässt sich schwer einschätzen. Die Regierung gibt nur die tägliche Zahl der Infizierten mit Symptomen an. Etwa 11.000 Menschen sind nach offiziellen Angaben bislang an oder mit Covid-19 gestorben.

Die Bürgermeister von Istanbul und der Küstenmetropole Izmir, Ekrem Imamoglu und Tunc Soyer, hatten zuletzt scharfe Maßnahmen gefordert, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Soyer sagte, in Izmir komme hinzu, dass wegen eines Erdbebens Ende Oktober Vorsichtsmaßnahmen nicht immer eingehalten werden könnten. Ärztevertreter warnten, dass Krankenhäuser an ihre Grenzen stießen.

Die Türkei hatte das öffentliche Leben im April und Mai wegen der Verbreitung des Virus eingeschränkt. Es gab Ausgangssperren an Wochenenden und Reisebeschränkungen. Anfang Juni wurden die Maßnahmen weitestgehend aufgehoben. Wie in anderen Ländern hat sich die Lage inzwischen wieder verschlimmert. Die Bundesregierung setzte im Oktober eine Reisewarnung für die gesamte Türkei wieder in Kraft.


Prognose: Tourismus in New York wohl erst 2024 wieder ganz erholt

NEW YORK: Nach Jahren steigender Besucherzahlen ist der Tourismus in New York aufgrund der Einschränkungen in der Coronavirus-Pandemie in diesem Jahr eingebrochen - und wird sich einer Prognose zufolge wohl erst 2024 wieder ganz erholt haben. Nachdem die US-Metropole 2019 mit 66,6 Millionen Besuchern im zehnten Jahr in Folge einen Rekord aufgestellt hatte, werde die Zahl für 2020 insgesamt wohl bei rund 22,9 Millionen Besuchern liegen, teilte die New Yorker Tourismusbehörde NYC & Company in der Nacht zum Dienstag mit.

Die Zahl der Besucher aus den USA habe um rund zwei Drittel abgenommen, die der Touristen aus dem Ausland sogar um 80 Prozent. Erst für 2024 erwartet die Behörde, die selbst zeitweise einen großen Teil ihrer Mitarbeiter freistellen musste, wieder einen neuen Rekord mit 69,2 Millionen Besuchern. Die Tourismus-Industrie, die vor Ausbruch der Pandemie rund 400.000 Menschen beschäftigte, ist wichtiger Wirtschaftssektor der Metropole.

New York war im Frühjahr zu einem der Epizentren der Coronavirus-Pandemie geworden und hatte relativ strenge Beschränkungen des öffentlichen Lebens auferlegt. Der Tourismus war zusammengebrochen. Inzwischen sind zwar viele Beschränkungen wieder gelockert, aber zahlreiche Attraktionen wie beispielsweise die Theater am Broadway oder die Metropolitan Oper haben bereits angekündigt, erst 2021 wieder öffnen zu wollen. Zudem gelten für viele Länder - darunter Deutschland - weiterhin weitreichende Einreisebeschränkungen.


Boris Johnson bleibt trotz negativem Corona-Test in Quarantäne

LONDON: Der britische Premier Boris Johnson bleibt trotz eines ersten negativen Corona-Testergebnisses in Quarantäne. «Er wird, den Regeln entsprechend, weiter in Selbsisolation bleiben», sagte ein Regierungssprecher am Dienstag in London. Johnson hatte sich am Sonntagabend in Quarantäne begeben, nachdem ein Abgeordneter, den er am Donnerstag getroffen hatte, positiv auf das Coronavirus getestet worden war.

Johnson selbst war im Frühjahr bereits selbst schwer an Covid-19 erkrankt und sogar auf der Intensivstation behandelt worden. Er fühle sich «fit wie ein Metzgershund» und «berste vor Antikörpern», hatte er am Montag per Video verkündet. Virologen schließen jedoch erneute Infektionen von Genesenen nicht aus.

