«Chemischer Fußabdruck» in Alpenluft gemessen

Verbote wirken

Foto: epa/Lukas Barth-tuttas
Foto: epa/Lukas Barth-tuttas

MÜNCHEN (dpa) - Chemikalien in der reinen Luft der Alpen: Auch dort gibt es gefährliche Stoffe. Sie werden mit Luftströmungen weltweit verbreitet. Forschungen zeigen nun: Teils sorgen Verbote für Rückgänge, teils steigt die Konzentration sogar.

Schwer abbaubare Schadstoffe sind auch fernab von Industrie und Großstädten in entlegenen alpinen Gebieten nachweisbar. Verbote zeigen teils Wirkung, wie Luftmessungen deutscher und österreichischer Forscher an der Zugspitze und in den Hohen Tauern belegen. Pestizide wie etwa DDT gingen zurück, erläuterten die Wissenschaftler am Mittwoch in München bei der Vorstellung 15-jähriger Messungen. Die Daten zeigen aber auch, wie schwer die Ausbreitung langlebiger Stoffe oft in den Griff zu bekommen ist: Polychlorierte Biphenyle (PCB) nehmen nicht ab, obwohl sie seit den 1970er Jahren nicht mehr produziert werden.

Bei dem Projekt PureAlps waren an der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus an der Zugspitze (2650 Meter) und am Sonnblick Observatorium (3106 Meter) in Österreich seit 2005 rund hundert Schadstoffe untersucht worden. Sie entweichen aus Alltagsprodukten, bei industriellen Prozessen, Verbrennung oder Schädlingsbekämpfung und werden mit Luftströmungen weltweit verbreitet. 35 Prozent der untersuchten Schadstoffe in der Luft gingen signifikant zurück, bei vier Prozent wurden aber steigende Konzentrationen gemeldet.

«Die Alpen sind unser Frühwarnsystem für globale Schadstoffe», sagte Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler). In der Kälte - in der Arktis, der Antarktis, aber auch den Alpen - schlagen sich die Stoffe durch Kondensation besonders nieder.

Vor allem PCB, als Weichmacher und Flammschutzmittel beispielsweise in Fugendichtungsmassen älterer Gebäude enthalten, machen den Forschern weiter Sorgen. Obwohl seit langem verboten, schwankten die Messergebnisse - und zeigten für manche Verbindungen sogar Zunahmen. Das Insektenvernichtungsmittel Endosulfan sank hingegen nach dem Verbot in der EU und in der Stockholm-Konvention binnen 15 Jahren um 96 Prozent. Dass aber auch neue Stoffe nachgewiesen wurden, zeige, dass die vorsorgende Regelung für umweltrelevante Chemikalien noch nicht vollständig ausgereift sei, hieß es. Bei Flammschutzmitteln etwa gebe es Abnahmen nach Verboten, aber Zunahmen bei neuen Stoffen.

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