Brände halten Griechenland und Türkei weiter in Atem

Brände im Süden der Türkei. Foto: epa/Ali Balli
Brände im Süden der Türkei. Foto: epa/Ali Balli

ATHEN/ISTANBUL: Wohnhäuser, Flüchtlingslager, Gefängnisse - in Griechenland wird alles evakuiert, sobald das Feuer näher rückt. Am Freitag war den Flammen wegen starker Winde nicht beizukommen. Auch in der Türkei geht der Kampf gegen das Feuer weiter.

Für die zahlreichen Großbrände in Griechenland und der Türkei gibt es weiterhin keine Entwarnung. In der Nacht zum Samstag kämpften die Feuerwehrleute in beiden Ländern weiterhin gegen die Flammen. Immer wieder wurden Menschen aufgerufen, betroffene Regionen zu verlassen und sich in Sicherheit zu bringen.

Im Norden Athens loderten die Flammen in der Nacht zum Samstag entlang vieler Kilometer und tauchten den Nachthimmel feuerrot. Noch am Abend wurden Orte evakuiert und die Menschen in Hotels, bei Verwandten und Bekannten untergebracht. Auf der Insel Euböa mussten die rund 2000 Bewohner des Ortes Limni per Fähre evakuiert werden, weil der Landweg von den Flammen abgeschnitten war. Auch die Halbinsel Peloponnes, Kreta weit im Süden des Landes und Städte wie Grevena hoch im Norden sind von den seit Tagen nach langer Hitze und Trockenheit ausgebrochenen Bränden betroffen.

Am Samstag sollen dem griechischen Zivilschutz zufolge die ersten internationalen Helfer in Aktion treten. Erwartet werden bisher 16 israelische und 100 ukrainische Feuerwehrleute ebenso wie 82 Rettungskräfte und zwei Löschflugzeuge aus Frankreich. Aus Zypern kommen 40 Feuerwehrleute und zwei Flieger. Die Schweiz schickte drei Löschhelikopter, Schweden ist mit zwei Löschfliegern dabei, ebenso Rumänien mit 112 Feuerwehrleuten und 23 Fahrzeugen.

Deutschland hat bisher keine Hilfe in die gebeutelte Region geschickt - aktuell wird aber geprüft, ob ein Bundesland Einsatzkräfte der Feuerwehr nach Griechenland entsenden kann. Seit Beginn der Brände haben nach Angaben des Bundesinnenministeriums Griechenland, Albanien, Italien, Nordmazedonien und die Türkei über die EU Unterstützung angefragt. Die Bundesregierung sei zudem direkt um Hilfe gebeten worden. Gefragt worden sei jedoch überwiegend nach Löschflugzeugen, über die Deutschland nicht verfüge, sagte ein Ministeriumssprecher am Freitag.

Auch in der Türkei, in der besonders die Küstenregionen im Süden und Westen seit Tagen schwer betroffen sind, bedrohen Brände weiterhin zahlreiche Orte. Im westtürkischen Mugla kamen die Einsatzkräfte nicht zur Ruhe, im Bezirk Köycegiz wurden lokalen Behörden zufolge am Freitagabend die ersten Menschen in Sicherheit gebracht. Erneut mussten Feuerwehrkräfte ein Kraftwerk vor den Flammen schützen und brennbares Material wegschaffen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete.

Im südtürkischen Antalya hat sich die Lage inzwischen beruhigt. Dort haben die Brände jedoch große Zerstörung hinterlassen. Ganze Dörfer wurden in Asche gelegt. Die Katastrophenschutzbehörde Afad stellte Container als Notunterkünfte auf. Zugleich wächst die Wut auf die Regierung. Seit Beginn der Brände vergangene Woche wird immer wieder Kritik an deren Krisenmanagement laut.

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Bernd Wendland 08.08.21 17:20
Die Formulierung, dass die Brände die Länder "in Atem halten", ist insofern unfreiwillig komisch, als die dabei entstehenden Rauch- und Rußpartikel im Gegenteil die Atmung erheblich behindern können. Etwas seltsam mutet die Untätigkeit unserer famosen Bundesregierung angesichts dieser Katastrophe an, die zwar die Mittel hat, deutsche Soldaten etliche Jahre lang in völlig unsinnige Militärmissionen in mittelalterlich islamistisch anmutende "Räuberländer" wie Afghanistan und Mali zu entsenden, aber bei einer akuten Naturkatastrophe wie den Waldbränden, wo wirklich geholfen werden könnte, nicht eingreift. Ein paar Löschhubschrauber gibt es immerhin. Auch vermisse ich das Gezeter der "Grünen", wieviel CO2 freigesetzt wird, wenn weiterhin Flächen, mehrfach so groß wie der Bodensee, abfackeln. Auch von Claudia Roth, der großen Freundin der Türkei, kommt kein Aufruf, im Sinne des Klimas endlich Einsatzkräfte in die Krisengebiete zu entsenden. Wie unterschiedlich die brennenden Länder auf solche Szenarien vorbereitet sind, zeigt, dass Griechenland über 40 Löschflugzeuge verfügt und die Türkei über drei.