Bitte um Vergebung - Papst trifft erste Ureinwohner

Papst Franziskus wird von Vertretern der Kanadischen Ureinwohner begrüßt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche brach am Sonntag zu einer sechstägigen Reise nach Kanada auf. Foto: Johannes Neudecker/dpa
Papst Franziskus wird von Vertretern der Kanadischen Ureinwohner begrüßt. Das Oberhaupt der katholischen Kirche brach am Sonntag zu einer sechstägigen Reise nach Kanada auf. Foto: Johannes Neudecker/dpa

EDMONTON: Papst Franziskus ist auf seiner Reise mit der schrecklichen Vergangenheit seiner Kirche und dem Leid vieler Ureinwohner Kanadas konfrontiert. Sie fordern von ihm eine Entschuldigung in ihrem Land. Was wird Franziskus ihnen sagen?

Papst Franziskus ist zu seiner Büßer-Reise für die Vergehen in katholischen Internaten in der westkanadischen Stadt Edmonton angekommen. Das 85 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche will an diesem Montag (Ortszeit) Vertreter der kanadischen Ureinwohner in Maskwacis, südlich von Edmonton, treffen.

Für Franziskus wird es eine schwierige Reise. Die kanadischen Ureinwohner verlangen von ihm, sich für Missbrauch, Gewalt und Erniedrigung an indigenen Kindern zu entschuldigen, die Bedienstete und Kirchenmänner in einst von der katholischen Kirchen geführten Internaten begingen.

Die Missbrauchstaten geschahen über Jahrzehnte hinweg in staatlichen und von der Kirche geführten Einrichtungen. Kinder starben an den Folgen von Krankheiten, Hunger oder im Zusammenhang mit Missbrauch. Die Fälle erlangten international großes Aufsehen, als Experten vor etwas mehr als einem Jahr in der Nähe eines Internates anonyme Gräber von toten Kindern entdeckten.

In der indigenen Bevölkerung Kanadas ahnten Familienmitglieder jedoch schon lange, welches Schicksal ihre Verwandten einst in diesen Institutionen ereilte. Den teils von ihren Familien entrissenen Kindern sollte dort westliche Kultur beigebracht werden. Die Debatte über den Umgang mit den Ureinwohner-Kindern läuft in Kanada schon seit Jahren. Kritik gibt es an der Kirche wegen nicht angemessener Entschädigung für die Überlebenden.

Papst Franziskus kündigte vor seinem Abflug an, als Büßer in das flächenmäßig zweitgrößte Land der Welt mit rund 38 Millionen Einwohnern zu kommen. Auf dem Flug nach Edmonton sagte er am Sonntag, man müsse auf dieser Reise «aufmerksam» sein. Auf dem Weg vom Flughafen waren vereinzelt Menschen am Straßenrand, die auf den vorbeifahrenden Papst warteten. An einer Brücke hing aber auch ein Banner mit der Aufschrift «No to apology» (Nein zu einer Entschuldigung).

In Maskwacis will Franziskus am Montagvormittag (Ortszeit) an einem Friedhof der dortigen Pfarrei beten. In dem Ort mit rund 8000 Einwohnern sind verschiedene Ureinwohner-Gruppen beheimatet. Am späten Nachmittag (Ortszeit) will der Papst die Kirche Sacred Heart (Herz-Jesu) in Edmonton besuchen. Seit 1991 ist das katholische Gotteshaus auch eine Pfarrei für First Nations, Métis und Inuit. Es war das erste dieser Art in Kanada, in dem katholischer Glaube und die Kultur der Ureinwohner zusammenflossen. 2020 richtete ein Feuer in der Kirche großen Schaden an. Mittlerweile wurde das Gebäude rechtzeitig für den Papstbesuch saniert.

In Edmonton, der Hauptstadt der Provinz Alberta mit rund einer Million Einwohner, ist auch eine große ukrainische Diaspora beheimatet. Ob Franziskus, der zuletzt sagte, in die ukrainische Hauptstadt Kiew reisen zu wollen, Vertreter der Gemeinschaft treffen wird, ist offiziell jedoch nicht bekannt.

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