Bootsmigranten harren in überfülltem Camp auf Lampedusa aus

Eines der beiden Boote mit insgesamt 415 Migranten an Bord, in Lampedusa. Foto: epa/Ansa
Eines der beiden Boote mit insgesamt 415 Migranten an Bord, in Lampedusa. Foto: epa/Ansa

ROM: Etwa 1500 Bootsmigranten haben am Mittwoch in einem überfüllten Camp auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa ausgeharrt. Das Auffanglager ist nach italienischen Medienberichten nur für wenige hundert Bewohner ausgelegt. Sie gehörten großteils zu den über 2000 Männern, Frauen und Kindern, die seit dem Wochenende von der afrikanischen Küste nach Lampedusa gekommen waren. Ein Teil der Geflüchteten musste im Freien übernachten, hieß es.

Die Behörden planen eine Verlegung unter anderem auf Quarantäne-Schiffe. Doch starker Wind auf der Insel vor Tunesien, die offiziell zu Sizilien gehört, habe weitere Fortschritte verhindert, berichtete das Fernsehen am Mittwoch. Wegen der rauen See habe auch die Zahl der Boote abgenommen, die etwa aus Libyen einträfen.

Die Regierung in Rom ist bemüht, von anderen EU-Staaten eine Zusage für die Übernahme von Bootsmigranten zu bekommen. Bis zum Mittwochnachmittag hatte sich nach Angaben der EU-Kommission jedoch kein Land dazu bereit erklärt. Es gebe keine Neuigkeiten, hieß es auf Anfrage aus der Behörde. EU-Innenkommissarin Ylva Johansson hatte am Montag dazu aufgerufen, Italien zu helfen.

Das Thema stand auch auf der Tagesordnung bei Gesprächen, die Bundesaußenminister Heiko Maas am Mittwoch bei einem Treffen mit seinem italienischen Amtskollegen Luigi Di Maio in Rom führen wollte. «Wir sind grundsätzlich der Auffassung, dass man Italien nicht alleine lassen kann mit dieser Situation», hatte der SPD-Politiker am Dienstag zu Beginn des Besuchs gesagt. Maas erläuterte, dass Deutschland in der Vergangenheit Flüchtlinge aus Italien und Griechenland aufgenommen habe. «Wir werden auch innerhalb der Europäischen Union dafür werben, dass das andere auch tun.»

In Italien hat sich die Zahl der Migranten, die bis zum 12. Mai übers Mittelmeer kamen, im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdreifacht. Bis Mittwoch wurden über 13.000 Menschen registriert. Ankömmlinge müssen zunächst stets in eine Corona-Quarantäne. Besonders viele kamen aus Tunesien, Bangladesch und der Elfenbeinküste. Die Werte 2021 liegen in Italien jedoch noch weit unter denen aus der Flüchtlingskrise vor einigen Jahren.

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