«Bild»: DDR-Staatssicherheit sammelte jahrelang Daten über Scholz

Bundeskanzler Olaf Scholz schaut während einer Sitzung des Deutschen Bundestages in Berlin zu. Foto: epa/Clemens Bilan
Bundeskanzler Olaf Scholz schaut während einer Sitzung des Deutschen Bundestages in Berlin zu. Foto: epa/Clemens Bilan

BERLIN: Die DDR-Staatssicherheit hat über den heutigen deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz in seiner Zeit als Juso-Politiker in den 1980er Jahren jahrelang Informationen gesammelt und Akten angelegt.

Das Bundesarchiv bestätigte am Donnerstag in Berlin auf Anfrage, dass es Scholz' Stasi-Akte der «Bild»-Zeitung übermittelt hat. Die Akte bezieht sich laut «Bild» sowohl auf Reisen in die DDR als auch auf Bespitzelung des Politikers und Rechtsanwalts in Hamburg.

Daraus gehe hervor, dass Scholz als stellvertretender Vorsitzender der Jungsozialisten auf Einladung der Freien Deutschen Jugend (FDJ) mehrmals in die DDR gereist sei, meldete die Zeitung. Die FDJ war die Jugendorganisation der in Ost-Berlin regierenden Kommunisten.

Bei der Einreise habe die geladene Delegation keinen Zwangsumtausch von D-Mark in Mark der DDR zum Kurs eins zu eins leisten müssen und ohne Zollkontrolle die Grenze passiert. Die DDR-Grenzer am Bahnhof Friedrichstraße hätten 1988 vorab eine Anweisung zur «höflichen Abfertigung» erhalten.

Daniela Münkel, Leiterin Forschung beim Stasi-Unterlagen-Archiv, sagte der Zeitung: «Für Delegationen westlicher Politiker, die vom Zentralrat der FDJ in die DDR eingeladen wurden, war die Hauptabteilung XX/2 der Stasi zuständig. Dies galt auch für die Reisen, die Olaf Scholz mit einer Gruppe von Jusos in den 80er Jahren in die DDR unternahm.»

Zugleich sei Scholz in Hamburg von der DDR-Auslandsspionage beobachtet worden, schreibt «Bild» weiter. West-Agenten der Stasi mit den Decknamen «Kugel», «Gustav»,«Giesbert», «Konrad», «Holm», «Heine» und «Udo» hätten zwischen 1978 und 1987 mindestens 19 Mal über Olaf Scholz und seine Juso-Tätigkeit in Hamburg berichtet. Allein der 1993 enttarnte DDR-Spion «Kugel» habe nach Angaben aus der elektronischen SIRA-Datenbank der Stasi-Hauptverwaltung Aufklärung mindestens zwölf Berichte mit Hinweisen auf Scholz geliefert.

«In den SIRA-Datensätzen, in denen Olaf Scholz und andere Mitglieder der Jusos namentlich genannt werden, geht es um Informationen zum Landesverband Hamburg der Jusos sowie den allgemeinen politischen Strömungen und Auseinandersetzungen innerhalb der Jusos auf Bundesebene in den 80er Jahren», sagte Münkel der Zeitung.

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