Corona-Überblick: Meldungen am Dienstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Fall Ischgl: Expertenkommission legt Bericht vor

INNSBRUCK: Eine Expertenkommission legt am Montag (13.00 Uhr) in Innsbruck ihren Bericht zum umstrittenen Corona-Krisenmanagement im österreichischen Ischgl vor. Die Kommission hat insgesamt 53 Menschen befragt, darunter Betroffene, Vertreter der Seilbahn- und der Tourismuswirtschaft sowie Verantwortliche auf Bezirks-, Landes- und Bundesebene. Der 1600-Einwohner-Ort in Tirol gilt nicht zuletzt wegen der dortigen Feiern beim Après-Ski als einer der Hotspots bei der Verbreitung des Coronavirus in Teilen Europas. Auch viele deutsche Gäste steckten sich im März hier an.

Aus Sicht der Kritiker erfolgten die Maßnahmen wie die Schließung von Bars, des Skigebiets und schließlich die Quarantäne über das gesamte Paznauntal am 13. März zu spät. Mehrere Tausend Corona-Infektionen in Europa sollen auf Menschen, die in Tirol Urlaub gemacht haben, zurückzuführen sein.


Bettel bedauert Mangel an europäischer Solidarität in der Krise

LUXEMBURG: Der luxemburgische Premierminister Xavier Bettel hat einen Mangel an europäischer Solidarität und Zusammenarbeit in der Coronakrise beklagt. Man habe erleben müssen, wie «fragil» die 25 Jahre zuvor in Schengen unterschriebenen Bekenntnisse zu offenen Grenzen, Bewegungsfreiheit und Solidarität gewesen seien, sagte Bettel am Dienstag in einer Rede zur Lage der Nation vor dem Parlament in Luxemburg. «Die ersten Reflexe von einer Reihe der EU-Mitgliedstaaten für eine Abschottung waren das Gegenteil von dem, was uns eigentlich ausmacht», sagte Bettel.

Ohne zeitweilige Grenzschließungen durch Deutschland und Frankreich direkt zu erwähnen, kritisierte er, von einem Tag auf den nächsten sei alles, was eigentlich aus dem Alltag nicht wegzudenken schien, infrage gestellt worden. «Nach dem ersten Schock» habe die Zusammenarbeit in der Region aber sehr gut funktioniert. So habe man in ständigem Kontakt mit den Nachbarländern erreichen können, dass die Berufspendler die Grenzen überschreiten konnten.

Rund 540.000 Menschen seien in Luxemburg mindestens einmal auf das Virus getestet worden. Es gebe keinen Anlass, jetzt neue Restriktionen einzuführen. Luxemburg werde wegen der Pandemie in diesem Jahr ein Rekord-Haushaltsdefizit von 4,4 Milliarden Euro haben - immerhin weniger als die erwarteten 5 Milliarden. Der Finanzsektor, der 30 Prozent des Reichtums des Großherzogtums erwirtschaftet, habe die Krise besser als erwartet überstanden.


Fest für Schutzpatronin Brasiliens zieht Tausende Gläubige an

SÃO PAULO: Trotz grassierender Corona-Pandemie und Übertragung der Messen im Internet sind nach Medienberichten Tausende Gläubige am Feiertag zu Ehren der Schutzheiligen Brasiliens in den brasilianischen Wallfahrtsort Aparecida gepilgert. «Es ist das Herz, das die Füße der Pilger bewegt», sagte Orlando Brandes, Erzbischof von Aparecida (Deutsch: «Erschienene») im Bundesstaat São Paulo, dem Nachrichtenportal «Terra» vom Montagabend (Ortszeit) zufolge. Wie auf Fotos zu sehen war, fanden die Messen hinter verschlossenen Türen statt, nur wenige Gläubige durften teilnehmen.

