Chinas Regierung verurteilt Ausschreitungen in Hongkong

Foto: epa/How Hwee Young
Foto: epa/How Hwee Young

PEKING (dpa) - Erstmals protestierten Menschen in Hongkong nicht nur gegen ihre Regierung, sondern auch direkt gegen Pekings Vertretung. In der chinesischen Hauptstadt sorgt das für scharfe Reaktionen.

China hat die jüngste Welle von Gewalt bei Protesten in seiner Sonderverwaltungszone Hongkong scharf kritisiert. Das Verhalten einiger «radikaler Demonstranten» könne nicht toleriert werden, sagte Geng Shuang, ein Sprecher des Pekinger Außenministeriums am Montag. Peking unterstütze die Hongkonger Regierung dabei, für Recht und Ordnung in der chinesischen Sonderverwaltungszone zu sorgen.

Zuvor war es am Sonntag nach Massenprotesten wieder zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten gekommen. Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein, um Aktivisten zu vertreiben, die Straßen blockierten.

Erstmals richtete sich der Protest nicht mehr nur gegen die Hongkonger Regierung, sondern auch direkt gegen Pekings Vertretung. Nach dem Protestmarsch zogen Hunderte Menschen zum Verbindungsbüro der chinesischen Führung. Einige bewarfen das Gebäude mit Eiern und schwarzer Farbe. Auch das Emblem der Volksrepublik wurde beschmutzt.

Es gab auch Zusammenstöße zwischen regierungsfreundlichen Gruppen und Demonstranten. Schläger in weißen T-Shirts schlugen am U-Bahnhof Yuen Long mit Stöcken auf heimkehrende Demonstranten und Reporter ein.

Mindestens 45 Menschen wurden dabei laut Angaben der Behörden verletzt. Augenzeugen vermuteten, dass chinesische Triaden hinter den Angriffen der vermutlich angeheuerten Schläger steckten.

Es war der dritte Massenprotest seit Juni. Bei den ersten Kundgebungen hatten nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen Hunderttausenden und zwei Millionen Menschen teilgenommen.

Die Demonstranten forderten diesmal erneut einen förmlichen Rückzug des umstrittenen Auslieferungsgesetzes und auch eine unabhängige Untersuchungskommission, die die Polizeigewalt bei Zusammenstößen am Rande früherer Demonstrationen beleuchten soll.

Der Widerstand unter den sieben Millionen Hongkongern ist groß, weil Chinas Justiz nicht unabhängig ist und als Werkzeug der politischen Verfolgung dient. Auch warnen Kritiker vor Folter und Misshandlungen in China. Hongkongs Regierungschefin Carrie Lam hat den Gesetzentwurf seither ausgesetzt und für «gestorben» erklärt. Einen formellen Rückzug des Entwurfs, wie von den Demonstranten gefordert, lehnt sie aber ab.

Seit der Rückgabe 1997 an China wird Hongkong unter chinesischer Souveränität autonom in eigenen Grenzen regiert. Anders als die Menschen in der kommunistischen Volksrepublik genießen die Hongkonger das Recht auf freie Meinungsäußerung sowie Presse- und Versammlungsfreiheit. Immer mehr Hongkonger befürchten aber, dass die Führung in Peking ihnen ihre Rechte beschneiden will.

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