Corona-Überblick: Meldungen am Dienstag

Foto: Pixabay/Gerd Altmann
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Frankreichs Regierung will Gastrobranche unter die Arme greifen

PARIS: Frankreichs Regierung will die unter den Corona-Auflagen leidenden Bars und Restaurants weiter unterstützen. Die Kurzarbeit im Hotel- und Gastrosektor werde bis zum 31. Dezember verlängert und außerdem zu 100 Prozent finanziell ausgeglichen, kündigte die Regierung in Paris am Dienstag an. Die Regelung hätte eigentlich Anfang November auslaufen sollen. Gaststätten- und Hotelverbände lobten zwar die Maßnahme - forderten aber ein Ende der Schließungen ihrer Läden.

In Paris und anderen großen Städten müssen Bars aufgrund der angespannten Corona-Lage um 22 Uhr schließen. Restaurants dürfen ab dieser Zeit nur noch Alkohol zusammen mit einem Essen servieren. In der südfranzösischen Hafenstadt Marseille sind Restaurants und Bars vorerst sogar komplett geschlossen. Vielerorts hatte es Proteste gegen die Regelungen gegeben.

Frankreichs Innenminister Bruno Le Maire appellierte unterdessen an die Menschen im Land, das Virus ernst zu nehmen. Die Menschen sollten nicht egoistisch sein und Verantwortungsgefühl zeigen. Le Maire war Mitte September positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er sei selbst um die 50 Jahre alt, gut in Form, treibe Sport und trotzdem sei die Erkrankung heftig gewesen.


Kein Corona an Bord: «Mein Schiff 6» darf bald weiterfahren

ATHEN/HAMBURG: Das Kreuzfahrtschiff «Mein Schiff 6» wird seine Reise fortsetzen können - vermeintliche Corona-Fälle bei zwölf Crew-Mitgliedern an Bord haben sich am Dienstag als Fehldiagnose des zuständigen Labors herausgestellt. Die Seeleute waren am Dienstag erneut getestet worden, und zwar sowohl von der Reederei Tui Cruises als auch zwei Mal von den griechischen Behörden. Die Ergebnisse waren dabei stets negativ, teilte Tui Cruises mit. Auch die Ergebnisse der abschließenden dritten Testreihe der griechischen Behörden stellten sich schließlich am Dienstagmittag als negativ heraus, wie das griechische Staatsfernsehen berichtete.

Am Montag war bekannt geworden, dass bei planmäßigen Tests unter 150 der insgesamt 666 Crew-Mitglieder zwölf Seeleute ein positives Ergebnis aufgewiesen hatten. Die Tests waren im Auftrag von Tui Cruises von einem griechischen Labor auf Kreta durchgeführt worden. Der Kapitän brach darauf hin die Reise ab, die Betreffenden wurden isoliert und das Schiff fuhr direkt zum Hafen von Piräus. An Bord sind 922 Urlauber.

Ein Rätsel bleibt nach Ansicht von Experten, wie ein so hoher Anteil der Tests zunächst positiv und danach negativ ausfallen konnte. Dass es bei hohen Testzahlen vereinzelt so genannte «falsch positive» Tests gibt, ist bekannt; allerdings wäre eine Quote von 8 Prozent falscher Erbnisse extrem hoch.


Drosten betont Zuverlässigkeit von PCR-Corona-Tests

BERLIN: Der Virologe Christian Drosten hat die Zuverlässigkeit der PCR-Tests auf das Coronavirus Sars-CoV-2 betont. Angesichts von Behauptungen in sozialen Medien, die Tests seien oft falsch positiv und wiesen mitunter nur Fragmente des Virus nach, sagte der Virologe der Berliner Charité am Dienstag: «Ohne ein volles Virus-Genom gibt es keine Virus-Reste.» Es gebe auch keine Verwechslungen mit sonstigen Viren wie etwa anderen Erkältungsviren und Coronaviren, fügte er im NDR-Podcast «Das Coronavirus-Update» hinzu. «Die PCR ist da einfach zweifelsfrei.» Daten zur Validierung habe schon die erste Publikation zu dem PCR-Test im vorigen Januar enthalten.

«Unsere PCR war zwar die erste, die ist aber längst nicht mehr die einzige», sagte Drosten. «Die Labore sind eigentlich alle inzwischen dazu übergegangen, die Tests von Herstellern zu beziehen. Die haben unsere PCR zum Teil übernommen, zum Teil aber auch ein bisschen modifiziert. Und allen ist gemeinsam, dass die zusätzlich zu unserer Validierung noch mal wieder selber Validierungen gemacht haben.» Andernfalls dürfe man solche Tests nicht verkaufen. «Die muss man ja zertifizieren lassen.» Das PCR-Verfahren biete «eine sehr wasserdichte Diagnostik».


Zahl der Corona-Schwerkranken knapp unter kritischer Marke

TEL AVIV: Die Zahl der in der Corona-Krise schwer Erkrankten liegt in Israel nur noch knapp unterhalb einer kritischen Marke. Wie das Gesundheitsministerium am Dienstagabend mitteilte, wurden zuletzt 778 solcher Fälle registriert. Als kritische Marke für eine Überlastung des Gesundheitssystems hatten Experten zuletzt 800 Schwerkranke genannt.