In der riesigen Basilika «Nossa Senhora Aparecida» hatte im Juli erstmals nach vier Monaten Corona-Pause wieder ein Präsenz-Gottesdienst stattgefunden. Auf rund 18.000 Quadratmetern Fläche bietet sie 45.000 Sitz- und 25.000 Stehplätze. Sie gilt damit nach dem Petersdom im Vatikan als zweitgrößte Basilika der Welt. Aparecida hat gerade einmal rund 35.000 Einwohner, wird jedes Jahr aber von bis zu acht Millionen Pilgern besucht. Sie sind tagelang dorthin unterwegs, teilweise auf Knien, um ein Versprechen zu erfüllen, wenn ihre Gebete erhört wurden, oder um ihren Glauben zu erneuern.

1717 sollen dort drei Fischer eine knapp 40 Zentimeter hohe Marienstatue im Wasser entdeckt haben, die aus dem Dorf den bedeutendsten Wallfahrtsort Brasiliens und eine der größten Pilgerstätten der Welt machte. Die Madonnenfigur soll den Fischern nämlich sofort volle Netze beschert und später weitere Wunder bewirkt haben. Die schwarze Madonna mit Diamantenkrone und bodenlangem blauen Umhang ist in Brasilien praktisch in jedem Haushalt, jeder Autowerkstatt, in Bussen oder im Büro zu sehen. Aparecida ist mit europäischen Wallfahrtsorten wie Lourdes oder Fátima vergleichbar.


Polin Alicja Knast neue Leiterin der Prager Nationalgalerie

PRAG: Die polnische Kulturmanagerin Alicja Knast wird neue Leiterin der tschechischen Nationalgalerie in Prag. Sie übernehme das Amt ab Januar für sechs Jahre, teilte der tschechische Kulturminister Lubomir Zaoralek am Dienstag mit. Die 47-Jährige habe eine klare Vision, wie man die Öffentlichkeit ansprechen könne, sagte der Sozialdemokrat. Die studierte Musikwissenschaftlerin war von 2014 bis Anfang dieses Jahres Direktorin des Schlesischen Museums im polnischen Katowice.

Der deutsch-tschechische Kunsthistoriker Jiri Fajt hatte sich ebenfalls beworben, kam aber diesmal nicht zum Zuge. Er leitete die Nationalgalerie von 2014 bis zu seiner überraschenden Abberufung im April 2019. Das tschechische Kulturministerium musste sich dafür später öffentlich entschuldigen und einräumen, dass die angeführten Gründe für den Rauswurf nicht der Wahrheit entsprochen hätten.

Die Corona-Pandemie überschattet in diesem Jahr die Ausstellungstätigkeit der Prager Nationalgalerie. Eine Rembrandt-Schau in Kooperation mit dem Wallraf-Richartz-Museum in Köln konnte erst mit monatelanger Verspätung Ende September eröffnet werden. Doch seit Montag ist die Galerie - wie alle Museen im Land - bereits wieder auf Anweisung der Regierung für zunächst zwei Wochen geschlossen. Grund sind wieder steigende Corona-Infektionszahlen.


Polens Regierungschef Morawiecki muss in Quarantäne

WARSCHAU: Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki muss sich nach einem Kontakt mit einem Covid-19-Infizierten in Quarantäne begeben. «Die Regierung arbeitet normal weiter, ich bin in ständigem Kontakt mit allen Mitarbeitern und allen Diensten», schrieb Morawiecki am Dienstag auf Facebook. Er appellierte an die Bürger, Verantwortungsbewusstsein zu zeigen. In einer Mitteilung von Morawieckis Kanzlei hieß es, der Regierungschef habe mit der fraglichen Person am 9. Oktober Kontakt gehabt. Bei Morawiecki sei kein Covid-19 diagnostiziert worden, er zeige auch keine Symptome.

Polen hatte in der vergangenen Woche steigende Zahlen von Corona-Neuinfektionen gemeldet. Der Rekordwerte lag am vergangenen Samstag bei 5300 registrierten Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden. Seit dem Wochenende hat die Regierung das ganze Land zur «gelben Zone» mit erhöhtem Infektionsgeschehen erklärt. Eine generelle Maskenpflicht in der Öffentlichkeit wurde wieder eingeführt, Feiern sind auf 75 Teilnehmer begrenzt.

