«Carabinieri-Bande» sorgt für Empörung

Foto: epa/Guardia Di Finanza
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PIACENZA: Party-Orgien, Drogengeschäfte und Ohrfeigen bei Polizeiverhören: In Italien wächst die Empörung über eine «Carabinieri-Bande», die in Piacenza ihre Macht als Ordnungshüter für schwere Verbrechen missbraucht haben soll. Auf der Liste der Vorwürfe stehen mit Gewalt erpresste Geständnisse und Beteiligung am Drogenhandel. Sechs Beamte waren am Mittwoch festgenommen worden, weitere stehen unter Hausarrest. Ihre Station, die nach Medienberichten als Tatort auf Blutspuren untersucht wird, wurde geschlossen. Die Carabinieri-Spitze in der Stadt wurde ausgetauscht.

Inzwischen kommen viele pikante Details aus Justizakten ans Licht: Anführer der Carabinieri-Bande sei ein Mittdreißiger aus Neapel gewesen, heißt es in Berichten. Spitzname: Peppe. In einer Villa mit Pool habe er in der Corona-Phase Champagner-Partys gefeiert. Privat soll er mit brutalen Verhörmethoden geprahlt haben, etwa mit «zwei bis drei Ohrfeigen», bis das Blut lief, schrieb die Nachrichtenagentur Ansa. In der Arbeitszeit sollen die Beamten auswärts gegessen und getrunken - und kaum bezahlt haben. Es habe Feste mit Escort-Damen gegeben, schrieb der «Corriere della Sera».

Das Ziel der Truppe seien Verhaftungen um jeden Preis gewesen - auch damit Vorgesetzte ihnen freie Bahn ließen. Sie hätten gemeinsame Sache mit Drogenhändlern gemacht und Einnahmen geteilt. Während der Corona-Sperren hätten sie Dealern gegen Geld das Fortführen der Geschäfte ermöglicht - ein Punkt, den italienische Medien als besonders empörend herausstellten.

Die Ermittler anderer Einheiten kamen den Angaben nach an Details, weil sie eine Spionage-Software, einen Trojaner, auf das Handy des Hauptverdächtigen geschmuggelt hatten.

Verteidigungsminister Lorenzo Guerini, dem die Carabinieri unterstehen, sagte am Donnerstag in Rom, es sei «ein trauriger Moment für alle Carabinieri». Es dürfe aber kein Misstrauen gegen die Hüter des Gesetzes geschürt werden. Eine interne Untersuchung laufe.

Unterdessen wurde bekannt, dass die betroffene Dienststelle Levante 2018 eine interne Auszeichnung für ihr «bemerkenswertes Engagement» und den Einsatz gegen Drogenhandel erhalten hatte, wie Ansa schrieb.

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