Buchstaben-Butter und Pflug-Prothese

Attersee-Schau in Wien

Foto: Belvedere21.at
Foto: Belvedere21.at

WIEN (dpa) - Drei kleine Kinder baden in einem Berg aus Sahne: Das Werk mit dem Titel «Das Süßeste vom Süßen» des österreichischen Multi-Künstlers Christian Ludwig Attersee von 1966 erinnert an die Pop-Art. Sein ganz anderes «Attersteck» aus einem Löffel mit Schwamm und einer Gabel mit Bleistiftspitzen gehört wie der «Würfelbüstenhalter» zu den Attersee-Erfindungen. Und die «Dichtende Pflanzenfett-Margarine» (1965), schwarze genießbare Buchstaben sind in die Fettmasse gemengt, versucht, das Essen origineller zu machen.

Das Belvedere 21 in Wien hat rund 250 Werke Attersees vor allem aus den 1960er- und 1970er-Jahren zusammengetragen. Bis zum 18. August zeigt das Haus in der Schau «Attersee. Feuerstelle» ein vor Ideen sprühendes Schaffen. Rund 500 Einzelausstellungen des künstlerischen Einzelgängers waren bisher in Europa und den USA zu sehen.

Der heute 78-jährige Maler, Bühnenbildner und Musiker sei «singulärer Wegbereiter des souveränen Cross-Over zwischen Kunst und Lebensgestaltung», meinte Belvedere-Direktorin Stella Rollig am Donnerstag. Seine Motive sind immer wieder verwirrend und gewöhnungsbedürftig. In «Der Segelsport hilft den beinamputierten Mädchen beim Pflügen» (1972) ziehen dank segelunterstützter Pflug-Prothese zwei nackte Frauen eine Furche in einen Acker. «Meine liebsten Frauen waren in der Jugend beinamputierte Mannequins - das hat mich interessiert, weil ja eine Prothese auch ein Kleidungsstück ist», sagte der mehrfache österreichische Staatsmeister im Segeln dem «Kurier» (Donnerstag).

Von Attersee, dessen Künstlername an den gleichnamigen See in Österreich erinnert, stammen auch Motive für teils umstrittene Plakate. So war jüngst ein Werbeplakat für den Ski-Weltcup am Semmering kritisiert worden. Auf dem Poster war eine nackte Frau auf Skiern zu sehen, dazu aufgespießte Tierköpfe und ein Mond, der zwischen den Beinen der Frau gemalt ist. «Ich fühle mich da sehr missverstanden. Ich habe kein Plakat abgeliefert, sondern ein Kunstwerk», sagte Attersee.

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