Johnson werde seine Arbeit aus der Downing Street per Video fortsetzen - und sich auf diesem Wege am Mittwoch auch den Fragen der Abgeordneten stellen, hieß es. Die Quarantäne des Premiers fällt genau in die entscheidende Phase der Verhandlungen Londons über einen Handelspakt mit der EU. Innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen wird mit einer Einigung oder einem Abbruch der Gespräche gerechnet. Bis zum Ende des Jahres läuft noch die Brexit-Übergangsphase mit ähnlichen Regeln wie zuvor - danach drohen ohne ein Abkommen Zölle, lange Staus an den Grenzen und andere Handelshürden.


Südtirol bereitet einen Corona-Massentest fürs Wochenende vor

BOZEN: Die Südtiroler Landesregierung hat ihre Bürger zur Teilnahme an einem geplanten Corona-Massentest am nächsten Wochenende aufgerufen. «Es handelt sich um freiwillige Tests, niemand wird gezwungen», sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher am Dienstag in Bozen. «Es ist der Appell an die Bevölkerung, die Einladung mitzumachen», erläuterte er. Die norditalienische Provinz Bozen-Südtirol will mit den Schnelltests einen «aktiven Schritt» machen, um die Corona-Zahlen zu drücken, sagte der regionale Regierungschef. Die zentrale Testphase startet am Freitag (20.11.) und dauert bis Sonntag. Die kleine Alpen-Provinz geht damit in Italien einen Sonderweg.

Angepeilt ist, dass rund zwei Drittel der Südtiroler Bevölkerung, das wären etwa 350.000 Menschen, den Antigen-Schnelltest machen. Den Abstrich sollen Männer, Frauen und Kinder ab dem Alter von fünf Jahren vornehmen lassen. Dafür gibt es rund 200 Teststandorte in den Gemeinden. Das Ergebnis der Virusprobe soll nach spätestens einer halben Stunde vorliegen. Die Bürger könnten es per E-Mail oder Kurzmitteilung aufs Handy bekommen, hieß es.

Kompatscher sagte, es sei wichtig, die Virusträger ohne Symptome zu finden. Wer positiv getestet wird und beschwerdefrei ist, soll zehn Tage zu Hause in Isolation gehen. Wenn die Menschen von ihrer Ansteckung wüssten, könne ein «großer Teil der Infektionsketten» unterbrochen werden, erläuterte der Politiker. Bei einem Erfolg des Massentests stellte er Erleichterungen der Corona-Einschränkungen für die Wirtschaft und in den Schulen in Aussicht.

Die Autonome Provinz gehört in Italien zu den Roten Zonen mit strengen Corona-Sperren. Dort gab es am Montag rund 550 Neuansteckungen in 24 Stunden. Das Screening soll außer an Teststationen auch in Betrieben, Arztpraxen und Apotheken möglich sein. An diesen drei Orten laufen die Abstriche etwas länger.


Grütters sieht «große Resonanz» auf Kulturhilfen

BERLIN: Kulturstaatsministerin Monika Grütters freut sich über große Resonanz in der Kulturszene auf die coronabedingten Hilfen. Von dem mit einer Milliarde ausgestatteten Programm seien mit gut 600 Millionen Euro bereits knapp zwei Drittel belegt, teilte die CDU-Politikerin am Dienstag in Berlin mit. «Angesichts dieser positiven Entwicklung bin ich sehr zuversichtlich, dass «Neustart Kultur» sein Ziel erreicht und die für unsere Gesellschaft buchstäblich lebensnotwendige Kultur und ihre Infrastruktur durch diese Krise trägt.»

Die mehr als 50 Teilprogramme wurden nach den Angaben in Abstimmung mit den unterschiedlichen Dachverbänden entwickelt und realisiert. Bis Mitte Oktober sind danach mehr als 20.000 einzelne Anträge gestellt worden. Grütters geht davon aus, dass die Zahl mittlerweile auf bis zu 35.000 Anträge angewachsen ist. Von Seiten der mit der Bewilligung betrauten Stellen heiße es «fast durchgehend», einzelne Neustart-Programme seien bereits überbucht und zusätzliche Mittel wären hilfreich.


