Anschläge überschatten Friedensgespräche

Bild: Thai PBS
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PATTANI: Die Ramadan-Bombenanschläge in Thailands mehrheitlich muslimischem Süden am vergangenen Freitag (15. April 2022) werden die Friedensgespräche mit den Separatisten nicht zum Scheitern bringen, erklärte die Regierung am Sonntag, nachdem sich eine an den Gesprächen nicht beteiligte Rebellengruppe zu den Anschlägen bekannt hatte.

Bei zwei Bombenanschlägen wurden am vergangenen Freitag in der Provinz Pattani im tiefen Süden des Landes ein Dorfbewohner getötet und drei Polizeibeamte verletzt. Sie wurden von sogenannten „G5“-Kämpfern verübt, einer militanten Untergruppe der Patani United Liberation Organisation (PULO), bestätigte deren Präsident Kasturi Mahkota gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.

Die PULO wurde von den Gesprächen zwischen Bangkok und der Separatistengruppe Barisan Revolusi Nasional (BRN) ausgeschlossen, die vor zwei Wochen die Einstellung der Gewalt im Ramadan-Monat bis zum 14. Mai 2022 angekündigt hatte.

Bei den Kämpfen zwischen der Regierung und den Separatisten-Gruppen, die die Unabhängigkeit der malaiisch-muslimischen Provinzen Narathiwat, Yala, Pattani und Teilen von Songkhla anstreben, wurden seit 2004 mehr als 7.300 Menschen getötet. Das Gebiet war Teil des unabhängigen Sultanats Patani, das Siam 1909 durch einen Vertrag mit Großbritannien annektierte.

Verhandlungsführer der Regierung verurteilten die Gewalt am Sonntag, erklärten aber, dass das Waffenstillstandsabkommen mit der BRN in Kraft bleibe. Die Koordinatoren beider Seiten arbeiteten eng zusammen, um zu verhindern, dass andere die Gespräche stören, hieß es.

„Die Zusammenführung von Gruppen für den Friedensdialog ist eine interne Angelegenheit der anderen Partei, und das thailändische Team ist bereit und glücklich, mit allen Gruppen zu sprechen“, so die Regierungsdelegation. Die BRN lehnte eine Stellungnahme ab.

In den Friedensgesprächen wird nach einer politischen Lösung für den jahrzehntelangen Konflikt im Rahmen der Verfassung gesucht. Die Gespräche wurden seit ihrem Beginn im Jahr 2013 immer wieder unterbrochen. Die jüngste Runde begann im Jahr 2019.

Der PULO-Präsident sagte am Samstag gegenüber Reuters, dass „die Gespräche nicht umfassend genug sind und zu schnell verlaufen“. Die Separatisten-Gruppe lehne deshalb jede Vereinbarung ab, die die Möglichkeit der Abspaltung der Region vom mehrheitlich buddhistischen Thailand ausschließen würde, betonte Kasturi Mahkota.

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