Brite muss vor laufender Kamera den Wai machen

Weil er Überfall nur erfand: Polizei lässt ihn öffentlich Abbitte leisten

Schlagzeile der großen britischen Tageszeitung The Sun: Neben der Straftat selbst kritisierten Leser die öffentliche Vorführung ihres Landsmannes als Propaganda-Maßnahme der thailändischen Polizei.
Schlagzeile der großen britischen Tageszeitung The Sun: Neben der Straftat selbst kritisierten Leser die öffentliche Vorführung ihres Landsmannes als Propaganda-Maßnahme der thailändischen Polizei.

KOH SAMUI: Einen öffentlichkeitswirksamen Wiedergutmachungsauftritt hatte am 14. Juni ein britischer Tourist (35) in der Polizeistation Chaweng. Adesanya O. musste sich vor laufender Kamera vor der Presse und anwesenden Polizeibeamten für einen erfundenen Raubüberfall auf Koh Samui entschuldigen. Der Fall sorgt mittlerweile bis nach England für Schlagzeilen und erhitzt die Gemüter.

Eigentlich habe er nur einen Versicherungsbetrug begehen wollen, sagte der vorübergehend festgenommene Urlauber zu einem Angriff angeblicher Thais, die am 11. Juni seinen Rucksack und einen Laptop erbeutet hätten. Die drei Angreifer sollen ihm ein Messer an den Hals gehalten und ihn zur Übergabe seiner Wertsachen gezwungen haben – darunter ein teures Apple Mac Book.

Der einfallsreiche 35-jährige, der laut eigenen Angaben auf diese Weise seine Reiseversicherung schröpfen wollte, hatte allerdings nicht mit dem Misstrauen der Polizei auf Koh Samui gerechnet. Eine Gruppe von Sonderermittlern wertete alle Überwachungskamera am Hotel des Touristen sowie seiner Fahrtstrecke und dem mutmaßlichen Überfallort aus. Dabei wurden sie nicht nur stutzig, sie fanden schnell heraus, dass der Angriff so nicht habe stattgefunden haben können.

Mit aufwendig erstellten Ermittlungstafeln, darauf zahlreiche Fotos und Bilder der CCTV-Kameras, ließen sie das Lügengebäude des falschen Opfers schnell zusammenstürzen. Danach nahm der an sich kleine Fall groß Fahrt auf. Die Polizeiermittler entschieden sich, Adesanya O. vorzuführen und publikumswirksam seine Tat zu bereuen - und sich bei allen Thailändern zu entschuldigen.

Der Brite erfüllte den Wunsch folgsam und erklärte wunschgemäß, dass er mit seinen erfundenen Anschuldigungen gegen Thais und ihr Land deren Ansehen herabgesetzt habe. Die Auswirkungen seien für ihn nicht ersichtlich gewesen, sagte Adesanya O. und es tue ihm furchtbar leid, sein Gastland so in Misskredit gebracht zu haben.

Der Leiter der Touristenpolizei auf Koh Samui, Oberleutnant Varong Thapana, hatte die Festnahme des britischen Touristen durchgeführt und mit Hilfe der Kollegen der regulären Polizeikräfte entschied er sich, an Adesanya O. ein Exempel zu statuieren. Thapana erklärte bei der Pressekonferenz, dass Touristen sich mit falschen Angaben bei thailändischen Ermittlungsbehörden strafbar machten und entsprechende Konsequenzen unweigerlich folgen würden.

Der Brite muss sich in Thailand wegen Vortäuschung einer Straftat, Beschuldigung von unschuldigen Dritten sowie Versicherungsbetrug verantworten. Auf jeden Fall werde er, so Tourist-Police-Kommandant Varong Thapana, für weitere Besuche geblacklistet – das heißt mindestens fünf Jahre an einer Wiedereinreise gehindert.

In der britischen Öffentlichkeit hat der Fall seit gestern unterschiedliche Kommentare nach sich gezogen. Obwohl nach Berichten der Zeitungen The Sun und Express das Selbstverschulden als unstrittig bezeichnet wurde, waren viele Leser der Meinung, die öffentliche Vorführung eines Kleinkriminellen bei voller Namensnennung mit Fotos und Videos sei überzogen gewesen.

Gerade in Großbritannien wird Thailands Polizei- und Öffentlichkeitsarbeit nach diversen Gewalttaten an britischen Urlaubern sehr kritisch bewertet. Dieser Fall, so ein Kommentator, sei mehr propagandistisch als polizeilich professionell gehandhabt und ausgeschlachtet worden. Bei akuteren Fällen mit englischen Opfern auf Koh Tao und Koh Samui sei die Öffentlichkeitsarbeit deutlich bescheidener ausgefallen.

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