Börsenstreit zwischen EU und Schweiz bislang ohne große Folgen

Foto: epa/Christian Beutler
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ZÜRICH (dpa) - Die EU-Maßnahmen gegen die Schweizer Börsen sind nach Angaben aus Zürich bislang verpufft. «Das Ende der Börsenäquivalenz hat für den Schweizer Finanzplatz bislang keine negativen Konsequenzen gehabt», sagte Joël Frey, Leiter Handelsausführung bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Das sei auf die Schweizer Gegenmaßnahmen zurückzuführen. «Die Maßnahmen funktionieren», sagte Frey der Deutschen Presse-Agentur.

Aus Ärger über das Schweizer Zögern beim Unterzeichnen eines über Jahre ausgehandelten neuen Partnerschaftsvertrags erkennt die EU die Schweizer Börsenregulierung seit dem 1. Juli nicht mehr als gleichwertig mit EU-Regeln an (Börsenäquivalenz). Damit können EU-Händler Schweizer Papiere, die auch in der EU gehandelt werden, nicht mehr an der Schweizer Börse handeln. Die Schweiz hat deshalb den Handel mit Schweizer Aktien in der EU unterbunden, um den EU-Händlern den Zugang zu Schweizer Börsen zu erhalten.

Die Börse SIX in Zürich verweist darauf, dass der Juli ferienbedingt ein schwacher Handelsmonat sei. Deshalb seien Vergleiche schwierig. Die Übersicht der Intraday-Handelsaktivitäten zeigte am Dienstag wie an den vergangenen Tagen ein Handelsvolumen, das praktisch identisch ist mit dem Durchschnitt der Handelstage des vergangenen Quartals.

«Der Handel mit Schweizer Blue Chips hat sich teilweise aus der EU nach Zürich verschoben», sagte Frey. Dies gehe zumindest aus dem nicht einsehbaren Auftragsbuch der Schweizer Börse (SwissAtMid) hervor. «Man hat im SwissAtMid in den ersten beiden Tagen deutliche Veränderungen gesehen, nicht aber im Gesamtmarkt», so Frey.

Er rechnet nicht mit größeren Problemen, auch, wenn die Maßnahmen für sechs oder zwölf Monate in Kraft bleiben. Nach Wahrnehmung der ZKB seien die Vorgänge auch bei Händlern im Ausland sehr gelassen hingenommen worden, sagte Frey. Rund 30 Prozent des Handels mit Schweizer Blue Chips - umsatzstarken Unternehmen - fand bislang in der EU statt. Es sei möglich, dass ein Teil des Handels langfristig an Handelsplätze außerhalb der EU oder der Schweiz abwandert, so Frey.

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Leserkommentare

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TheO Swisshai 16.07.19 23:26
@Jürgen Kesselheim / Die EU wollte der CH schaden
Die EU wollte mit dieser Massnahme der Schweiz Schaden zufügen und sie damit zwingen, den neuen Partnerschaftsvertrag zu unterzeichen. Erstens geht man nicht so um mit einem Partner, die Schweiz will der EU ja auch nicht schaden und zweitens vergisst die EU, dass in der Schweiz das Volk schlussendlich darüber entscheidet, ob der Vertrag umgesetzt wird oder eben nicht. Das ist doch das eigentliche Problem der EU. Im Gegensatz zu den meisten EU-Länder entscheidet das in der Schweiz das Volk und es nützt überhaupt nichts wenn nur die Regierung dem Vertrag zustimmt. Mit diesem Vorgehen hat es die EU aber beim Volk verspielt.
TheO Swisshai 11.07.19 03:34
@Jürgen Kesselheim / Abwarten
Sie mögen recht haben, ich bin auf diesem Gebiet nicht so bewandert, aber ich halte mich eh grundsätzlich lieber an Fakten als an Spekulationen. Ob die Prognose von Ihnen oder die des Herr Frey eintrifft, wird sich ja erst in einigen Monaten zeigen. Bis dahin bleibt uns nicht's anderes übrig als abzuwarten. ( Sorry, ich habe jetzt einfach mal angenommen, dass auch Sie nicht in die Zukunft blicken können ) ;-)
Jürgen Kesselheim 10.07.19 22:12
#Swisshai
Ich glaube nicht, daß sich die EU verspekuliert hat! Die Auswirkungen zeigen sich mittelfristig und nicht kurzfristig. Das weiß auch Herr Frey! Aber muß die Erwartungen der schweizer Wirtschaft (mittlere Betriebe) bei Laune halten. Die Großfinanz (Nestlé usw.) haben schon längst reagiert und sich ihre Standorte außerhalb der Schweiz zu nutze gemacht! So geht Weltwirtschaft!
TheO Swisshai 10.07.19 15:46
EU-Druckmittel Börsenäquivalenz
Ob sich die EU da ein wenig verspekuliert hat ? Jedenfall hatten sie wohl mehr erwartet.