Chaos um Samuis Müllberg: Keiner traut sich ran

Die Müllberge auf der außer Kontrolle geratenen Deponie bei Hua Thanon sind so weit gewachsen, dass benachbarte Straßen und Grundstücke als Ersatzflächen zweckentfremdet wurden.
Die Müllberge auf der außer Kontrolle geratenen Deponie bei Hua Thanon sind so weit gewachsen, dass benachbarte Straßen und Grundstücke als Ersatzflächen zweckentfremdet wurden.

KOH SAMUI: Der Müllnotstand auf der Ferieninsel hat die obersten Behörden in Surat Thani und Bangkok alarmiert. Koh Samuis Bürgermeister wurde eine Sechsmonatsfrist gesetzt, das unkontrolliert wachsende Problem nachhaltig zu lösen.

Der FARANG-Bericht über die außer Kontrolle geratene Mülldeponie bei Hua Thanon hat mittlerweile auch thailändische Medien zu ausführlichen Berichten animiert. Mindestens 200.000 Tonnen illegal an der Deponie abgeworfener Müll müssen laut Angaben von Surat Thanis Gouverneur Chatpong Chatphum „zeitnah entsorgt werden“.

Von der Inselverwaltung Koh Samuis, dem Tesaban, wurde verlautbart, dass eiligst nach einem neuen Betreiber und Entsorger gesucht werde. Die zuvor verpflichtete Entsorgungsfirma habe diese Aufgabe nicht erfüllen können und sei nicht mehr auf Koh Samui tätig. Mit einem neuen Vertragspartner sei erst in etwa sechs Monaten eine Lösung erreichbar, so die Auskunft eines Sprechers. So viel Zeit will die Regionalregierung in Surat Thani der Inselverwaltung allerdings nicht mehr geben.

Wie sehr Bürgermeister Ramnate Jaikwang unter Druck geraten ist, verdeutlicht das Eingreifen des Nationalen Rates für Frieden und Ordnung (NCPO), dessen Chef Thailands Premierminister Prayuth Chan-ocha ist. Surat Thanis Gouverneur Charphum sagte, er sei gemäß des neuen Artikels 44 der Verfassung berechtigt, Koh Samuis Bürgermeister seines Amtes zu entheben, wenn dieser den lokalen Aufgaben nicht gewachsen ist.

Täglich fallen auf der drittgrößten Ferieninsel Thailands ca. 150 Tonnen Abfall an. Die bestehende Mülldeponie ist wegen einer irreparablen Verbrennungsanlage seit Jahren ausgewuchert und kann die Abfalllieferungen nicht mehr aufnehmen. Die Einlagerung des Mülls ist zudem unsachgemäß durchgeführt worden und hat erkennbar benachbarte Gebiete kontaminiert. Beschwerden von Anliegern und Obstbauern aus Hua Thanon und Ban Taling Ngan sind schriftlich an Premierminister Chan-ocha und den Nationalen Rat für Frieden und Ordnung gerichtet worden – nicht ohne Resonanz.

Als einzige Lösung wurde von Experten zunächst der Abbau bestehender Müllberge durch eine Spezialfirma anvisiert. In wasserdichten Containern muss in mühevoller Arbeit Abfall gesammelt und dann mit Fähren auf das Festland transportiert werden. Diese Arbeit könne Monate andauern, bestätigte Surat Thanis Gouverneur. Daher sei ein möglichst schneller Vertragsabschluss mit einem neuen und seriösen Entsorgungsunternehmen das erste Gebot. Danach müsse Koh Samuis Umweltpolitik insgesamt auf den Prüfstand.

Bürgermeister Ramnate Jaikwang, der als Chef der Inselverwaltung unmittelbar in die Kritik geraten ist, wurde mangelhaftes Management vorgeworfen. Seine Kritiker verschwiegen allerdings auch, dass bereits bei seinem Amtsantritt 2008 die Müllverbrennungsanlage defekt war. Schon damals sei die Deponie an ihre Grenzen gestoßen und Ramnate habe ein schwelendes Problem übernommen. Dennoch hält die Provinzregierung in Surat Thani an ihrem Vorwurf fest, dass die aktuelle bedrohliche Situation durch eine ungeschickte Verhandlungstaktik mit Entsorgungsfirmen befördert worden ist.

Dass Ende April 2015 die außer Kontrolle geratene Mülldeponie ohne Verwaltungsmitarbeiter und Kontrolleure sich selbst überlassen blieb, wird Koh Samuis Bürgermeister angekreidet. Er muss binnen einer Woche Stellung beziehen, wie er den Müllnotstand auf seiner Insel lösen will.

