Brexit schadet Zuchtprogrammen 

​Für gefährdete Tiere

Foto: Pixabay/Doris Pecka
Foto: Pixabay/Doris Pecka

LONDON: Der Brexit schadet einem britischen Zeitungsbericht zufolge Zuchtprogrammen für gefährdete Tiere. Wegen der entstandenen Bürokratie könnten Zoos in Großbritannien nicht mehr gewohnt Tiere wie Wisente, Nashörner oder Affen mit Tierparks in der EU austauschen, schrieb die «Times» am Dienstag. Vor dem Brexit seien etwa 1400 Tiere zwischen britischen und EU-Zoos pro Jahr verschifft worden. Im vergangenen Jahr sei diese Zahl unter 200 gefallen. In einem offenen Brief forderten nun Dutzende Einrichtungen im Vereinigten Königreich den britischen Premierminister Rishi Sunak auf, das Problem zu lösen.

Großbritannien war vor genau drei Jahren - am 31. Januar 2020 - aus der EU ausgetreten und ist seit Januar 2021 auch nicht mehr Mitglied in der EU-Zollunion und dem Binnenmarkt. Zwar wurde durch ein in letzter Minute vereinbartes Abkommen der bilaterale Handel weitgehend gesichert. Allerdings kam es in einigen Branchen dennoch zu Zöllen - und manche Bereiche wurden bisher gar nicht abgedeckt. So gibt es noch immer keine grundsätzliche Vereinbarung für Tourneen von Musikern.

Seit dem Brexit müssen Tier-Spezialtransporteure nun sowohl in Großbritannien als auch in der EU zertifiziert werden, das treibt die Kosten hoch. Es sei einfacher, Tiere nach Australien oder in die USA zu senden als nach Frankreich, sagte Graeme Dick vom Durrell Zoo auf der Kanalinsel Jersey vor der französischen Küste. So habe es vor dem Brexit 1000 Pfund (1100 Euro) gekostet, einen Gibbon nach Frankreich zu bringen. Nun würden 8000 Pfund fällig, sagte Dick der «Times».

«Mit der Zunahme an Bürokratie ist es schwierig, die gleiche Anzahl von Tieren zu bewegen», sagte der zoologische Direktor des Londoner Zoos, Malcolm Fitzpatrick, dem Blatt. Die Situation schade gefährdeten Wildtieren und widerspreche den Zielen des Naturschutzabkommens von Montreal vom Dezember 2022.

Der Londoner Zoo verschickte vor dem Brexit 400 Tiere im Jahr, 2022 waren es nur 38. Weil es keine Vereinbarung zwischen der EU und Großbritannien gibt, verzögerte sich etwa der Transfer eines Goldenen Löwenäffchens, einer gefährdeten Affenart, um 17 Monate. Noch einen Monat länger dauerte der Export einer Giraffe nach Tschechien.

Andere Einrichtungen meldeten ähnliche Probleme. Um alle Formalien für ein Programm zur Wiederansiedlung für Wisente auszuhandeln, seien zehn Monate nötig gewesen, sagte Mark Habben von der Organisation Wildwood Trust. «Wir stecken mitten in einer Klima- und Aussterbekrise. Dennoch werden wir von Bürokratie behindert», sagte Habben. «Es ist lächerlich.»

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