Luxemburg bereitet neuen Lockdown vor

LUXEMBURG: Die luxemburgische Regierung bereitet im Kampf gegen die Corona-Pandemie einen neuen Lockdown im Großherzogtum vor. «Wenn die Zahlen nicht besser werden, dann müssen wir am kommenden Montag die Abgeordnetenkammer bitten, neue Regeln zu beschließen», sagte Premierminister Xavier Bettel am Dienstag in Luxemburg. Die Regierung habe deshalb dem Parlament ein Maßnahmenbündel zugeleitet. Ob dieses umgesetzt werde, werde erst am kommenden Montag entschieden.

Die neue Corona-Welle hat das zweitkleinste Land der EU mit gut 600.000 Einwohnern hart getroffen. Seit Ende Oktober gilt in Luxemburg eine nächtliche Ausgangssperre von 23 bis 6 Uhr und eine verstärkte Maskenpflicht - immer dort, wo mehr als vier Personen zusammentreffen. 9286 Menschen gelten derzeit in Luxemburg als aktiv mit dem Coronavirus infiziert. 236 Menschen sind in Luxemburg bislang in Zusammenhang mit einer Infektion gestorben. 211 Menschen befinden sich in Kliniken, davon 46 auf Intensivstationen (Stand 16. November).


Niederlande lockern vorsichtig Corona-Maßnahmen

DEN HAAG: In den Niederlanden werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie vorsichtig wieder gelockert. Von Donnerstag an dürfen Theater, Museen, Kinos und Bibliotheken wieder öffnen, wie Ministerpräsident Mark Rutte am Dienstagabend in Den Haag ankündigte. Kneipen, Cafés und Restaurants bleiben jedoch geschlossen. Künftig darf man in dem 17-Millionen-Einwohner-Land wieder drei Gäste zu Hause empfangen - bisher waren es zwei.

Die Niederlande hatten Mitte Oktober einen Teil-Lockdown verhängt. Die Regeln wurden dann vor zwei Wochen verschärft. Trotz der Erleichterungen geht die Regierung davon aus, dass der Teil-Lockdown erst in der zweiten Januar-Hälfte nächsten Jahres aufgehoben werden kann. Bis dahin wird auch von Auslandsreisen dringend abgeraten.

Wie die Niederländer die Feiertage verbringen dürfen, ist noch undeutlich. Große Familienfeiern zum traditionellen Nikolausfest werden noch nicht möglich sein. Die Regierung will auf jeden Fall verhindern, dass durch große Familienfeiern im Dezember eine dritte Welle über das Land rollt.

Am Dienstag wurden 4320 neue Corona-Infektionen binnen 24 Stunden gemeldet - 547 weniger als am Vortag. Es war der vierte Tag in Folge mit sinkenden Infektionszahlen. Zum Vergleich: In Deutschland mit etwa fünf Mal so vielen Einwohnern wurden zuletzt 14.419 Fälle in 24 Stunden registriert. Gesundheitsminister Hugo de Jonge warnte jedoch, dass die Zahlen immer noch viel zu hoch seien. «Wir haben es noch lange nicht geschafft.»


Putin: Gründung von Brics-Impfzentrum beschleunigen

MOSKAU: In der Corona-Pandemie hat der russische Präsident Wladimir Putin die übrigen Brics-Wirtschaftsnationen Brasilien, Indien, China und Südafrika zu mehr Anstrengungen für ein gemeinsames Impfforschungszentrum aufgerufen. Es sei wichtig, die Gründung des bereits geplanten Zentrums nun zu beschleunigen, sagte Putin zum Auftakt eines Video-Gipfels am Dienstag in Moskau. Außerdem sei man bereit, mit den anderen Ländern bei der Produktion russischer Corona-Impfstoffe zusammenzuarbeiten.

Russland hat bereits zwei Impfstoffe gegen das Coronavirus für eine Anwendung in der breiten Bevölkerung freigegeben - gegen internationale Bedenken. Putin hingegen bezeichnete die Impfstoffe erneut als «effektiv und ungefährlich».