Quelle: Fotos: Gruber

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Klaus Seidel 12.06.17 20:05
Müllberg
Wie immer hier und überall. Den Letzten beißen die Hunde.
Jürgen Franke 30.04.15 16:24
Herr Keasling
es muss jedoch speziell für das Müllproblem eine Regelung gefunden werden, die lediglich die Touristen belasten und nicht die Thais. Der falsche Weg wäre es, alles teurer zu machen. Ich denke z.B. an einen Solidaritätsbeitrag, der, bereits bei der Landung auf dem Flughafen in einen separaten Topf fließt, aus dem dann die Müllentsorgung finanziert wird. Ich wohne zwar zufällig in einem Haus, das dem jetzigen Finanzminister gehört, sehe ihn aber normalerweise nur einmal im Jahr zur Mitgliederversammlung oder zufällig im Aufzug. Diese Forderungen können also nicht von mir, sondern müssen von den Bürgermeistern der Städte und Gemeinden kommen. Selbstverständlich nicht zu vergessen, muss das Thema im Schulunterricht Priorität haben, sonst funktioniert es nicht. Wäre auch nicht verkehrt, wenn die Damen und Herren der Botschaften dieses Thema, mit gebührender Vorsicht versteht sich, mal gelegentlich bei einem Geschäftsessen anschneiden würden.
Andreas Keasling 30.04.15 14:45
Ach Herr Franke -
danke dass Sie mich bestätigen. Nicht alle Thailand Besucher und Farangs sind Sextouristen. Danke dass Sie das anerkennen.

Aber wer seinen Wohnsitz in Sexhochburgen wählt, da liegt der Verdach doch sehr nahe.

Und ja, auch da gebe ich Ihnen Recht, für die Konsumgüter die diese Touristen und Farangs in Thailand nachfragen, sollten ein heftiger Aufpreis für die Entsorgung des Mülls eingeführt werden, das geschieht derzeit nicht, die Konsumartikel sind allesamt viel zu billig und enthalten die Entsorgung nicht. Da muss der Gesetzgeber ran, auch da gebe ich Ihnen Recht, nach Art44 hätte die Militärregierung jetzt die Chance dazu, nicht nur die Finanzierung, sondern auch die Müllentsorgung gesetzlich zu regeln und Abfallgebühren zu erlassen, so wie das in Deutschland üblich ist. 80-200 Euro pro Farang pro Jahr wäre angemessen und entspräche einem Betrag wie in Deutschlands Gegenden.
Jürgen Franke 29.04.15 16:18
Herr Schmid
alles richtig was Sie schreiben. Und eigentlich so einfach in der Realisierung. Es wird nur nicht umgesetzt, weil die Thais dazu leider mentalitätsbeding nicht in der Lage sind. Begriffe wie Ordnung und Sauberkeit sowie Umweltbewusstsein fließen nicht in die Erziehung mit ein. Es bedarf doch gar keiner Frage, dass die Touristen den Müll nicht in ihren Koffern mitgebracht haben, sondern ihn hier für viel Geld erworben haben. Also ist doch die Aufgabe des Verkäufers auch für die Entsorgung zu sorgen. Selbstverständlich werden diese Kosten auf die Touris umgelegt. Wem es zu teuer wird, muss zu Hause bleiben. Aber ich lasse mir doch nicht das Land vermüllen. Die Thais sind gefordert und nicht die Touristen.
Jürgen Franke 29.04.15 15:59
Herr Keasling
immer wieder schön zu lesen, wie Sie auf die "billigen Triebe der Sextouristen" hinweisen müssen. Die Triebe scheinen Sie ja sehr zu beschäftigen. Da man sich ja bei Ihnen beschwert hat, kennen Sie sich offensichtlich in diesem Milieu aus. Erlauben Sie mir aber trotzdem den Hinweis, dass nicht alle Thailand-Besucher Sextouristen sind. Ändert aber an Ihrer Einstellung sicherlich nichts.
Bernd Schmid 29.04.15 15:16
Müllgebühren al la Deutschland
Es bräuchte die "Grünen" in Thailand, die Müllvermeidung und Müllgebühren auf alle touristischen Artikel einführen. All diese Konsumgüter die es früher in Thailand nicht gabe und nicht zu Müll geführt haben sollten einen Obulus von 25 Cent pro Stück bezahlen müssen. Das fliest in einen Topf und daraus werden Müllverbrennungsanlagen bezahlt oder Redyclingfirmen gegründet.

Die Idee von Herbert Willi ist doch genau richtig, Pfand (wie es die Grünen in Deutschland eingeführt haben) auf Flaschen, aber nicht nur auf Flaschen, sondern alle Konsumartikel, und gut is.

Seitdem herrscht auch in Deutschland ruh und die Müllberge an den Strassenrändern in Deutschland sind verschwunden seit die Grünen das Dosenpfand eingeführt haben. Seitdem fliegen nur noch die pfandlosen Flaschen/Dosen und McDonalds Tüten durch die Gegend. An exponierten Stellen wo die Fernfahrer "hausen" auch viel Müll aus dem Ausland, wie Plastikcontainer, Plastikflschen und Tüten aus dem Ausland das dann an diesen exponierten STellen zu regelrechten Müllhalden aufwachsen. Wenn sie nicht von unseren verharzten wieder gesäubert würden.

