Bolsonaro versteht Millionenhilfe als Affront

Foto: epa/Firefighters Acre
Foto: epa/Firefighters Acre

SÃO PAULO (dpa) - Die reichen Industrieländer bieten Brasilien Unterstützung im Kampf gegen die Waldbrände an, doch Präsident Bolsonaro versteht die Millionen als Affront. So mancher hält den Amazonas für Gemeingut, doch der rechte Staatschef pocht auf die Souveränität seines Landes.

Die brasilianische Regierung will selbst über die Verwendung der von den G7-Staaten zugesagten Hilfsgelder für den Kampf gegen die verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet entscheiden. «Das brasilianische Volk und die brasilianische Regierung entscheiden, wie die Mittel eingesetzt werden», sagte Umweltminister Ricardo Salles am Montag in São Paulo. «Auf jeden Fall ist Hilfe immer willkommen.»

Zuvor hatten die Industriestaaten beim G7-Gipfel in Biarritz eine Soforthilfe von 20 Millionen US-Dollar (rund 17,9 Millionen Euro) für den Kampf gegen die Feuer im Regenwald zugesagt. Die Mittel sind vor allem für die Bereitstellung von Löschflugzeugen bestimmt. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron hatte die Brände kurzfristig auf die Agenda des Treffens gesetzt.

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hatte sich darüber empört, dass die G7-Staaten sich in die inneren Angelegenheiten Brasiliens einmischten. «Wir können nicht hinnehmen, dass Präsident Macron unangebrachte Angriffe auf das Amazonasgebiet fährt und seine Absichten hinter einer "Allianz" der G7-Staaten zur "Rettung" des Amazonasgebiets versteckt, als ob wir eine Kolonie oder Niemandsland wären», schrieb der Staatschef am Montag auf Twitter.

Macron bezeichnete das Amazonasgebiet in Biarritz als «Gemeingut» und beschwor die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft für die Region. Weil der Amazonasregenwald große Mengen an CO2 binden kann, ist er für das globale Klima von entscheidender Bedeutung. «Der Respekt vor der Souveränität eines Landes ist das Mindeste, was man in einer zivilisierten Welt erwarten kann», schrieb Bolsonaro weiter.

In Brasilien wüten die schwersten Waldbrände seit Jahren. Seit Januar stieg die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach den jüngsten Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE um 78 Prozent auf mehr als 80.000 Brände. Betroffen waren meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Umweltschützer und indigene Gruppen werfen Brasiliens rechtem Präsidenten Bolsonaro vor, ein Klima geschaffen zu haben, in dem sich Farmer, Holzfäller und Goldgräber zu immer weiteren Rodungen ermutigt fühlen. So sollen Medienberichten zufolge Bauern im Bundesstaat Pará sich zu einem «Tag des Feuers» verabredet und große Waldflächen in Brand gesteckt haben.

«Es besteht der Verdacht auf eine orchestrierte Aktion. Es gibt den Verdacht, dass das von langer Hand geplant wurde», sagte Generalstaatsanwältin Raquel Dodge. Sie leitete strafrechtliche Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Brandstifter ein.

Der örtliche Bauernverband stritt eine koordinierte Brandrodung in der Region unterdessen ab. «Wenn es so etwas gegeben hat, war es ein Einzelfall. Wir wissen nichts von einer orchestrierten Aktion», sagte der Präsident des Verbands in Novo Progresso, Agamenon da Silva Menezes, der Nachrichtenagentur Agência Brasil. «Niemand will Brände, die außer Kontrolle geraten könnten. Das schadet allen.»

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