Polen hat rund 38 Millionen Einwohner - etwa halb so viele wie Deutschland. Es ist das einzige Nachbarland, das bisher vom Auswärtigen Amt in Berlin noch nicht ganz oder teilweise als Risikogebiet eingestuft wurde.


Lettland verschärft Corona-Schutzmaßnahmen

RIGA: Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen verschärft Lettland die Einschränkungen für die Bevölkerung. Die Regierung in Riga weitete am Dienstag die bislang im öffentlichen Nahverkehr geltende Maskenpflicht auf öffentliche Orte aus. Ab Mittwoch müssen in dem baltischen EU-Land in Geschäften, Kultureinrichtungen, Kirchen und an Verkehrsknotenpunkten Mund und Nase bedeckt werden. Die Pflicht entfällt, wenn an einem dieser Orte eine Veranstaltung mit personalisierten Sitzplätzen stattfindet.

Zudem wird die Teilnehmerzahl bei privaten Feiern beschränkt: Vom 17. Oktober an dürfen sich nicht mehr als 30 Personen in Innenräumen versammeln, im Freien liegt die Grenze bei 300 Personen. Neue Einschränkungen gibt es auch für Bars, Restaurants und Cafés, die nur noch bis Mitternacht gastronomische Dienstleistungen anbieten. Auch dürfen dort nicht mehr als vier Menschen an einem Tisch sitzen.

Regierungschef Krisjanis Karins sagte, im Kampf gegen die Eindämmung des Virus seien die kommenden Wochen entscheidend. Die Einhaltung der Corona-Schutzmaßnahmen durch die Bevölkerung spiele dabei eine wichtige Rolle. «Entweder wir brechen die Covid-19-Übertragungsketten oder Covid-19 wird uns zerbrechen», sagte Karins.

Lettland mit seinen 1,9 Millionen Einwohnern verzeichnete insgesamt bislang 2840 bestätigte Infektionen und 41 Todesfälle in Verbindung mit dem Coronavirus. Dabei hatten die täglichen Infektionszahlen zuletzt deutlich zugenommen - vor allem unter jungen und aktiven Menschen sowie unter Lehrkräften an Bildungseinrichtungen. Für die Klassen 7 bis 12 stellte die Regierung daher den Lehrbetrieb nach den Herbstferien bis Ende Oktober auf Fernunterricht um.


Chinesischer Pkw-Markt weiter im Aufschwung

PEKING: Der chinesische Automarkt hat auch im September weiter Boden gutgemacht. Im vergangenen Monat gingen 1,94 Millionen Pkw, SUVs und kleinere Mehrzweckfahrzeuge an die Endkunden. Das waren 7,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Dienstag in Peking mitteilte. Das ist der dritte Monat in Folge, in dem der Vorjahresvergleich nach oben zeigt. Im Gesamtjahr dürfte wegen der herben Einschläge zu Jahresbeginn in der Coronavirus-Pandemie aber nach wie vor das dritte Jahr mit einem Verkaufsrückgang stehen. Nach neun Monaten beträgt der Rückstand mit 13,15 Millionen Autos 12,5 Prozent.

China ist der Hoffnungsträger der weltweiten Automobilindustrie. Die Corona-Pandemie hatte in der Volksrepublik früh im Jahr das Wirtschaftsleben lahmgelegt, allerdings fuhren die Autofabriken auch früher als in Europa und Nordamerika wieder hoch. Auch laut vorläufigen Zahlen des Herstellerverbands CAAM (China Association of Automobile Manufacturers) aus der vergangenen Woche knüpfte der September an die starken, meist prozentual zweistelligen Zuwächse aus den Vormonaten an. Demnach stieg der Gesamt-Absatz der Hersteller im Vorjahresvergleich um 13,3 Prozent. Der PCA misst die Verkäufe von Pkw an die Endkunden, der CAAM den Absatz der Hersteller inklusive Nutzfahrzeugen an die Händler.