Umweltschutz ist auch bei uns im Westen nicht in den Köpfen drin. Sonst würden wir die Erde ja nicht mit unserer Industrieproduktion schon zu einer einzigen großen giftigen Müllhalde verkommen lassen. Luft, Wasser, Boden, alles ist bereits vergiftet und muss aufwändig gesäubert werden, auch unser Trinkwasser, auch unsere Luft ist nicht rückstandsfrei und müllfrei.
Andreas Keasling 29.04.15 15:09
Müllbeseitigung?
Das wird den Sextouristen die hier ja möglichst billig ihren Trieben nachgehen wollen, aber nicht gefallen. Die beschweren sich ja JETZT SCHON, dass alles zu teuer wäre. Jetzt auch noch Müllgebühren zur Müllentsorgung des Mülls bezahlen den sie verursachen? Da drohen diese Ignoranten mit "wegbleiben".

Jürgen Franke 27.04.15 17:04
Achtung Herbert
ein ganz heikles Thema. Meinen "Senf" habe ich bereits um 10:14 dazu beigetragen. Grundsätzlich stimme ich Ihnen voll und ganz zu, warne aber schon vor den Stimmen der Ignoranten, die Ihnen gleich berichten werden, dass es beispielsweise im Isaan (gehört auch zu Thailand) gar keinen Müll gibt. Die noch nicht einmal das Wort Müll kennen. Und die anderen, die sich noch lebhaft daran erinnern, dass es in Deutschland noch vor kurzem auch nicht anders aussah wie in Koh Samui, bis die Grünen an die Macht kamen. Stichwort: Dosenpfand, den diese Flaschen erfunden haben. Dann erst ging es in Deutschland bergauf. Aber die Ursachen des Mülls liegen selbstverständlich bei den Touristen, die nicht etwa wegen der Schönheit des Landes eingeflogen sind, sondern wegen der Frauen, die man sich eben schön trinken muss. Und vielen anderen Genüssen, über die ich hier nicht berichten darf. Darum der viele Müll. Dass die Thais nicht in der Lage sind, das Problem in den Griff zu bekommen, haben Sie ausführlich beschrieben. Das Geld ist in Thailand für eine funktionierenden Infrastruktur reichlich vorhanden. Sie haben das mit "sensibilisiert" sehr vornehm ausgedrückt, was man mit Ordnung und Sauberkeit bezeichnet. Dazu kommt eben noch Disziplinlosigkeit. Viel Arbeit, auch in den Schulen.
Herbert Willi 27.04.15 13:16
Koh Samui Müllhalde
Dieses Problem der Entsorgung von Müll muss Grundsätzlich erstmal bei der Bevölkerung gelöst werden. Das Koh Samui bald im Müll versinkt ist an jeder Ecke feststellbar und solange die Bevölkerung nicht sensibilisiert wird den Müll nicht neben den Strassen und Natur zu entsorgen wird es unmöglich sein das Problem in den Griff zu bekommen. Natürlich muss erstmal eine gerechte Entsorgung von der Regierung gewährleisted sein, sowie das Einsammeln von Müll.Obwohl neue Fahrzeuge angeschaft wurden ist die Einsammlung unbefriedigend da viel zu kleine Kontainer vorhanden sind und die Müllsäcke einfach neben den Kontainern geworfen werden wo sie die vielen Streuhunde zerreissen um nach essbaren Abfälle zu suchen. Die Verbrennungsanlage ist seit Jahren Ausserbetrieb und hat auch nie richtig funktioniert da der Abfall viel zu nass war, da bei Regen die Abfallkübel voller Wasser waren.
Die Plastikflaschen Entsorgung könnte einfach gelöst werden mit einem Flaschenpfand von 5 THB und jede Verkaufstelle müsste die Flaschen zurücknehmen. Ich Garantiere dass innerhalb kurzer Zeit keine Petflaschen mehr in der Natur zu finden sind.
Jürgen Franke 27.04.15 10:14
Nee Herr Seidel
wenn der Bürgermeister das Problem nicht in den Griff bekommt, macht es eben das Militär. In der Vergangenheit haben die ja schon viel erreicht, effektvoll und medienwirksam "schwarz" Bauten, die zwar nicht störten, unter den schadenfrohen Blicken der Nachbarn, abgerissen. An der Surin Beach wurden alte Bäume gefällt, damit die Abrissfahrzeuge Platz hatten. Aber das sind eben Kollateralschäden, die hinzunehmen sind. Der Strand in Patong hat jetzt keine Liegen mehr. Dort liegt man jetzt auf Matten zu 200 Bath, die Liegen kosteten 100. Dauergäste wurden vergrault. Macht aber nichts, Hauptsache, die Mafia, oder was man davon hielt, wurde vertrieben. Aber die Jetskis blieben. Das Müllproblem wurde bisher von der Regierung immer geschickt umgangen. Jetzt wird sich zeigen, was sie drauf hat. Sie hat uneingeschränkte Macht.