SHANGHAI: Als Chimären werden Mischwesen bezeichnet. Einst gab es sie nur in der Mythologie. Mittlerweile lassen sie sich im Labor erzeugen.
Chinesische Forscher haben einen aus Zellen verschiedener Embryonen bestehenden Affen zur Welt kommen lassen. Es handle sich um die erste lebende Chimäre eines so großen Tieres, berichtet die Gruppe in der Fachzeitschrift «Cell». Vergleichbare Erfolge habe es zuvor nur bei Mäusen und Ratten gegeben. Das Affenbaby starb nach zehn Tagen.
Die Wissenschaftler um Zhen Liu vom Forschungszentrum Cebsit der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Shanghai erzeugten das Tier aus Stammzellen genetisch unterschiedlicher Embryonen derselben Art. Sie hoffen, dass gezielt hergestellte Affen-Chimären biomedizinische Untersuchungen erleichtern könnten. Die lebend zur Welt gekommene Chimäre sei ein Meilenstein. «Dies ist ein seit langem angestrebtes Ziel auf diesem Gebiet», sagte Zhen Liu.
Die Studie an Javaneraffen (Macaca fascicularis) liefere neue Erkenntnisse zu sogenannten pluripotenten Stammzellen bei Primaten, zu denen auch der Mensch gehört. Aus pluripotenten Stammzellen können sich alle Zellen im Körper entwickeln.
«Dies muss als grundlegender wissenschaftlicher Durchbruch betrachtet werden», erklärte Stefan Schlatt vom Universitätsklinikum Münster, der selbst nicht an der Studie beteiligt war, zu den Ergebnissen. «Gleichzeitig zeigt das Ergebnis, dass die Nachkommen ungesund sind und nicht mehr als ein paar Tage überleben können.»