Impfkampagne mit wirksameren Vakzinen

Gesundheitspersonal in Schutzanzügen in einem COVID-19-Testzentrum in Peking. Foto: epa/Mark R. Cristino
Gesundheitspersonal in Schutzanzügen in einem COVID-19-Testzentrum in Peking. Foto: epa/Mark R. Cristino

PEKING: Im Kampf gegen die Corona-Pandemie sollte China einem deutschen Experten zufolge so schnell wie möglich die Strategie ändern. «Zunächst müsste die Führung unabhängig von Ideologie die Bevölkerung mit den besten derzeit verfügbaren Impfstoffen versorgen», sagte Timo Ulrichs, Experte für Globale Gesundheit an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften in Berlin, am Montag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Das seien aber offensichtlich nicht chinesische Vakzine, sondern angepasste mRNA-Impfstoffe aus westlichen Ländern. «China müsste da über seinen Schatten springen.»

Nach einer breiten Impfkampagne, die zunächst vor allem Risikogruppen adressieren müsste, könnten dann die strengen Corona-Maßnahmen vorsichtig nach und nach gelockert werden. Das Gesundheitssystem dürfe dabei nicht überlastet werden, so Ulrichs. Diese Strategie brauche aber viele Monate Zeit, ähnlich wie zu Beginn der Impfkampagnen in Europa.

«Die Lage in China ist gefährlich für die Weltwirtschaft, aber auch für die Weltgesundheit», sagte der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb. In einer Bevölkerung, in der so viele noch keine Booster-Impfung erhalten hätten und über geringere Immunität verfügten, sei die Gefahr groß, dass sich das Virus stark verbreite und dadurch noch weiter mutiere. «Das kann für uns alle negative Folgen haben.»

China erlebt gerade die größte Protestwelle seit Jahrzehnten. Die Demonstrationen richten sich gegen die strikten Maßnahmen der chinesischen Null-Covid-Politik wie wiederholte Lockdowns, Massentests und Zwangsquarantäne. Trotz des rigorosen Vorgehens gegen das Virus wird das Milliardenvolk gegenwärtig von der schlimmsten Corona-Welle seit Beginn der Pandemie vor knapp drei Jahren heimgesucht. Die Gesundheitskommission meldete am Montag mit rund 40.000 Neuinfektionen wieder einen Höchststand im Land.

«Die Situation in China geht vor allem auf die politische Entscheidung der Null-Covid-Strategie zurück», sagte Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS. «Das Vorgehen ist aber aus meiner Sicht nicht realistisch durchhaltbar.»

Eine radikale Abkehr von der derzeitigen Strategie mit einem sofortigen Ende aller Maßnahmen wäre allerdings «kontraproduktiv und gefährlich», so Ulrichs. «Das Virus träfe auf eine Bevölkerung, die fast keinen Immunschutz dagegen hat.» Die Folge wäre eine massive Durchseuchung, ein überlastetes Gesundheitssystem und viele Kranke und Tote.

Aber auch ein «Weiter so» ist für Ulrichs keine gute Option. «Dadurch schiebt die Regierung das Problem nur vor sich her.» Das Land würde auf unbestimmte Zeit in der aktuellen Situation verharren. «Das macht sicher auch die Bevölkerung nicht mehr lange mit.» Die Menschen bräuchten eine Perspektive, wie China aus der aktuellen Situation herauskommt.

Zwar habe das Land mit seiner Null-Covid-Strategie Zeit gewonnen. Allerdings sei diese nicht genutzt worden, um die Bevölkerung bestmöglich zu impfen und eine vorsichtige Öffnung zuzulassen. Spätestens als klar geworden sei, dass die chinesischen Vakzine nicht so gut wirken, hätte man die Strategie ändern müssen.

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