China ist der mit Abstand wichtigste Einzelmarkt der deutschen Autokonzerne Volkswagen (inklusive Audi und Porsche), Daimler und BMW. Audi, BMW und Daimler haben in der vergangenen Woche bereits ihre Absatzdaten für das dritte Quartal vorgelegt und dabei über starke Verkäufe in China berichtet.


Trump negativ auf Coronavirus getestet

WASHINGTON: US-Präsident Donald Trump ist nach Angaben seines Leibarztes negativ auf das Coronavirus getestet worden. Schnelltests seien an «aufeinanderfolgenden Tagen» negativ ausgefallen, erklärte Sean Conley am Montag (Ortszeit) in einer Mitteilung. Er fügte hinzu, dass neben den Antigentests auch andere Labordaten hinzugezogen worden seien, um zu ermitteln, dass der Präsident nach seiner Corona-Infektion nicht mehr ansteckend sei. Wann Trump das erste Mal negativ getestet wurde und wie oft, blieb unklar.

Trump hatte am 2. Oktober bekanntgegeben, dass er sich mit dem Coronavirus infiziert habe. Wegen seiner Covid-19-Erkrankung wurde er drei Tage lang in einem Militärkrankenhaus behandelt. Leibarzt Conley hatte bereits am Samstag erklärt, der Präsident sei nicht mehr ansteckend. Informationen zu Testergebnissen veröffentlichte er zu diesem Zeitpunkt nicht.

Bei seiner ersten Reise zu einem Wahlkampfauftritt seit seiner Corona-Infektion verzichtete Trump am Montag auf das Tragen einer Maske. Trump war während der gesamten Pandemie äußerst selten öffentlich mit Mund-Nasen-Schutz zu sehen. Seine Gegner kritisierten ihn deswegen als schlechtes Vorbild. Nicht nur Trump hatte sich mit Corona infiziert, sondern auch zahlreiche andere Mitarbeiter und Gäste des Weißen Hauses.


Disney kündigt Konzernumbau an - Streaming-Geschäft rückt nach vorne

BURBANK: Der US-Unterhaltungsriese Walt Disney passt inmitten der Corona-Krise seine Konzernstruktur an, um sich künftig stärker auf den boomenden Streaming-Markt auszurichten. Die Neuaufstellung bündelt das TV- und Filmgeschäft mit den Online-Videodiensten in der neuen Sparte Media and Entertainment Distribution, wie Disney am Montag nach US-Börsenschluss im kalifornischen Burbank mitteilte. Die Aktie reagierte nachbörslich mit einem Kurssprung um fünf Prozent.

Der Umbau soll das Medien- und Werbegeschäft besser mit den Online-Services verknüpfen und Inhalte zugänglicher für die Streaming-Plattformen machen. So wird vor allem der im November 2019 gestartete Netflix-Konkurrent Disney+ in der Konzernhierarchie nach vorne gerückt, aber auch die anderen On-Demand-Video-Dienste wie ESPN+ und Hulu. In Zukunft liege der «vorrangige Fokus» auf den Streaming-Services des Unternehmens, erklärte Disney.

Zum Chef der neuen Sparte wurde Kareem Daniel befördert. Er ist bereits seit 14 Jahren bei Disney und kümmerte sich zuletzt in der Themenpark-Sparte unter anderem um Fanartikel. Die Neuausrichtung erfolgt in einer schweren Krise. Die Corona-Pandemie hat Disneys Entertainment-Imperium lahmgelegt, jüngst erst wurde die Entlassung von 28.000 Mitarbeitern angekündigt. Die neue Struktur habe damit aber nichts zu tun, beteuerte Konzernchef Bob Chapek im US-Sender CNBC. Es gehe allein darum, «strategisch das Richtige zu tun».

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