Ernüchterndes Basketball-Jahr für Bayern - «Es ist schwer»

Innenansicht der Audi-Dome-Arena während des Euroleague-Basketballspiels. Foto: epa/Hilipp Guelland
Innenansicht der Audi-Dome-Arena während des Euroleague-Basketballspiels. Foto: epa/Hilipp Guelland

MÜNCHEN: Die Basketballer des FC Bayern müssen eine verlorene Saison aufarbeiten. In allen drei Wettbewerben enttäuschen die Münchner. Eine Diskussion empfindet Macher Marko Pesic als «respektlos».

Noch vor Sonnenuntergang packten die Basketballer des FC Bayern München im Quarantäne-Hotel ihre Koffer. Kapitän Danilo Barthel posierte in der Lobby neben dem Personal für ein letztes Foto, dann ging es für die Profis des tief gestürzten Branchenprimus per Teambus zu den Privatautos und zurück zu ihren Familien. Mit dem ersten Viertelfinal-Aus seit 2012 endete für den Titelverteidiger eine ernüchternde Saison voller Enttäuschungen, deren Aufarbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte.

Anders als Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der kurz nach der Schlusssirene des zweiten Duells mit den MHP Riesen Ludwigsburg von seinem Platz stürmte, kehrte Marko Pesic nach einer kurzen Phase des Sammelns auf die Tribüne zurück. Zu einer großen Generalkritik wollte der Geschäftsführer aber nicht ansetzen, stattdessen fällte er ein überraschend mildes Urteil. «Ich habe gesagt, dass die Mannschaften erfolgreich sein werden, die sich am besten an die ganzen neuen Bedingungen anpassen - das haben wir nicht so gut geschafft», konstatierte Pesic und wollte weder Spielern noch Trainerteam aufgrund der besonderen Umstände beim Meisterturnier ohne Zuschauer einen «Vorwurf» machen.

Eine Diskussion über die Zukunft von Trainer Oliver Kostic versuchte Pesic deshalb auch, vorerst zu ersticken («Das wäre respektlos»). Und doch müssen die Bayern ein sportlich verlorenes Jahr aufarbeiten. Im Pokal waren die Münchner bereits im Achtelfinale sensationell an Bonn gescheitert, auf internationalem Parkett als Vorletzter zum Zeitpunkt des Euroleague-Abbruchs weit von den eigenen Ansprüchen entfernt.

Und beim Bundesliga-Showdown ließ das Team von Kostic, der als früherer Assistent im Januar auf Dejan Radonjic gefolgt war, zu Beginn des Turniers den letzten Einsatz vermissen, fand nie dauerhaft den Rhythmus, präsentierte sich in eigener Halle überraschend nervenschwach und fast schon gelähmt. «Leider hatten wir wieder eine Schwächephase, in der wir als Mannschaft ein bisschen zerfallen sind und keine Antwort auf die Physis von Ludwigsburg hatten», sagte Barthel, der offensiv zu wenig Chancen unter dem Korb bekam.

Der ganz große Umbruch steht angesichts von mehr als zehn bestehenden Verträgen für die kommende Saison voraussichtlich nicht an. Über die Zukunft von Schlüsselspieler Barthel, dessen Kontrakt ausläuft, kündigte Pesic Gespräche an. «Sein Zuhause ist München, dann werden wir sehen», sagte der Manager. «Es gibt die Absprache, dass wir uns zusammensetzen, wenn das alles vorbei ist und wenn wir mehr wissen.» Auch bei Nationalspieler Maodo Lo endet der Vertrag, zudem müssen die Bayern die offene Personalfrage auf der Center-Position klären. Den Ausfall von Ex-NBA-Profi Greg Monroe für das Turnier konnten die Bayern nicht adäquat ersetzen.

Die Corona-Krise lähmt jedoch derzeit auch im Basketball viele Planungen. Wann die neue Saison beginnt, ist ungewiss - die Liga hofft darauf, zum Start bereits wieder zumindest vor einigen Zuschauern spielen zu können. «Es ist schwer. Wenn ich jetzt wüsste, wann wir wieder hundert Prozent der Kapazität in einer normalen Situation haben, wäre es für uns einfach. Die Situation haben wir aber nicht», sagte Pesic. «Deswegen macht es das kompliziert, mit Spielern und Trainern zu sprechen.»

Die neue Heimspielstätte mit Platz für 11.500 Zuschauer soll voraussichtlich 2022 fertig werden - so lange haben die Bayern-Basketballer mit ihren Ansprüchen aber keine Zeit für die Rückkehr an die nationale Spitze.

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