China und USA rüsten auf

Weltweite Militärausgaben steigen

Symbolbild. Foto: epa/Sascha Steinbach
Symbolbild. Foto: epa/Sascha Steinbach

STOCKHOLM (dpa) - Drohende Konflikte in vielen Regionen der Welt lassen die großen Staaten weiter aufrüsten. Nur Russland fällt aus der Reihe - doch das hat nach Ansicht von Friedensforschern andere Gründe.

Angesichts wachsender Spannungen auf der Welt wird derzeit so stark aufgerüstet wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Nach Daten des Friedensforschungsinstituts Sipri stiegen die Militärausgaben im vergangenen Jahr international leicht auf 1,74 Billionen US-Dollar (rund 1,43 Billionen Euro). Das untergrabe die Suche nach friedlichen Lösungen für Konflikte auf der ganzen Welt, warnten die Forscher.

Globaler Spitzenreiter sind die USA, die bereits 2016 nach Jahren sinkender Militärausgaben wieder mehr Geld in Rüstung investiert hatten. 2017 blieben diese Ausgaben laut Sipri zwar auf hohem Niveau konstant. Für 2018 würden aber erneut deutlich höhere Investitionen angepeilt, erklärte Sipri-Spezialistin Aude Fleurant. Die USA stockten nicht nur ihr militärisches Personal auf, sondern modernisierten konventionelle und nukleare Waffen.

Insgesamt investierten die USA im vergangenen Jahr 610 Milliarden Dollar in Rüstungsgüter - mehr als die sieben nächstgrößten Investoren zusammen. China, das seine Rüstungsausgaben seit mehr als zwei Jahrzehnten kontinuierlich steigert, schraubte die Investitionen um rund 5,5 Prozent auf geschätzte 228 Milliarden US-Dollar hoch. Experten gehen davon aus, dass Chinas Rüstungsausgaben tatsächlich deutlich höher sind, als die Regierung offiziell angibt.

Russland dagegen, bisher Nummer drei im weltweiten Vergleich, steckte zurück. Erstmals seit 1998 sanken die Militärausgaben - und zwar gleich kräftig um rund ein Fünftel auf nun 66 Milliarden Dollar. Die Sipri-Forscher sehen als Grund dafür nicht etwa einen Kurswechsel, sondern Russlands Wirtschaftskrise. «Die Modernisierung des Militärs bleibt eine Priorität in Russland, doch die wirtschaftlichen Probleme, die das Land seit 2014 erlebt, schränken das Rüstungsbudget ein», erklärte Sipri-Forscher Siemon Wezeman.

Insgesamt stiegen die Militärausgaben dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht zufolge im Mittleren Osten, in Afrika südlich der Sahara, in Südamerika, Zentral-, Süd- und Ostasien sowie in West- und Mitteleuropa. Hier wirke sich weiterhin die Angst vor einem Konflikt mit Russland aus. In Nordafrika, Mittelamerika, Australien und Osteuropa dagegen nahmen die Investitionen ab.

Vor allem Länder in Asien und im Mittleren Osten hätten zur Steigerung der Militärausgaben beigetragen, analysierte Wissenschaftler Nan Tian. «Auf globalem Level verlagern sich die Rüstungsausgaben klar weg von der Euro-Atlantik-Region.» Saudi-Arabien investierte nach Sipri-Schätzungen fast 70 Milliarden Dollar in sein Militär - trotz niedriger Ölpreise trieben die Konflikte in der Region die Ausgaben wieder nach oben.

Auch Deutschland gab 2017 so viel Geld für Waffen und Militär aus wie zuletzt vor fast zehn Jahren. Die Rüstungsausgaben stiegen um 3,5 Prozent auf 44,3 Milliarden US-Dollar (36,7 Milliarden Euro). Weltweit ist Deutschland nach Sipri-Daten damit das Land mit den neunthöchsten Rüstungsausgaben. Das Nato-Ziel zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts verfehlt Deutschland allerdings weiter deutlich.

Die Friedensforscher stützen sich in ihrer jährlichen Studie nicht nur auf offizielle Regierungsangaben zum Verteidigungsbudget, sondern berücksichtigen zahlreiche weitere Quellen. Darunter sind neben Statistiken von Zentralbanken und der Nato beispielsweise auch Antworten der Regierungen auf Umfragen etwa der Vereinten Nationen.

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Leserkommentare

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Jürgen Franke 03.05.18 18:17
Herr Auer, jeder bastelt sich sein Weltbild
so zusammen, wie er es gerne versteht und vor allem, wie es die Medien gerne wollen. Sich zu informieren ist für viele zu umständlich und vor allem peinlich, wenn man seine festgefügte Meinung ändern müsste. Man sucht jetzt nur noch krampfhaft einen Vorwand, um endlich gegen Rußland losschlagen zu können, denn die Medien haben die Menschen längst auf diesen Krieg vorbereitet.
Siegmund Scheller 02.05.18 20:44
Krim
Herr Pires,
Wisse Sie wirklich so wenig über die Entwicklung des Imperialismus von Amerika, Wieviel Militärbasen hat die USA wieviel hat die Rußland. Haben Sie nie gelernt in der Geschichte, Krim ist ein Militärhafen der Russen. Sollte nun Russland zusehen wie ein ehemals russischer Militärhafen der Nato in den Schoß fällt.. Es gab ein Versprechen zur Wiedervereinigung Deutschland Die Nato wird sich nicht nach Osten ausweiten. Vor Monaten wurden 3000 amerikanische Panzer in Polen stationiert. Der 3. Weltkrieg lässt grüßen!
Ernst Schwartz 02.05.18 18:34
Herr Pires
Die USA haben Milliarden ausgegeben, um in der Ukraine einen Machtwrchsel zu erreichen, der die Ukraine der Nato öffnet. Da ist es verständlich, dass Russland sich den Zugang zum Schwarzen Meer erhalten muss. Die Volksbefragung ergab 95% ja für die Abspaltung von der Ukraine, zurück zu Russland.
Ingo Kerp 02.05.18 18:30
Nach dem Motto: Frieden schaffen mit noch mehr Waffen.
Dracomir Pires 02.05.18 15:13
Zwei Fehler, Herr Schwarz
Israel ist kein "Kriegstreiber", sondern ist von lauter moslemischen Feinden umgeben und muss sich deshalb VERTEIDIGEN. Und Russland ist nicht aggressiv? Die Russen haben sich ganz nebenbei die Krim und den Donbass in der Ukraine unter den Nagel gerissen.
Ernst Schwartz 02.05.18 12:35
Drohende Konflikte?
Fast alles ist hergeredet durch die USA. Ist Russland aggressiv, eine militärische Gefahr für Europa? Was für ein Unsinn! Die USA stehen mit Raketen an der russischen Grenze. Stellt Euch vor, die Russen wären in Kanada. Die USA mit der Nato und Israel sind die Kriegstreiber. Wären die friedlich gesinnt, hätten wir beinahe keine drohenden Konflikte.