Corona-Lage - Regierung setzt auf regionale Maßnahmen

Französische Katalanen nutzen den Strand von Argeles-sur-Mer bei heißem Wetter, inmitten der Coronavirus-Pandemie in Argeles- sur-Mer. Foto: epa/Caroline Blumberg
Französische Katalanen nutzen den Strand von Argeles-sur-Mer bei heißem Wetter, inmitten der Coronavirus-Pandemie in Argeles- sur-Mer. Foto: epa/Caroline Blumberg

PARIS: Wer an die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich im Frühjahr denkt, hat sehr strenge Regeln im Kopf. Und immer, wenn neue Maßnahmen gegen die Pandemie anstehen, fürchten viele genau das. Doch die Regierung geht dieses Mal anders vor.

Angesichts steigender Corona-Zahlen hat Frankreichs Premier Jean Castex an das Verantwortungsbewusstsein seiner Landsleute appelliert. «Das Virus zirkuliert mehr und mehr in Frankreich», warnte er am Freitagabend nach einer Sitzung des Verteidigungsrates. Die künftige Situation hänge «von Ihnen ab, von uns.» Viele Französinnen und Franzosen hatten die Verhängung strengerer Regeln erwartet - etwa regionale Ausgangsbeschränkungen oder Schließungen von Restaurants. Doch davon hielt die Regierung vorerst Abstand.

In einigen Regionen könnten aber dennoch strengere Maßnahmen bevorstehen: Castex forderte drei besonders schwer getroffene Regionen auf, bis Montag neue Maßnahmen im Kampf gegen das Coronavirus vorzulegen. Das sind die Städte Marseille und Bordeaux sowie das Überseegebiet Guadeloupe. Die Lage dort sei «besorgniserregend», so Castex.

Der Premier kündigte an, dass die Dauer der Quarantäne von 14 auf 7 Tage verkürzt wird. «Es ist unerlässlich, dass sich alle strikt an diese Zeit der Isolation halten, die einer Kontrolle unterliegen wird», warnte er. Castex erklärte, den Vorschlag des Wissenschaftlichen Rates umzusetzen. Dieser hat eine solche Verkürzung für Kontaktpersonen und Infizierte vorgeschlagen.

Außerdem gelten nun insgesamt 42 Départements als Risikogebiete. Zuvor waren es knapp 30. Das heißt, dass die Behörden vor Ort die Möglichkeit haben, Maßnahmen zu ergreifen, die das öffentliche Leben einschränken. Zu diesen Gebieten zählen etwa der Großraum Paris und weite Teile der Mittelmeerküste. Die Bundesregierung hat für diese und weitere Regionen eine Reisewarnung ausgesprochen.

Frankreich ist von der Pandemie schwer getroffen worden. Am Donnerstag wurden binnen 24 Stunden knapp 10.000 neue Infektionen verzeichnet. Dies war die höchste Zahl seit Beginn der Pandemie. Am Freitag waren es 9400. Die Zahlen bewegen sich seit Ende August auf ähnlich hohem Niveau. Allerdings wird - wie in vielen anderen Ländern auch - deutlich mehr getestet als noch im Frühjahr.

Derzeit sind große Versammlungen verboten. In einigen Städten wie Paris sind Masken auf öffentlichen Plätzen und sogar auf den Straßen vorgeschrieben. Zuletzt hat die Auslastung der Intensivbetten in einigen Regionen wieder zugenommen - landesweit ist sie aber immer noch niedrig. Ärztinnen und Ärzten zufolge sind die Covid-19-Verläufe derzeit weniger schwerwiegend als im Frühjahr.

Castex befindet sich derzeit selbst in Quarantäne in seinem Amtssitz Matignon in Paris. Er hatte am vergangenen Wochenende auf der Pyrenäen-Etappe im Auto von Tour-de-France-Chef Christian Prudhomme Platz genommen. Dieser wurde anschließend positiv auf das Coronavirus getestet. Castex ist Berichten zufolge aber negativ getestet worden. Bei dem Pressestatement galten dennoch strenge Sicherheitsregeln.

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Leserkommentare

Vom 11. bis 21. April schließen wir über die Songkranfeiertage die Kommentarfunktion und wünschen allen Ihnen ein schönes Songkran-Festival.

Norbert Kurt Leupi 12.09.20 14:21
Corona - Virus vermehrt sich...
besonders in Frankreich und Spanien im Eiltempo ! Am Freitag in Frankreich nahe 10000 Neuinfektionen ! Paris wurde vom Bundesrat zum Risikogebiet erklärt und man muss nach der Rückkehr aus Paris in die CH in Quarantäne ! In Spanien wurden heute morgen 12000 Neuansteckungen gemeldet Auch Wien ist für die CH-Regierung ein Risikogebiet und wird bei der Rückkehr mit Quarantäne " belohnt " !