GENF (dpa) - China hat Vorwürfe über eine massenhafte Internierung von Angehörigen muslimischer Minderheiten zurückgewiesen. Die Behörden brächten lediglich Menschen, die von religiösem Extremismus beeinflusst seien, wieder auf den rechten Weg, sagte der Vizegouverneur der Provinz Xinjiang im Westen Chinas, Aierken Tuniyazi, am Dienstag im UN-Menschenrechtsrat in Genf.
Er sprach von «beruflichen Trainingszentren», in denen getanzt und gesungen werde. Die persönliche Freiheit der Anwesenden sei geschützt, diese könnten regelmäßig nach Hause fahren. In den Schlafsälen gebe es Fernsehen, Telefone und Klimaanlagen. Die Bewohner bekämen berufliche Fähigkeiten vermittelt, außerdem nähmen sie an Programmen zur «Entradikalisierung» teil. «Wir wollen die, die durch religiösen Extremismus beeinflusst wurden und kleinere Straftaten begangen haben, erziehen und retten», sagte Tuniyazi.
Menschenrechtsorganisationen und ausländische Regierungen sprechen dagegen von brutalen Umerziehungslagern. Darin sollen bis zu einer Million Menschen - oder sogar mehr - inhaftiert sein. Die meisten Betroffenen gehören nach Angaben von Entlassenen muslimischen Minderheiten an, viele sind Uiguren.
Die US-Vertretung in Genf sprach von Folter, grausamer und unmenschlicher Behandlung sowie totaler Überwachung in den Zentren. Sie kritisierte den UN-Menschenrechtsrat, aus dem die USA vor einem Jahr ausgetreten waren, scharf. Er habe erneut China, einem der größten Verletzer von Menschenrechten, eine Plattform für Propaganda gegeben. «Der Rat sollte Regierungen und deren Vertreter, die Menschenrechte verletzen, zur Rechenschaft ziehen, wenn er auf der Weltbühne Rechtmäßigkeit und Glaubwürdigkeit darstellen will.»
Es gibt nach Schätzungen etwa zehn Millionen Uiguren in China. Sie sind ethnisch mit den Türken verwandt. In Xinjiang gab es jahrelang blutige Zwischenfälle. Uiguren und viele andere Minderheiten fühlen sich von den herrschenden Han-Chinesen unterdrückt und ausgebeutet. Die Regierung wirft uigurischen Gruppen Separatismus vor.