Taiwans Journalisten gesperrt

Foto: epa/Sandro Campardo
Foto: epa/Sandro Campardo

TAIPEH/GENF (dpa) - China blockiert nicht nur die Teilnahme Taiwans an der laufenden Weltgesundheitsversammlung (WHA) in Genf, sondern verhindert auch die Zulassung taiwanischer Journalisten.

Da die kommunistische Führung die demokratische Inselrepublik als Teil der Volksrepublik betrachtet, hatte Peking Druck auf die Organisatoren des jährlichen Treffens ausgeübt, um taiwanische Regierungsbeamte und Reporter nicht zu akkreditieren. Medienvertreter in Taiwans Hauptstadt Taipeh und Reporter ohne Grenzen übten am Mittwoch scharfe Kritik und forderten die Vereinten Nationen auf, ihre Entscheidung zu überdenken.

Es ist das dritte Jahr, in dem Taiwan nicht teilnehmen kann. Vorher genoss die Insel noch Beobachterstatus. Doch seit die chinakritische Präsidentin Tsai Ing-wen 2016 gewählt wurde, versucht Peking, Taiwan wieder stärker zu isolieren. Die Entscheidung, Taiwan nicht in dem Gesundheits- und Sicherheitsnetzwerk mitarbeiten zu lassen, stößt auf Unverständnis. Kritiker warnen, dass es Lücken im Kampf gegen die Ausbreitung von Krankheiten schaffen kann. Taiwan kämpft gerade gegen die Schweinegrippe, die von China eingeschleppt wird.

«Die Tatsache, dass taiwanischen Reportern, einschließlich denen der Central News Agency, der Zugang zu der Weltgesundheitsversammlung verweigert wird, verstärkt nur die Frustration der gesamten Gesellschaft in Taiwan», sagte Jenjey Chen, Chefredakteur der Nachrichtenagentur CNA der Deutschen Presse-Agentur. Der Vorsitzende der Vereinigung für Qualitätsjournalismus in Taiwan, Yuan-hui Hu, sagte, die Weltgesundheitsorganisation sollte Journalisten aus Taiwan vielmehr willkommen heißen, um Informationen über wichtige Gesundheits- und Medizinfragen zu verbreiten.

Mit seinem «Ein-China-Grundsatz» drängt China Taiwan auf der Weltbühne zunehmend ins Abseits. Wer Beziehungen mit Peking unterhält, darf Taiwan nicht diplomatisch anerkennen. Nur noch weniger als zwei Dutzend meist kleinere Staaten stehen hinter der Demokratie. Auch Deutschland unterhält in Taipeh keine Botschaft, sondern nur eine Repräsentanz. Die Führung in Peking droht sogar mit einer gewaltsamen Eroberung, weil sie Taiwan als «untrennbaren Teil» der Volksrepublik ansieht, obwohl die Insel nie dazu gehört hat.

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