Ärzte warnen vor Überlastung von Krankenhäusern in Istanbul

​Corona 

Intensive Care Unit (ICU) des Ausbildungs- und Forschungskrankenhauses Istanbul Sisli Hamidiye Etfal. Foto: epa/Sedat Suna
Intensive Care Unit (ICU) des Ausbildungs- und Forschungskrankenhauses Istanbul Sisli Hamidiye Etfal. Foto: epa/Sedat Suna

ISTANBUL: Angesichts stark steigender Fallzahlen fordern Ärztevertreter in der Türkei weitreichende Einschränkungen im öffentlichen Leben und warnen vor einer Überlastung der Krankenhäuser. In der Millionenmetropole Istanbul stießen zahlreiche Einrichtungen an ihre Kapazitätsgrenze, sagte der Generalsekretär der Istanbuler Ärztekammer, Osman Kücükosmanoglu, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. So seien zwei im Mai eröffnete Pandemie-Krankenhäuser in Istanbul mit einer Kapazität von jeweils 1000 Betten voll belegt. Die Istanbuler Gesundheitsdirektion kommentierte auf Anfrage zunächst nicht.

Die etwa 70 staatlichen Krankenhäuser in Istanbul stellten immer wieder neue Betten für Corona-Patienten zur Verfügung, stießen aber an ihre Grenzen, sagte Kücükosmanoglu. Das Gesundheitspersonal sei ausgebrannt.

Eine Ärztin an einem Istanbuler staatlichen Krankenhaus sagte der dpa, die Behandlung anderer Patienten müsse eingeschränkt werden, um Platz für Covid-19-Kranke zu schaffen. Die Chefin der Türkischen Ärztevereinigung (TTB), Sebnem Korur Fincanci, bestätigte das. Landesweit sehe die Lage ähnlich aus. Zudem werde der Zugang zu Intensivbetten für Patienten mit anderen Beschwerden immer schwieriger und es gebe lange Warteschleifen am Notruf-Telefon.

Gesundheitsminister Fahrettin Koca hatte am Mittwoch gesagt, in der gesamten Türkei seien 53,5 Prozent der Krankenhausbetten und rund 70 Prozent der Intensivplätze belegt. Die TTB-Chefin Fincanci sagte, die Rechnung weise darauf hin, dass staatliche Kliniken voll belegt seien und sie auch Privatkrankenhäuser berücksichtige. Diese mieden Patienten aber aus Angst, zahlen zu müssen.

Um das Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen, müssten strenge Maßnahmen getroffen werden, forderten Fincanci und Kücükosmanoglu. So sollten Einkaufszentren und Schulen geschlossen werden. Kücükosmanoglu forderte zudem Ausgangsbeschränkungen.

Die Türkei hatte im April und Mai weitreichende Maßnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus erlassen. Es gab Ausgangssperren an Wochenenden und Reisebeschränkungen. Anfang Juni wurden die Maßnahmen weitestgehend aufgehoben. Zurzeit gilt unter anderem eine Maskenpflicht im öffentlichen Raum; Bars und Restaurant müssen um 22 Uhr schließen und es gelten Beschränkungen für über 65-Jährige.

Wie schwer die Türkei mit einer Einwohnerzahl von rund 83 Millionen Menschen zurzeit von der Pandemie betroffen ist, lässt sich schwer einschätzen. Die Regierung gibt nur die tägliche Zahl der Infizierten mit Symptomen an. Rund 11.000 Menschen sind nach offiziellen Angaben bislang an oder mit Covid-19 gestorben.

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