Boeings Krise um 737-Max-Modell bremst Ryanair

Foto: epa/Toms Kalnins
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BERLIN (dpa) - Wegen der Unglücksmaschine 737 Max steckt Boeing in der Krise - und setzt damit auch Europas größtem Billigflieger zu. Um weiter zu wachsen, wartet Ryanair sehnsüchtig auf seine bestellten Flugzeuge. Der Konzern hat aber auch andere Wachstumspläne.

Die schwere Krise des Flugzeugbauers Boeing mit seinem Mittelstreckenjet Boeing 737 Max belastet weiterhin auch Europas größten Billigflieger Ryanair. «Wir haben eine Schwierigkeit - und die hat drei Buchstaben», sagte Unternehmenschef Michael O'Leary der «Wirtschaftswoche». Die irische Airline hätte bis zum kommenden Sommer 58 Maschinen bekommen sollen. «Dann ging das runter auf 30, dann 20, dann zehn und zuletzt vielleicht nur fünf. Eventuell bekommen wir die ersten Jets auch erst im Oktober 2020.»

Ryanair hatte 135 Exemplare des Mittelstreckenjets bestellt, doch nach zwei Abstürzen mit zusammen 346 Todesopfern bei anderen Fluggesellschaften darf der US-Konzern den Typ seit vergangenem März nicht mehr ausliefern. Schon gelieferte Jets dürfen weltweit nicht mehr abheben. Ryanair rechnet wegen des Flugverbots für die Boeing-Maschinen vom Typ 737 Max im kommenden Sommer mit weniger Passagieren. Über Schadenersatz wolle der Billigflieger mit Boeing erst reden, wenn Flugzeuge geliefert worden sein.

Sobald die Maschinen da seien, werde der Konzern weiter wachsen, sagte O'Leary. «Denn wir haben derzeit mehr verführerische Angebote von Flughäfen denn je.» In Zukunft auch Langstrecke zu fliegen, schloss der Konzernchef aus. Am Beispiel der norwegischen Billig-Airline Norwegian habe man gesehen, dass es nicht geht: «Norwegian hat den bestmöglichen Langstreckenbetrieb mit einem schlanken Betrieb, effizienten Flugzeugen und kleineren Airport. Trotzdem haben sie säckeweise Geld verloren.» Die Marktführer wie Lufthansa oder American Airlines hätten den Markt mit Sonderangeboten geflutet. Stattdessen setze O'Leary weiter darauf, neben Flügen auch andere Teile einer Reise wie etwa Hotelübernachtungen anzubieten.

Wachsende Umweltauflagen wie etwa die deutlich erhöhte Luftverkehrssteuer, die deutsche Staat ab dem 1. April 2020 verlangt, stellt die Branche vor weitere Herausforderungen. Um umweltfreundlicher zu werden, müsse man bei alternativen Treibstoffen vorankommen oder die Luftraumüberwachung verbessern, sagte der Ryanair-Chef. Weniger oder gar nicht zu fliegen, rette die Umwelt nicht, beim Fliegen gehe es nur um einen kleinen Anteil der Klimabelastung. Ein Flugverzicht bringt O'Leary zufolge zudem soziale Folgen mit sich: «Weniger Flug bedeutet mehr Armut in den vielen strukturschwachen Gegenden, wo Tourismus die wichtigste Einnahmequelle ist.»

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