Es handelte sich um den ersten Brics-Gipfel, zu dem die Staats- und Regierungschefs per Video zusammenkamen. Putin war Gastgeber des virtuellen Treffens. Zugeschaltet waren außerdem Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping, der indische Premierminister Narendra Modi sowie die Präsidenten Brasiliens und Südafrikas, Jair Bolsonaro und Cyril Ramaphosa. Die Brics-Staaten repräsentieren mehr als ein Drittel der Weltbevölkerung und fast ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung. Das Kürzel Brics setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Länder zusammen.

Auf der Konferenz sollte es außerdem um die künftige Entwicklung der Gruppe und um internationale Fragen gehen, außerdem um eine Strategie der wirtschaftlichen Partnerschaft bis 2025 und eine Anti-Terror-Strategie.


Corona-Erkrankung dritthäufigste Todesursache

STOCKHOLM: In den ersten sechs Monaten dieses Jahres sind rund zehn Prozent der Sterbefälle in Schweden auf Covid-19 zurückzuführen. Damit war die durch das Corona-Virus ausgelöste Krankheit die dritthäufigste Todesursache, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung der Obersten Sozialbehörde des Landes. Im ersten Halbjahr 2020 waren rund 51.500 Menschen in Schweden gestorben, 14.000 davon an Herz- und Kreislauferkrankungen, 11.600 an Tumoren und 5500 an Covid-19.

Die Krankheit habe dazu beigetragen, dass die Sterblichkeit im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei Frauen um 10 Prozent und bei Männern um 14 Prozent gestiegen sei, hieß es weiter. Im April sei Covid-19 sogar die häufigste Todesursache gewesen.

Schweden hat im Vergleich zu den anderen nordischen Ländern recht viele Sterbefälle durch die Pandemie zu verzeichnen. Schweden war eines von wenigen Ländern, die zu Beginn der Pandemie das öffentliche Leben weitgehend uneingeschränkt ließen. Es gab vergleichsweise viele Infektionen.

Bis zum Dienstag waren mehr als 6000 Menschen in Zusammenhang mit einer Corona-Infektion gestorben. Nachdem die Zahlen im Sommer deutlich zurückgegangen waren, sind sie nun im Herbst wieder angestiegen.


Tschechien erinnert an Wende von 1989 - keine Kundgebungen

PRAG: Überschattet von der Corona-Pandemie hat Tschechien der Samtenen Revolution vor 31 Jahren gedacht. Mit der demokratischen Wende von 1989 endete die mehr als 40-jährige Herrschaft der Kommunisten. Ministerpräsident Andrej Babis legte am Dienstag auf der Nationalallee in Prag einen Kranz nieder. Der 66-Jährige erinnerte daran, dass es vor der Wende keine Reisefreiheit gegeben habe. «Leider ist die Freiheit jetzt wegen der Corona-Pandemie eingeschränkt, aber das ist natürlich eine andere Situation», sagte der Gründer der populistischen Partei ANO.

Vor einem Jahr war der Feiertag Anlass für eine Großdemonstration gegen die Regierung mit mehr als 250.000 Teilnehmern gewesen. Die Veranstalter von der Bürgerbewegung «Eine Million Augenblicke für Demokratie» halten Babis weiterhin vor, als Unternehmer und Politiker in einem Interessenkonflikt zu stehen. Wegen der coronabedingten Einschränkungen der Versammlungsfreiheit fand diesmal nur eine «Online-Kundgebung» statt, bei der Reden live im Internet übertragen wurden. Der Vorsitzende der Oppositionsbewegung, Benjamin Roll, sagte dabei, Babis habe den Staat «für sich gestohlen».

Am 17. November 1989 hatten Sicherheitskräfte in Prag eine friedliche und genehmigte Studentendemonstration brutal niedergeschlagen. Daraufhin kam es zu Massenprotesten für Demokratie. Anderthalb Monate später wurde der Bürgerrechtler Vaclav Havel (1936-2011) zum neuen Staatspräsidenten der damaligen Tschechoslowakei bestimmt.