Israel steckt mitten in einer zweiten Corona-Welle. Die Zahl der täglichen Neuinfektionen hatte Ende vergangener Woche mit fast 8500 einen Rekordwert erreicht. Mit einem kompletten Lockdown will die Regierung die Funktionsfähigkeit des Gesundheitssystems sichern.

Für den Montag wurden 1151 Neuinfektionen registriert. Die Zahl der Tests fiel am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur sehr gering aus, allerdings wurden davon 15 Prozent positiv getestet. Der Erreger Sars-CoV-2 ist seit Beginn der Pandemie bei insgesamt 235.465 Menschen in Israel nachgewiesen worden. 1523 Menschen sind in Verbindung mit einer Corona-Infektion gestorben.


Erstmals mehr als 7000 neue Corona-Fälle an einem Tag

LONDON: In Großbritannien sind am Dienstag zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie mehr als 7000 neue Corona-Fälle gezählt worden. Insgesamt gab es 7142 Neuinfektionen, wie die zuständige Regierungsbehörde mitteilte. Zudem verdoppelte sich die Zahl der neuen Todesfälle innerhalb einer Woche: Lag die Zahl der Todesfälle mit einer Corona-Infektion in der vergangenen Woche noch bei 37 Fällen an einem Tag, waren es am Dienstag 71 Todesfälle. Auch die Zahl der Corona-Patienten in Krankenhäusern stieg merklich an.

Angesichts der stark steigenden Zahlen gelten in großen Teilen des Landes wieder schärfere Schutzmaßnahmen: So dürfen sich im Nordosten Englands, aber auch in Nordirland und Schottland bis auf wenige Ausnahmen keine Angehörige verschiedener Haushalte mehr treffen. In England müssen Pubs und Restaurants um 22 Uhr schließen. Premier Boris Johnson wollte am Mittwoch mit führenden Gesundheitsberatern vor die Presse treten.


Söder: RKI soll vor Ausweisung neuer Corona-Risikogebiete vorwarnen

BERLIN: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) fordert vom Robert Koch-Institut künftig eine rechtzeitige Vorwarnung vor der Ausweisung neuer internationaler Corona-Risikogebiete. Derzeit würden neue Gebiete quasi über Nacht benannt, sagte Söder am Dienstag nach einer Schaltkonferenz der Länder-Regierungschefs mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin. Da wäre aber eine Vorwarnung extrem wichtig, sagte der CSU-Chef, er sprach von einem Zeitraum von etwa zwei Tagen.

Söder wandte sich strikt gegen neue Grenzschließungen: «Zu den Prioritäten sollte auch gehören, dass die Grenzen offen bleiben.»

Der Bayer kündigte zudem ein Treffen mit Österreichs Kanzler Sebastian Kurz an, um alle aktuellen bilateralen Corona-Fragen zu besprechen. Unter anderem das direkt an Bayern grenzende österreichische Bundesland Tirol war vom RKI vor wenigen Tagen zum Corona-Risikogebiet erklärt worden.


Merkel: Nicht ganze Schulen schließen

BERLIN: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat betont, dass komplette Schulschließungen in der Corona-Krise künftig vermieden werden sollen. Schulen und Kitas wolle man «unbedingt betreiben», sagte Merkel am Dienstag nach einer Videokonferenz mit den Ministerpräsidenten der Länder zur Abstimmung über die weitere Corona-Strategie.

Es brauche eine Teststrategie für Lehrer und Kinder «und ein bestimmtes Verhalten, wenn ein Infektionsfall auftritt. Hier soll nicht eine ganze Schule geschlossen werden». Merkel verwies auf das Hygienekonzept der Kultusministerkonferenz, das darauf hinauslaufe, dass nicht alle Schüler mit allen Kontakt hätten, sondern nur innerhalb ihres Jahrgangs - «was dann im Gegensatz bedeutet, dass man nicht die gesamte Schule stilllegen muss».

Zu den geplanten Bußgeldern für Falschangaben in Namens- und Adresslisten von Restaurants sagte Merkel: «Falsche Personenangaben, das ist kein Kavaliersdelikt». Deswegen lege man ein Bußgeld von 50 Euro fest.


Tschechien schließt erneute Grenzschließung aus

PRAG: Tschechien hat eine erneute Grenzschließung wegen der Coronavirus-Pandemie ausgeschlossen. «Im Augenblick droht uns aus den Nachbarländern kein Risiko», sagte Gesundheitsminister Roman Prymula am Dienstag in Prag. Die Situation sei heute eine andere als im Frühjahr. Tschechien hatte von Mitte März bis Anfang Juni weitreichende Einreisebeschränkungen für Ausländer verhängt.

