Bombenterror - Einzige Kriegsherrin angegriffen

Afghanische Militärausbildung in Herat. Foto: epa/Jalil Rezayee
Afghanische Militärausbildung in Herat. Foto: epa/Jalil Rezayee

KABUL: Die USA wollen ihre Truppen aus Afghanistan noch in diesem Jahr abziehen. Doch vor Ort ist von einer Befriedung keine Spur.

An einem blutigen Wochenende sind in Afghanistan wieder Dutzende Menschen Opfer von Kämpfen und Bombenterror geworden. Alleine bei der Explosion einer Autobombe in der westlichen Provinzhauptstadt Ferus Kuh wurden nach Angaben der Provinzregierung mindestens 13 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Dabei wurden am Sonntag auch Wohnhäuser schwer beschädigt.

Kurz vor dem Anschlag in der Grenzregion zum Iran war der afghanische Chef des Versöhnungsrates, Abdullah Abdullah, nach Teheran gereist, um dort für die Unterstützung des afghanischen Friedensprozesses zu werben. Zuvor hatte der US-Sondergesandte Zalmay Khalilzad geklagt, Teheran wolle «die USA in einem nicht zu gewinnenden und teuren Krieg in Afghanistan» halten. Der frühere afghanische Geheimdienstchef Rahmatullah Nabil hatte dem schiitischen Iran unterstellt, enge Beziehungen zu den sunnitischen Taliban zu pflegen.

US-Präsident Donald Trump hatte jüngst einen vollständigen Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus Afghanistan bis Weihnachten angekündigt. Vor einem Monat hatte die afghanische Regierung mit den Taliban Friedensgespräche aufgenommen, die dies ermöglichen sollen. Allerdings hat das nicht zum Ende der Kampfhandlungen geführt.

In der Nordprovinz Baghlan rücken die Taliban derzeit gegen das Herrschaftsgebiet der einzigen Kriegsherrin des Landes vor. Seit Mittwoch nahmen die Islamisten mehrere Dörfer ein, wie Augenzeugen berichteten. Der Talibansprecher Sabiullah Mudschahid erklärte daraufhin, die Kommandantin Kaftar sei zu den Islamisten übergelaufen, doch die rund 70-Jährige bestritt dies.

Kaftar, die eigentlich Bibi Aischa Habibi heißt, beherrscht einen Teil des Bezirks Nahrin, der mittlerweile zum größten Teil unter Taliban-Kontrolle ist. Sie kämpfte bereits in den 1980er Jahren mit den Mudschaheddin gegen die Sowjetunion, verteidigte ihr Tal während des afghanischen Bürgerkriegs in den 1990er Jahren und kämpfte später gegen die Taliban. Viele Täler und abgeschiedene Gegenden Afghanistans werden noch heute von Kriegsherren und Milizen verteidigt, die mit der Zentralregierung in Kabul zusammenarbeiten.

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