Italien beklagt mehr als 730 Corona-Tote binnen 24 Stunden

ROM: Die Zahl der Corona-Toten ist in Italien weiterhin hoch. Am Dienstag registrierten die Behörden mehr als 730 neue Todesopfer im Zusammenhang mit der Viruskrankheit innerhalb von 24 Stunden. Solche Werte gab es auch Anfang April in einer schlimmen Phase der ersten Welle. Insgesamt stieg die Zahl der Toten in dem 60-Millionen-Einwohner-Land seit Februar damit auf annähernd 46.500.

Experten verwiesen allerdings mit Blick auf die aktuelle Ausbreitung des Virus in der zweiten Welle auch auf positive Signale. Die tägliche Opferzahl geht auf Infektionen zurück, die schon einige Zeit zurückliegen. Am Dienstag zählten die Behörden etwas mehr als 32.000 Neuinfektionen. Vor einer Woche waren es mehr als 35.000 neue Fälle an einem einzigen Tag.

Die Regierung in Rom hat seit Oktober zunehmend schärfere Beschränkungen verhängt. Sieben Regionen sind sogenannte Rote Zonen. Dort darf man nur in Ausnahmefällen wie für den Weg zur Arbeit und zum Einkaufen außer Haus.


Merkel: Müssen den USA mehr anbieten

BERLIN: Deutschland und die EU müssen den USA nach Einschätzung der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel stärker entgegenkommen.

Das Interesse an der transatlantischen Partnerschaft sei aus geopolitischen und strategischen Gründen hier mindestens ebenso groß wie dort, sagte sie am Dienstag bei einer Konferenz der «Süddeutschen Zeitung».

Die EU werde sich in diese Partnerschaft mehr einbringen müssen, sagte Merkel. Das gelte auch für den Beitrag zur Sicherheitszusammenarbeit in Europa und für den Beitrag zum Nato-Verteidigungsbündnis, aber auch für die Zusammenarbeit bei Innovation, Wissenschaft und diplomatischen Bemühungen weltweit. Sie freue sich auf die Zusammenarbeit, die «in unserem ureigensten Interesse» sei.

Merkel betonte, die deutsche Regierung arbeite mit jedem amerikanischen Präsidenten zusammen, sagte aber auf eine Frage nach dem frisch gewählten Demokraten Joe Biden: «Ich glaube, dass es nicht mehr so wird, wie es war.»


Iran meldet Höchstwert an Corona-Neuinfektionen

TEHERAN: Die Zahlen der Corona-Neuinfektionen im Iran haben erneut einen Höchstwert erreicht. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums vom Dienstag wurden binnen eines Tages 13.352 Neuinfektionen registriert. Im gleichen Zeitraum starben 482 Corona-Patienten an dem Virus. Damit liege die Gesamtzahl der Infizierten bei fast 790.000, die der Corona-Toten bei über 42.000, sagte Ministeriumssprecherin Sima Lari im Staatsfernsehen.

Die Fallzahlen dürften jedoch mehr als doppelt so hoch sein wie angegeben, weil es in dem Land mit mehr als 82 Millionen Einwohnern zu wenig Testmöglichkeiten gibt. Um die drastisch steigenden Fallzahlen zu stoppen, wird die Islamische Republik am nächsten Wochenende landesweit strenge und unbefristete Lockdowns einführen. Außerdem wurde zwischen 21 und 4 Uhr auch eine Ausgangssperre für Personenwagen verhängt.


Tusk drängt CDU, CSU und andere Parteien zum Fidesz-Rauswurf aus EVP

BRÜSSEL: Nach dem Veto Ungarns gegen das EU-Haushaltspaket hat Parteichef Donald Tusk CDU, CSU und die anderen Mitgliedsparteien der Europäischen Volkspartei indirekt zum Ausschluss der ungarischen Fidesz-Partei aufgefordert. «Wer auch immer gegen das Prinzip des Rechtsstaats ist, ist gegen Europa», schrieb der Pole auf Twitter. Er erwarte von allen EVP-Parteien eine klare Position. «Die Gegner unserer Grundwerte sollten von niemandem mehr beschützt werden», schrieb Tusk am Montag, ohne Ungarn oder Fidesz direkt zu erwähnen.