Während das Land gut durch die erste Phase der Pandemie gekommen war, sind die Fallzahlen seit Wochen rapide angestiegen. Es wird erwartet, dass das Kabinett am Mittwochnachmittag über die Ausrufung des Ausnahmezustands entscheidet. Die «unerfreuliche Lage» erfordere «rasante Maßnahmen», sagte Prymula. Der Notstand würde ihm zufolge ab Montag gelten - und damit erst nach den Regional- und Teilsenatswahlen am Freitag und Samstag beginnen.

Freizeitaktivitäten und der Unterricht an weiterführenden Schulen sollen dann eingeschränkt werden. Die Reproduktionszahl ist dem Minister zufolge bereits auf rund 1,2 gesunken. Sie gibt an, wie viele weitere Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt. Am Montag, einem staatlichen Feiertag, kamen 1287 neue Fälle hinzu. Die Zahl der mit Covid-19 Verstorbenen stieg auf 618. Deutschland hat Tschechien zum Risikogebiet erklärt und eine Reisewarnung ausgesprochen.


Restaurants in Corona-Hotspots müssen um 22 Uhr schließen

WARSCHAU: Polen will im Kampf gegen das Coronavirus die Öffnungszeiten von Gastronomiebetrieben in besonders betroffenen Regionen einschränken. In den sogenannten «roten Zonen» mit hohem Infektionsgeschehen müssten Bars und Restaurants künftig um 22 Uhr schließen, sagte Gesundheitsminister Adam Niedzielski am Dienstag laut Agentur PAP.

Polen hatte am vergangenen Freitag mit 1587 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden seinen bisherigen Höchstwert seit Beginn der Pandemie registriert. Am Dienstag meldeten die Behörden 1326 neue Fälle. In Polen haben sich nach offiziellen Angaben bislang 89.962 Menschen mit dem Coronavirus infiziert. 2483 Menschen starben demnach im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung. Polen hat rund 38 Millionen Einwohner. Das Land wird vom Robert-Koch-Institut nicht als Risikogebiet eingestuft.


Großbritannien will Umschulungsprogramm für Erwachsene starten

EXETER: Großbritannien erwartet wegen der Corona-Pandemie einen massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit - und will dieser mit einem Weiterbildungsprogramm für Erwachsene begegnen. «Während alte Formen der Arbeit wegfallen, eröffnen sich neue Möglichkeiten mit atemberaubender Geschwindigkeit», sagte Premierminister Boris Johnson am Dienstag im britischen Exeter bei der Ankündigung eines neuen Programms zur Umschulung und Weiterbildung von Erwachsenen. Die Pandemie habe den Trend zum Online-Shopping und zu neuen Formen der Kommunikation massiv beschleunigt.

Die Maßnahmen richten sich vor allem an Menschen ohne Abitur oder einen vergleichbaren Abschluss. Für sie soll es ab April kostenlose, vom Staat finanzierte College-Kurse geben, in denen Qualifikationen für die Arbeitswelt nach der Pandemie gelernt werden können. Dafür will die Regierung zusätzliche 2,5 Milliarden Pfund (rund 2,75 Mrd Euro) in die Hand nehmen. Bislang haben in Großbritannien nur Menschen unter 23 Jahren das Anrecht auf eine kostenlose Bildung. Auch betriebliche Ausbildungen sollen mit dem neuen Programm gestärkt werden.

In Folge der Corona-Pandemie erwartet das Land einen deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Im Einzelhandel, in der Gastronomie oder der Luftfahrtbranche wurden massive Stellenstreichungen bekannt. Drastische weitere Auswirkungen werden erwartet, wenn Ende Oktober das bisherige staatliche Unterstützungsprogramm ausläuft, das bislang viele Jobs sicherte. Ab November wird dieses von einem der deutschen Kurzarbeit ähnelndem System ersetzt. Allerdings könne man nicht jeden Job retten, betonen Regierungspolitiker immer wieder.


Remdesivir: EU-Staaten sollen ab Oktober nachbestellen können

BRÜSSEL: Im Kampf gegen Covid-19 sollen Deutschland und die übrigen EU-Staaten ab Anfang Oktober die Arznei Remdesivir nachbestellen können. Dazu werde die EU-Kommission in den nächsten Tagen mit dem Hersteller einen Vertrag für gemeinsame Bezugsrechte abschließen, sagte ein Kommissionssprecher am Dienstag.

Remdesivir war am 3. Juli als erstes Mittel zur Behandlung von Covid-19 zugelassen worden, und zwar für Patienten ab 12 Jahren, die an einer Lungenentzündung erkranken und zusätzlich Sauerstoff benötigen. Im Juli hatte die Kommission bereits einen Bezugsvertrag mit dem Hersteller Gilead geschlossen, um 30.000 Patienten versorgen zu können. Schon damals hieß es, man verhandle über die Deckung des weiteren Bedarfs ab Oktober. Zuvor hatte die US-Regierung mit der Mitteilung Aufsehen erregt, sie habe praktisch die gesamte Produktionsmenge des Mittels für die nächsten Monate aufgekauft.

Ärzte sehen Remdesivir - der Markenname ist Veklury - nicht als Allheilmittel bei Covid-19, oft aber als hilfreich. Remdesivir wurde ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt.

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