Tusk ist Präsident der christdemokratischen EVP, der auch CDU und CSU angehören. Die Parteienfamilie ringt schon seit Jahren mit dem Umgang mit der Partei des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Im März 2019 wurde die Fidesz-Mitgliedschaft unter anderem wegen mutmaßlicher Verstöße gegen EU-Grundwerte sowie wegen mehrerer Attacken auf den damaligen EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker auf Eis gelegt. Bei einer Vorstandssitzung im Februar gab es für einen Rauswurf der Partei dann keine Mehrheit, weshalb die Suspendierung weiterhin unbefristet bestehen blieb. Tusk fordert hingegen seit längerem den Rauswurf des Fidesz, findet dafür allerdings keine Mehrheit. Unter anderem CDU und CSU stellten sich bislang dagegen.

Nun macht der ehemalige EU-Ratschef Tusk erneut Druck auf die anderen EVP-Parteien. Hintergrund ist, dass Ungarn und Polen am Montag aus Protest gegen ein neues Verfahren zur Ahndung von Rechtsstaatsverstößen die Entscheidung für milliardenschwere Corona-Konjunkturhilfen und den EU-Haushaltsrahmen blockiert hatten.

Der Vorsitzende der deutschen CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament, Daniel Caspary, zeigte sich am Dienstag wenig beeindruckt von Tusks erneuter Forderung. Ein Rausschmiss des Fidesz helfe jetzt niemandem weiter, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Die Blockade Ungarns sei zwar inakzeptabel. Nun gehe es jedoch erstmal darum, «in dieser schlimmen Corona-Situation» den EU-Haushalt, die Corona-Hilfen und den Rechtsstaatmechanismus in Gang zu setzen. Wenn Orban der Meinung sei, der Mechanismus verstoße gegen die EU-Verträge, solle er vor dem Europäischen Gerichtshof dagegen klagen - und nicht das Haushaltspaket blockieren.


Abkürzung für Selbstisolation: «Iso» Wort des Jahres

SYDNEY: Auch das «Wort des Jahres» wird in Australien in diesem Jahr von der Corona-Pandemie bestimmt: «Iso» schaffte es auf den Spitzenplatz 2020 - ein Slang-Begriff für durch das Virus bedingte Selbstisolation. Dies gab das zuständige Australian National Dictionary Centre (ANDC) am Dienstag in Canberra bekannt. Das Siegerwort gehörte zu einer langen Liste pandemiebezogener Begriffe, aber «Iso» habe sich als «typisch australische Abkürzung» durchgesetzt, hieß es in einer Mitteilung.

«Unsere Liebe für Abkürzungen in Australien und die natürliche Neigung des Menschen, Unbekanntes und Unheimliches vertraut zu machen, haben den Begriff «Selbstisolation» schon im März dieses Jahres schnell zu «Iso» werden lassen», sagte Sprachforscher Mark Gwynn. Humor in den Sprachgebrauch einfließen lassen, sei ein Weg für die Australier gewesen, um mit der Krise fertig zu werden.

So werde das Wort auch kombiniert benutzt, etwa wenn es um durch die Selbstisolation ausgelöste Trends gehe - wie das Backen von Brot oder Haarschnitte zu Hause. So sprechen die Menschen in Down Under von «Iso-Backen», «Iso-Frisuren» und «Iso-Mode». Somit sei der Ausdruck «linguistisch produktiv» gewesen, so Gwynn.

Andere Wörter in der diesjährigen engeren Auswahl waren «Black Summer», ein Ausdruck, der sich auf die verheerende Buschbrandsaison 2019/20 bezieht, und «Covid-normal», das den Zustand der Anpassung einer Gemeinde an ein akzeptables Niveau im Rahmen der Pandemie beschreibt.

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Leserkommentare

Vom 10. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.